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奥地利德语故事:Die Judasteufelin
日期:2017-05-10 15:52  点击:278
Es lebte einst ein Ritter mit seiner Gemahlin viele Jahre in stiller Eintracht und Tätigkeit. Sie hatten nur den sehnsüchtigen Wunsch, einen Erben zu hinterlassen. Oft saß der Ritter in dem Wald, welcher seine Burg umgab, bei einem großen Stein und weinte bittere Tränen, so daß ihn schon jedermann in der Umgebung den Schmerzensritter nannte.
 
Als er einst nach seiner Gewohnheit bei dem Stein erschien, kam ein Zwerg daher und verkündete ihm, seine Gemahlin werde einen Sohn gebären, der aber Tag und Nacht weinen werde; der Ritter solle aber seinem weinenden Sohn eine Jungfrau zur Gemahlin versprechen, welche von neun Müttern geboren sei. Der Zwerg verschwand, und der Ritter war über diese Botschaft hoch erfreut.
 
Kaum hatte er die letzten Worte des Zwergs gehört, so eilte er nach Hause, um auch seiner Gemahlin die freudige Nachricht zu überbringen. Als er aber in der Burg anlangte, trug ihm sein Knappe den neugeborenen Sohn entgegen. Voll Freude über das unerwartete Glück nahm er das Kind in die Arme und liebkoste es. Da fing das Kind an zu weinen und wollte nimmer aufhören. Das schmerzte den Ritter, und er wollte schon forteilen und den Zwerg um Rat fragen, als er sich der letzten Worte desselben erinnerte. Diese sagte er im Scherz dem weinenden Kind, und siehe da, es hörte auf zu weinen.
 
Vater und Mutter freuten sich des jungen Jarostay - so nannten sie ihn -, und er wuchs zu einem kräftigen Jüngling heran, so dass er weit und breit als der erste Wettkämpfer galt. Aus entfernten Ländern kamen junge Ritter, welche sich um die Freundschaft des kühnen Jarostay bewarben.
 
Eines Tages, nach einer Jagd, trat dieser vor seinen Vater und bat ihn, er möge sein Versprechen nun erfüllen und ihm die Jungfrau zur Gemahlin geben, welche neun Mütter geboren haben. Der Vater schien verlegen, und als der Sohn ihm sogar Ort und Zeit nannte, da er ihn getröstet hatte, sah sich der Vater genötigt, ihm seine Begegnung mit dem Zwerg zu erzählen.
 
Seit dieser Stunde ward Jarostay schwermütig und nachdenkend. Er zog sich von den gewöhnlichen Belustigungen zurück und dachte nur an seine Braut. Der alte Ritter war darüber betrübt und ließ alle Zauberer und Hexen berufen. Er versprach große Belohnungen jedem, der etwas über die gesuchte Jungfrau wisse. Aber niemand vermochte ihm eine andere Antwort zu geben als: »Es gibt eine solche Jungfrau, wo aber, das wissen wir nicht.«
 
Da entschloss sich Jarostay selbst, sie aufzusuchen. Er nahm Abschied von den Eltern und ging in die weite Welt. Viele Jahre wanderte er vergeblich nach allen Richtungen hin. Eines Tages kam er in einen großen Wald, aus welchem er nicht mehr herausfinden konnte. Müde legte er sich unter einen Baum und schlief ein. Beim Erwachen sah er sich in einem Zimmer, das von einem alten Mütterchen bewohnt war. Die Alte fragte ihn, wie er in den Wald gekommen sei und was er suche. Jarostay erzählte ihr nun seinen ganzen Lebenslauf und die Ursache seiner Reise. Sie tröstete ihn und versprach, ihn zu ihrer Schwester zu führen, welche eine mächtige Hexe sei und gewiss Auskunft geben werde.
 
Allein auch diese wusste den Aufenthalt der Jungfrau nicht, und die Alten begleiteten den Jarostay zu ihrer anderen Schwester. Diese bewohnte eine unterirdische Höhle, deren Eingang durch wilde Tiere bewacht wurde. Eine der Hexen brummte ein Sprüchlein, und sogleich wichen die Ungeheuer ehrerbietig zurück. Die Tür öffnete sich von selbst, und sie traten ein. Die dritte Schwester saß auf einem Schemel, hatte um die Stirn einen Kranz aus Weidenruten und Augengläser wie kleine Wagenräder und keinen Zahn im Mund. Die drei Hexenschwestern begrüßten einander, und die dritte wurde nun um Auskunft gefragt über die Jungfrau.
 
»Du musst«, sagte sie, »noch dreihundert Meilen südlich wandern, dort wirst du in einen Wald kommen, in welchem ein Schloss mit einem kleinen Turm sich befindet. Dort liegt die gesuchte Braut in einer kleinen Wiege, und die neun Mütter, welche die Jungfrau geboren haben, schlafen um die Wiege herum. Nimm dann das Kind aus der Wiege, und eile so schnell als möglich davon. Die Wiege aber musst du zurücklassen, und die Jungfrau darfst du nicht früher küssen, als bis du zu Hause angelangt bist.«
 
Jarostay dankte und versprach, alles getreulich zu erfüllen. Dann nahm er Abschied von den drei Schwestern und wanderte frohen Mutes weiter, jeden Tag seinem Ziel näher. Er fand endlich das bezeichnete Schloss und schlich sich in das Türmchen. Dort erblickte er in einem prachtvollen Zimmer seine Braut in einer goldenen Wiege, und die neun Mütter schliefen rings umher. In freudiger Angst näherte er sich und ergriff die Wiege, die nicht größer war, als eine Spanne. Dann eilte er fort, und schon wollte er die Grenze überschreiten, als er einen Reiter auf sich zukommen sah. In der Verwirrung küsste er schnell das Kind; er wollte seine Schritte beschleunigen, allein aus dem Kind war plötzlich eine Jungfrau geworden, und die Wiege wurde ihm zentnerschwer. Der Reiter entriss ihm die geliebte Last, und nur mit Not konnte Jarostay selbst sich retten.
 
Tief betrübt kehrte er zu jener Hexe zurück und erzählte ihr das Vorgefallene. Doch diese erinnerte ihn an ihre Warnung. Nach langem Bitten gab sie ihm endlich eine Salbe, welche ihn in einen Vogel verwandeln konnte. Sie befahl ihm nochmals Vorsicht und setzte hinzu: »Der Vater deiner Braut besitzt ein schwarzes Pferd, welches alles sieht und weiß, was im Haus vorgeht, und wenn Gefahr droht, gibt das Pferd seinem Herrn sogleich durch Wiehern alles kund, was geschieht. Erkundige dich aber bei deiner Braut, wo ihr Vater das Pferd bekommen hat, denn nur durch ein solches Pferd kann eure Flucht gelingen.«
 
Jarostay verwandelte sich nun in einen Kanarienvogel und flog gerade dem Schloss zu, in welchem die Braut sich befand. Er ließ sich von ihr fangen und in einen Käfig einsperren. Die Prinzessin gewann den Vogel so lieb, dass sie einst äußerte, wenn der Vogel ein Mann wäre, so würde sie ihn gewiss heiraten.
 
Als der Vogel das hörte, verwandelte er sich in einen Jüngling und stand so vor der erstaunten Jungfrau. Diese erkannte ihn als ihren Retter, der sie aus dem Schlaf erweckt hatte. Jarostay erzählte ihr nun, wieviel er schon ihretwegen sich bemüht habe, und die Jungfrau willigte ein, mit ihm zu fliehen. Vorher aber wollte sie den Vater fragen, woher er das schwarze Pferd habe. Jarostay verwandelte sich wieder in einen Kanarienvogel, und die Prinzessin ließ ihren Vater rufen und sagte ihm, daß sie sich krank fühle.
 
Mitleidig suchte er die Tochter zu beruhigen, und diese suchte das Gespräch auf das schwarze Pferd zu lenken. Nachdem er es wegen seiner Schönheit und Treue gelobt hatte, fragte sie, wo er dasselbe gekauft habe. Nach langem Zögern sagte er: »In meiner Jugend musste ich drei Jahre bei der Judasteufelin dienen, und zum Lohn gab sie mir das schöne Tier, welches nun als Wächter meiner Habe dient.«
 
Der Vogel hatte das mit angehört, flog zu der Hexe zurück und teilte ihr alles mit.
 
Diese zeigte dem Jüngling den Weg zur Hölle, wo die Judasteufelin wohne. Sie gab ihm auch drei ihrer Haare mit, indem sie sagte: »Wenn du Hilfe bedarfst, so zerreiße eines dieser Haare, dann werde ich kommen und dir helfen.«
 
Jarostay wanderte nun zur Hölle, und er fand richtig an einem großen Felsen die Öffnung, die ihm die Hexe bezeichnet hatte. Er ging in das Innere und gewahrte bald die Judasteufelin. Sie fragte ihn, was er hier wolle, und er antwortete: »Ich möchte gern Dienste bei dir nehmen, wenn es dir beliebt.«
 
Erfreut nahm sie ihn an, und gleich den ersten Tag gab sie ihm zwölf Pferde zu hüten. Wenn er aber eines davon verliere, so müsse er sterben.
 
Jarostay trieb nun die Pferde auf eine in der Hölle befindliche Wiese. Gegen Mittag überfiel ihn ein so mächtiger Schlaf, dass er sich niederlegte. Als er erwachte, war seine Herde fort, und all sein Suchen war vergebens. Da erinnerte er sich der drei Haare, welche er von der Hexe bekommen hatte. Er zerriss eines derselben, und sogleich stand die Hexe neben ihm, und er klagte ihr sein Missgeschick.
 
»Geh in den Stall zurück«, sagte sie, »dort wirst du zwölf Pferde in Gestalt von Schafen finden. Es werden aber dreizehn Schafe im Stall sein, suche daher dasjenige Schaf heraus, welches ein Kreuz am Rücken hat. Dieses mußt du in vier Teile zerhauen, denn das mit dem Kreuz bezeichnete Schaf ist niemand anderer als die Judasteufelin. Und sobald du jenes Schaf getötet hast, werden die zwölf Pferde wieder vor dir stehen.«
 
Die Hexe verschwand, und Jarostay fand alles so, wie sie gesagt hatte. Er nahm das bezeichnete Schaf und hieb es in vier Teile, und sogleich standen die zwölf Pferde vor ihm.
 
Am ersten Tag seines zweiten Dienstjahres geschah dasselbe. Es überfiel den Jarostay wieder ein Schlaf, und als er erwachte, waren die Pferde fort. Er zerriss daher das zweite Haar, und die Hexe erschien und sagte: »Geh in den Stall, dort wirst du statt der zwölf Pferde dreizehn Gänse finden. Die dreizehnte, mit einem schwarzen Kreuz bezeichnete Gans sollst du fangen und töten, weil in dieser Gans die Judasteufelin ist.«
 
Jarostay tat, wie ihm befohlen, und die zwölf Pferde standen wieder im Stall.
 
Im Laufe des zweiten Jahres sann die Judasteufelin auf Mittel, um zu verhindern, dass Jarostay die Pferde entzaubere, denn sie wollte seinen Tod. Am ersten Tag des dritten Jahres waren die Pferde wieder von der Weide verschwunden. Er nahm nun das dritte und letzte Haar und rief die Hexe herbei, welche sagte: »Geh in die Küche, dort wirst du in dem Feuer auf dem Herd einen Schemel sehen, auf welchem gewöhnlich die Judasteufelin sitzt. Unter dem Schemel ist eine schwarze Henne, diese sollst du töten. Glaube aber ja nicht, dass jene Person, die auf dem Schemel sitzt, die Judasteufelin ist; du würdest dich irren und dein Leben verlieren.«
 
Jarostay begab sich in die Höllenküche. Schon war er versucht, die Gestalt zu töten, welche auf dem Schemel saß und der Judasteufelin ganz ähnlich war und ihn mit einem grinsenden Lächeln zur Tat anzueifern schien, als er die schwarze Henne bemerkte. Eingedenk der Mahnung ergriff er die Henne und hieb sie in Stücke, und sogleich war jene Gestalt samt dem Schemel verschwunden.
 
Er wollte nun nach seinen Pferden sehen, ging in den Stall und traf zu seinem Erstaunen die Judasteufelin dort an, welche zu ihm sprach: »Lieber Jarostay, du hast mir zwei Jahre und einen Tag treu gedient und nie ein Pferd verloren. Aus Dankbarkeit will ich dir das dritte Jahr schenken und du darfst dir eine Belohnung wählen.«
 
Jarostay bat um eines der Pferde, die er gehütet hatte.
 
Die Judasteufelin besann sich eine Weile und willigte ein. »Du magst«, sagte sie, »das schönste Pferd dir aussuchen.«
 
Da vernahm er eine Stimme, die ihm zuflüsterte, er möge das schlechteste Pferd nehmen. Jarostay folgte dem Rat der unsichtbaren Hexe, und die Judasteufelin erschrak über die Forderung und zögerte. Sie war endlich doch genötigt, ihm das schlechteste Pferd zu geben.
 
Er führte es an die Oberwelt, und hier war das Pferd eines der schönsten, die er je gesehen. Alsdann ritt er zu seiner Ratgeberin, und diese ermunterte ihn, nunmehr gerade zu dem Schloss zu reiten, wo seine Braut wohne. Nach zwölf Tagen war er am Ziel. Er ritt in den Hof, und das Pferd, welches dem Vater seiner Braut als Wächter diente, kam herbei und erkannte das andere, weil es derselben Herde angehört hatte. Vor Freude vergaß es zu wiehern, und der Herr erfuhr nichts von der Ankunft des zweiten Pferdes.
 
Jarostay eilte nun in das Türmchen zu seiner Braut, und groß war die Freude über das Wiedersehen. Beide setzten sich auf das Pferd und ritten davon.
 
Als aber das Pferd des Vaters dies bemerkte, fing es an zu wiehern, und sogleich eilte der Vater herbei. Kaum hatte er das Türmchen leer gefunden, so schwang er sich auf sein Höllenpferd und setzte den Fliehenden nach. Bald waren sie über die Grenze des großen Grundbesitzes, da hemmte ein breiter Graben den Lauf des Pferdes, und der Vater hätte sie ereilt, wenn nicht durch den Zauber der allzeit hilfreichen Hexe der Graben verschwunden wäre. Sogleich tat er sich aber hinter ihnen wieder auf, und der Vater spornte sein Pferd so, dass es im Hinübersetzen stürzte, und beide fanden in der Tiefe den Tod. Als dies die beiden Verfolgten sahen, wurden sie sehr betrübt. Da an Rettung nicht zu denken war, ritten sie der väterlichen Burg Jarostays zu, und in wenigen Tagen langten sie glücklich an ihrem Ziel an.
 
Der alte Ritter und seine Gemahlin waren außer sich vor Freude, als sie den längst tot geglaubten Sohn mit seiner Braut heimkehren sahen. Es wurde nun eine glänzende Hochzeit veranstaltet, und Jarostay wünschte, es möchten auch die drei Schwestern daran teilnehmen, denen er all sein Glück zu verdanken hatte.
 
Nach einer halben Stunde traten wirklich drei Frauen in den Saal, den Anwesenden unbekannt. Alle bewunderten ihre Schönheit und reiche Kleidung. Dem Jarostay gaben sie sich zu erkennen und beglückwünschten ihn und seine Braut. Als jedoch der Zug in die hell erleuchtete Kapelle eintrat, waren die drei Frauen plötzlich verschwunden, und man hat sie nie wieder gesehen.
 
Nach der Trauung begannen die Belustigungen im Schloss. Während dieser Zeit begab sich Jarostay in den Burghof hinab, bemerkte sein geliebtes Pferd und streichelte es. Da fing auf einmal das Pferd an zu sprechen und bat seinen Herrn, er möge ihm den Kopf abhauen. Der weigerte sich aber, und erst nach vielen Bitten ergriff er sein Schwert, und als der Kopf vom Rumpf getrennt war, flog eine weiße Taube heraus, die lustig sich gegen den Himmel erhob. Von nun an genoss Jarostay zufrieden und heiter sein lange ersehntes Glück. 

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