»Sie hat recht«, bemerkte Madame Grandet; »du hättest sie schon lange in Ordnung bringen sollen. Gestern hätte Eugénie sich fast den Fuß verstaucht.«
»Halt«, sagte Grandet, als er sah, daß Nanon ganz blaß war, »da heute Eugénies Geburtstag ist und du dir Schaden getan hast, sollst du ein Gläschen Likör bekommen; das wird dir gut tun.«
»Ja, das hab ich diesmal redlich verdient«, sagte Nanon.
»Manch einem andern wäre wohl die Flasche in Scherben gegangen; aber ich hielt sie in die Höhe und hätte mir lieber den Arm gebrochen.«
»Die arme Nanon«, sagte Grandet, als er ihr den Likör einschenkte.
»Hast du dir weh getan?« fragte Eugénie, sie aufmerksam betrachtend.
»Nein, ich habe mich auf den Hintern gesetzt.«
»Na«, sagte Grandet, »weil also Eugénies Geburtstag ist, so will ich euch eure Treppenstufe ausbessern; ihr versteht eben alle nicht, den Fuß in der Ecke aufzusetzen, dort, wo sie noch fest ist.«
Grandet nahm das Licht, ließ Frau, Tochter und Magd bei der spärlichen Beleuchtung des Kaminfeuers zurück und ging in das Backhaus, um Bretter, Nägel und Werkzeug zu holen.
»Sollen wir Ihnen helfen?« rief Nanon, als sie ihn auf der Treppe hämmern hörte.
»Nein, nein! Darauf versteh ich mich allein«, erwiderte der frühere Böttchermeister.
Gerade jetzt, als Grandet eigenhändig seine morsche Treppe reparierte und in Erinnerung an seine Jugendzeit aus vollem Halse dazu pfiff, pochten die drei Cruchots ans Tor.
»Sind Sie es, Monsieur Cruchot?« fragte Nanon, durchs Gitterfensterchen blickend.
»Ja!« erwiderte der Präsident.
Nanon öffnete die Tür. Der Widerschein des Kaminfeuers, der durch die Halle irrte, erlaubte den drei Cruchots, den Eingang zum Saal zu überblicken.
»Ah! Sie sind Festbesucher«, sagte Nanon, die die Blumen roch.