Seine Kleidung war jahraus jahrein die gleiche – heute genauso wie im Jahre 1791. Er trug feste, mit Lederriemen verschnürte Schuhe und stets wollene Strümpfe, eine Kniehose aus grobem, kastanienbraunem Tuch mit Silberschnallen, eine gelb- und braungestreifte Samtweste, einen weiten braunen Rock mit langen Schößen, eine schwarze Krawatte und einen Quäkerhut. Seine überaus dauerhaften Handschuhe behielt er stets zwanzig Monate in Gebrauch, und um sie sauber zu erhalten, legte er sie – immer mit derselben Geste – auf immer dieselbe Stelle seiner Hutkrempe nieder. Weiteres über seine Persönlichkeit wußte man nicht in Saumur.
Sechs Menschen nur hatten Zutritt zu seinem Hause. Der Angesehenste der ersten drei war der Neffe von Monsieur Cruchot. Seit seiner Ernennung zum Gerichtspräsidenten erster Instanz von Saumur hatte dieser junge Mann dem Namen Cruchot noch den Namen Bonfons angefügt und war nun bestrebt, Bonfons über Cruchot triumphieren zu lassen. Schon unterzeichnete er sich Cruchot de Bonfons. Der Prozessierende, der unerfahren genug war, ihn »Monsieur Cruchot« anzureden, konnte sich beim Termin bald von seiner Ungehörigkeit überzeugen. Dieser Beamte protegierte alle, die ihn »Monsieur le Président« titulierten, aber mit seinem liebenswürdigsten Lächeln begnadete er die Schmeichler, die ihn »Monsieur de Bonfons« anredeten.
Der Präsident war dreiunddreißig Jahre alt; er besaß den Landsitz de Bonfons, der ihm siebentausend Francs Rente brachte. Er war der zukünftige Erbe seiner beiden Onkel, des Notars und des Abbé Cruchot, Großwürdenträger des Domkapitels von Saint-Martin in Tours, die alle beide für ziemlich reich galten.
Diese drei Cruchots bildeten mit ihrem stattlichen Verwandtenanhang – sie hatten Familienbeziehungen zu zwanzig Häusern der Stadt – eine Partei, etwa wie ehemals die Medicis in Florenz; und wie die Medicis, so hatten auch die Cruchots ihre Pazzi.
Madame des Grassins, Mutter eines dreiundzwanzigjährigen Sohnes, besuchte Madame Grandet sehr eifrig; sie hoffte, ihren lieben Adolphe mit Mademoiselle Eugénie zu verheiraten. Monsieur des Grassins, der Bankier, unterstützte die Manöver seiner Frau durch allerlei kleine Dienste, die er dem alten Geizhals erwies, und wußte stets zur rechten Zeit auf dem Schlachtfeld zu erscheinen. Natürlich hatten auch die drei des Grassins ihre Anhänger, ihre Vettern, ihre treuen Verbündeten.