»Ist Ihre Weinlese beendet?« wandte sich der Präsident de Bonfons an Grandet.
»Überall!« sagte der alte Weinbauer, indem er sich erhob und im Zimmer auf und ab zu schreiten begann. Und er reckte die Brust mit einem Selbstbewußtsein, das trefflich zu dem dünkelhaften Tonfall seines »Überall« paßte.
Da gewahrte er durch die offene Flurtür, die in die Küche führte, die Große Nanon, die beim Herdfeuer saß, ein Licht neben sich hatte und spann. Sie hatte sich hierher zurückgezogen, um die Festgesellschaft nicht zu stören.
»Nanon«, rief er, in den Flur hinaustretend, »willst du wohl dein Feuer ausmachen und dein Licht und sofort zu uns kommen! Der Saal ist wahrhaftig groß genug für uns alle!«
»Aber, Monsieur, Sie bekommen vornehme Gäste.«
»Bist du ihrer nicht ebenbürtig? Sie stammen alle von Adam ab, gerade wie du.«
Grandet trat zum Präsidenten zurück und fragte: »Haben Sie Ihre Ernte verkauft?«
»Nein, nein! Ich behalte sie. Ist der Wein heuer gut, so wird er in zwei Jahren noch besser sein. Sie wissen es ja: die Weingutsbesitzer haben sich geschworen, nicht von den einmal geforderten Preisen abzuweichen; diesmal werden die Belgier nicht den Sieg davontragen! Wenn sie unsern Wein brauchen, werden sie wiederkommen.«
»Ja; aber halten wir uns wacker«, sagte Grandet in einem Ton, der den Präsidenten erbeben machte.
›Sollte er schon in Unterhandlungen stehen?‹ fragte sich Cruchot im stillen.
In diesem Augenblick verkündete der Hammerschlag des Türklopfers die Ankunft der Familie des Grassins; ihr Eintritt beendete das Gespräch, das sich soeben zwischen Madame Grandet und dem Abbé entsponnen hatte.