In der schönen Jahreszeit gegen Samstagmittag werdet ihr jedoch bei diesen braven Händlern nicht für einen Sou mehr Ware bekommen. Ein jeder hat seinen Weingarten, seinen Landsitz, und ist für zwei Tage hinausgepilgert. Dort ist alles, Einkauf wie Verkauf und Gewinn vorhersehbar, und so sehen sich die Kaufherren in der angenehmen Lage, zehn Stunden von zwölf in behaglichem Spiel, beschaulicher Betrachtung, Klatsch und dauerndem Herumspionieren verbringen zu können. Keine Hausfrau kann ein Rebhuhn kaufen, ohne daß die Nachbarn den Eheherrn nachher fragen, ob es auch gut zubereitet worden sei. Kein junges Mädchen kann aus dem Fenster blicken, ohne von all den müßigen Gruppen gesehen zu werden. Und wie diese schwarzen und schweigsamen Häuser keine Geheimnisse bergen, so liegen hier Seele und Gewissen offen zutage. Das Leben spielt sich fast ganz im Freien ab. Jede Familie sitzt vor ihrer Türe; hier nimmt man die Mahlzeiten ein, hier unterhält und zankt man sich. Niemand kann auch nur unbemerkt über die Straße gehen. Es war wohl schon immer so: wenn ein Fremder in ein Provinzstädtchen kam, so wurde über ihn von Tür zu Tür geklatscht. Daher stammen so manche nette Geschichtchen, daher auch der Spitzname ›die Alleswisser‹, den man den Einwohnern Angers' anhängte, die Meister waren im Stadtklatsch.
Die alten Paläste der Altstadt liegen an der Höhe der Straße und wurden einst vom Adel des Landes bewohnt. Auch das sehr melancholisch aussehende Haus, das der Schauplatz vorliegender Erzählung ist, war der ehrwürdige Rest eines Jahrhunderts, da Menschen und Dinge noch den Charakter der Einfachheit trugen, den die französischen Sitten von Tag zu Tag mehr verlieren.
Folgt ihr den Windungen dieser malerischen Straße, wo jedes noch so unbedeutende Geschehnis ein Erinnern wachruft an längst entschwundene Zeiten, dieser Straße, die uns zum Träumen verleitet, so werdet ihr schließlich an eine dunkle Tornische gelangen; hier, tief im Torbogen verborgen, befindet sich die Tür zum ›Hause Grandet‹. Es ist nicht möglich, die volle Bedeutung dieser kleinstädtischen Bezeichnung zu verstehen, ohne die Lebensgeschichte von Monsieur Grandet zu erzählen.