Im Anjou bedeutet ›Frippe‹ im Volksmund jede Zutat zum Brot, angefangen von der auf die Brotschnitte aufgestrichenen Butter, der gewöhnlichen Zukost, bis zur allerfeinsten Zukost, der Pfirsichkonfitüre. Ihr alle, die ihr in eurer Kindheit die Zukost abgeschleckt und das Brot verachtungsvoll liegen gelassen habt, ihr werdet die Bedeutung dieses Wortes ganz ermessen können.
»Nein«, gab Grandet zur Antwort; »das ißt weder Zukost noch Brot. Die sind so zimperlich, diese Leute, wie junge Mädchen vor der Hochzeit.«
Nachdem er also das kärgliche Menü des Tages bestimmt hatte, wandte sich der Biedermann nach der Obstkammer. Nun aber trat Nanon ihm in den Weg und sagte: »Monsieur, geben Sie mir doch Mehl und Butter, ich werde den Kindern einen Kuchen backen.«
»Du scheinst für meinen Neffen das ganze Haus ausplündern zu wollen?«
»Ich habe an Ihren Neffen nicht mehr gedacht als an Ihren Hund, nicht mehr, als Sie selber an ihn denken . . . Da haben Sie mir wahrhaftig nur sechs Stück Zucker gegeben; ich brauche acht!«
»Nun höre, Nanon! So habe ich dich ja noch nie gesehen! Was fällt dir denn ein? Bist du der Herr hier? Du bekommst nicht mehr als sechs Stück Zucker.«
»Und womit soll denn Ihr Neffe seinen Kaffee süßen?«
»Mit zwei Stückchen; ich selbst werde keinen nehmen.«
»Sie wollen keinen Zucker nehmen? In Ihrem Alter! Lieber möchte ich Ihnen aus eigener Tasche welchen kaufen!«
»Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!«
Trotz des niedrigen Preises für Zucker war letzterer in den Augen des Böttchers die kostbarste der Kolonialwaren; für ihn kostete das Pfund immer noch sechs Francs. Die Notwendigkeit, sparsam damit umzugehen, die zur Zeit des Kaiserreichs geboten gewesen war, war ihm zur bleibenden Gewohnheit geworden.
Alle Frauen, selbst die einfältigsten, wissen eine List, um ihr Ziel zu erreichen. Nanon ließ die Sache mit dem Zucker fallen, um den Brotkuchen zu erlangen.
»Mademoiselle«, rief sie durchs Fenster, »Sie möchten doch gern einen Brotkuchen haben?«