»Mama«, sagte sie, »der Cousin wird den üblen Geruch eines Talglichtes nicht aushalten; wollen wir nicht eine Wachskerze kaufen? . . .«
Leicht und heiter wie ein kleiner Vogel eilte sie in ihr Zimmer, holte ihre Geldbörse und entnahm derselben das Hundertsousstück, das sie für diesen Monat als Taschengeld erhalten hatte.
»Hier, Nanon«, sagte sie, »beeile dich!«
»Aber was wird dein Vater sagen?« Diesen schrecklichen Einwurf wagte Madame Grandet endlich, als ihre Tochter mit einer kostbaren Zuckerdose aus Sèvres herbeikam, die Grandet von Froidfond mitgebracht hatte. »Und wo willst du denn Zucker hernehmen? Bist du toll?«
»O Mama, Nanon kann ja außer der Kerze auch etwas Zucker kaufen.«
»Aber dein Vater?«
»Sollte er seinem Neffen nicht gestatten, ein Glas Zuckerwasser zu trinken? Übrigens wird er es gar nicht bemerken.«
»Dein Vater sieht alles«, sagte Madame Grandet kopfschüttelnd. Nanon zögerte, sie kannte ihren Herrn.
»So geh doch, Nanon – da heute mein Geburtstag ist.«
Nanon ließ ein breites Lachen hören und gehorchte, denn das war der erste Scherz, den ihre junge Herrin jemals gemacht hatte.
Während Eugénie und ihre Mutter derart beschäftigt waren, das von Monsieur Grandet seinem Neffen angewiesene Zimmer herzurichten, fühlte sich Charles als der Gegenstand der Aufmerksamkeit von Madame des Grassins; sie kokettierte mit ihm.
Sie warf ihm einen koketten Blick zu, den Blick der Provinzlerin, der soviel Sprödigkeit und zögernde Begier enthält, wie der Blick des Mönchs, dem jede Freude als Raub oder Sünde erscheint.