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哈姆雷特德语阅读 Kapitel 2 Erster Aufzug. Sechste Scene.
日期:2016-02-01 07:39  点击:247
(Polonius zu den Vorigen.)
 
Laertes. Ich halte mich zulang auf – – Aber hier kommt mein Vater: Desto besser; ich werde seinen Abschieds-Segen gedoppelt erhalten.
 
Polonius. Du bist noch hier, Laertes! Zu Schiffe, zu Schiffe, mein Sohn; der Wind schwellt eure Segel schon, und man wartet auf euch. Hier, empfange meinen Segen, (Er legt seine Hand auf Laertes Haupt) und diese wenigen Lebens-Regeln, womit ich ihn begleite, schreib in dein Gedächtniß ein. Gieb deinen Gedanken keine Zunge, und wenn du je von unregelmässigen überrascht wirst, so hüte dich wenigstens, sie zu Handlungen zu machen: Sey gegen jedermann leutselig, ohne dich mit jemand gemein zu machen: Hast du bewährte Freunde gefunden, so hefte sie unzertrennlich an deine Seele; aber gieb deine Freundschaft nicht jeder neuausgebruteten, unbefiederten Bekanntschaft preiß. Hüte dich vor den Gelegenheiten zu Händeln; bist du aber einmal darinn, so führe dich so auf, daß dein Gegner nicht hoffen könne, dich ungestraft zu beleidigen. Leih' dein Ohr einem jeden, aber wenigen deinen Mund; nimm jedermanns Tadel an, aber dein Urtheil halte zurük. Kleide dich so kostbar als es dein Beutel bezahlen kan, aber nicht phantastisch; reich, nicht comödiantisch: Denn der Anzug verräth oft den Mann, und in Frankreich pflegen Leute von Stand und Ansehen sich gleich dadurch anzukündigen, daß sie sich mit Geschmak und Anstand kleiden. Sey weder ein Leiher noch ein Borger; denn durch Leihen richtet man oft sich selbst und seinen Freund zu Grunde; und borgen untergräbt das Fundament einer guten Haushaltung. Vor allem, sey redlich gegen dich selbst, denn daraus folget so nothwendig als das Licht dem Tage, daß du es auch gegen jedermann seyn wirst. Lebe wohl, mein Sohn; mein Segen befruchte diese Erinnerungen in deinem Gemüthe!
 
Laertes. Ich beurlaube mich demüthigst von euch, Gnädiger Herr Vater.
 
Polonius. Du hast hohe Zeit; geh, deine Bediente warten – –
 
Laertes. Lebet wohl, Ophelia, und erinnert euch dessen was ich gesagt habe.
 
Ophelia. Es ist in mein Gedächtniß verschlossen, und ihr sollt den Schlüssel dazu mit euch nehmen.
 
Laertes. Lebet wohl.
 
(Er geht ab.)
 
Polonius. Was sagte er denn zu euch, Ophelia?
 
Ophelia. Mit Eu. Gnaden Erlaubniß, etwas, das den Prinzen Hamlet angieng.
 
Polonius. Wahrhaftig, ein guter Gedanke! Ich habe mir sagen lassen, daß er euch seit einiger Zeit ziemlich oft allein gesprochen habe, und daß ihr ihm einen sehr freyen Zutritt verstattet, und geneigtes Gehör gegeben habt. Wenn es so ist, (wie es mir dann von sichrer Hand zukommt) so muß ich euch sagen, daß ihr euch selbst nicht so gut versteht, als es meiner Tochter und eurer Ehre geziemt. Was ist denn zwischen euch? Sagt mir die reine Wahrheit.
 
Ophelia. Gnädiger Herr Vater, er hat mir zeither verschiedene Erklärungen von seiner Zuneigung gemacht.
 
Polonius. Von seiner Zuneigung? He! Ihr sprecht wie ein junges Ding, das noch keine Erfahrung von dergleichen gefährlichen Dingen hat. Glaubt ihr denn seine Erklärungen, wie ihr es nennt?
 
Ophelia. Ich weiß nicht was ich denken soll, Herr Vater.
 
Polonius. Potz hundert! Das will ich dich lehren; denk du seyst ein Kindskopf, daß du seine Erklärungen für baar Geld genommen hast, da sie doch falsche Münze sind. Du must bessere Sorge zu dir selbst haben, oder ich werde wenig Freude an dir erleben – –
 
Ophelia. Gnädiger Herr Vater, er bezeugt zwar eine heftige Liebe zu mir, aber in Ehren – –
 
Polonius. Ja, in Thorheit solltest du sagen; geh, geh – –
 
Ophelia. Und hat seine Worte durch die feyrlichsten und heiligsten Schwüre bekräftiget.
 
Polonius. Ja, Schlingen, um Schnepfen zu fangen. Ich weiß wie verschwendrisch das Herz in Schwüre aussprudelt, wenn das Blut in Flammen ist. Mein gutes Kind, du must diese Aufwallungen nicht für wahres Feuer halten; sie sind wie das Wetterleuchten an einem kühlen Sommer-Abend, sie leuchten ohne Hize, und verlöschen so schnell als sie auffahren. Von dieser Stunde an seyd etwas sparsamer mit dem Zutritt zu eurer Person; sezt eure Conversationen auf einen höhern Preiß als einen Befehl, daß man euch sprechen wolle. Was den Prinzen Hamlet betrift, so glaubt so viel von ihm, daß er jung ist; und daß er sich mehr Freyheit herausnehmen darf, als der Wolstand euch zuläßt. Mit einem Wort, Ophelia, trauet seinen Schwüren nicht; desto weniger, je feyrlicher sie sind; sie hüllen sich, gleich den Gelübden, die oft dem Himmel dargebracht werden, in Religion ein, um desto sichrer zu betrügen. Einmal für allemal: Ich möchte nicht gern, deutlich zu reden, daß du nur einen einzigen deiner Augenblike in den Verdacht seztest, als wißtest du ihn nicht besser anzuwenden, als mit dem Prinzen Hamlet Worte zu wechseln. Merk dir das, ich sag dir's; und geh in dein Zimmer.
 
Ophelia. Ich will gehorsam seyn, Gnädiger Herr Vater.
 
(Sie gehen ab.) 

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