Vater Grandet hatte nun keine Anordnung mehr zu treffen; er zog also seine Uhr, und da er sah, daß ihm bis zum Frühstück noch eine halbe Stunde Zeit blieb, nahm er seinen Hut, ging und begrüßte seine Tochter und sagte zu ihr: »Willst du ein wenig mit mir auf meinen Wiesen am Loireufer spazierengehen? Ich habe dort zu tun.«
Eugénie holte ihren mit rosa Taft garnierten Strohhut, und Vater und Tochter schritten die gewundene Straße bis zum Platz hinunter.
»Wohin so früh am Morgen?« sagte der Notar Cruchot, der Grandet begegnete.
»Etwas anschauen«, erwiderte der Biedermann, der sich selbst von seinem Freund nicht aushorchen ließ.
Der Notar wußte aus Erfahrung: wenn Vater Grandet etwas anschauen ging, gab es immer etwas zu profitieren. Er begleitete ihn also.
»Kommen Sie, Cruchot«, sagte Grandet zum Notar. »Sie gehören zu meinen Freunden; ich werde Ihnen zeigen, daß es ein Unsinn ist, Pappeln in gute Erde zu setzen.«
»Sind denn die sechzigtausend Francs nichts, die Sie für Ihre Pappeln auf den Loirewiesen eingeheimst haben?« sagte der Notar Cruchot und riß seine blöden Augen auf. »Was Sie für Glück hatten! Da fällen Sie die Bäume gerade zu der Zeit, als in Nantes Mangel an weichem Holz ist, und verkaufen sie für dreißig Francs das Stück.«
Eugénie hörte zu, ohne zu ahnen, daß sie dem ernstesten Augenblick ihres Lebens nahe war und daß der Notar ein gebieterisches Verbot ihres Vaters auf sie herabzitieren würde.
Grandet war bei den prächtigen Wiesen, die er am Ufer der Loire besaß, angekommen. Dreißig Arbeiter waren hier beschäftigt, die bislang von den Pappeln besetzt gewesenen Erdlöcher aufzufüllen und zu ebnen.
»Sehen Sie nur, Cruchot, wieviel Platz eine Pappel beansprucht«, sagte Grandet zum Notar. »Jean«, rief er einem Arbeiter zu, »nimm einmal den Zollstock und miß das Loch nach allen Seiten aus!«
»Vier mal acht Fuß«, rief der Arbeiter, als er gemessen hatte.
»Zweiunddreißig Fuß Verlust«, sagte Grandet zu Cruchot.
»Ich hatte in dieser mittleren Reihe dreihundert Pappeln, nicht wahr? Also: dreihun . . hun . . hundert mal zweiunddrei . . drei . . dreißig Fu . . Fuß ver . . ver . . ver . . verschlangen mir fünfhundert Bund Heu; nehmen Sie zweimal das gleiche für die beiden Seitenreihen hinzu, macht fünfzehnhundert.«