Die Manieren Grandets waren sehr einfach. Er sprach wenig und drückte seine Gedanken gewöhnlich in kleinen gezierten Sätzen aus; er sprach mit leiser Stimme. Seit der Revolution, als er begann, die Blicke auf sich zu lenken, stotterte der Gute ganz erbärmlich, sobald er lange zu reden hatte oder ein Gespräch in Gang halten mußte. Dies zeitweise Stottern, das Unzusammenhängende seiner Rede, die Flut der Worte, in der er den Gedanken ertränkte, sein ersichtlicher Mangel an Logik, den man einer schlechten Erziehung zuschrieb – all das war erkünstelt und wird in dieser Erzählung durch einige Begebenheiten noch aufgeklärt werden. Im übrigen hatte er vier Redensarten, die – exakt wie algebraische Formeln – ihm dazu dienten, allen Schwierigkeiten in Handel und Wandel zu begegnen: »Ich weiß nicht, ich kann nicht, ich will nicht, wir werden sehen.« Er sagte niemals »ja« oder »nein« und gab nie eine Unterschrift. Sprach man mit ihm, so hörte er kaltblütig zu – immer in derselben Stellung: er stützte das Kinn in die rechte Hand und stemmte den rechten Ellbogen auf den linken Handrücken; so hörte er zu und bildete sich von allem eine bestimmte Ansicht, von der er nicht mehr abzubringen war. Er bedachte den geringfügigsten Handel lange und gründlich. Wenn sein Gegner ihm, nach eingehendem Gespräch, das Geheimnis seiner Forderung preisgegeben hatte, im Glauben, ihn nun fest zu haben, so erwiderte er ihm: »Ich kann nichts abmachen, ohne mit meiner Frau Rücksprache genommen zu haben.«
Seine Frau, die er sich bis zur Erniedrigung unterworfen hatte, war in Geschäften sein allerbequemster Windschirm. Er besuchte niemanden und liebte es nicht, Einladungen ergehen zu lassen, noch solchen Folge zu leisten. Er war niemals lärmend; er schien alles auf das Notwendige beschränken zu wollen, sogar seine Bewegungen. Auch bei anderen brachte er niemals etwas in Unordnung, einen so ausgeprägten Respekt hatte er vor dem Eigentum des einzelnen.
Doch trotz der Sanftheit seiner Stimme, trotz der Bedachtsamkeit seines Gebarens war seine Sprache, sein ganzes Wesen aufdringlich – besonders zu Hause, wo er sich weniger beherrschte als überall draußen.
Grandet war ein Mann von fünf Fuß, untersetzt, vierschrötig, mit Waden von zwölf Zoll Umfang, knotigen Knien und breiten Schultern. Sein Gesicht war rund, lederbraun und pockennarbig; sein Kinn war gerade, seine Lippen waren dünn und ohne Schwung, seine Zähne weiß; seine Augen hatten den kalten, vernichtenden Blick, den der Volksmund dem Basilisken gibt; seiner mit vielen Querfalten durchfurchten Stirn fehlten nicht die charakteristischen Höcker; seine gelblichen, teilweise ergrauenden Haare waren wie Silber und Gold – so sagten einige junge Leute, die nicht wußten, was es auf sich hatte, über Monsieur Grandet zu scherzen. Auf seiner dicken Nase balancierte eine rotgeäderte Geschwulst, von der die Rede ging, daß sie recht maliziös sein könne.