Du, deren Bild die schönste Zierde dieses Werkes ist, dein Name sei hier wie im Hause ein geweihter Buchsbaumzweig. Man kennt nicht den Baum, von dem er stammt, aber der Glaube hat ihn geheiligt, und fromme Hände ersetzen den welkenden durch neues Grün – zu Schutz und Segen des Hauses.
De Balzac
In kleinen Städten findet man gar häufig Häuser, deren Anblick melancholisch stimmt, melancholisch wie das düsterste Kloster, wie die ödeste Heide oder die traurigste Ruine. Tatsächlich herrscht wohl auch in diesen Häusern das Schweigen des Klosters, die Unfruchtbarkeit der Heide und der Zerfall der Ruinen. Leben und Treiben vollziehen sich in ihnen so sacht, daß ein Fremder sie für unbewohnt halten könnte, würde er nicht plötzlich dem kalten Blick eines bleichen, starren Antlitzes begegnen, das die unbekannten Schritte ans Fenster gelockt haben.
Eine derartige Melancholie beherrscht auch die Physiognomie eines Hauses in Saumur, das am Ende der Hügelstraße liegt, die zum Schloß hinaufführt. Diese jetzt wenig begangene Straße, die im Sommer drückend heiß, im Winter schneidend kalt und stellenweise sehr düster ist, hat viel Bemerkenswertes. Sie ist mit Kieselsteinen gepflastert und immer sauber und trocken; lang und schmal windet sie sich zwischen stillen friedsamen Häusern hin, die zur Altstadt gehören und vom Stadtwall überragt werden. Es gibt hier Häuser, Fachwerkbauten, die schon drei Jahrhunderte gesehen haben und noch nicht baufällig sind. Ihr malerischer Anblick erhöht den eigenartigen Reiz dieses Stadtviertels, das für Historiker wie für Künstler gleich interessant ist.