Carly ist bei ihrer kauzigen und übervorsichtigen Tante Alissa aufgewachsen, weil ihre Eltern früh ums Leben kamen. Niemand spricht darüber, wie es geschah, weder Tante Alissa noch Carlys distanzierter Bruder Ralph. Der Tod – der dennoch immer wieder seinen Kopf in Carlys Leben steckt – ist ebenso tabu wie alles, was mit dem Meer zusammenhängt. Ausgerechnet nach dem Meer aber sehnt sich Carly ihre ganze Kindheit hindurch. Nun ist sie erwachsen und unglücklich in ihren Chef verliebt. Als sie mit ihrer Ausbildung fertig und arbeitslos ist, macht ausgerechnet er ihr ein Angebot: Er hat ein altes Haus am Meer geerbt, das sie aufräumen und für den Verkauf vorbereiten soll. Vier Spätsommerwochen hat sie dafür Zeit. Das ist Carlys Chance, heimlich ihrer Sehnsucht zu folgen und sich ihrer Angst und ihren verschwommenen Erinnerungen zu stellen. Vielleicht auch eine Gelegenheit, Abstand von ihrer alten Liebe zu gewinnen.
Doch kaum angekommen, stellt sie fest, dass ein Mann spurlos verschwunden ist. Wie offenbar damals ihre Eltern. Und nicht nur das, sie fühlt sich der Frau, die in dem Haus gewohnt hat, seltsam nahe. Immer wieder findet sie Notizen von dieser gewissen Henny Badonin, der sie angeblich ähnlich sieht. Auch von dem verschwundenen Joram Grafunder, offenbar Henny Badonins Freund, tauchen überall Briefe auf.
Hier am Meer scheint es so zu sein, dass die Toten nicht so unerreichbar weit fort sind wie gedacht. Nach und nach gewinnt Carly Erinnerungen an ihre Eltern zurück. Umso entschlossener ist sie, herauszufinden, was mit Joram Grafunder passiert ist, der sie fasziniert. Ob ihr das in der kurzen Zeit, die sie in dem Haus noch hat, gelingen wird? Und ob sie dabei entdecken kann, was sie mit ihrer Zukunft anfangen will?