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欧也妮葛朗台-Eugénie Grandet 1
日期:2018-08-03 08:51  点击:286
Du, deren Bild die schönste Zierde dieses Werkes ist, dein Name sei hier wie im Hause ein geweihter Buchsbaumzweig. Man kennt nicht den Baum, von dem er stammt, aber der Glaube hat ihn geheiligt, und fromme Hände ersetzen den welkenden durch neues Grün – zu Schutz und Segen des Hauses.
 
De Balzac
 
In kleinen Städten findet man gar häufig Häuser, deren Anblick melancholisch stimmt, melancholisch wie das düsterste Kloster, wie die ödeste Heide oder die traurigste Ruine. Tatsächlich herrscht wohl auch in diesen Häusern das Schweigen des Klosters, die Unfruchtbarkeit der Heide und der Zerfall der Ruinen. Leben und Treiben vollziehen sich in ihnen so sacht, daß ein Fremder sie für unbewohnt halten könnte, würde er nicht plötzlich dem kalten Blick eines bleichen, starren Antlitzes begegnen, das die unbekannten Schritte ans Fenster gelockt haben.
 
Eine derartige Melancholie beherrscht auch die Physiognomie eines Hauses in Saumur, das am Ende der Hügelstraße liegt, die zum Schloß hinaufführt. Diese jetzt wenig begangene Straße, die im Sommer drückend heiß, im Winter schneidend kalt und stellenweise sehr düster ist, hat viel Bemerkenswertes. Sie ist mit Kieselsteinen gepflastert und immer sauber und trocken; lang und schmal windet sie sich zwischen stillen friedsamen Häusern hin, die zur Altstadt gehören und vom Stadtwall überragt werden. Es gibt hier Häuser, Fachwerkbauten, die schon drei Jahrhunderte gesehen haben und noch nicht baufällig sind. Ihr malerischer Anblick erhöht den eigenartigen Reiz dieses Stadtviertels, das für Historiker wie für Künstler gleich interessant ist.
 
Es ist schwer, an den Häusern hier vorüberzugehen, ohne die mächtigen Eichenbohlen zu bewundern, deren Enden meist bizarre Schnitzereien tragen und so das Erdgeschoß mit schwarzen Basreliefs krönen. Hier zeichnen schräge, mit Schieferplatten gedeckte Balken blaue Linien in gebrechliche Wände, und morsche Holzsäulen stützen ein Dach, dessen Schindeln von Sonne und Regen verdehnt und verbogen sind; dort grüßen verwitterte, geschwärzte Blumenbretter, deren zierliches Schnitzwerk kaum mehr erkennbar ist. Sie brechen fast zusammen unter der Last des Nelken- oder Rosenstöckchens, das irgendeine kleine Näherin ihnen anvertraute. Etwas weiter finden sich mit riesigen Nägeln beschlagene Haustore, auf denen das Genie unserer Vorfahren ein Stück Familiengeschichte in Hieroglyphen festgehalten hat, deren Sinn nie mehr entziffert werden kann. Da hat vielleicht ein Hugenotte sein Glaubensbekenntnis niedergelegt und ein Mitglied der Liga eine Verwünschung auf Heinrich IV. angebracht. Ein anderer Bürger suchte durch Insignien den Glanz seines Schöffenamtes festzuhalten. Die ganze Geschichte Frankreichs ist zu sehen. Neben dem Hause dort im bröckelnden Kalkbewurf erhebt sich der Palast eines Edelmanns. Der steinerne Torbogen zeigt noch die Spuren eines Wappens, das von den Revolutionen, die seit 1789 getobt haben, zerstört worden ist. 

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