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哈姆雷特德语阅读 Zweyter Aufzug. Erste Scene.
日期:2016-02-06 05:53  点击:287
(Ein Zimmer in Polonius Hause.)
 
(Polonius und Reinoldo treten auf.)
 
Polonius. Uebergieb ihm dieses Geld und diese Papiere.
 
Reinoldo. Ich werde nicht ermangeln, Gnädiger Herr.
 
Polonius. Es würde überaus klug von euch gehandelt seyn, ehrlicher Reinold, wenn ihr euch vorher, eh ihr zu ihm geht, nach seiner Aufführung erkundigen würdet.
 
Reinoldo. Das war auch mein Vorsaz, Gnädiger Herr.
 
Polonius. Meiner Treu, das war ein guter Gedanke; ein sehr guter Gedanke. Seht ihr, Herr, zuerst erkundiget euch, was für Dähnen in Paris seyen, und wie, und wer, und wie bemittelt, und wo sie sich aufhalten, und was sie für Gesellschaft sehen, und was sie für einen Aufwand machen; und findet ihr aus ihren Antworten auf diese Präliminar-Fragen, daß sie meinen Sohn kennen, so kommt ein wenig näher; stellt euch, als ob ihr ihn so von weitem her kenntet – – zum Exempel, so – – Ich kenne seinen Vater und seine Freunde, und zum Theil, ihn selbst – – Merkt ihr was ich damit will, Reinoldo?
 
Reinoldo. Ja, sehr wohl, Gnädiger Herr.
 
Polonius. Und zum Theil ihn selbst – – Doch könnt ihr hinzu sezen – – nicht sehr genau; aber wenn es der ist, den ich meyne, so ist er ein ziemlich wilder junger Mensch – – Solchen und solchen Ausschweiffungen ergeben – – Und da könnt ihr über ihn sagen, was ihr wollt; doch nichts was seiner Ehre nachtheilig seyn könnte; auf das müßt ihr wol Acht geben; aber wol solche gewöhnliche Excesse von Muthwillen und Wildheit, welche gemeiniglich Gefährten der Jugend und Freyheit zu seyn pflegen – –
 
Reinoldo. Als wie Spielen, Gnädiger Herr – –
 
Polonius. Ja, oder trinken, fluchen, Händel machen, den Weibsbildern nachlaufen – – So weit dürft ihr schon gehen.
 
Reinoldo. Aber das würde ja seiner Ehre nachtheilig seyn.
 
Polonius. Das nicht, wenn ihr euch in den Ausdrüken ein wenig vorsehet: Ihr müßt eben nicht so weit gehen, und ihn beschuldigen, daß er ein öffentlicher Huren-Jäger sey, das ist nicht meine Meynung; ihr müßt so von seinen Fehlern reden, daß sie für Fehler der Freyheit, Ausbrüche eines feurigen Blutes, einer noch ungebändigten Jugend-Hize, die allen jungen Leuten gemein sind, angesehen werden können.
 
Reinoldo. Aber, warum, Gnädiger Herr – –
 
Polonius. Warum ihr das thun sollt?
 
Reinoldo. Ja, Gnädiger Herr, das wollt' ich fragen.
 
Polonius. Gut, Herr, das will ich euch sagen; es ist ein Kunstgriff, Herr, und, beym Element, ich denke einer von den feinen. Seht ihr, wenn ihr meinem Sohn dergleichen kleinen Fehler beyleget, daß man denken kan, es sey ein junger Bursche, der ein wenig im Machen mißgerathen sey – – versteht ihr mich, so wird derjenige, mit dem ihr in Conversation seyd, und den ihr gern ausholen möchtet, wenn er den jungen Menschen, von dem die Rede ist, gelegenheitlich etwann einer oder der andern von vorbesagten Ausschweiffungen sich schuldig machen, gesehen hat, so zählt darauf, daß er sich folgender massen gegen euch herauslassen wird: Mein werther Herr, oder Herr schlechtweg, oder mein Freund, oder wie er dann sagen mag – –
 
Reinoldo. Sehr wohl, Gnädiger Herr – –
 
Polonius. Und dann, Herr, thut er das – – thut er – – was wollt ich sagen – – Ich wollte da was sagen – – wo blieb ich?
 
Reinoldo. Bey dem, wie er sich gegen mich herauslassen würde – –
 
Polonius. Wie er sich herauslassen würde – – ja, meiner Six – – er würde sich so herauslassen – – Ich kenne den jungen Herrn, ich sah ihn gestern oder vorgestern, oder einen andern Tag mit dem und dem; und wie ihr sagt, da spielte er, da gerieth er in Hize, da fieng er beym Ballspiel Händel an; oder vielleicht, ich sah ihn in diß oder jenes verdächtige Haus gehen, Videlicet in ein Bordell, oder dergleichen – – Seht ihr nun, daß auf diese Weise der Angel eurer Lüge diesen Karpen der Wahrheit fangen könnt – – Das sind die Wege, wie wir andern Gelehrten und Staatisten, durch Winden und Sondiren, per indirectum, hinter die wahre Beschaffenheit der Sachen zu kommen pflegen: Ich mache euch kein Geheimniß aus dieser Frucht meiner ehmaligen Lectur und Erfahrung, damit ihr sie nun bey meinem Sohn applicieren könnt – – Ihr habt mich doch begriffen; habt ihr nicht?
 
Reinoldo. Ja wohl, Gnädiger Herr.
 
Polonius. So behüt euch Gott; lebt wohl.
 
Reinoldo. Mein Gnädiger Herr – –
 
Polonius. Ihr müßt trachten, daß ihr durch euch selbst hinter seine Neigungen kommt.
 
Reinoldo. Das will ich, Gnädiger Herr.
 
Polonius. Und macht, daß er seine Musik fleissig exerciert.
 
Reinoldo. Wohl, Gnädiger Herr.
 
(Reinold geht ab.) 

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