Dieser geheime Kampf zwischen den Cruchots und den Grassins, dessen Gegenstand die Hand Eugénie Grandets war, interessierte die verschiedenen Kreise von Saumur leidenschaftlich. Wen würde Mademoiselle Grandet nehmen, den Präsidenten oder Monsieur Adolphe des Grassins? Die einen meinten, Grandet gebe seine Tochter weder diesem noch jenem. Sie sagten, der alte, von Ehrgeiz geplagte Böttcher suche als Schwiegersohn irgendeinen Pair von Frankreich, dem dreihunderttausend Francs Rente wohl genügen würden, um alle früheren, gegenwärtigen und zukünftigen Fässer der Grandets mit in Kauf zu nehmen. Andere erwiderten hierauf, daß Monsieur und Madame des Grassins von Adel und sehr wohlhabend seien, und daß Adolphe ein recht gesitteter Kavalier sei, und falls sie nicht etwa einen Neffen des Papstes bei der Hand hätten, so müsse eine so vorteilhafte Verbindung solchen Leuten aus dem Volk recht annehmbar erscheinen – einem Mann wie Grandet, den ganz Saumur mit dem Böttcherbeil in der Hand gekannt und der seinerzeit die Jakobinermütze getragen habe. Dann machten wieder andere darauf aufmerksam, daß Monsieur Cruchot de Bonfons jederzeit Zutritt zum Hause habe, während sein Rivale nur des Sonntags empfangen werde. Diese hier behaupteten, daß Madame des Grassins den Damen des Hauses Grandet näher stehe als die Cruchots und sie daher leicht derart beeinflussen könne, daß ihr früher oder später der Erfolg sicher sei; jene da entgegneten, daß der Abbé Cruchot der einschmeichelndste Mensch von der Welt sei und daß – da Weib gegen Pfaff fechte – die Parteien also gleich stark seien. »Die Kämpen sind einander ebenbürtig«, sagte ein geistreicher Kopf von Saumur.
Die Alten im Ländchen aber, die mehr wußten, versicherten, die Grandets seien viel zu klug, um ihr Vermögen aus der Familie zu geben; Mademoiselle Eugénie Grandet aus Saumur werde dem Sohn des Monsieur Grandet in Paris, dem Sohn des reichen Weingroßhändlers, vermählt werden. Darauf erwiderten die Cruchotaner und die Grassinisten: »Zunächst haben die beiden Brüder einander seit dreißig Jahren kaum zweimal gesehen, und ferner hat Monsieur Grandet in Paris hohe Absichten mit seinem Sohn. Er ist Bezirksvorsteher, Deputierter, Oberst der Nationalgarde, Tribunal- und Handelsrichter. Er verleugnet die Grandets in Saumur und hofft, sich durch die Gnade Napoleons mit irgendeiner herzoglichen Familie liieren zu können.«
Was erzählt man nicht alles von einer Erbin, von der man an zwanzig Orten in der Runde spricht – und sogar in den Postkutschen von Angers bis Blois!