In der kleinen Stadt Carleone am Fuße des Monte Video wohnte Oswaldo mit seiner Mutter. Er war neun Jahre alt und der einzige Junge im Ort, der blonde Haare hatte. Außerdem war er der größte Fußballfan der Stadt. Jeden Morgen, bevor er zur Schule ging, spielte er im Innenhof des Hauses, zum Leidwesen der Mutter, die Angst um ihre schönen Blumentöpfe hatte. Er wurde wegen seiner blonden Haare von vielen Kindern geärgert. Oftmals, wenn er auf dem Weg zur Schule war, standen sie da und warteten auf ihn. "Weißkopf", riefen sie, "du gehörst nicht zu uns - zieh mit deiner Mutter nach Norden, zu den Fischköppen - die sehen genauso aus wie du!"
Oswaldo war sehr traurig darüber und oftmals, wenn er abends im Bett lag, dann wünschte er sich, so dunkle Haare wie die anderen Kinder zu haben. So lebte er mit seiner Mutter allein, tagaus tagein, und wünschte sich ein Wunder das seine Haarfarbe ändern würde. Nun denkt ihr vielleicht, das ist doch kein Problem, ein Besuch beim Friseur und die Haare sind gefärbt. Nein, es kam ganz anders. Eines Tages zog ein anderer Junge nach Carleone, direkt in das Nachbarhaus. Und er hatte auch blo
nde Haare. So kam es, dass die beiden täglich gemeinsam zur Schule gingen und sich anfreundeten. Das Beste aber war, dass der neue Nachbar namens Luca ebenso gerne wie Oswaldo Fußball spielte. Täglich verabredeten sie sich zum Trainieren. Eines Tages wurde die Gemeinde von Carleone zu einem Fußballturnier in den Nachbarort San Bernardino eingeladen. Man suchte ein paar fitte Jungs, die gegen die anderen Mannschaften antreten wollten. Natürlich waren Oswaldo und Luca sofort begeistert und übten noch fleißiger als sonst. Als das Turnier näher rückte und die Mannschaft zusammengestellt wurde, sah man in der Mannschaft neben den vielen dunkelhaarigen noch zwei Blondschöpfe auf dem Platz spielen. Das Spiel begann und alle waren sehr aufgeregt, doch unsere beiden Blo
ndis spielten souverän den Ball ins Tor. Da staunten die dunkelhaarigen Mitspieler nicht schlecht und am Ende führte die Mannschaft von Carleone 8:1. Das war eine Freude, noch nie hatte Carleone gegen San Bernardino gewonnen. Als sie vom Spiel zurück kamen standen alle Bürger von Carleone auf der Straße und klatschten. Ein Fotograf und ein Reporter von der Regio
nalzeitung waren da und am nächsten Tag sah man in der Zeitung das Foto unserer beiden blo
nden Helden auf den Schultern ihrer Mitspieler. Von diesem Tage an ärgerte niemand mehr die beiden blo
nden Jungs und niemand in der Gemeinde ko
nnte sich vorstellen ohne sie zu sein. Die Mädchen standen von nun ab bei jedem Spiel auf dem Fußballplatz und jubelten und kreischten. So spielten sie viele Jahre für den Verein Carleone und wurden besser und besser, bis eines Nachmittags der Trainer der italienischen Natio
nalmannschaft Marcello Lippi durch Zufall seine Oma besuchte, die in Carleone wohnte. Er hörte von den beiden blo
nden Fußballhelden und entschloss sich, das Training zu besuchen. Er war so begeistert von ihrem Fußballtalent, dass er sie sofort in die Natio
nalmannschaft von Italien holte. Und dort, wer hätte es gedacht, schossen sie die entscheidenden Tore in der Fußball-WM gegen Frankreich. Italien wurde Weltmeister und Oswaldo und Luca wurden die Nationalhelden. Und wenn man heute nach Carleone fährt, sieht man auf dem Marktplatz zwei Statuen mit blo
nden Haaren stehen. Seitdem mögen die Italiener Kinder mit blo
nden Haaren beso
nders gerne.
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