»Bonjour, Grandet«, sagte er, dem Weinbauer die Hand reichend. Sein Ton hatte eine Überlegenheit, die die Cruchots ganz vernichtete. »Mademoiselle«, wandte er sich an Eugénie, nachdem er Madame Grandet begrüßt hatte, »Sie sind immer schön und klug – ich weiß wahrhaftig nicht, was man Ihnen wünschen kann.«
Dann überreichte er ihr ein kleines Kästchen, das sein Diener ihm nachgetragen hatte und das eine ›Bruyère du Cap‹ enthielt, eine erst unlängst in Europa eingeführte und sehr seltene Blume.
Madame des Grassins umarmte Eugénie innig, drückte ihr die Hand und sagte: »Adolphe hat es übernommen, Ihnen mein kleines Geschenk zu überreichen.«
Adolphe war ein großer, blonder junger Mann, etwas bleich und schwächlich, von guten Manieren und schüchternem Auftreten; immerhin hatte er es fertiggebracht, in Paris als Student der Rechte acht- bis zehntausend Francs mehr auszugeben, als sein Wechsel betrug.
Er trat auf Eugénie zu, küßte sie auf beide Wangen und übergab ihr ein Nähkästchen, dessen sämtliche Utensilien aus vergoldetem Silber waren; im übrigen waren sie herzlich minderwertig, trotz des auf das Schloßblech eingravierten Monogramms E G, das dem Ganzen den Eindruck einer gewissen Solidität verlieh.
Eugénie öffnete das Kästchen und empfand beim Anblick seines funkelnden Inhalts eine so innige Freude, daß sie wie ein ganz junges Mädchen errötete und erbebte. Sie blickte ihren Vater an, als wollte sie fragen, ob er ihr die Annahme dieses so kostbaren Geschenks gestattete, und Monsieur Grandet sagte ein »Nimm, meine Tochter!«, dessen Betonung einem Schauspieler zur Ehre gereicht haben würde.
Die drei Cruchots sahen verblüfft, welch leuchtenden Blick die Erbin, der solche Reichtümer unerhört schienen, dem bescheidenen Adolphe spendete.
Monsieur des Grassins bot Grandet eine Prise an, nahm selbst auch eine, schüttelte dann die Körnchen vom Ordensbändchen der Ehrenlegion, das das Knopfloch seines blauen Rockes zierte, und blickte auf die Cruchots, als wollte er sagen: ›Nun pariert einmal diesen Stoß.‹