Es war einmal ein König, der hatte eine sehr schöne Tochter. Als sie heiratsfähig war, sandte er Boten durch das Land, welche verkündeten, dass nur der die Prinzessin bekomme, welcher die von ihr vorgelegten Fragen beantworten werde. Es versuchten viele ihr Glück, aber keiner konnte die Fragen beantworten.
Da lebte in einem Dorf ein Bauer, der hatte drei Söhne. Zwei davon waren weit und breit berühmt wegen ihrer Klugheit; sie gingen beide im Vertrauen auf ihren Verstand in das Schloss, aber sie mussten unverrichteter Sache wieder abziehen. Der dritte von den drei Bauernsöhnen, der Hans hieß, war äußerst blöd. Dieser wollte nun auch in das Schloss gehen; alle vernünftigen Vorstellungen fruchteten nichts, und endlich entschloss sich der Vater, mit ihm zu gehen.
Als sie auf dem Feld waren, sah der blöde Hans einen Nagel. »Den Nagel«, sagte er, »kann man brauchen«, und er steckte ihn in die Tasche. Bald darauf fand er ein Ei; dieses steckte er ebenfalls zu sich.
Der Vater ärgerte sich über das Treiben seines »Buben« und drohte, er werde ihn durchprügeln. Hans kehrte sich aber nicht daran und ging seines Weges.
Als sie schon im Schloss waren, sagte er: »Vater, mir ist was vonnöten!«
»Dummkopf«, sagte der Vater, »wir werden aus dem Schloss gejagt, wenn du dumme Streiche begehst.«
»Ich weiß mir schon zu helfen«, entgegnete Hans. »Ich habe ein Tuch, damit stecke ich's in die Tasche.«
Und so geschah es auch. Dann gingen sie in den Saal, wo die Probe zu bestehen war.
Die beiden waren ganz geblendet von der Pracht, welche hier herrschte; aber man ließ ihnen nicht viel Zeit, sich zu fassen.
Die Prinzessin trat ein und sagte zu Hans: »Ich habe Feuer im Leibe!«
»Und ich habe ein Ei im Sack, das können wir also sieden«, entgegnete der Blöde.
Sie stutzte; Hans hatte die richtige Antwort gegeben. »Unsere Pfanne hat ein Loch!« fuhr sie fort.
»Und ich habe einen Nagel, damit können wir das Loch verschließen«, war die Antwort.
Das Staunen der Prinzessin steigerte sich immer mehr. Endlich sagte sie: »Ja, einen Dreck!«
»Den habe ich auch im Sack«, entgegnete Hans hurtig.
Nun eilte die Prinzessin zum König und klagte weinend, dass solch ein Tölpel ihr Gemahl werden müsse. Der König rief Hans zu sich, und sagte: »Mir ist vor einiger Zeit ein Ring entwendet worden; ich gebe dir drei Tage Zeit; entdeckst du den Dieb und schaffst mir den Ring, so wird meine Tochter deine Gattin.«
Hans blieb im Schloss und bekam zu essen und zu trinken.
Als ihm am ersten Tag der Bediente das Abendessen brachte, sagte Hans: »Gott sei Dank, einen hätte ich!« Er meinte, dass er einen Tag überstanden habe.
Der Bediente eilte zitternd fort und sagte seinen beiden Diebsgenossen, dass der Bauernbursche um die Sache wisse.
Am zweiten Abend kam der Jäger mit den Speisen; da sagte Hans: »Jetzt hätte ich den zweiten auch schon.«
Der Jäger ging bestürzt aus dem Zimmer und berichtete dem Bedienten und dem Kutscher, was Hans gesagt hatte. Da kamen sie überein, dem Burschen den Ring und zweihundert Gulden zu geben und ihn zu bitten, er solle sie nicht verraten.
Hans nahm Geld und Ring und versprach, sie mit keinem Wort zu erwähnen. Als er vor den König trat, übergab er den Ring. Die Anwesenden wussten sich vor Staunen nicht zu fassen; sie fragten ihn, wie er zu dem Ring gekommen sei; er aber entgegnete, er habe ihn her gezaubert.
Da sagte der König zu seiner Tochter, sie solle sich bereit machen, Hans' Gattin zu werden. Sie weinte und bat, nur noch eine Probe mit ihm anzustellen. Der König gab endlich ihren Bitten nach und veranstaltete ein großes Gastmahl.
Hans ließ sich die Speisen wohl schmecken und kümmerte sich wenig um die bevorstehende entscheidende Probe. Nach einer Weile wurde eine verdeckte Schüssel auf den Tisch gestellt; Hans sollte raten, was darin sei. Ruhig sagte er: »Hab' ich jetzt schon soviel erraten, so werde ich diesen Schmarrn doch auch noch erraten.«