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奥地利德语故事:Fischlein kleb an
日期:2017-09-05 10:15  点击:234
Es waren einmal drei Knaben, deren Mutter war gestorben und an ihrer Stelle hatte ihnen der Vater eine recht herbe Stiefmutter in die Hütte gebracht. Sie mochten tun und treiben, was sie wollten, nie war es recht. Anstatt des Morgensegens bekamen sie Scheltworte und anstatt des Brotes erhielten sie Schläge. Nachts konnten sie froh sein, wenn sie vor Hunger die müden Äuglein schließen konnten. Da dachten sich die Knaben wohl oft: "Wenn die rechte Mutter noch lebte; allein keiner wagte es zu sagen; nur der jüngste, Hans, ließ hin und wieder einen solchen Gedanken halblaut werden. Aber gerade deshalb konnte ihn die neue Mutter nicht leiden und ausstehen. Bekamen die übrigen zwei an Festtagen zwei Kuchen, so erhielt er einen und schnitt den andern die Mutter alle heiligen Zeiten einmal ein freundliches Gesicht, so sah er immer nur ein finsteres und saures. Hans musste die schwersten Arbeiten tun, und konnte er sie nicht vollbringen, so wurde er verlacht, gescholten und geschlagen.
 
Einmal, es war gerade Frühling, die Veilchen guckten hervor und die Vögel sangen, gab ihm die böse Stiefmutter eine Fischreuse und sagte: "Geh' zum Brunnen und hol' mir darin Wasser."
 
Hans blickte bald das Rohr, bald das Geflecht, bald die barsche Machthaberin an und die schwarzen Augen gingen ihm über; denn er sah die Unmöglichkeit des Befehles und kannte seine Mutter.
 
"Willst du gehen oder nicht", herrschte sie den Zögernden an, dass der arme Knabe zusammenfuhr wie zitterndes Espenlaub, "oder soll ich den Hund dir nachhetzen?"
 
Weinend und trostlos schwankte Hans mit seinem durchsichtigen Gefäss hin zum Nussbaum, in dessen Schatten der Brunnen rauschte. Hoffnungslos hob er die Reuse hinaus und ließ den Wasserstrahl hineinplätschern, dieser brach sich aber an den Stäbchen und sprang und sickerte durch. Hans weinte nun so heftig, dass es ihm fast das Herz abstieß. Obwohl er keine Hoffnung auf ein gutes Ende hatte, blieb er doch - um dem Gewitter, das auf ihn zu Hause wartete, so lang als möglich zu entgehen; aber das Wasser sprang und sickerte durch und nicht ein Tröpflein blieb an einem Nagel hängen. Als der Arme so dastand, kam plötzlich an einer Krücke gebückt ein Mütterchen daher, das er noch nie gesehen hatte und das ihm fast unheimlich vorkam. Das Angesicht war runzelig wie ein Apfel im Mai, die pechschwarzen Augen guckten untätig und durchbohrend hin und wieder und ihre Nase zog sich hakenähnlich über den zahnlosen Mund herunter.
 
"Was machst du da, Hans?" sprach sie mit kreischender Stimme. Hans erbebte, als er seinen Namen von der nie Gesehenen hörte.
 
"Brauchst dich nicht zu fürchten. Ich mein's gut mit dir. Was machst du?" fragte sie in vertraulichem Ton. Hans fasste sich ein Herz und sagte, er müsse hier in der Reuse Wasser holen, das Wasser laufe aber immer davon und ohne Wasser dürfe er der Stiefmutter nicht unter die Augen kommen. Hier brach er ab; das Weinen erstickte seine Stimme; Tränen rollten über die blassen, eingefallenen Wangen des Knaben und netzten das zerlumpte Lodenwams. "Lass das Weinen!", fiel tröstend die Alte ein. "Ich will dir helfen und wenn du immer gut und brav sein wirst, sollst du ein großer Herr werden, vor dem sich alles bückt. Ich habe deine Tränen gezählt und will sie abtrocknen. Fischlein, Fischlein", rief sie darauf mit erhöhter, fast gebieterischer Stimme; dabei tat sie einen raschen Griff in den Trog und husch! zappelte ein winziges, blaues Fischlein, mit goldroten Blümlein betupft, in der ausgewachsenen Hand der Alten.
 
"Da nimm das Fischlein kleb' an," begann die Alte zu dem verblüfften Knaben, der schluchzend noch die Hände, mit denen er soeben die Augen ausgewischt, über die Stirn hielt, - "und bewahre es wohl. Das Fischlein hat Wunderkräfte und sie sind in deiner Hand. Benütze sie klug und redlich! - Sprichst du zum Fischlein: Fischlein kleb an! so wird alles, was es berührt, daran kleben bleiben und niemand, selbst der Kaiser nicht, könnte sich davon losmachen - alles muss dir folgen. Willst du aber jemanden freilassen, so berühre ihn mit dieser Nadel", - hier zog sie eine funkelnde Brustnadel aus ihrem Mieder- "und er ist frei."
 
"Aber die Mutter, wenn ich heute kein Wasser bringe ? - und bin schon lange aus!" seufzte Hans noch beklommen.
 
"Dem soll geholfen werden!" erwiderte das Mütterchen, warf das blaue, goldbeblümte Fischlein in die Reuse, das Wasser plätscherte hinein und kein Tropfen rann durch die Spalten. Bald war das Gefäß voll und das Wasser lief über.
 
"Nun nimm dein Zeug und geh", sprach freundlich das Mütterchen. Der Knabe sah sie mit halb geöffnetem Munde an, hob die Reuse auf den Kopf und wollte der guten Frau danken; aber Mütterchen und Krücke waren verschwunden, nur ein rötlicher Dunst entstieg an der Stelle und verzog sich in die Luft. Hans trottete nun über Stock und Stein nach Hause. Die Stiefmutter staunte und staunte, konnte aber dem Knaben, der ihr die Geschichte erzählte, nur vom Fischlein schwieg, nicht böse sein, verkochte das Wasser und gab ein andermal dem Knaben ein Schäfflein, das er bei Lebzeiten der rechten Mutter zu tragen gewohnt war. Hans trug das Fischlein immer bei sich im Sacke, in der Nacht ließ er es unter seinem Strohpolster schlafen und hatte es recht lieb.
 
So ging es geraume Zeit, der Knabe trug das Fischlein bei sich, sagte aber nie "Kleb' an" und das Fischlein verhielt sich ruhig und klebte nie an. Als einige Jahre vorübergestrichen waren und die blühenden Wangen der Stiefmutter schon alterten, lud Hans, der nun ein Bursch war, die Kohlköpfe auf den Wagen, um sie nach Hause zu führen. Des Nachbars Gänse leisteten ihm Gesellschaft, schnatterten ihm vor und schnappten nach manchem Kohlkopf. Als er geladen hatte und weiter lenkte, folgte die Gansherde dem Fuhrwerk und schnatterte ihr Kra, Kra, Kra und der Gänserich langte seinen roten Schnabel nach der Fracht. Hans wurde endlich der Begleitung überdrüssig und dachte: "Ich will's euch dummen Gänsen schon machen." "Fischlein kleb' an!" lispelte er, und der Gänserich hing am Kohlkopf und die Gänse in einer langen Reihe an ihm, sodass der Schnabel der einen am Schweif der andern hing. Kra, kra, kra schnatterten die 25 Gänse. Als es so weiter ging, kamen sie zu des Nachbars Hof. Die Bäuerin hörte das Geschnatter, eilte mit einem Besen heraus und erstaunte nicht wenig über diesen Zug. Mürrisch wollte sie die Gänse weg und in den Stall treiben, Hans lispelte aber "Fischlein kleb' an!" und die Bäuerin hing mit dem Besen an der letzten Gans und konnte nicht weiter. Kra, kra, kra ging es nun weiter, Hans voraus, dann kamen die grünen Kohlköpfe, die weißen Gänse und die schmähende Bäuerin. Als es so weiter ging, kam der Zug zu einem Müller, der seinen Esel am Halfterband daherführte. "Hilf mir," rief die Bäuerin und streckte die Hand nach dem mehlbestäubten Eselsführer. Mitleidig langte dieser ihr zu, aber in demselben Augenblick hieß es: "Fischlein kleb' an" und der Müller und der Esel hingen an dem Zug.
 
Kra, kra, kra ging es nun weiter dem Dorf zu, Hans voraus, dann die grünen Kohlköpfe, die weißen Gänse, die schmähende Bäuerin, der fluchende Müller und der graue Esel, der in das Geschnatter der Gänse sein betontes Jah, Jah eintönen ließ. Die Fahrt ging weiter; da begegnete dem Zuge der Schullehrer, mit seinem spanischen Rohr einherstolzierend. "Jagen sie doch den Esel weg, damit ich frei werde", rief flehend der Müller dem Herrn mit dem Vatermörder [hoher, steifer Kragen in früheren Zeiten] zu. Die Bitte fiel nicht auf taube Ohren, würdevoll trat der Lehrer hinzu und suchte den Esel wegzutreiben. "Fischlein kleb' an." schmunzelte Hans, und Stock und Meister klebten.
 
Kra, Kra, Kra, ging es nun weiter dem Dorf zu, Hans voraus, dann die Kohlköpfe, die Gänse, die Bäuerin, der Müller, der Esel, das spanische Rohr und der Schulmeister mit dem Vatermörder.
 
Als der bunte Zug zum Dorf gekommen war, stand gerade der Bäcker am Ofen und wollte die Laibe hineinschieben. "Kra, kra, I-a, I-a, verflucht und verhext!" scholl es so wirr von der Straße herein, dass er neugierig, die Platte mit den Laiben tragend, hinausstürzte, um das tolle Schauspiel zu sehen. "Reicht mir eure Hand", bat der Lehrer des Dorfes. Es geschah. "Fischlein kleb' an!" und der Bäcker klebte am Zug.
 
Die lange, lange Reihe trollte und lärmte durch die Gasse, dass die Fenster von allen Seiten aufgingen und helles Gelächter von überall her erscholl. Als der Zug so einherzog, kam plötzlich eine Kutsche angefahren, die sechs Schimmel zogen und in der eine wunderschöne Jungfrau saß. Diese war die erste Königstochter, die nie, seitdem sie das Tageslicht erblickt hatte, ihre roten Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte. Durch den Lärm neugierig gemacht, sah sie zum Fenster hinaus. Als sie das Kra und la, das Fluchen und Beten hörte und den Hans, die Kohlköpfe, die Bäuerin, den Esel, den Schulmeister und so weiter in engster Verbindung sah, schlug sie ein lautes Gelächter auf und ihre Augen funkelten vor Freude. - "Die Prinzessin lacht", flog es durch die Reihen der Begleiter und Begleiterinnen. Hans aber lispelte, als der Bäcker mit der Platte zufällig an der Deichsel des königlichen Wagens anstieß, "Fischlein kleb' an" und der Wagen klebte an.
 
So kamen sie zur königlichen Villa, die am Dorfe stund; der König eilte an das Fenster, als er den Lärm und das Gelächter hörte, und als er den wunderbaren Zug vom Kohlkarren bis zur königlichen Equipage und seine lachende Tochter sah, begann er auch zu lachen und rief den Führer zu sich. Hans kam und erzählte, wie es gegangen sei. Der König sprach freundlich: "Du hast meine Tochter zum Lachen gebracht, wähle dir eine Belohnung, und du sollst erhalten, was du willst!" Hans kratzte sich hinter den Ohren und meinte: "Das hinterste Fischlein-kleb'an." Als dem König dieser Wunsch nicht ganz gefällig schien, machte Hans Miene weiterzuziehen. Der König musste zum üblen Spiele eine gute Miene machen und froh sein, wenn seine Prinzessin frei würde. Hans eilte hinunter: tupf, tupf, tupf, ging es mit der hellen Stecknadel und es stob auseinander, wie wenn der Wind in die Spreu gefahren wäre. Die Königstochter lachte wieder, Hans führte sie zum königlichen Vater hinauf und freute sich des letzten "Fischlein kleb' an". Der König behielt den Hans bei sich und hatte ihn immer lieber und lieber und die Königstochter lächelte, sooft sie den einstigen schönen Führer sah. Hans wurde endlich Herzog und die lachende Prinzessin seine Braut. Da gab's eine lustige, schöne Hochzeit und Herzog Hans und die Braut lächelten sich immer in's Gesicht, und niemand hätte geglaubt, dass die Prinzessin einst so ernst gewesen wäre und nie gelacht hätte. Hans nahm zu seinem Wappen ein blaues Fischlein mit rot-goldenen Blümchen und das haben noch seine Nachkommen bis auf den heutigen Tag. Als der alte König starb, wurde Hans auch König und war ein guter König, der sein Volk nicht quälte, denn er hatte selbst etwas erfahren.
 
Und wo ist die böse Stiefmutter? Die war schon gestorben und liegt da drüben auf dem Kirchhof zwischen den Tannen. Und ist das Mütterchen nie mehr mit dem "Fischlein kleb' an" gekommen? Nein, das Mütterchen ist nie mehr zum Vorschein gekommen, aber das "Fischlein kleb' an" geht noch herum. Wenn du brav bist und ein Mann wirst, kommt vielleicht auch zu dir das "Fischlein kleb' an" und gebrauchst du es dann klug wie Herzog Hans, dann ist dein Glück für dein Leben gemacht. (Absam und Eben). 

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