Auf eine Zeit ist ein Kaufmann gewesen, der ein junges, schönes Weib gehabt hat. Derselbige ist auch in fremde Länder nach Würsten gefahren. Ich weiß nicht, ob sie zu Bett von ihrem Mann übel gespeist war oder ob sie sonst mutwillig gewesen ist, es sei, wie es wolle, sie hat sich ihres Herrn nicht begnügt, sondern für und für umgesehen, wo sie nebenbei etwas zu naschen findet. Und eines Tages kam ein junger Kaufmann, der vielleicht von ihrem ehrbaren Leben gehört hatte, zu ihr ins Haus. Eben nach langer Umschweife fing er endlich an, von der Materie oder Sache zu reden, weshalb er hineingekommen war. Er brauchte nicht sehr viel zu bitten, sondern wurde bald mit der Frau eins, wenn er ihr vierzig Gulden gebe, so wollte sie ihm zu Willen sein. So versprach ihr der Jüngling, ihr die Gulden zu geben, wenn er bei ihr wäre. Und sie sprachen sich ab, daß er sich in der zukünftigen Nacht in ihrem Haus verstecke. Wenn sie mit ihrem Mann, dem Kaufmann, zu Bett gegangen sei, sollte sie wieder aufstehen und zu ihm kommen. Sie könnten dann, ohne gestört zu werden, beieinander sein. Dem Jungen gefiel der Rat der Frau wohl, und als es Nacht wurde, verbarg er sich in dem Haus an einem Ort, wo er von niemandem gesehen werden konnte. Indes kam der Mann der Frau heim; und nachdem beide zu Nacht gegessen hatten, gingen sie miteinander zu Bett. Als sie nun eine halbe Stunde im Bett lagen, da dachte die Frau, daß es Zeit sei, aufzustehen und zu ihrem Buhlen zu gehen, und sie sprach zu ihrem Mann: »Mein lieber Hauswirt, ich weiß nicht, was mir im Leib ist, es schmerzt mich so sehr, daß ich meine, es wolle mir die Därme zerreißen. Darum, mein lieber Hauswirt, will ich aufstehen und in das heimliche Gemach gehen. Nimm du aber das messingne Becken und schlage darauf, und solange das Becken klingelt, so fürchte ich mich nicht.« Daraufhin nahm der gute Mann, der sich nichts Arges gegen seine Frau versah, das Becken und klopfte darauf. Die Frau ging hinaus zu ihrem Buhlen, vertrieb sich mit ihm die Zeit und empfing von ihm die vierzig Gulden. Danach ging sie wieder zu ihrem Mann in das Bett und schlief bis in den Morgen. Als der gute Gesell seine Sache erledigt hatte, schaute er, wie er aus dem Haus kam und in seine Herberge, um mit den ändern Mitkaufleuten seinen Imbiß zu nehmen. Es war zufällig der Mann der Frau, mit der er in der vergangenen Nacht scharmützelt hatte, auch dabei. Aber der gute Jüngling kannte ihn nicht, da er ihn zuvor nie gesehen hatte. Und unter anderem Gespräch fing er an zu erzählen: »Liebe Herren und Freunde, es ist mir die vergangene Nacht» die possierlichste und seltsamste Sache zugestoßen, die mir mein Lebtag begegnet ist und die mir vielleicht mein Lebtag nicht mehr zustoßen wird. Denn heute nacht war ich bei einer Kaufmannsfrau in dieser Stadt, und der Mann hat die ganze Nacht auf einem Becken die Trommel geschlagen, bis ich mit der Frau ausgescharmützelt hatte.« Die anderen Kaufleute fingen an zu lachen und hielten es für ein seltsames Abenteuer. Sie lobten den jungen Kaufmann, daß er so beherzt gewesen wäre, die Sache so tapfer zu wagen. Da merkte der gute Kaufmann, wo seine Frau hingegangen war, während er auf das Becken geschlagen hatte; doch er schwieg still und lachte auch mit den anderen und gab sich nicht zu erkennen und sagte es niemand, daß er selbst seiner Frau zu einer solchen Sache verhelfen hatte. Doch als der Imbiß geendet hatte, bat er den jungen Mann, daß er mit ihm heimgehen wollte, und sie wollten einen Abendtrunk zusammen tun. Der Junge konnte ihm solches nicht abschlagen und ging mit ihm und wußte nicht, daß er der Mann seiner Buhle wäre. Als sie miteinander vor die Tür kamen, erkannte der junge Mann sie und wäre gern wieder weggegangen, das aber wollte der Kaufmann auf keinen Fall zulassen, sondern er hielt ihn beim Rock und führte ihn mit sich hinauf in die Stube, wo er dann seine nächtliche Buhle sah. Da begann der Kaufmann zu seiner Frau zu sprechen und sagte: »Weib, wo hast du die vierzig Gulden hingetan, die dieser Jüngling dir vergangene Nacht gegeben hat?« Da konnte die gute Frau nicht leugnen, da ihr der Jüngling ja vor den Augen stand. Schnell brachte sie die vierzig Gulden in die Stube, die der Kaufherr, ihr Mann, dem Jüngling hinzählte; und das Geld war noch alles beieinander bis auf einen Kreuzer, und er sagte zu dem Jüngling: »Nimm hin deine vierzig Gulden - und du Hur den Kreuzer, den du davon vertan hast, das sei dein Lohn, denn einer Hure gehört nicht mehr als ein Kreuzer.« Und er sagte dem Jüngling, er solle hinwegziehen. Seine Frau nahm er nachher unter die Sporen und schlug sie dermaßen, daß sie ohne Zweifel ihrem Mann keinen solchen Possen mehr antat.
Der Kaufmann und der Buhler
日期:2017-11-23 09:45 点击:283