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奥赛罗德语阅读:Zweyter Aufzug. Siebende Scene.
日期:2016-04-22 14:08  点击:266
Jago und Rodrigo bleiben.
Jago (zu einigen Bedienten.) 
Geht ihr dem Hafen zu, ich werde in einem Augenblik folgen (zu Rodrigo.) Komm näher, wenn du ein tapfrer Mann bist; (und man sagt doch, daß die Liebe auch den feigesten Seelen eine gewisse Stärke und Erhabenheit gebe, die ihnen sonst nicht natürlich ist) Horch mir zu; der Lieutenant commandirt diese Nacht auf der Hauptwache. Zuerst muß ich dir sagen, daß diese Desdemona geradezu in ihn verliebt ist.
Rodrigo. In ihn? Wie, das ist nicht möglich.
Jago. Leg deine Finger auf den Mund und laß dir sagen, was du zu wissen brauchst. Bedenk einmal mit was für einer Heftigkeit sie anfangs den Mohren liebte, bloß weil er aufschnitt, und ihr romanhafte Lügen vorsagte. Meynst du, sein Pralen werde machen, daß sie ihn immer liebe? Sey nicht so einfältig, und bilde dir solche Dinge ein. Ihr Auge muß doch auch eine Nahrung haben. Und was ein Vergnügen kan sie davon haben, wenn sie den Teufel ansieht? Wenn die Entzükungen des Liebes-Spiels das Blut ermattet haben, so braucht es Reizungen, Schönheiten, Sympathie im Alter, zärtliche Empfindungen, was weiß ich's, kurz lauter Eigenschaften, die der Mohr nicht hat, um es wieder anzuflammen. Nun aber kan's nicht fehlen, der Abgang dieser Erfordernisse und Uebereinstimmungen wird ihre jugendliche Zärtlichkeit gar bald empören; sie wird finden, daß sie sich betrogen hat; sie wird des Mohren erst satt, dann überdrüssig werden, dann einen Ekel vor ihm bekommen, und ihn endlich gar verabscheuen, die Natur selbst wird sie das lehren und sie zu einer andern Wahl nöthigen. Nun, Herr, dieses vorausgesezt, (wie es dann eine ausgemachte Sonnenklare Sache ist,) wer darf sich dieses Glük mit beßrer Hoffnung versprechen als Cassio? Der geschmeidigste Schurke von der Welt; der nicht mehr Gewissen oder Tugend hat, als der Wohlstand und die Klugheit erfordern, um unterm Schuz der äusserlichen Form eines bescheidnen und wohlgesitteten Betragens seine geheimen Ausschweiffungen und Leichtfertigkeiten desto sichrer auszuüben; ein glatter, abgeteilter Schurke, ein Gelegenheits-Hascher, ein Gleißner, der sich das Ansehen von Tugenden geben kan, die er nie gehabt hat; ein verteufelter Schurke! Und dann kommt noch in Betrachtung, daß der Schurke hübsch, jung, und mit allen den Erfordernissen begabt ist, worauf Thorheit und unreiffe Jugend am meisten sehen. Ein schwernöthischer ausgemachter Schurke! Und das Weibsbild kennt ihn schon besser, als du dir einbildest.
Rodrigo. Das kan ich unmöglich von ihr glauben; sie ist von einer so tugendhaften Gemüthsart
Jago. Tugendhafter Pfifferling! Der Wein den sie trinkt ist aus Trauben gemacht. Wenn sie tugendhaft gewesen wäre, so würde sie sich nicht in den Mohren verliebt haben: Tugendhafter Quark! Hast du dann nicht gesehen wie sie mit seiner Hand auf- und abschaukelte? Hast du nicht darauf Acht gegeben?
Rodrigo. Ja, das that ich; aber das war nur Höflichkeit.
Jago. Leichtfertigkeit war's, bey meiner Seele! Eine geheime Andeutung, ein stillschweigender Prologus zu einem Lustspiel, wo man keine Zuschauer verlangt. Sie kamen einander ja mit ihren Lippen so nah, daß ihr Athem sich vermischen und zusammenfliessen mußte. Das ist ein vertrakter Gedanke, Rodrigo! Wenn solche Vertraulichkeiten den Weg bahnen, so darf man sich darauf verlassen, daß die Haupt-Action bald nachkommen wird Fy, Henker! Aber, laßt euch nur von mir rathen, Herr. Ich hab' euch von Venedig mitgebracht. Zieht mit auf die Wache diese Nacht, ich will euch dazu commandieren. Cassio kennt euch nicht; und ich will nicht weit von euch seyn. Seht daß ihr dann eine Gelegenheit findet, ihn aufzubringen; redet zu laut, oder haltet euch über seine Art zu commandieren auf, oder thut sonst was das ihn ärgern kan, wie es Zeit und Umstände an die Hand geben werden.
Rodrigo. Gut.
Jago. Er ist jäh, und in einem Augenblik aufgebracht; es kan leicht begegnen, daß er euch einen Schlag giebt. Reizt ihn dazu; dann das würde mir einen vortrefflichen Anlaß geben, die Cyprier in eine solche Empörung gegen ihn zu sezen, daß nichts als seine Entfernung sie besänftigen soll. Dadurch kommt ihr desto bälder zu euerm Zwek; denn wenn Cassio einmal aus dem Weg ist, so will ich für das übrige schon Mittel finden, und ihr sollt glüklich werden.
Rodrigo. Ich verstehe mich zu allem, wenn ihr's dahin bringen könnt.
Jago. Dafür steh ich dir. Laß dich vor der Citadelle wieder antreffen; ich muß nur einen kleinen Gang machen, um sein Gepäke ans Land zu holen. Lebt wohl indessen.
Rodrigo. Adieu.
(Er geht ab.) 

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