Achte Scene.
Verwandelt sich in einen Saal im Pallast.
Othello und Aemilia treten auf.
Othello. Ihr habt also nichts gesehen?
Aemilia. Noch jemals was solches gehört, oder nur gemuthmasset.
Othello. Ihr habt doch den Cassio und sie beysammen gesehen?
Aemilia. Aber da sah ich nichts böses, und ich hörte eine jede Sylbe, die sie mit einander redeten.
Othello. Wie, flüsterten sie niemals zusammen?
Aemilia. Niemals, Gnädiger Herr.
Othello. Und schikten sie euch niemals fort?
Aemilia. Niemals.
Othello. Etwann ihren Fächer, ihre Handschuhe, ihre Maske, oder so was zu holen?
Aemilia. Niemals, Gnädiger Herr.
Othello. Das ist seltsam!
Aemilia. Ich dürfte meine Seele an einem Pfahl wetten, Gnädiger Herr, daß sie ehrlich ist: Wenn ihr anders denkt, so verbannet diesen Gedanken, er betrügt euer Herz. Der Himmel vergelt' es dem Elenden, der es euch in den Kopf gesezt haben mag, mit dem Fluch der Schlange! Wahrhaftig, wenn sie nicht tugendhaft, keusch und getreu ist, so giebt's keinen glüklichen Mann auf Erden; so ist die reinste ihrer Weiber so häßlich als Lästerung.
Othello. Geh, ruffe sie hieher. (Aemilia geht ab.) Sie sagt genug; allein sie ist eine einfältige Kupplerin, die nicht mehr sagen kan Das ist eine verschmizte Hure, die ihre garstigen Geheimnisse behutsam zu verriegeln weiß und doch kniet sie euch in ihrem Zimmer hin, und betet: Das hab' ich selbst gesehen.