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德国神话:CAP. XXVII. TOD.
日期:2014-11-05 11:01  点击:267
Dem alterthum war der tod kein tödtendes wesen, bloß ein in die unterwelt abholendes, geleitendes. seuche, schwert tödteten, der Tod trat als bote einer gottheit auf, ihr die abgeschiedne seele zuzuführen. sterben wird durch seine erscheinung angekündigt, nicht verursacht. so hat in jenem märchen der todesengel dem kind die blumenknospe gegeben: wenn sie erblüht sei, wolle er wiederkommen.
Hierzu stimmt die jüdische, vom christenthum beibehaltne vorstellung. des armen mannes seele wird von engeln gottes abgeholt und in Abrahams schoß getragen, Luc. 16, 22; wie sich der dichter des Hel. 103, 5 ausdrückt: godes engilôs andfengon is ferh, endi lêddon ine an Abrahâmes barm [Fußnote]. als gegensatz malt er das schicksal des reichen mannes weiter aus 103, 9: lêtha wihti bisenkidun is sêola an thene suarton hel, teufel versenkten seine seele in die schwarze hölle. in einer predigt bei Leyser 126 heißt es: ›wane ir ne wizzit niht, zu welicher zît der bote unsers herren gotis zu ture clopfe. welich ist der bote? daz ist der Tôt‹; 161: ›nu quam ouch der gemeine bote, der nieman ledic lât, wie lange im maniger vorgât, daz ist der gewisse tôt‹. ›dô der Tôt im sîn zuokunft enbôt, sô daz er in geleite‹. Greg. 20.
Nicht wesentlich wich davon die ältere heidnische ansicht ab. Halja, Hel, die todesgöttin, bringt nicht um, sie empfängt den todten menschen in ihrem haus und hält ihn darin unerbittlich fest. tödten heißt ihr einen zusenden. weder erscheint Hel die ihr verfallnen seelen abzuholen [Fußnote], noch entsendet sie boten nach ihnen. die lange, dunkle reise anzutreten bleibt den todten selbst überlassen: schuh, schif, fährgeld, diener, pferde und kleider nehmen sie aus ihrer heimath mit auf den helweg. einige reiten, andere fahren, ganze haufen seelen rotten sich zusammen, kein geleitsmann kommt ihnen entgegen.
Es waren noch andere götter, die sich der seelen bemächtigten. Rân, die meeresgöttin, zieht alle in ihrem gebiet ertrunknen leichen mit einem netz an sich (s. 259). überhaupt scheinen wassergeister gern seelen festzuhalten, selbst frau Holle, zu deren wohnung ertrinkende gelangen (s. 222. 686), hat mit Hel gewisse ähnlichkeit [Fußnote].
Schon anders steht es um die nach Valhöll bestimmten seelen. Ođinn entsendet die valkyrien, alle im kampf gefallnen helden zu empfangen und in seinen himmel zu geleiten (s. 346): wunschjungfrauen holen seine wunschsöhne, ›þœr kiosa feigđ â menn‹. Sn. 39. herrlich wird im Hâkonarmal ihr geleit und der empfang der helden dargestellt. aber diese botinnen nehmen sich schon der lebenden helden an und beschirmen sie bis zum tod: sie sind schutzengel, todesengel. wie schön, daß der gütige gott, bevor er sie ruft, seinen auserwählten einen geleitenden geist zur verherlichung ihrer irdischen bahn verliehen hat.
Ich erkenne berührung zwischen valkyrien und Hermes, der den stab des wunsches trägt (s. 347) und seelen zur unterwelt geleitet (ψυχαγωγός, ψυχοπομπός, νεκροπομπός). jene jungfrauen sind Ođins boten, wie Hermes götterbote, ja Hermes ist Ođinn selbst, dem die seelen gehören. also auch aus dem verhältnis des gottes zu den todten erhellt die identität zwischen Wuotan und Mercur. ein unterschied zeigt sich darin, daß Hermes, wie der etrusc. Charun (O. Müller 2, 100), zum Hades geleitet, so viel ich weiß nicht ins elysium; umgekehrt holen die valkyrien ab nach Valhöll, nicht zur Hel. auch die eigenschaft des schutzgeistes mangelt dem Hermes.
Diese idee schützender geister äußert sich mehr in dem personificierten Thanatos des griechischen volksglaubens. er wird dargestellt als genius, der nachdenksam hand an wange hält, oder den fuß auf die psyche stellt, gleich als habe er sie in besitz genommen. oft kreuzt er seine hände über der ausgelöschten fackel. zuweilen erscheint er schwarz (wie Hel s. 260) oder schwarzgeflügelt (atris alis): τὸν δὲ περόντα ει̃λε μέλας θάνατος, ψυχὴ δ' εκ σώματος έπτη (batrach. 207) [Fußnote] und αλεύατο κη̃ρα μέλαιναν (das. 85). Gewöhnlich aber wird der scheidende, abschiednehmende todte zu pferd dargestellt, das ein genius führt: die offenstehende thür bezeichnet die ausreise, wie wir noch jetzt, wenn einer stirbt, thür oder fenster aufmachen (abergl. 664). symbolisch kann die bloße thür, der bloße pferdekopf das abführen der seele ausdrücken [Fußnote]. Der römische todesgenius scheint durch thüranklopfen sein nahen oder die stunde des abschieds zu verkündigen [Fußnote]; nächtliches klopfen und pochen ist geisterhaft und vorbedeutung des sterbens [Fußnote].
Weiblich, gleich der Halja, wie man aus dem genus von mors folgern sollte, bilden römische kunstwerke den Tod nie, sicher dachte ihn sich das volk ursprünglich nicht anders; die slavische smrt (dasselbe wort) ist überall weiblich, das litth. smertis wird männlich und weiblich gebraucht, das lett. nahwe nur weiblich. die slav. Morena, Marana (Mořena, Marzana), welche s. 643. 644 geschildert wurde, scheint nahe an smrt und mors zu reichen.
Diese benennungen klingen an deutsche. schmerz haben wir in dem gemilderten sinne von pein, ursprünglich war es wol nur todespein, wie qual zu quellan, ags. cvellan, engl. kill gehört [Fußnote]; nur der ahd. mhd. und ags. dialect kennen das starke verbum smërzan, smërzen, smeortan (dolere). das ahd smerza ist weiblich, das mhd. smerze männlich, stets unpersönlich. nahwe stimmt zum goth. masc. náus, pl. naveis, funus (vgl. altn. nâr, nâinn, s. 375), wie auch θάνατος leiche bedeuten kann [Fußnote]. das gr. wort hat aber gleiche wurzel mit dem goth. dáuþus, ahd. tôd (früher tôdu) masc., alts. dôd, dôđ, ags. deáđ, altn. dauđr, überall männlich, nur im mnl. dôt hat sich das weibliche genus erhalten, das die goth. form gleichfalls vertrüge. die goth. wurzel lautet diva, dáu (morior), was sich zu θνήσκω, έθανον, θάνατος wie das goth. Tiv zum slav. dan verhält (s. 162). das altn. dauđi finde ich nur für den zustand (z. b. Sæm. 231b), nie für die person, letztere aber drückt schon das goth. dáuþus 1 Cor. 15, 55 aus [Fußnote].
Der verwandtschaft der wörter entsprechen auch ähnliche vorstellungen. die hauptsächlichsten unserer alten dichter scheinen folgende.
Wie alle geister urplötzlich nahen [Fußnote], so der Tod; kaum genannt oder gerufen ist er da. ›hie nâhet der Tôt manigem manne‹. Roth. 277b; ›daz in nâhent der Tôt‹. Nib. 2106, 4; ›do nâhte im der Tôt‹. Nib. 2002, 3; ›Mors praesens‹ Walthar. 191; ›der Tôt gêt dir vaste zuo‹. Karl. 69b. er steht gleichsam im hintergrund und harrt des rufes oder winkes (Freidank 177, 17. ›dem Tôde winken‹ Renn. 9540). er ist wie das fatum, die wurt nah und zur hand (s. 336). ähnlich dem verfolgenden kobold oder irwisch hockt er den leuten auf dem hals: ›der Tôt mir sitzet ûf dem kragen‹, Kolocz. 174. ›stêt vor der tür‹, Diut. 2, 153. eine sage bei Reusch (no. 36) läßt den Tod vor der thür sitzen und warten daß sie aufgehe, er nimmt also die ausgehende seele in empfang.
Lebensmüde, unglückliche rufen ihn herbei, sein ausbleiben beklagend: ›Tôt, nu nim dîn teil an mir‹! Wh. 61, 2. ›Tôt, daz du mich nu kanst sparn!‹ Wh. 61, 12. ›wâ nô Tôt, du nim mich hin!‹ Ecke 145 [Fußnote]; ›Mort, qar me pren, si me delivre!‹ Ren. 9995; ›Mors, cur tam sera venis?‹ Rudl. 7, 58; ›ô wê Tôt dazt ie sô lange mîn verbære!‹ MsH. 1, 89a; ›por ce requier à dieu la mort‹. Méon nouv. rec. 2, 241. bekannt ist die aesopische fabel γέρων καὶ θάνατος. sterben wollen heißt auch den Tod suchen [Fußnote] und nach dem Tod senden, ihn holen lassen: ›jâ wænet des der degen, ich habe gesant nâch Tôde: ich wils noch lenger pflegen‹. Nib. 486, 5. von einem trägen diener wird gesagt, er sei gut nach dem Tod zu schicken, d. i. er gehe so langsam, daß man noch aussicht auf längeres leben behalte. dies sprichwort muß weit verbreitet gewesen sein: ›en lui avon bon mesagier por querre la Mort et cerchier, que il revendroit moult à tart‹. Ren. 5885; ›du werst ein bot gar guot zuo schicken nach dem Todt, du kommst nit bald‹. H. Sachs 1, 478c; ›werst gut nach dem Tod zu schicken‹. H. Sachs IV. 3, 43d. Fischart geschichtkl. 84a; ›du är god att skicka efter Döden‹ Hallman p. 94; ›bon à aller chercher la mort‹ Pluquet contes p. 2; böhm. ›to dobré gest pro Smrt posjlati‹ Jungmann 4, 193a. Sollte dieser träge diener zusammenhängen mit Gânglati und Gânglöt dem knecht und der magd der alten Hel? Sn. 33.
Der Tod nimmt die seele und führt sie weg. ›hina fuartanan Tôd‹. O. 1. 21, 1. ›do quam der Tôt und nam in hin‹. Lohengr. 186. ›er begrîfet‹ Gregor. 413. Diut. 3, 53. ergreif Greg. 19, ein ausdruck, der auch von dem überfallenden, bewältigenden Schlaf, des Todes bruder, gebraucht wird: ›der Slâf in begreif‹ pf. Chuonr. 7076. er dringt in sein haus, dessen thür geöfnet steht: ›gegen im het der Tôt sînes hûses tür entlochen‹. Bit. 12053. ›der Tôt weiz manige sâze, swâ er wil dem menschen schaden und in heim ze hûs laden‹. Türh. Wh. 2281. ›dô in der Tôt heim nam in sîn gezimmer‹, ›brâht heim in sîn gemiure‹. Lohengr. 143. 150. das sind schon abweichungen von der ursprünglichen idee, die ihm keine eigne wohnung zuschreibt, oder steht er hier der Hel gleich?
Wahrscheinlich trägt er wie alle boten (RA. 135) und wie Hermes, der seelengeleitende, einen stab, zum zeichen einer reise oder der ihm verliehnen gewalt. mit diesem stab, mit dieser ruthe (des wunsches) berührt er, was ihm verfallen ist: ›la Mort de sa verge le toucha‹. Méon 4, 107 [Fußnote].
Dem Tod wird eine wol geebnete und im bau erhaltne straße zugeschrieben, auf der die todten mit ihm wandern. ›des Tôdes pfat wart gebenet‹, Turl. Wh. 22a 23b. ›dâ moht erbouwen der Tôt sîn strâze‹. Bit. 10654. ›nu seht, wie der Tôt umbe sich mit kreften hât gebouwen‹. kl. 829. Wie ein behilflicher, geschäftiger diener schmiert er dem menschen, welchen er abholt, zu der großen reise, vorher die schuhe; in Burgund drückt man die ankunft des Todes aus durch die phrase: ›quan la Mor venré graisse no bote‹, quand la Mort viendra graisser nos bottes (noei borguignon p. 249) [Fußnote]
Der Tod nimmt den menschen hinweg, wie Hild und Gund (s. 349. 350). diu (kint) füeret hin des Tôdes wint. warn. 1648. daz in der Tôt hât hin genomen. Ulr. Trist. 20. daz in genomen hât der Tôt. Frib. Trist. 32. Secundillen het der Tôt genomen. Parz. 822, 20. der tôt hât mich begriffen. Hugdietr. Öchsle 10. ê iz der Tôt begrîfe. Diemer 348, 9. do ergreif den vater ouch der Tôt. Gregor. 19. begrîft iuch dâ der Tôt. das. 413. Den hât der Tôt verzimmert. Suchenw. 16, 167. des Tôdes zimmer. das. 19, 17. vgl. diap dôdes dalu (anm. 2078). tôdes muor. Türl. Wh. 16a. Der Tod verschlingt wie der teufel in seinen rachen. daher: vallen in des Tôdes giel. Karl 72a. si liefen dem Tôd in den rachen. theiln. der Serben (?) s. 23 (a. 1685) vgl. ir welt in gewissen tôt. Wigal. 6061. in den tôt rîten. das. 6153. nhd. den in den tod gehn.
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Ganz heidnischer zug, dünkt mich, ist, daß er zu pferd erscheint, wie die valkyrien reiten; er holt zu pferd ab, setzt die todten auf sein pferd. in einem weitverbreiteten volkslied naht der ferngestorbne und begrabne bräutigam mitternachts und führt seine geliebte mit sich [Fußnote]. vielleicht soll jener pferdekopf (s. 701) mehr des Todes als des todten pferd bezeichnen? Der Hel und ihrem boten wird gleich andern göttern ein pferd zugestanden haben; das bestätigen noch redensarten und meinungen, die hin und wieder bei dem volk haften. Wer von schwerer krankheit genesen ist pflegt zu sagen: ›jeg gav Döden en skiäppe havre‹ (Thiele 1, 138), er hat dem Tod für sein ros einen scheffel haber geopfert und ihn damit besänftigt. wie die Heiden dem Wuotan (s. 128), der frau Gaue (s.209), die Slaven ihrem Svantevit und Radegast (s.552) die rosse futterten. Von einem schwer und polternd auftretenden heißt es gleichfalls in Dänemark: ›han gaaer som en helhest‹ (dansk ordb. 2, 545a). von diesem helhest erzählt man noch andere dinge, es soll dreibeinig auf dem kirchhof umgehn und den Tod herbeiführen. nach einer volkssage wird auf jedem kirchhof, ehe er menschliche leichen empfängt, ein lebendes pferd begraben: dies sei das umwandelnde todtenpferd (Thiele 1, 137); ursprünglich war es nichts anders als die umreitende todesgöttin. Arnkiel 1, 55 führt den schleswigischen aberglauben an, daß in pestzeiten die Hel [Fußnote] auf dreibeinigem pferde umreite und menschen würge; wenn dann bei nächtlicher weile hunde bellen und heulen (weil hunde geistersichtig sind) heiße es: ›die Hell ist bei den hunden‹, wenn die seuche aufhöre: ›die Hell ist verjagt‹, wenn ein todkranker genese: ›er hat sich mit der Hell abgefunden‹. hier ist, wie in andern fällen, der begrif des Todes mit der personificierten seuche zusammengeflossen. In gedichten unsers MA. wird niemals dieses umreiten des Todes geschildert, wol aber daß er die seelen auf sein ros lädt. Bei beschreibung einer schlacht heißt es: ›seht, ob der Tôt dâ iht sîn soumer lüede? jâ er was unmüezec gar‹, Lohengr. 71. ›daz ich des Tôdes vuoder mit in lüed und vazzet‹. Ottocar 448a. Die Neugriechen haben den alten fergen Χάρων in einen todesboten Χάρος umgewandelt, den man mit seiner schwarzen schaar über das gebirge ziehen sieht, er selbst reitet, vor ihm her gehen die jünglinge, hinter ihm folgen die greise, die zarten kinder sind an seinen sattel gereiht [Fußnote]. Der Lübecker todtentanz (Bruns 334. 352) läßt den Tod auf einem löwen reiten, und so stellt ihn auch ein bild dar (Douce p. 160). Mortis habenae. Abbo de bellis paris. 1, 187. 322 [Fußnote].
Die todten gehn, wie gefangne, in Todes banden; auch nach der indischen vorstellung führt er sie gebunden fort [Fußnote]. ›ei, waz nû dem Tôde geschicket wart an sîn seil‹. Lohengr. 115. ›maneger quam an des Tôdes seil‹. das. 123. ›in Tôdes sil stigen‹. Ls. 3, 440. ›zuo dem Tôde wart geseilet‹. Geo. 2585. ›wê dir Tôt! dîn slôz und dîn gebende bindet und besliuzet!‹ Wigal. 7793. ›der Tôt hât mich gevangen‹. Karl 81b. Greg. 50.
Jemehr die alte gottheit der unterwelt zurück und der Tod eigenmächtig auf trat, muste sich eine herbere auffassung seines wesens oder mischung mit andern göttern ergeben. aus dem stillen boten, der nur strenge seines amtes wartet, wird er ein gewinnsüchtiger, gieriger feind, der für seine rechnung handelt, den sterblichen fallen stellt. Schon O. V. 23, 260 legt ihm listiges besuîchan (decipere) bei, Conrad strik und netzegarn Troj. 12178, was an jenes netz der Rân (s. 259. 701) gemahnt. Noch heutzutage ist für ihn das bild eines voglers oder fischers hergebracht, der dem menschen schlingen legt oder nach ihm angelt. ›do kam der Tôt als ein diep und stal dem reinen wîbe daz leben ûz ir lîbe‹. Wigal 8033 [Fußnote]. Er übt aber auch ofne gewalt, er suochet, roubet Nib. 2161, 3, 2163, 1; fällt nieder: ›bifalta sie‹ O. III. 18, 34; ›mich hât der Tôt gevangen‹. Greg. 50. jaget Roth. 2750; bekrellet (faßt mit krallen?) fundgr. 196, 20, das ist auch biblisch, ps. 91, 3–6 erscheint er als jäger mit stricken und pfeilen; sein botenstab hat sich in einen speer verkehrt, den er wirft, in einen pfeil, den er vom bogen entsendet. bemerkenswerth Renn. 24508: ›wirt dem des Tôdes sper gesandt‹; Freid. 177, 24: ›der Tôt gât her, der widerseit uns an dem sper‹, diese lesart ziehe ich der aufgenommnen ›âne sper‹ vor. Ođinn hat einen speer Gûngnir (s. 121) dessen schwung oder wurf tödtete. der litth. Smertis erscheint als krieger mit schwert und spieß auf einem wagen fahrend, d. h. in göttlicher gestalt. Es ergibt sich demnach für den Tod die idee seines förmlichen kampfes und ringens mit dem menschen, den er überwältigt und erlegt. ›mit dem Tôde vehten‹ MS. 2, 82b; ›der Tôt wil mit mir ringen‹, Stoufenb. 1126; ›do ranc er mit dem Tôde‹ Nib. 939, 2; ›alsô der Tôt hie mit ime rank‹. Ecke 184; wir benennen noch jetzt so die agonie des sterbenden, ohne etwas persönliches dabei zu denken. In einem neugr. lied ringt, auf glattem marmor, ein kecker jüngling mit Charos, von morgen bis zu mittag: zur abendstunde wirft ihn der Tod nieder. ein andermal wandelt sich Charos in eine schwarze schwalbe und schießt einer jungfrau den pfeil ins herz [Fußnote]. vielleicht darf eine zweifelhafte stelle Beov. 3484 auf den Tod gezogen werden, er heißt da ein tödter, der mit feurigem pfeilbogen schießt: ›bona, se þe of flânbogan fŷrenum sceoteđ‹; vgl. das serb. krvnik (blutvergießer) oben s. 18. Brun von Schonebeke läßt den Tod eine viersträngige geisel schwingen. Auch unsere mhd. dichter verleihen dem Tod pfeil und streitaxt; ›des Tôdes strâle het si gar versniten‹. Tit. 3770. ›wâ snîdet des Tôdes barte‹ Wh. 3, 220 (cod. cass.) die isernporte eines meistergesangs aus dem 14 jh. [Fußnote] ist wol îsernbarte? hier verheißt der Tod, wenn ihm sein gegner obsiege, tausendjährige frist [Fußnote] [Fußnote].
In solchem krieg und streit muß der tod aber als anführer eines großen, sich ohne unterlaß stärkenden heers erscheinen. es wird ihm gefolge und gesinde beigelegt: ›der Tôt der suochte sêre dâ sîn gesinde was‹. Nib. 2161, 3. schon den Griechen heißen die todten οι πλέονες und ες πλεόνων ικέσθαι bedeutete was ες ‛Άιδου in die wohnung des großen haufens, zur großen schaar gelangen. im ackermann von Böhmen wird der Tod genannt ›hauptmann vom berge‹, etwa weil er, wie im griech. liede (s. 705) mit seinem heerzug das gebirge deckt? ›in des Tôdes schar varn‹. Wh. v. Orl. 2113. ›ist an die vart‹ (obiit) Walth. 108, 6; noch heute: ›er ist zum großen heer gegangen‹. Wiewol nicht mitkämpfend, scheinen die todten ein heerzeichen (fahne oder speer) zu tragen, das er den sterbenden gleichsam anheftet, womit er sie berührt, seinem heer einverleibt [Fußnote]. so verstehe ich ›des Tôdes zeichen tragen‹ Nib. 928, 3. 2006, 1: es kann aber auch den nebenbegrif enthalten, todeswunde empfangen haben, die dann für sein zeichen und wapen gilt. darum heißt es Nib. 939, 3 ›des Tôdes zeichen ie ze sêre sneit‹, wo eine hs. wâfen darbietet, wie auch sonst gesagt wird ›eines wâfen tragen‹. Parz. 130, 4, Freidank 74, 18. Wigal. 7797, ja, ›des tôdes wâpen tragen‹ Wh. 17, 16. ›Tristandes zeichen vüeren‹ Heinr. Trist. 2972 bedeutet: gleich ihm verwundet sein. Schon Alfred Boeth. p. 16 (Rawl.) gebraucht ›Deáđes tâcnung‹ und man darf sogar des Zio zeichen (tâcen) s. 166, Ođins speer s. 121 erwägen [Fußnote] [Fußnote]
an ein sper man im dô bant
einen samet der was rôt;
daz bezeichent daz er in den tôt
des tages riten solde.
 
Sterbenden schneidet Proserpina haar ab und weiht dadurch zum orcus:
nondum illi flavum Proserpina vertice crinem
abstulerat stygioque caput damnaverat orco.   Aen. 4, 698.
 
Iris wird zur Dido geschickt:
devolat et supra caput astitit: hunc (crinem) ego Diti
sacrum jussa fero, teque isto corpore solvo.
sic ait, et dextra crinem secat, omnis et una
dilapsus calor atque in ventos vita recessit.   das. 4, 702 ff.
 
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An die idee der botschaft und des großen haufens schlossen sich nun noch andere, wahrscheinlich weit hinauf reichende. boten zu sein pflegten im alterthum fiedler und spielleute: es lag nahe, den Tod mit seinem gesinde einen reihen aufführen zu lassen, er wirbt sich, durch pfeifen und geigen, nachfolger. eigentlich eine heitere, die härte des sterbens mildernde vorstellung: abgeschiedne seelen treten alsbald ein in tanz und fest. Schon die Römer behaupteten gesang und tanz im elysischen gefilde [Fußnote] und es stimmt zu der ähnlichkeit seliger geister mit musik und tanzliebenden elben (s. 389). unsere dichter des 13 jh. reden indessen noch nie vom todtentanz, der seit dem 15. 16 zu den populärsten vorstellungen gehört. in der häufigen redensart ›er hât den Tôt an der hant‹. Nib. 1480, 4, 1920, 4. 1958, 4. Wigal. 2453. 4700. Alph. 286. 345. 359 scheint nicht anfassen zum tanz gemeint, bloß zum wegführen: dôd is at hendi (s. 336).
Da des lebens vergänglichkeit schon in der h. schrift dem gras und heu verglichen wird, konnte man leicht in dem Tod einen mäder oder schnitter sehn, der menschen wie blumen und halme niederhaut. messer, sichel, sense sind ihm in dieser beziehung beigelegt. ›ist ein schnitter, heißt der Tod, hat gewalt vom höchsten gott, heut wetzt er das messer, es schneidt schon viel besser; hüte dich schönes blümelein!‹ worte eines kirchenlieds. ältere dichter geben ihm nie diese werkzeuge; wol aber wird das bild des ausgetragnen Todes zuweilen mit einer sense ausgestattet (s. 644). es könnte auch späterhin die harpe des griech. Kronos [Fußnote] eingewirkt haben, vgl. falcitenens bei Radevicus 2, 11. ›einen den blumen gesellen, ins gras beißen lassen‹ Lohengr. 138 gilt auch von andern siegern als dem Tod. er jätet die pflanzen aus: ›in lebens garten der Tôt nu jat‹. Turl. Wh. 23b. Umgekehrt heißt der Tod, gleich dem teufel, ein sämann, der seinen namen als unkraut unter die leute ausstreut: ›dô der Tôt sînen sâmen under si gesæte‹. Wh. 361, 16. ›er ier durch in des Tôdes furch‹ Ulr. Trist. 3270 will bloß sagen: er versetzte ihm tödliche wunde [Fußnote].
Eh ich einige andere vorstellungen erläutere muß ich die beinamen und benennungen des Todes in unserer alten poesie aufzählen.
Gewöhnlich heißt er der grimme, Roth. 2750. Nib. 1360, 4. 1555, 3. Mar. 218. Flore 1931. Troj. 2317. 2325. 10885. Ls. 3, 124 [Fußnote]; der ferchgrimme, Morolt 4059, eine glücklich verwandte zusammensetzung, da es der Tod auf ferch und leben abgesehn hat; der grimmige, Roth. 517. Reinh. 360. 1248. Berthold 303; der bittere (πικρὸς θάνατος), amara [Fußnote] Mors, Rudl. 1, 110. Unibos 117, 4. Diut. 3, 89. Mar. 206. Alex. (Lampr.) 820. 1097. 3999. 4782. gr. Ruod. Cb, 15, Wh. 253, 28. Wigal. 1113; der bitterlîche, Troj. 3521. 22637; der sûre, Parz. 643, 24; der scharfe, ›ein scharpher bote‹ Freid. 21, 6; der irre, Amgb. 29a bei Wizlau, also wol ërre, mit dem sinn der zornige?; der gemeine (qui omnes manet) En. 2081. Lauter epitheta entnommen von seiner unvermeidlichkeit, grausamkeit, herbheit, nichts persönliches über seine gestalt verrathend. niemals findet sich der schwarze, der bleiche, nach dem lat. mors atra, mors pallida, Otto II hieß ›pallida mors Saracenorum‹ (cod. lauresh. 1, 132). Renner 23978. 80 lese ich ›der gelwe tôt‹, in beiden fällen ist nicht das aussehn des Todes, sondern des getödteten gemeint; auch Walth. 124, 38 wenn er von der welt sagt, sie sei ›innân swarzer varwe vinster sam der tôt‹, versteht darunter den aufenthalt der todten, die hölle, nicht die gestalt des Todes. ›lieber Tôt‹ wird er in einem liede angeredet (Hagens mus. 2, 187); ›der heilig Tod‹ nennt ihn H. Sachs I. 5, 528d, ›her Tôt!‹ auch bloß in der anrede, Apollonius 295 und oft im ackermann aus Böhmen [Fußnote].
Wichtiger für die untersuchung wird, daß im Reinardus 3, 2162 eine knöcherne geige ›ossea ut dominus Blicero‹ heißt, worunter nichts anders als der Tod kann gemeint sein, bezeichne das den bleichen oder den bleckenden, oder, was ich vorziehe, sei es der eigenname Blîdger, Blicker mit bloßer andeutung jener begriffe. ein knöcherner pferdekopf wird hier dem wolf, als spielerfahrnem (joculandi gnarus) spöttisch zur geige gereicht, beinern wie ein todtengerippe. Nun ließe sich jenes s. 551 unerklärte caput caballinum in der that als symbol des Todes (s. 704) und des todtenrosses (s. 701) deuten. wie die klostergeistlichen zur erinnerung an das sterben menschliche todtenköpfe im gemach aufstellten, mochten sie auch pferdeschädel innerhalb der mauern aufhängen? einem ältern heidnischen brauch war wiederum christliche betrachtung untergelegt? Hat dies grund, so begreift sich, warum den flandrischen dichter das pferdehaupt auf den Tod leitete, ja es könnte sein, daß fanatische bildner den Tod auf ihm statt einer geige oder pfeife spielen ließen [Fußnote]?
Auf alle fälle lehrt dominus Blicero, daß in der mitte des 12 jh. die vorstellung des Todes durch ein gerippe gäng und gäbe war. eine frühere spur kenne ich nicht, halte es aber für sehr möglich sie aufzufinden. man weiß, daß bereits den Römern fleischlose, verschrumpfte larven oder skelette zur bezeichnung des Todes dienten [Fußnote]. Auf grabsteinen des MA. werden schon frühe leichen als ganze oder halbe gerippe dargestellt sein [Fußnote]. dichter des 13 jh. schildern die Welt (oben s. 661) als ein vornen schöngebildetes weib; dessen rücken von schlangen und nattern erfüllt wird [Fußnote]. auch dieser gedanke mag ein höheres alter haben; nahe verwandt ist ihm die dichtung von drei lebenden und drei todten königen [Fußnote].
Diese bald allgemein herschende vorstellungsweise des Todes steht den antiken abbildungen wie der altheidnischen ansicht schrof entgegen. den lieblich gestalteten, dem schlafe gleichen genius, den kindlichen todesengel hat ein gräßliches, der wirklichkeit im grabe verwesener leichname abgesehenes bild verdrängt; und doch zeigt sich hier die wirkung der alles ergreifenden, alles besänftigenden poesie. die älteren vorstellungen des wegführenden, anfallenden, tanzenden Todes auf solche larven angewandt haben eine fülle echt volksmäßiger, naiver und humoristischer bildwerke hervorgebracht; ja ihr reichthum ist von den künstlern noch lange nicht erschöpft. ohne den rippenhaften Tod, welcher tracht und gebärde der lebenden nachäfft [Fußnote] und gegen das blühende leben grell absticht, gienge der reiz und die eigenthümlichkeit dieser erfindungen verloren. Weniger ergötzend müssen processionen, schauspiele gewesen sein, welche zur zeit des 15 jh., und vielleicht früher, in Frankreich für solche darstellungen üblich waren: damals entsprang dort eine besondere benennung des todtentanzes: chorea Machabaeorum, franz. la danse Macabre [Fußnote].
Eine andere weit jünger als Blicker scheinende, jetzt aber allgemein bekannte benennung des Todes ist freund Hein oder Hain; ich kann sie nicht einmal bis zur mitte des vorigen jahrhunderts hinaufführen [Fußnote]. an sich sieht sie alt und passend genug aus, wäre auch mancher deutung fähig. nach vielfacher berührung zwischen Tod, riese und andern geistern könnte einmal der name Heine (s. 417) vom kobold hergenommen sein und der beisatz freund entspräche dem gesell, nachbar, holde jener elbischen wesen, die unter der benennung Heimchen, Heinchen vorkommen (s. 228. 380) und an den begrif abgeschiedner seelen streifen. man erwäge den niederd. ausdruck heinenkleed für todtenkleid (oben s. 369). weil aber auch hünenkleed geschrieben wird, so ist man auf heun, hüne, riese (s. 433) geleitet und selbst Hein ließe sich aus Heimo (s. 321) oder Hagano (s. 344) erklären. Eine voigtländische sage vom gotte Hain (Jul. Schmidt s. 150) oder die thüringische von einem alten haingott (Rosenkranz neue zeitschr. I. 3, 27), weil beide völlig unsicher sind, mag ich nicht auf den ungewissen freund Hein anwenden. noch geringere rücksicht verdient eine benennung des mortuariums hainrecht [Fußnote], die wahrscheinlich aus heimrecht, heimfall entspringt.
Kaisersberg nennt den Tod holzmeier. er schrieb ein buoch de arbore humana (Straßb. 1521 fol.) ›darin geschicklich und in gottes lob zu lernen ist, des holtzmeyers, des dotz, frölich zu warten‹. 118b ferner: ›also heißet der tod ein dorffmeyer oder ein holtzmeyer, vnd billich hat der tod den namen, wan der tod des holtzmeyers eigenschaft an im hat, als ir horen werden, wil got. die erst eigenschaft des dorfmeiers ist communitas, er ist ein gemeine person allen denen die in dem dorf sein, er sol sich inen allen gleich erzögen. also der holzmeyer ist auch gemein allen baumen, er ubersicht keinem baum, er hawet sie alle ab‹ [Fußnote]. Der Tod wird hier als förster, forstmeister aufgefasst, dem es zusteht alle bäume des waldes zu fällen. An einigen orten soll der todtengräber holzmeier genannt werden.
Im deutschen schlemmer, einem drama des 16 jh., heißt der Tod der bleiche Streckefuß oder Streckebein, auch Gryphius (kirchhofsged. 36) nennt ihn Streckfuß, weil er sterbenden die glieder streckt, löst (λυσιμελής), schon in dem mehrangeführten meistergesang des 14 jh. ›er hat kein ru, er hab gestrecket mir das fell‹ (mus. 2, 188). Christ. Weise (drei erzn. 314) hat Bleckezahn und Streckebein; anderwärts finde ich Dürrbein, Klapperbein, namen des skeletts. die beziehung von kupferbickel (ackermann p. 34) bleibt unklar [Fußnote].
Es ist übrig einiger ausgebildeteren mythen zu gedenken, die sich von dem Tod erhalten haben, und gewis hohes alters sind.
H. Sachs (1, 102b) bedient sich vom nahenden Tode des ausdrucks, er zucke dem menschen das stüllein, er stoße ihm den stul um, daß er zu boden stürzen muß. er nimmt ihm sitz und stelle unter den lebenden; ich vermute davon eine ausführlichere erzählung. Noch gewöhnlicher heißt es in gleichem sinn; der Tod hat ihm das licht ausgeblasen (wie Berhta augenlichter ausbläst, s. 229), weil die begriffe licht, leben, aufenthalt unter lebenden übereintreffen [Fußnote]. Die lebenskraft war gebunden an ein licht, an eine kerze, an ein scheit, mit deren verzehren der tod erfolgt (s. 339. 344). Hier hängt nun die idee des Todes tief zusammen mit der von dem fatum. der genius senkt die fackel, dreht sie um, und das licht des lebens ist erloschen. schon dem neugebornen kind hat die norn ein licht gezündet, woran sein lebensfaden gebunden ist; vielleicht bezieht sich darauf noch das kerzenentzünden bei geburtstagsbescherungen [Fußnote]? Wir besitzen ein treflich ausgedachtes märchen von dem gevatter Tod (KM. no. 44), dessen schluß eine unterirdische höle darstellt, worin tausend und tausend lichter in unübersehbarer reihe brennen. das sind die leben der menschen, einige noch in großen kerzen leuchtend, andere schon zu kleinen endchen heruntergebrannt; aber auch eine lange kerze kann umfallen oder umgestülpt werden. Vorher geht, daß der Tod einem armen mann zu gevatter gestanden und seinen pathen mit der gabe beschenkt hat, ihn wenn er sich kranken nahe leiblich zu erblicken, und aus seiner stellung zu entnehmen, ob der sieche genese oder nicht [Fußnote]. Der pathe wird arzt und gelangt zu ehren und reichthum: wenn der Tod an des kranken haupt steht, so ist er ihm verfallen, steht er zu seinen füßen, so kommt der kranke davon. einigemal dreht der arzt den kranken um, und überlistet den Tod, zuletzt aber rächt sich der Tod und läßt seines pathen licht unversehens umfallen [Fußnote]. In dieser ganzen fabel erscheint der Tod freundlich, vertraulich und schonend, erst wenn äußerste noth da ist, vollstreckt er sein amt, daher auch seine gevatterschaft [Fußnote] zu dem menschen, die sichtbar der alterthümlichen einkehr der nornen im hause des neugebornen und deren begabung (s. 338. 341) entspricht, wie in andern kindermärchen feen zu pathen gebeten werden [Fußnote]. das erlöschende licht gleicht der kerze und dem scheit, an welche Nornagests und Meleagers leben geknüpft ist (s. 339. 344). Also ein uralter, heidnisch-deutscher mythus, bei dem man sich bis in spätere zeit den Tod nicht als geripp dachte, sondern als einen menschlich oder göttlich gebildeten. Es darf nicht verwundern, daß die sage mit vielfachen abweichungen vorkommt, welch KM. 3, 72 noch unvollständig angeführt sind: nach einigen stellt der Tod seinem pathen einen ring zu, mit dem er krankheiten beurtheilt [Fußnote]. Schon Hugo von Trimberg erzählt am schluß seines werks ›von dem Tôde wie er ein kint huop‹, hat aber dürftige auffassung (ed. bamb. 23665–722): der Tod verspricht seinem gevatter, ehe er ihn abhole, seine boten zu senden (wie in dem meistergesang s. 706), diese sind ohrenklingen, augenfließen, zahnschmerz, hautschrumpfen, bartergrauen. die gevatterschaft allein verbürgt den zusammenhang mit dem späteren märchen. auffallend ist der anklang des ahd. toto (gevatter, pathe) mhd. tote (Parz. 461, 10. Wh. 7, 21) an tôt (mors), wiewol die quantität der vocale beide wörter genau scheidet und erst ein ablautsverhältnis sie wieder vereinigen müste; aus dem wortspiel erwuchs die sage nicht [Fußnote] [Fußnote].
Gleich ausgezeichnet, aber heiterer, ist das märchen vom Tod und dem Spielhansel (no. 82. vgl. 3, 135–148), der jenen auf einen baum festbannt, so daß sieben jahre lang niemand in der welt stirbt. hierzu hat Welcker aus Pherekydes nachgewiesen [Fußnote], wie Zeus dem Sisyphos den Tod auf den hals schickt, der ihn mit starken banden fesselt, und wie nun niemand sterben kann; Hades kommt selbst, macht den Tod frei und überliefert ihm den Sisyphos. Die deutsche fabel verwebt den Teufel in die geschichte. Seit der Teufel in den besitz der hölle gesetzt war, muste er neben den Tod treten, wie die alliteration ›tod und teufel!‹ beide zusammenstellt. auch den Litthauern und Letten wandelte sich Welnas, Wels, ihr ursprünglicher todesgott, in den Teufel. Der christlichen ansicht gemäß empfiengen engel die seelen der frommen, teufel die der gottlosen (s. 698), der abholende Tod spaltete sich also in eine doppelte gewalt, je nachdem er dem engel oder dem teufel glich. als englischer bote steht er dem christlichen Michael zunächst, dessen amt es war, seelen zu empfangen (Morolt 2660. 2715), vgl. s. 698. Von uralten leuten, die noch fortleben, pflegt man zu sagen ›der Tod hat vergessen sie abzuholen‹. klage 122 heißt es: ›der Tôt het ir minne, die dâ sterben solden‹, wuste sich ihrer wol zu erinnern, oder, wie Lachm. auslegt, begehrte ihrer zu seinem gesinde (vgl. oben s. 706).
Meine ausführungen werden nicht zweifelhaft lassen, daß der heidnische Tod in eine zweite ordnung der götter gehört; weshalb er sich auch vorzüglich berührt mit den halbgöttlichen valkyrien und nornen: er hängt ab von Ođinn und Hel; unter den griech. göttern stehn ihm zunächst Hermes und Hades, Persephone samt Charon dem fährmann. sein wesen ist aber auch dem der elbe, hausgeister und genien nicht unverwandt.
Wie er sich mit einer zeitgottheit des jahres, dem Winter, mengte, erörtert cap. xxiv; darum mag er einigemal an Kronos gemahnen.
In unserm heldenbuch kommt der Tod als ein abgott vor, dem der Heide Belligan vor andern göttern dient, und dessen bild Wolfdietrich zerbricht. ich weiß dies sonst nicht bestimmt anzuknüpfen: es wird ein teuflisches wesen verstanden sein.
In den finnischen liedern werden häufig Manala und Tuonela neben einander genannt und doch geschieden. jenes ist die unterwelt (von maa erde), dieses das todtenreich, Tuon (= θάνατος) der Tod, die Halja. nach Kalewala rune 6–9 scheint Tuonela fluß der unterwelt, auf dem heilige schwäne schwimmen [Fußnote]. 

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11/24 20:03