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麦克白德语阅读 Kapitel 26
日期:2016-04-05 10:28  点击:291
Verwandelt sich in den Palast des Königs von England.
 
Malcolm und Macduff treten auf.
 
Malcolm. Laß uns irgend einen einöden Schatten suchen, und dort unsre kummervollen Herzen leer weinen.
 
Macduff. Laß uns lieber das tödliche Schwert fest halten, und wie wakre Männer unser zu Boden gestürztes Leben schirmen; jeden neuen Morgen heulen neue Wittwen, schreyen neue Waysen, schlagen neue Klagen an den Himmel an, der wie aus Mitleid abgebrochne Töne des Schmerzens wiederhallt.
 
Malcolm. Was ich glaube, will ich beweinen; was ich weiß, will ich glauben; und was ich ändern kan, sobald ich die Zeit zum Freund habe, das will ich. Was ihr vorhin sagtet, mag sich vielleicht so verhalten. Dieser Tyrann, dessen blosser Name unsre Zungen lähmt, wurde einst für ehrlich gehalten; ihr liebtet ihn, und noch hat er euch nicht beleidigt. Ich bin zwar jung; aber doch könntet ihr euch durch mich ein Verdienst um ihn machen, es ist Klugheit, ein schwaches, armes, unschuldiges Lamm aufzuopfern, um einen erzürnten Gott zu besänftigen.
 
Macduff. Ich bin kein Verräther.
 
Malcolm. Aber Macbeth ists. Macht und Würden können einen tugendhaften Character verfälschen. Ich bitte euch um Vergebung; meine Gedanken können euch zu nichts anders machen als ihr seyd; Engel glänzen immer fort, ob schon die glänzendsten fielen: wenn gleich alle bösen Dinge die Gestalt des Guten annähmen, so muß doch das Gute immer diese Gestalt behalten.
 
Macduff. Ich habe meine Hoffnungen verlohren.
 
Malcolm. Vielleicht eben da, wo ich meine Zweifel fand. Wie? ihr solltet in so gefährlichen Umständen euer Weib und eure Kinder, die kostbaren Pfänder der Liebe verlassen, ohne auch nur Abschied zu nehmen? – – Ich bitte euch, treibet mich nicht weiter; meine Besorgnisse sollen euch nicht beleidigen, sondern nur meine Sicherheit seyn: ihr könnt ein sehr rechtschaffner Mann seyn, ich mag denken was ich will.
 
Macduff. So blute dann, blute, mein armes Vaterland! und du, eingethronte Tyranney, seze dich feste, denn Redlichkeit darf dich nicht erschüttern – – Dulde du deine Kränkungen, sein Titel ist bestätiget. Gehabe dich wohl, Lord. Um allen den Raum, den der Tyrann in seinen Klauen hält, und den reichen Ost dazu, wollt ich der Elende nicht seyn, für den du mich ansiehst.
 
Malcolm. Werdet nicht unwillig; was ich sage, kommt nicht eigentlich von einem Mißtrauen her, so ich in euch seze. Ich denke unser Vaterland sinkt unters Joch, es weint, es blutet, und jeder neue Tag ist eine neue Wunde zu seinen vorigen. Ich zweifle nicht, es würden Hände für mein Recht aufgehoben werden; und hier bietet mir Englands mitleidige Freundschaft etliche Tausende an. Aber gesezt auch, ich träte endlich auf des Tyrannen Haupt, oder trüg' es an der Spize meines Schwerdts, so wird mein armes Vaterland nichts dabey gewinnen; es wird nur noch mehr Gebrechen haben, als zuvor, und von seinem Nachfolger noch mehr und auf eine mannichfaltigere Art leiden als jemals.
 
Macduff. Und wer sollte der seyn?
 
Malcolm. Mich selbst meyn ich, [Fußnote] mich, in welchen alle besondre Laster so eingepfropft sind, daß wenn sie sich aufthun und ausbreiten werden, der schwarze Macbeth schneeweiß scheinen, und der arme Staat ihn, mit meiner grenzenlosen Bosheit verglichen, für ein mildes Lamm ansehen wird.
 
Macduff. Aus allen Legionen des flammenden Abgrunds kan kein verruchterer Teufel als Macbeth hervorkommen.
 
Malcolm. Ich gesteh' es, er ist blutgierig, schwelgerisch, geizig, falsch, tükisch, launisch, boßhaft, und stinkt nach jeder Sünde, die einen Namen hat. Aber in meiner Ruchlosigkeit ist kein Boden, nein, keiner; eure Weiber, eure Töchter, eure Mütter und eure noch unzeitigen Mädchen reichten nicht zu, die Cisterne meiner Lust aufzufüllen; und es sind keine Schranken, keine Hindernisse zu ersinnen, die meine unbändige Begierde nicht überspringen würde. Besser, Macbeth herrsche als ein Solcher.
 
Macduff. Grenzenlose Ueppigkeit ist eine Art von Tyranney; und hat schon manchen Thron vor der Zeit leer gemacht, ist schon der Sturz mancher Könige gewesen. Aber fürchtet euch deßwegen nicht zu übernehmen, was euer ist; ihr könnt euren Ergözungen ein weites Ziel steken, ohne sie dem allgemeinen Auge auszusezen. Wir haben willige Damen genug; es kan kein solcher Geyer in euch seyn, dessen Gefräßigkeit zu ersättigen, nicht alle diejenigen zureichen sollten, die sich der Majestät freywillig widmen werden, sobald sie diese Neigung an ihr bemerkt haben.
 
Malcolm. Ueberdas, wächst unter meinen andern unordentlichen Neigungen, ein so unersättlicher Geiz, daß wenn ich König wäre, ich meine Edeln aus dem Wege räumen würde, um ihre Güter an mich zu reissen; bey diesem würden mich seine kostbaren Mobilien reizen, bey jenem sein Haus; der Anwachs meines Eigenthums würde nur wie eine Brühe seyn, die mich immer hungriger machte; so daß ich an rechtschaffne Leute ungerechte Händel suchen, und sie verderben würde, um ihre Reichthümer zu haben.
 
Macduff. Dieser Geiz schlägt tiefer ein, und breitet sich in verderblichere Wurzeln aus, als die Wollust, die mit dem Sommer des Lebens ihre Hize verliehrt; Er ist das Schwerdt gewesen, das unsre Könige erschlagen hat: aber fürchtet auch dieses nicht; Schottland hat Ueberfluß, eure Habsucht mit demjenigen anzufüllen, was euer rechtmäßiges Eigenthum seyn wird. Alles das ist noch erträglich, wenn es durch andre Tugenden vergütet wird.
 
Malcolm. Aber, die hab' ich nicht; von allen diesen königlichen Tugenden, Gerechtigkeit, Wahrheit, Mäßigung, Standhaftigkeit, Güte, Gnade, Demuth, Frömmigkeit, Geduld, Herzhaftigkeit, Tapferkeit, ist nicht ein Funke in mir; alle meine Neigungen, alle Triebfedern meines Willens sind eben so viele Laster, und ich übe jede auf alle mögliche Arten aus. Ja, hätt' ich das Vermögen dazu, ich würde die süsse Milch der Eintracht in die Hölle schütten, den allgemeinen Frieden aufstören, und die ganze Erde zu einem Schauplaz der Verwüstung machen.
 
Macduff. O Schottland, Schottland!
 
Malcolm. Wenn ein solcher zur Regierung tauglich ist, so redet; ich bin, wie ich gesagt habe.
 
Macduff. Zur Regierung tauglich? Nein, nicht des Lebens werth. O unglükselige Nation! Unter dem blutigen Scepter eines unrechtmäßigen Herrschers seufzend, wenn wirst du deine glüklichen Tage wiedersehen? da der rechtmäßige Erbe deines Throns den Bann der Ausschliessung über sich selbst ausspricht und seinen geheiligten Ursprung lästert. Dein königlicher Vater war der beste König; die Königin, die dich gebahr, öfter auf ihren Knien als auf ihren Füssen, starb jeden Tag den sie lebte. O! Fahre du wohl! Diese Laster, deren du dich selbst anklagst, haben mich aus Schottland verbannt. O! Mein Herz! hier enden sich alle deine Hoffnungen!
 
Malcolm. Macduff, diese edle Leidenschaft, das Kind deiner Redlichkeit, hat die schwarzen Zweifel von meiner Seele gewischt, und meine Gedanken mit deiner Aufrichtigkeit und Ehre ausgesöhnt. Der teuflische Macbeth hat schon durch manche, die sich als meine Freunde verstellen mußten, mich in seine Gewalt zu bekommen gesucht: mißtrauische Klugheit war meine Sicherheit; aber Gott im Himmel sey Zeuge zwischen mir und dir, daß ich, in diesem Vertrauen, wozu du mich nunmehr gewonnen hast, mich gänzlich deiner Führung überlasse; und bey ihm schwör' ich, daß alle diese Laster und Schanden, deren ich mich selbst anklagte, ferne von mir sind. Ich habe noch kein Weib erkannt, noch nie mein Wort gebrochen, mich kaum desjenigen gelüsten lassen, was mein eigen ist, und wollt den Teufel selbst seinem Cameraden nicht verrathen; ich liebe die Wahrheit nicht weniger als mein Leben, und die erste Unwahrheit, die aus meinem Munde gegangen ist, war diese wieder mich selbst. Was ich in der That bin, steht dir und meinem armen Vaterlande zu diensten; wohin würklich, noch vor deiner Ankunft der alte Siward mit zehentausend tapfern Kriegs-Männern aufgebrochen ist. Wir wollen ihm folgen, und möge der Ausgang der Gerechtigkeit unsrer Sach' entsprechen! – – Warum schweiget ihr?
 
Macduff. So willkommne und so unwillkommne Dinge auf einmal sind schwehr zusammen zu reimen! 

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