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奥地利德语故事:Ritter Blaubart
日期:2017-09-30 11:16  点击:292
Es war einmal ein Müller, der eine stattliche Mühle mit Wald und Feld besaß und drei bildschöne Töchter hatte. Einst besuchten die drei Schwestern mitsammen einen Jahrmarkt, um sich Halstücher zu kaufen. Da sie jedoch keine nach ihrem Geschmack finden konnten, machten sie sich, ohne welche gekauft zu haben, verdrossen auf den Heimweg. Als sie so dahingingen, begegnete ihnen ein nobler Herr, der redete sie freundlich an und fragte, warum sie so traurig seien. Sie sagten, daß sie sich auf dem Jahrmarkt schöne Halstücher hätten kaufen wollen, ihnen aber von den feilgebotenen keines gefallen habe. Da griff der Herr in seine Umhängtasche und schenkte jeder von ihnen ein wunderfeines weißseidenes, mit Fransen und gestickten Blumen geziertes Halstuch und sagte, er werde so frei sein und sie einmal in der Mühle besuchen. Die Mädchen bedankten sich für das schöne Geschenk und setzten ihren Weg fort. Dabei besahen sie die schönen Tücher und fragten sich, wer der Herr wohl sein möchte. Zu Hause angekommen, erzählten sie ihrem Vater von der Begegnung mit dem fremden Herrn und zeigten ihm die Halstücher, welche sie von ihm zum Geschenk erhalten hatten. Der Müller besah dieselben und freute sich selber darüber, denn so etwas Feines hatte er sein Lebtag noch nie gesehen.
 
Drei Wochen waren verflossen, als der Herr in der Mühle erschien.
 
Er wurde freundlich aufgenommen und auf das beste bewirtet. Alsbald machte er dem Müller den Antrag, er möchte eine seiner Töchter zur Frau haben. Wenn sie auch gut versorgt würde, wäre es ihm schon recht, meinte der Müller. Der fremde Herr erwiderte, an dem würde es nicht fehlen, er sei ein reicher Kaufmann. Der Müller begab sich zu seinen Töchtern und fragte sie, ob eine Lust habe, den fremden reichen Kaufmann zu heiraten. Die Älteste sagte zu, und der Freier erhielt von ihr das Jawort. „Aber", sagte der Herr, „in vierzehn Tagen muß die Hochzeit sein!" Der Müller wendete ein, das sei doch gar zu bald, die Tochter müsse doch eine Aussteuer haben und in so kurzer Zeit werde man damit nicht fertig werden. „Eine Aussteuer ist bei mir nicht nötig, ich besitze alles, was wir brauchen, doppelt und dreifach", erwiderte der Freier.
 
An dem zur Hochzeit bestimmten Tage fuhren drei Kutschen bei der Mühle vor, welchen der Bräutigam und seine Gefolgschaft entstiegen. Die Trauung wurde in dem nämlichen Pfarrort, wohin die Mühle gehörte, vollzogen. Hierauf begab sich die Hochzeitsgesellschaft in die Mühle zurück, um dort das Hochzeitsmahl einzunehmen, wobei es sehr festlich zuging. Nur zu bald rückte die Zeit der Trennung heran. Tiefes Weh erfüllte die Herzen der Zurückbleibenden, als die junge Frau die Kutsche bestieg und ihnen ein letztes Lebewohl sagte. Nach achttägiger Reise kam das Paar auf dem Wohnsitz des Bräutigams an. Es war ein schönes Schloß, und die Dienerschaft bereitete dem Schloßherrn und seiner jungen Gemahlin einen feierlichen Empfang. Der Raubritter, denn ein solcher war der Schloßherr, zeigte seiner jungen Gemahlin ihr Zimmer; da brauchte sie sich nur hinzusetzen und wenn sie etwas wünschte, die Glocke auf dem Tische zu läuten, und führte sie in dem prächtig eingerichteten Schloß herum, wo alles strotzte von Seide und Samt und Gold und Silber. Endlich kamen sie zu einer eisernen Türe. Der Ritter wollte seine Gemahlin vorbeiführen, da fragte sie ihn: „Darf ich da nicht hinein?" Er erwiderte, jedes Zimmer im ganzen Schloß stehe ihr zur Verfügung, nur diese eiserne Tür zu öffnen, sei ihr strengstens verboten.
 
Nach einiger Zeit beabsichtigte der Ritter, mit seinen Genossen einen Raubzug zu unternehmen. Zu seiner Frau sagte er, er habe auswärtige Geschäfte zu besorgen und müsse deshalb verreisen. Bevor er sich verabschiedete, übergab er ihr die Schlüssel des ganzen Schlosses, worunter sich auch der zur eisernen Türe befand, sowie ein farbiges Ei, das müsse sie gut aufbewahren und stets bei sich tragen, damit sie es ihm bei seiner Rückkehr unversehrt wieder zurückgeben könne. Kaum hatte der Ritter das Schloß verlassen, da dachte die Frau, sie möchte doch nachschauen, was denn die verbotene Kammer enthielte. Sie konnte ihre Neugierde nicht bezwingen, ging hin und öffnete mit dem Schlüssel die eiserne Türe. Als sie in das Gemach hineinblickte, blieb sie vor Schreck wie gebannt stehen, das Ei fiel ihr aus der Hand und gerade in eine Blutlache, denn in der Kammer waren blutige Leichen. Zitternd hob sie das Ei auf, in welchem sie nun einen Blutegel bemerkte, und wollte es vom Blute reinigen; aber sieh, da verlor es alle Farbe. Die junge Frau harrte nun voll Angst und Sorge auf die Rückkehr ihres Eheherrn und der Dinge, die da kommen werden. Nach einigen Tagen erschien der Ritter auf dem Schloß und das erste Wort war, als er in das Zimmer seiner Gemahlin trat: „Zeig mir das Ei!" Mit zitternder Hand reichte sie es ihm hin. Der Ritter betrachtete es und fragte sie barsch: „Was hast Du mit dem Ei gemacht?" Weinend gestand die Frau, daß sie die Türe zu der ihr verbotenen Kammer geöffnet habe und ihr dann bei dem entsetzlichen Anblick vor Schreck das Ei zu Boden gefallen sei. Da sagte der Ritter: „Habe ich Dir nicht strenge verboten, die Türe zu öffnen? Gut. Du wirst Deinen Ungehorsam büßen!" Er rief zwei Männer herbei und befahl ihnen, die Frau abzuführen und ihr das Haupt abzuschlagen.
 
Nach Verlauf eines Jahres ging der Ritter wieder zum Müller, aber durch das Tragen eines falschen Bartes unkenntlich gemacht, so daß niemand in der Mühle in ihm den Gatten der ältesten Tochter erkannte. Der Fremde erzählte dem Müller, sein Nachbar habe vor Jahresfrist eine Tochter aus der Mühle geheiratet, und da er selbst auch eine Frau möchte, habe ihm der Nachbar geraten: „Gehst bloß in die Mühle, da bekommst eine brave Frau." Der Müller sagte hierauf: „Es war' alles recht, aber wir wissen nicht, wie es meiner ältesten Tochter geht, seit sie fort ist haben wir keine Nachricht von ihr und auch trotz aller Mühe nichts von ihr in Erfahrung gebracht", er könne sich das nicht erklären und sei sehr besorgt um sie. Der Freier aber sagte, der ältesten Tochter gehe es so gut, daß sie gar nicht mehr nach Hause denke. „Wenn es wirklich so ist", sagte der Müller, „will ich mit meinen Töchtern reden." Die Zweitälteste willigte ein, und bald wurde die Hochzeit des Bräutigams gefeiert, worauf das neuvermählte Paar in die Heimat des Bräutigams abreiste.
 
Es erging jedoch der zweiten Tochter geradeso wie der ältesten, auch sie konnte ihrer Neugierde nicht Herr werden, machte die verbotene Tür auf und wurde nach der Rückkehr des Ritters enthauptet.
 
Übers Jahr machte sich der Ritter abermals, durch Kleidung und falschen Bart unkenntlich gemacht, zum Müller und hielt um seine jüngste Tochter an. Es gelang ihm, auch die dritte Tochter zur Frau zu bekommen. Im Schlosse angelangt, zeigte der Ritter seiner jungen Gemahlin all die Herrlichkeiten des ganzen Schlosses, welche alle für sie da seien. Als sie aber zu der eisernen Türe kamen und der Ritter sie nicht öffnete, sondern mit ihr vorbeiging, fragte die Frau, was denn in dem Gemach sei. Der Ritter antwortete: „Hüte Dich, jemals diese Türe zu öffnen! Es sind wilde Tiere darin; das Gemach hat noch einen zweiten Eingang, von wo man ihnen das Futter reicht." Die Frau glaubte seinen Worten.
 
Eines schönen Abends, als das Ehepaar beisammen saß, teilte der
 
Ritter seiner Gemahlin mit, er müsse am nächsten Morgen auswärtiger Geschäfte wegen verreisen. Sie bat ihn zärtlich, er möge nicht allzulange ausbleiben und recht bald wiederkehren. Ändern Tags, als er zur Reise gerüstet war, übergab er ihr die Schlüssel und das Ei mit der eindringlichen Mahnung, daß sie ihm dasselbe unversehrt zurückgeben müsse und ja die eiserne Türe nicht öffne. In der Nacht träumte es der Frau, sie habe die eiserne Türe aufgemacht und da seien die zwei Köpfe ihrer Schwester herausgekollert. Auf diesen schrecklichen Traum erwachte sie ganz verstört und bangen Herzens, so daß ihr fast die Sinne zu schwinden drohten. Sie griff nach der Glocke und läutete ihrer Dienerin. Diese erschien und fragte erstaunt ihre Herrin, was sie so spät in der Nacht wünsche. „Bringe mir ein frisches Wasser zu trinken!" befahl die Frau. Die Dienerin brachte das Gewünschte. „Nun kannst Du dich wieder schlafen legen", sagte die Schloßfrau, sie werde schon läuten, wenn sie etwas wünsche. Die Dienerin entfernte sich und legte sich wieder zu Bett. Die Schloßfrau aber floh der Schlaf, der schwere Traum ließ ihr keine Ruhe mehr und sie sehnte sich auf den Morgen. Endlich brach der Tag an. Gegen neun Uhr morgens, als ihr die Dienerin das Frühstück gebracht, ließ es ihr keine Ruhe mehr, sie wollte sich überzeugen, ob der Traum wahr oder ob in der Kammer wirklich wilde Tiere eingesperrt seien. Sie wickelte das Ei in weiche Wolle und legte es, damit ihm inzwischen ja nichts geschehe, unter die Bettdecke. Jetzt nahm sie die Schlüssel zur Hand, ging zu der eisernen Türe und öffnete sie. Auf den ersten Blick, den sie in das Gemach warf, sah die Schloßfrau die Köpfe ihrer beiden Schwestern. Vor Schreck über diesen Anblick wäre sie beinahe in Ohnmacht gefallen und wußte sich keinen Rat, was nun beginnen. Endlich hatte sie einen Entschluß gefaßt. Sie schloß die Türe, ging in ihr Zimmer und packte ihren Koffer aus. Dann holte sie die Köpfe ihrer Schwestern, legte sie unterhalb in den Koffer und die Kleidungsstücke darauf. Nun sperrte sie die eiserne Türe ab, verwahrte den Schlüssel und nahm das Ei wieder zur Hand. Niemand im Schlosse hatte den Vorgang bemerkt. Eines schönen Tages kam der Schloßherr nach Hause und sein erstes war, als er zur Türe hereintrat: „Nun, liebe Frau, wo hast du das Ei?" — „Hier ist es, schön unversehrt", sagte sie lächelnd und reichte es ihm. Den Ritter erfreute es über die Maßen, als er das unversehrte Ei sah. Alsbald rückte die Frau mit der Bitte heraus, er möchte sie für kurze Zeit nach Hause reisen lassen und sie dahin begleiten. „Das will ich Dir schon gewähren", sagte er, „morgen werden wir reisen." Die Frau traf nun die Vorbereitungen zur Reise. Der Koffer, in dem sich die zwei Köpfe befanden, wurde rückwärts auf den Wagen geschnallt. Vor der Abreise äußerte jedoch der Ritter den Wunsch, er möchte noch zu den wilden Tieren schauen. Die Frau erschrak bis ins Herz hinein, konnte ihn aber mit Bitten und Betteln von seinem Vorhaben abhalten, so daß er sogleich mit ihr in die Kutsche stieg und die Reise in Begleitung zweier Diener antrat. In der Mühle angekommen, ließ die junge Frau ein großes Mahl bereiten, wozu auf ihren Wunsch auch die Nachbarschaft eingeladen wurde. Während des Mahles trug die Frau selbst die Gerichte auf. Jedoch statt mit der letzten Speise, trat sie mit den zwei Köpfen ihrer Schwestern vor die Versammelten. Erschrocken sprang der Ritter von seinem Sitze auf und war mit einem Satze beim Fenster draußen. Dort wurde er jedoch von den ihn bewachenden Männern gefangengenommen und mitsamt den zwei Dienern, welche ihn und die Frau begleitet hatten, dem Gerichte eingeliefert.
 
Volle acht Tage wurde die Mühle bewacht, ob sich nicht die anderen Mordgesellen dort blicken ließen; man konnte aber während dieser ganzen Zeit nichts Verdächtiges wahrnehmen. Endlich wurden die Spießgesellen des Ritters unruhig und befürchteten wohl, es könnte für den Schloßherrn etwas Schlimmes vorgefallen sein. Sie machten sich daher auf die Reise, um den Ritter in der Mühle aufzusuchen. Als die unheimlichen Gesellen dieselbe erreichten, war es ein Uhr nachts, und sie wähnten alles in tiefem Schlafe. In der Mühle war ein sehr couragiertes Mädchen als Magd angestellt und dieses hörte durch das geöffnete Fenster jedes Wort, das die Räuber zueinander sprachen. „Halt", ließ sich unten eine Stimme vernehmen, „da oben ist ein Fenster offen, da steigen wir hinein"; und gleich darauf hörte sie eine Leiter anlegen. Die Magd sprang aus dem Bette, nahm die Breitaxt, welche sie zu ihrer Verteidigung in der Kammer hatte, und stellte sich hiebbereit neben das Fenster. Nun erschien der erste im Fensterrahmen und versuchte in die Kammer einzusteigen. Mit einem Hieb schlug sie ihm den Kopf ab, zog den Körper noch vollends herein und ließ ihn auf die Diele nieder. „Bist drin?" fragte einer von unten. „Ja", antwortete mit verstellter Stimme die Magd. Jetzt kletterte der zweite die Leiter hinauf und wollte in die Kammer. Sie schlug ihm gleichfalls den Kopf ab und zog den Körper herein. So machte sie es noch dreien der Räuber. Den sechsten brauchte sie nicht zu töten, sondern hatte ihn mit der Axt nur „geschirpft" (verwundet), so daß er rücklings über die Leiter hinab zur Erde fiel. Als der Tag anbrach, erschienen die Gerichtspersonen in der Mühle. Die toten Räuber wurden begraben, und der Blessierte wurde in die Stadt befördert.
 
Der Ritter und seine noch lebenden Spießgesellen wurden für schuldig erkannt und enthauptet. Meine lieben Kinder, da gab's Köpfe! 

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