Die Bewohner von Saumur waren wenig revolutionär gesinnt, daher erschien ihnen der Vater Grandet als ein kühner Mann, ein Republikaner, ein Patriot – als ein Geist, der den neuen Anschauungen huldigte, wohingegen der Böttchermeister nur mit den Weinbergen liebäugelte. Er wurde in die Distriktverwaltung gewählt, und sein beruhigender Einfluß machte sich bald in Politik wie Handel bemerkbar. In der Politik beschützte er den alten Adel und verhinderte mit aller Macht den Verkauf der Besitzungen der Emigranten. Im Handel lieferte er den republikanischen Armeen ein- oder zweitausend Faß Weißwein und ließ sich in herrlichen Wiesen bezahlen, die ehemals einem Nonnenkloster gehörten und die man bis zuletzt für einen günstigen Verkauf aufgespart hatte.
Unter dem Konsulat wurde der Biedermann Grandet Bürgermeister, regierte weise – kelterte aber noch besser. Unter dem Kaiserreich wurde er wieder Monsieur Grandet. Napoleon liebte die Republikaner nicht: er ersetzte Monsieur Grandet, von dem es hieß, daß er zuzeiten die Jakobinermütze getragen habe, durch einen Großgrundbesitzer, einen ›Monsieur de‹, einen späteren Baron des Kaiserreichs.
Grandet verließ den ehrenvollen Amtsdienst ohne Bedauern. Er hatte, im Interesse der Stadt natürlich, dafür gesorgt, daß ausgezeichnete Wege gebaut wurden, die nun die Stadt mit seinen Landsitzen verbanden. Seine vorteilhaft in den Grundbüchern eingetragenen Liegenschaften waren mit geringen Steuern belastet. Dank der fortgesetzten Fürsorge, die er seinen Weingütern widmete, waren sie bald ›die Krone der Gegend‹ geworden – ein terminus technicus für diejenigen Weingüter, die den hervorragendsten Wein lieferten. Er hätte das Kreuz der Ehrenlegion beanspruchen können, das er auch später, im Jahre 1806, erhielt. Damals zählte Grandet siebenundfünfzig Jahre und seine Frau etwa sechsunddreißig. Eine einzige Tochter, die Frucht ihrer legitimen Liebe, war zehn Jahre alt.