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德国神话:CAP. XXIII. TAG UND NACHT.
日期:2014-05-24 21:45  点击:240
Lebendigere vorstellungen des alterthums von dem tag und der nacht greifen in die von den gestirnen, beide sind heilige, göttliche wesen, den göttern nah verwandt. die edda läßt den tag erst aus der nacht erzeugt werden.
Nörvi ein iötunn hatte eine tochter namens Nôtt, schwarz und dunkel, wie ihr geschlecht (svört oc döck sem hon âtti ætt til) [Fußnote]; mehrere männer wurden ihr zu theil, Naglfari, dann Anar (Onar) [Fußnote] ein zwerg, mit dem sie eine tochter Iörđ zeugte, die hernach Ođins gemahlin und Thôrs mutter wurde. ihr letzter mann war asischer lichter abkunft und hieß Dellîngr, dem sie einen sohn Dagr, licht und schön wie sein väterliches geschlecht, gebar. Da nahm Allvater die Nacht und ihren sohn Tag, setzte sie an den himmel, und gab jedem ein ros und einen wagen, mit welchem sie in gemessner zeit die erde umfahren sollten. die rosse hießen das thaumähnige und glanzmähnige (s. 546).
Im namen Dellîngr, assimiliert aus Deglîngr, liegt auch der des sohns Dagr, und weil -ling gerade abstammung ausdrückt, muß entweder schon ein früherer ahne Dagr angenommen werden, oder die reihefolge hat sich, wie oft in alten genealogien, umgedreht.
Für das wort dags, dagr, tac habe ich gramm. 2, 44 eine wurzel gesucht und muß noch immer die vergleichung des lat. dies abweisen, da lautverschiebung fehlt, der deutsche ausdruck g entwickelt und sein a in o (uo) ablautet, doch vergleiche kleinere schriften 3, 117. Dagegen ließ sich an dem lat. dies, und allem was ihm in andern sprachen gleicht, das ineinandergreifen der begriffe tag, himmel, gott nicht verkennen (s. 3, 117). Wie tag und Donar beide von der Nacht abstammen, so fallen Dies und Deus (Zeus) der nemlichen wurzel zu; selbst Donar, ags. Thunor wird man versucht, dem tusk. Tina zu vergleichen, da der begrif des tags, wie wir sehn werden, den des schalls mit sich führt: dann brauchte Tina nicht für Dina zu stehn, sondern würde zum lat. tonus und tonitrus gehören. Deus ist unser Tiv, Ziu, denn die einzelnen götter ziehen wechselseitig gleiche namen an sich; auch dieses Ziu bestätigt, wie fern hier unser Tag steht; selbst für coelum besitzen wir nur abliegende wörter (s. 582. 583). Die ind. und lat. sprache hat aus der wurzel div manigfache namen für götter, tag und himmel gewonnen, die griech. für götter und himmel, nicht für tag, die litth. für gott und tag, nicht himmel, die slav. nur für tag, weder für gott noch himmel, endlich unsere nur für einen gott, weder für himmel noch tag. auch hier zeigt sich eine vorzügliche berührung des sanskrit mit dem latein, in deren reichthum sich die übrigen sprachen auf verschiedne weise theilten. das gr. η̃μαρ und ημέρα halte ich für nahbeschlechtet dem deutschen himins, himil, und auch ‛Ημέρα ist eine tagesgöttin.
Ebenso einstimmend in den verglichnen sprachen zeigt sich der name der nacht: goth. nahts, ahd. naht, ags. niht, altn. nôtt (f. nâtt), lat. nox, noctis, gr. νύξ, νυκτός, litth. naktis, lett. nakts, altslav. noschti, poln. böhm. noc (spr. notz) sloven. nozh, serb. notj, sanskr. nakta, besonders in zusammensetzungen, der gewöhnliche ausdruck ist nis' oder nis'â (beide weiblich). man hat vielfache etymologien vorgebracht, keine befriedigende [Fußnote]. da der tag der leuchtende heißt, sollte in nacht der entgegengesetzte begrif des dunklen liegen? doch lichtlos ist nur die vom mond unerhellte nacht. unsrer sprache ist ein uraltes anomales verbum nahan eigen, aus dessen prät. nahta [Fußnote] das subst. nahts, wie aus magan mahta, aus lisan lista das subst. mahts und lists hervorzugehn scheint. goth. ganahan, ahd. kinahan bedeutet nun sufficere, folglich wäre nahts die genügende, friedliche ruhige, zugleich aber vermögende und starke, άρκια, was mir den sinn ganz zu treffen scheint. es kommt dazu, daß das ahd. duruhnaht nicht allein pernox, totam noctem durans bedeutet, sondern gewöhnlich perfectus, consummatus, vollkräftig, mhd. durnehte, durnehtec, wobei man gar nicht mehr an nacht dachte. woher weiß Stieler 1322 sein ›durchnacht nox illunis‹? jenes nid (s. 592), der nacht gipfel [Fußnote]
manec blat ir dâ wac
für der heizen sunnen tac.   MS. 2, 84a.
 
über die herkunft von η̃μαρ und ημέρα denkt Bopp vgl. gr. 505 anders. an Dagr gemahnen Baldäg, Svipdäg. von Dags sohn Dellîngr heißt es fornald. sög. 1, 468–470: uti fyri Dellîngs dyrum = unter freiem himmel. die edda läßt den tag erst aus der nacht erzeugt werden vgl. nox ducere diem videtur. Tac. Germ. 11.
Bopp 198b und Pott 1, 160 deuten nišâ von ši liegen, also niederliegen und naktam, während des liegens. Benfey 2, 57 scheidet die wurzeln nakt und niš, zur letztern lat. niger rechnend. doch scheinen niš und nakt einer wurzel. unsre nacht führe ich auch GDS. 905 auf nahan zurück. ein andres skr. wort radschani mag mit goth. riqis, ir. reag, ags. racu (s. 679) verwandt sein. ir. oidhche, aidche. Zeuss 257. gal. oiche nox. finn. yö, est. ö, ungr. éj, lapp. ija, ja. bask. gaüa, gauba, arratsa, zaroa. die griechische sprache hat für das letzte drittel der nacht den besondern ausdruck νυκτὸς αμολγός (s. 959).
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Beide, tag und nacht, sind hehre wesen. der tag heißt der heilige, wie den Griechen ιερὸν η̃μαρ. ›sam mir der heilic tac!‹ Ls. 2, 311 wie ›sâ mir daz heilige lieht!‹ Roth. 11b. ›die lieben tage‹ Ms. 1, 165a. ›der liebe tag‹. Simplic. 1, 5. Beide werden darum grüßend angeredet: ›heill Dagr, heilir Dags synir, heil Nôtt ok nipt! ôreiđom augom lîtit ockr þinnig ok gefit sitjondom sigur!‹, sie sollen mit gnädigen augen auf die menschen niederschaun und sieg verleihen. Sæm. 194a. Auch Martins von Amberg beichtspiegel erwähnt noch das anbeten des tags. ›diu edele naht‹ Ms. 2, 196b; ›diu heilige naht‹. Gerh. 3541; ›sam mir diu heilic naht hînt!‹ Helbl. 2, 1384. 8, 606. frau Naht. MsH. 3, 428a [Fußnote].
Nach jener nord. vorstellung fahren Nacht und Tag, gleich andern göttern in wagen, aber auch die sonne hat ihren wagen, dem mond wird, meines wissens, keiner zugeschrieben. Nacht und Tag spannen jeder nur ein pferd vor, die Sonne hat zwei pferde. man dachte sich folglich den tag als etwas von der sonne unabhängiges, so wie der mond gerade die dunkle nacht erleuchtet. wahrscheinlich ließ man den wagen des Tags dem der Sonne vorausgehen [Fußnote], hinter der Nacht den Mond folgen. Nicht bedeutungslos mag der wechsel des geschlechts sein, dem männlichen Tag zur seite steht die weibliche Sonne, der weiblichen Nacht der männliche Mond. Der griech. mythus verleiht dem Helios und der Selene wagen, keine den gottheiten des tags und der nacht; doch gebraucht Äschylus in den Persern 386 vom tag λευκόπωλος ημέρα er läßt ihn mit weißen rossen reiten. Das räthsel bei Reinmar von Zweter Ms. 2, 136 läßt den wagen des jahrs von sieben weißen und sieben schwarzen rossen gezogen werden (den tagen und nächten der woche). auch hier bricht die vorstellung fahrender und reitender gottheiten des heidenthums durch. noch ein in Mones anz. 6, 459 beigebrachter segen beginnt: ›grüeß dich gott du heiliger sonntag, ich sich dich dort herkommen reiten!‹ das ist allerdings der heidnische gott Tag, wie er auf Scinfahso (altn. Skinfaxi Sn. 11) mit der leuchtenden mähne einher reitet; wer aber an den lichten gott Paltar (s. 183) auf seinem fohlen dächte, würde auch nicht gerade fehlschlagen. von der personification des tags soll gleich hernach noch weiteres vorkommen; jene formel verdient alle aufmerksamkeit [Fußnote]
Utschaisravas, das himmlische tagespferd, taucht aus dem ocean hervor. Holtzmann ind. sag. 3, 138–140.
hunc utinam nitidi Solis praenuntius ortum
afferet admisso Lucifer albus equo.   Ov. Trist. III. 5, 55.
ανίκα πέρ τε ποτ' ωρανὸν έτρεχον ίπποι
Αω̃ τὰν ροδόπαχυναπ' ’Ωκεανοι̃ο φέροισαι.   Theocr. 2, 174.
 
die leuchtende mähne des tags stimmt zu der alten vorstellung, daß die strahlen des lichts haare seien. Claudian. in Prob. et Olybr. 3 redet die sonne an:
sparge diem meliore coma crinemque repexi
blandius elato surgant temone jugales,
efflantes roseum frenis spumantibus ignem.
 
vgl. auch den ausdruck Donnerstagspferd.
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Gleichwol wird von unsern dichtern tagesanbruch durch aufgang der sonne, vorzüglich gern nachtsanbruch durch ihren untergang ausgedrückt; nicht beginn und ende der nacht durch den mond, dessen auf und niedergang nur selten damit zusammentrift. Die ältesten formeln will ich hier mittheilen.
Die sonne geht auf, steigt: goth. sunna urrinniþ Marc. 4, 6. 16, 2. ahd. arrinnit; daranâh irran diu sunna N. ps. 103, 22; mhd. si was ûf errunnen. Mar. 189. altn. þâ rann dagr upp. Ol. helg. cap. 220. rinnan bedeutet eigentlich laufen und fließen, hier zeigt sich entschiedne analogie des altröm. sprachgebrauchs, der ebenso manare von der aufsteigenden sonne verwendet: diei principium mane, quod tum manat dies ab oriente. Varro 6, 4 (O. Müller p. 74). manare solem antiqui dicebant, cum solis orientis radii splendorem jacere coepissent. (Festus s. v.). urreisan (surgere) sagt Ulfilas nicht von der sonne. Spanisch wird der aufgehenden sonne ein stechen (apuntar) beigelegt: yxie el sol, dios, que fermoso apuntaba. Cid. 461; quando viniere la mañana, que apuntare el sol. Cid. 2190. Nach dem aufgang ist die sonne erwacht und ›mit wachender sonnen‹ (weisth. 2. 169. 173. 183) heißt so viel als bei hellem tag, ›wenn der sonnenschein auf ist‹ (weisth. 2, 250). ags. ›hâdor heofonleoma com blîcan‹ Andr. 838 [Fußnote].
Die sonne sinkt, fällt: goth. gasagq sáuil Marc. 1, 32. sagq sunnô Luc. 4, 40. dissigqái (occidat) Eph. 4, 26; ahd. sunnâ pifeal (ruit) pisluac (occidit) gl. Ker. 254. Diut. 1, 274a [Fußnote]; mhd. sîget, diu sunne sîget hin Trist. 2402. diu sunne was ze tal gesigen Wh. 447, 8. nu begund diu sunne sîgen Aw. 1, 41; altn. sôlarfall, sôlsetr; denne sunna kisaz, cum sol occumberet Diut. 1, 492a. engl. sunset. der letzte ausdruck sagt. daß sie sich niedersetzt, es wird ihr daher sitz oder stul beigelegt, in welchen sie sich nach beendigter fahrt begibt. ihr untergang heißt ahd. sedalkanc hymn. 18, 1. ags. setelgong [Fußnote], setlrâd Cædm. 184, 19; ›ođđät sunne gevât tô setc glîdan‹ Andr. 1305; ›ođđät beorht gevât sunne svegeltorht tô sete glidan‹, Andr. 1248; sedal ira kât (occasum suum graditur) hymn. 14, 2. alts. sêg sunne tô sedle Hel. 86, 12. sunne ward an sedle Hel. 89, 10. geng thar âband tuo, sunna ti sedle Hel. 105, 6. scrêd wester dag, sunne te sedle Hel. 137, 20. sô thuo gisêgid warth sedle nâhor hêdra sunna mid hebantunglon. Hel. 170, 1; dän. for vesten gaaer solen til säde. Dv. 1, 90; den gegensatz bildet: ›sôl er î austri‹ Vilk. saga s. 58. 59, sonne geht auf. Westen (occasus) steht dem Osten (oriens) gegenüber, und da das ahd. kibil den pol, Nordkibel, Suntkibel den Nordpol, Südpol bezeichnen (N. Bth. 208), so hat eine in den weisth. überlieferte formel auf hohes alter anspruch: ›bis die sonne unter den Westergibel geht‹ (1, 836); ›bis die sonne an den Westergibel schint‹ (2, 195); ›so lange dat die sonne in den Westergevel schint‹ (2, 159); in der ersten dieser drei stellen wird die seltsame erklärung beigefügt: ›bis um 12 uhr‹ [Fußnote]. Ovids axe sub hesperio (met. 4, 214) gibt Albrecht: in den liehten westernangen. bedeutend scheint mir die übereinkunft der altn. Grâgâs 1, 26: fara til lögbergs, at sôl sê â giâhamri enum vestra (giâhamarr ist chasmatis rupes occidentalis), ich werde hiervon bei anderem anlaß weiter zu handeln haben, man vgl. noch in Landnâma bôk 215 die ausdrücke: sôl î austri ok vestri. mhd. diu sunne gie ze sedele. Diut. 3, 57, als diu sunne in ir gesedel solde gân. Morolt 38a, was ist das aber für ein ort, der in demselben gedicht 14b hinzugenannt wird; ze Geilât, dâ diu sunne ir gesedel hât? die hauptstadt von Indien? (man sehe anm. 1913) Gleichviel mit sedal wäre kadam, mhd. gaden (cubiculum) Mor. 15a, wenn nicht ze gnâden gelesen werden muß. Die sonne war wegemüd, begierig nach ruhe: dô hete diu müede sunne ihr liehten blic hinz ir gelesen. Parz. 32, 24, sie geht in ihr bett und schlafgemach. dän. solen ganger til senge. Dv. 1, 107. solen gik til hvile. Dv. 1, 170; mhd. diu sunne gerte lâzen sich zuo reste. Ernst 1326, diu sunne dô ze reste gie. Ecke (Hag.) 110, nu wolte diu sunne ze reste u. ouch ze gemache nider gân. Dietr. 14d; Opitz 2, 286: ›muß doch zu rüste gehen, so oft es abend wird, der schöne himmelsschild.‹ altengl. until the sun was gon to rest. Iwan 3612. Unser heutiges subst. gnade, mhd. genâde, ahd. kinâda bedeutet eigentlich neigung, senkung herablassung, ruhe (s. 592), daraus erklärt sich die redensart: diu sunne gienc ze gnâden (dat. pl.) Mor. 37a. Wolfdietr. 1402; schon Agricola verstand es (sprichw. 737) nicht vollkommen, wenn er sagt: ›es werete biß die sonne wolt zu gnaden gen, d. i. undergehn und der welt ire gnade u. schein versagen (!) und zu ruhe gehen‹. Aventin (ed. 1580 p. 19b) macht davon eine anwendung sogar auf unser frühstes heidenthum, die sonne sei als königin des himmels verehrt worden: ›dorft keiner sagen sie gienge unter, must sprechen, sie gieng zu röst u. gnaden, wie dann noch etwan das närrisch gemein volk meint‹. bloß die letzten worte sind zu beachten; der aberglaube kann weit hinaufreichen, daß es frömmer sei, hier wie in andern fällen den geraden ausdruck zu meiden und einen alten, halbverständlichen euphemistisch zu brauchen. Auch Vuk 775 hat darüber merkenswerthes; man solle sagen smirilo se suntze (die sonne ist zu ruhe, conquievit), nicht aber zadje (sie ist hingegangen) oder sjede (sie sitzt); denn sagt man zadje, so spricht sie ›zaschao pa no izischao‹ (hingegangen, nicht ausgegangen) [Fußnote]; sagt man sjede, so spricht sie ›sjeo pa ne ustao‹ (gesessen nicht aufgestanden); sagt man smirise, so spricht sie ›smirjose i ti‹ (zur ruhe auch dir oder du?) [Fußnote] Hiermit verbinde ich noch den eddischen spruch von besondrer heiligkeit der untergehenden sonne: ›engi skal gumna î gögn vega sîđskînandi systor Mana‹ Sæm. 184b, keiner kämpfe, wenn die sonne niederscheint [Fußnote]
(Sunne) gevîted on vestrodor. cod. exon. 350, 23. vest onhylde svegelbeorht hinne setlgonges fûs. 174, 32. bis die sonne wider der forste gibel schinet. weisth. 3, 498. norw. solen begyndte at helde mod aasranden. Asb. Huldr. 1, 1. solen stod i aaskanten. 1, 27. vergl. hierzu und zu giâhamarr Finn Magnusen dagens tider s. 15 und Bopps gloss. 25b. Asta nomen occidentalis montis, ultra quem solem occidere credunt. dann bedeutet dieser name sonnenuntergang und untergang überhaupt. der tag sinkt hinter den besten berg Ast. Kuruinge 563. 1718. 2393. Holtzmann ind. sag. 3, 183. 184 Potts zählmethode 264 leitet asta sonnenuntergang von as dejicere, ponere. diu sunne an daz gebirge gie. Ecke 110. έτι ει̃ναι ήλιον επὶ τοι̃ς όρεσι καὶ ούπω δεδυκέναι. Plato Phaedo 116. ichn geloube niemer mê daz sunne von Mycêne gê. Trist. 8283. (Mycenae in Argolis. Sickler p. m. 283. 284.) in einem felsthal der Schweiz scheint die sonne jährlich zu bestimmter stunde durch ein loch der bergwand und beleuchtet einen kirchthurm. vgl. die in die Belsener kirche scheinende sonne. Meier schwäb. sag. 297. dô diu sunne ze gaden solde gân. Morolt 1402. de sunne geit to gade. brem. wb. 1, 474. ήλιος κοιμα̃ται. Wieselgren 414. de sunne woll to bedde. Firmenich 1, 329a. mnl. die sonne vaert henen thaerre rusten waert. Maerl. 3, 124. umb jede abendzeit, ehe die sonne zu hause kömpt. Brehme B. 1a.
moidla, geit hoim,
die sun geit no;
kriegt koene koen tanzer,
wos steit ihr den do?
 
eh die sonne zu genaden get. weisth. 1, 744. 2, 492. e die sunne under zu genaden gienge. 3, 510. bedeutet das goth. remisol, rimisauil die ruhesonne? Haupts zeitschr. 6, 540. quant li solaus ganchi (wankte). mort de Garin 144. merkwürdig heißt es Walewein 8725: doe begonste die sonne gaen te gode van den avonde saen. vgl. estn. pääw lähhäb loja, die sonne geht zum schöpfer = d. s. geht unter. der abendschein der sonne wird mhd. ausgedrückt: diu sunne zâbunde schein. Karl 3525.
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Lye bringt eine ags. redensart bei: ær sun go to glade, und übersetzt: priusquam sol vergat ad occasum, lapsum. dann wäre zu schreiben glâd, und wirklich wird glîdan (labi) von der wandelnden sonne gesagt: heofones gim glâd ofer grundas. Beov. 4140. allein gongan tô glâde befremdet; vielleicht darf man ein ags. subst. gläde annehmen mit der doppelten bedeutung splendor und gaudium. nicht nur das altn. glađr, auch das ahd. klat drückt aus einmal splendidus, dann hilaris, wie diese begriffe in einander übergehn [Fußnote]. klat gilt von sternen, augen, strahlen (Graff 4, 288). O. II. 1, 13 êr wurti sunna so glat (eh sie so leuchtend würde). ein mhd. dichter sagt (warnung 2037):
sô ir die sunnen vrô sehet,
schœnes tages ir ir jeht,
des dankt ir ir, und gote niht. (s. oben s. 588.)
 
in der Schweiz finde ich den merkwürdigen eigennamen Sunnenfroh (Anshelm 3, 89. 286). nun reichen aber auch die vorstellungen freude, wonne, ruhe, gemach aneinander, folglich glanz, wonne. die untergehende sonne strahlt in erhöhtem glanz, sie geht zu ihrer wonne ein, das könnte gongan tô gläde sagen wollen. altn. habe ich nur ein einzigesmal gelesen sôlarglađi (occasus) fornald. sög. 1, 518. Ihres dialectlex. p. 57a 165a lehrt, daß in Vestgötland gladas vom untergehen der sonne gilt: solen gladas, glaas (sol occidit) soleglanding, solglädjen (occasus), das kann bedeuten: die untergehende sonne freut sich oder glänzt. Hiernach lege ich aus, was Stald. 1, 463. 2, 520 anführt: die sonne geht vergoldet, für geht unter, d. i. glänzt vor freude. ›sunne zgold gange‹ Km. no 165. auch in einem liede (Eschenburgs denkm. 240) heißt es: ›de sunne ging to golde‹, und öfter in den weisthümern: ›so die sun für gold gat‹ (1, 197); ›als die sonne in golt get‹ (1, 501). Weil aber die aufgehende den gleichen schein des lichts darbietet, so läßt sich nunmehr deuten, warum dieser das volk an feierlichen tagen freudensprünge und tanz beilegt (s. 241); die sonne heißt ›der paschen spielmann‹ (Haupts zeitschr. 1, 547). ja auch dabei möchte ich noch nicht stehen bleiben, sondern aus einem tiefen zusammenhang der begriffe des lichts und schalls, der farbe und des tons (gramm. 2, 86. 87) jenes geräusch, jenen klang verstehen, welchen man der auf und untergehenden sonne zuschrieb (s. 601). Genauer beschreibt es eine strophe in Albrechts Titurel:
darnâch kund sich diu sunne
wol an ir zirkel rîden (drehen):
der süeze ein überwunne,
ich wæn die süeze nieman möht erlîden
mit dône dô diu sunn ir zirkel ruorte;
seitenklanc und vogelsanc
ist alsam glîch der golt gên kupfer fuorte.
 
die süßen töne der aufgehenden sonne übertreffen saitenklang und vogelgesang wie gold das kupfer. Wer denkt hier nicht an die uralte überlieferung von der Memnonsseule, die beim aufgang der sonne einen laut ertönen ließ, gleich als springe eine saite, nach einigen beim aufgang einen fröhlichen, beim untergang der sonne einen traurigen [Fußnote]. Wir werden hernach noch andere vorstellungen des anbrechenden tags, der einbrechenden nacht auf licht und ton zurückführen können [Fußnote].
Wohin aber wendet sich die abendsonne zur ruhe, wo ist ihr gemach gelegen? nach dem ältesten ausdruck taucht sie ins meer, in den kühlen wogen ihre glut zu löschen. Im ags. Blh. (Rawl. 193a) ›and þeáh monnum þynceđ, thät hio on mere gange, under sœ svîfe, þonne hio on setl glîdeđ‹. So sagten auch die alten von der sonne und den gestirnen δυ̃ναι und mergere, occasus, interitus vel solis in occanum mersio. Festus [Fußnote]. Boeth. 4 metr. 5 von Bootes: cur mergat seras aequore flammas und metr. 6: nec cetera cernens sidera mergi cupit oceano tingere flammas, was N. 223 verdeutscht: alliu zeichen sehende in sedel gân niomer sih ne gerôt kebadôn in demo merewazere. ›sol petit oceanum‹ Rudlieb 4, 9. Der ausdruck liegt aber allen bewohnern der seeküste zu nahe, als daß er entlehnt zu sein brauchte, altn. hieß es: sôl gengr î œgi, z. b. fornm. sög. 2, 302. mhd. der sê, dâ diu sunne ûf gêt ze reste. MS. 2, 66b. Und wie andere göttinnen nach ihrem zug durch das land im see gebadet werden (Nerthus s. 208. Holda s. 222), bezeugt das eben die göttlichkeit der Sonne, daß sie zu bade geht, eine auch bei den Slaven allgemein verbreitete vorstellung: abends sinkt die sonne ins bad sich zu reinigen, morgens entsteigt sie rein in frischer pracht dem bade. das meer galt für der sonne mutter, der sie nachts in die arme sinke [Fußnote].
Einwohnern des inneren lands säumte ein wald den horizont, davon hieß es: sôl gengr til viđar (Biörn s. v. vidr), solen går under vide (Ihre s. v.) [Fußnote]. doch die ags. redensart: ›hâdor sägl vuldortorht gevât under vâđu scrîđan‹ Andr. 1456 scheint etwas anders, das ahd. weidi (vgl. anm. s. 116). Wir sagen: die sonne geht hinter die berge; dazu stimmt wol das ags. ›sunne gevât under niflan näs‹ (sub terrae crepidinem) Andr. 1306 (vgl. El. 831 under neolum nässe); ein dän. volkslied: solen gik til iorde Dv. 1, 170, nieder zur erde; Ecke (Hagen) 129: diu sunne ûz dem himel gie. auch: die sonne ist hinunter, mhd. der sunne (hier männlich) hinder gegât. MS. 2, 192b [Fußnote] [Fußnote]
η̃μος δ' ηέλιος μετενίσσετο βουλύτονδε.   Od. 9, 58. Il. 16, 779.
’Ηέλιος μὲν έπειτα νέον προσέβαλλεν αρούρας
εξ ακαλαρρείταο βαθυρρόου ’Ωκεανοι̃ο
ουρανὸν εισανιών.   Il. 7, 421. Od. 19, 433.
’Ηέλιος δ' ανόρουσε, λιπὼν περικαλλέα λίμνην
ουρανὸν ες πολύχαλκονovQavov ec noXiyaXxov.   Od. 3, 1.
 
occiduo lota profundo sidera mergi. N. 221. sage me, for hvâm scîne seo sunne svâ reáde on ärne morgen? ic þe secge, for þam de heo kymđ up of þaere sæ. altd. bl. 1, 190. nu gengr sol î egi. Alex. saga s. 163. die sonne badet nachts. Haupts zeitschr. 4, 389. neue pr. prov. bl. 1, 298.
dô begundez werden naht
und sleich diu sunne nâch ir aht
umbe daz nordenmere, als ê.   Geo. 6001.
 
weil die sonne niedertunkt. Schmidt v. Wern. 184. Aber die sonne gieng auch in den wald: neuschwed. solen går i skogen. sol gått i skog. folks. 1, 155. när sol gick i skog. Cavallius 1, 96. siþan sol är undi viþi, hinter die bäume. Östg. 175 (jedoch erklärt F. Magn. lex. s. v. landvîdi das wort vide, viþi anders). nå nu ned, du sol, i granskog. Kalevala Castr. 2, 57. kule (kulki) päiwä kuusikolle! Kalev. 19, 386. 412. vgl. hinter die häuser entwich, nicht hinter den berg uns die sonne. Göthes eleg. was heißt weisth. 3, 791: bis die sonne uf den peinapfel kommt? den tannapfel vergoldet?
Unz sich der tac ûfmachte. v. d. Hagen Ges. Abent. 2, 367. der tac der sleich in balde zuo. MS. 1, 171b. der tag der schleicht wie ein dieb. Hätzl. 23a. der tac nâhen begunde nâch sînem alten vunde. Türl. W. 125a. die dach quam die niet onstont. Maerl. 2, 236, also der tag schreitet immer fort, er steht nicht still. der tag sagt: ich fahr dahin und laß dich hie. Uhand 169. der tac wil niht erwinden Wolfr. 8, 18. der morgen nicht erwinden wil, den tac nieman erwenden (avertere) kan. MS. 1, 90b. dô der tac erschein. Parz. 128, 13. 129, 15. dô der tac vol erschein. Er. 623. der tac sich schouwen liez. Livl. 3299. dô der morgen sich ûf liez und si sîn entsuoben. pass. 30, 79. sich der tac entslôz. urstende 118, 61. der tac sich ûz den wolken bôt. Türl. Wh. 67a. dô si gesâhen den morgen mit sîme liehte ûfstrîchen, die vinstre naht entwîchen von des sunnen morgenrôt. pass. 36, 51. der tac lûhte schitere (dünn). Serv. 3237. dager var ljus. sv. folks. 1, 129. la nuis sen va et li jors esclari. Garins 2, 203. der tac sich anzündet. Hätzl. 36a. dat hi den dach sach baren. Walewein 384. die men scone baren sach. Karel 1, 376. 2, 1306. 2, 594. dat menne (den dach) baren sach. Karel 2, 3579. der tac sich hete erbart. Eracl. 4674. sach verbaren den sconen dach. Lanc. 44532. 45350. auch ontpluken: ontplôc haer herte als die dach. Karel 1, 1166. (gieng ihr das herz auf wie der tag.) Walew. 3320. 7762. vgl. sîn herte verlichte als die dach. Walew. 9448. ontspranc die dach. Karel. 2, 593. die dach uten hemele spranc. Walewein 6777. 4885. frz. le jour jaillit. möcht der tag hersprießen. Hofm. gesellsch. 59. lett. deena plaukst, der tag sprießt. der tag rührt: dag rînit. O. I. 11, 49. naht rînit. O. III. 20, 15. lioht rînit. O. I. 15, 19. II. 1, 47. der tag ist reich, gewaltig. guotes ist er niht rîche(r) wan als des liehtes der tac. cod. vind. 428. no. 212. reicher dan der tac. Uhl. 1, 196. andere ausdrücke für den tagesanbruch sind: die nacht die weicht. lb. 1582. 42. niht forđ gevât. cod. exon. 412, 12. diu naht gemachlich ende nam. frauend. 485, 11. uns ist diu naht von hinnen. Wolfr. lied. 8, 16. unz uns diu naht gerûmet. Hahns Stricker 10, 35. so lange bis die schmiede pinken und der tag sich wieder vorzeiget. Ettners vade et occide Gain s. 9. schön heißt es in den Nib. 1564, 2: unz daz diu sunne ir liehtez schînen bôt dem morgen über berge. als der morgenrôt der vinstern erde lieht erbôt. Mar. 169, 28. unz der ander morgenrôt der werlde daz lieht bôt. Servat. 1839. ouch schein nu schiere der morgenrôt, den diu sunne sante durch vreude vür, daz er vreudenrîche kür vogeln und bloumen brâhte. Turl. Wh. 69a. einfachere wendungen sind: dô begundez liuhten vome tage. Parz. 588, 8. gein tage die vogele sungen. Mai 46, 16. für das gewahren des tagesanbruchs sagte man: nû kius ich den tac. Walth. 89, 18. kôs den morgen lieht. 88, 12. den morgenblic erkôs. Wolfr. lied. 3, 1. als man sich des tages entstê. Wigal. 5544.
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Nun wollen wir andere formeln betrachten, welche den anbruch des tags oder der nacht ohne beziehung auf die sonne ausdrücken.
Vor allem merkwürdig ist, daß man sich den tag in thiers gestalt dachte, das gegen morgen an dem himmel vorrückt. Wolfram hebt ein schönes wächterlied mit den worten an: ›sîne klâwen durch die wolken sint geslagen, er stîget ûf mit grôzer kraft, ich sih in grâwen den tac‹: und im dritten theil von Wh. (cass. 317a) heißt es: ›daz diu wolken wâren grâ und der tac sîne clâ hete geslagen durch die naht‹ [Fußnote]. Ist ein vogel gemeint oder ein vierfüßiges thier? denn beiden gibt unsere sprache klauen. ags. findet sich der eigenname Däghrefn (Beov. 4998) was ahd. Takahraban wäre, und Beov. 3599 wird der tagesanbruch durch die worte geschildert: hräfn blâca heofones vynne bliđheort bodode (niger corvus coeli gaudium laeto corde nuntiavit) [Fußnote]. jene sturmregende klauensenkung (s. 527) ließe einen adler, die überraschende gleichheit eines morgenländischen bilds aber den könig der thiere, bei uns den bären vermuten [Fußnote]. Ali Dschelebi schildert in seinem humajunnameh (Diez p. 153) den beginn des tags mit folgenden schwülstigen, aber ohne zweifel überlieferte vorstellungen wiedergebenden worten: ›als der falke des nestes des firmaments die nachtvögel der flatternden sterne von der wiese des himmels zerstreut hatte, und vor dem anblick der klauen des löwen des tags das reh der bisamduftenden nacht vom felde des daseins in die wüste des nichtseins entflohen war‹. die nacht, ein schüchternes reh, entweicht vor dem starken, mächtigen thiere des tags; gewis ein schönes, lebendiges bild. Auch in einem andern liede läßt Wolfram den tag mit unwiderstehlicher gewalt vordringen [Fußnote]
velox Aurorae nuntius Aether
qui fugat hinnitu stellas.   Claudian. IV. cons. Hon. 561.
 
er spaltet die wolken: der tac die wolken spielt. MS. 2, 167a. so theilt mit ihrem flügelschlag die krähe die nacht, so daß licht durchdringt. Klemm 2, 164. dem ihr vergleichbaren ags. Däghrefn gesellen sich die ahd. namen Daghuelp, gleichsam der junge tag, und Dagulf zu. Förstemann 1, 328.
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Der tag wird aber auch menschlich gebildet, in gestalt eines schönen jünglings, der gleich Wuotans raben als bote den tag verkündet: ›dâg byđ dryhtnes sond‹ heißt es im runenlied. hierbei ist dann die bildung der namen Baldäg, Svipdäg und ähnlicher für götter und heroen zu erwägen. dieser götterbote stellt sich am gipfel des berges noch auf die zehen, wie das thier auf die klaue, um schnell ins land zu schauen: ›jocund day stands tiptoe on the misty mountain tops‹, Romeo 3, 5, gewis ein volksmäßiges bild, das auch Hebel von der sonntagsfrühe gebraucht: ›und lisli uf de zeche goht und heiter uf de berge stoht de sunntig‹. er steigt und dringt eilends, unaufhaltsam vor: ›der tac stîgende wart‹, Trist. 8942; ›der tac begund herdringen‹. Wolfd. 124. ags. þâ väs morgen leoht scofen and scynded (praecipitatus et festinatus, geschoben und geschundet) Beov. 1828. darum heißt er unsern dichtern der rîche (gewaltige), wie gott selbst (s. 17): rîche also der tac MS. 1, 163a, rîche muotes alsam der tac Wigal. 5222, der tac wil gerîchen (siegen, walten, herschen) MS. 1, 27b 2, 23b, er ist nicht zurückzuhalten und vertreibt die nacht: unpersönlich heißt es: ›thô iz zi dage want‹ Otfr. III. 8, 21, aber: der tac wil niht erwinden MS. 1, 147b, morge fruo, als der tac erstarket Eracl. 587, dô die naht der tac vertreip. Frauend. 47. 58. Er stürzt sie vom thron und nimmt ihn selbst ein: ›ez taget, diu naht muoz ab ir trône, den sie ze Kriechen hielt mit ganzer vrône, der tac wil in besitzen‹. MS. 1, 2b; vgl. jenes βασιλεύειν von der sonne [Fußnote].
Einigemal scheint es, als sei der tag, denke man ihn in gestalt eines menschen oder thiers, angebunden und zu anbrechen gehindert: ligata, fune ligata dies (Reinh. lxiv), er kann nur langsam nahen, weil ihn die bande hemmen. ›ein nacht doch nicht gepunden ist an einen stekchen, hoer ich sagen‹. Suchenw. 22, 30. gehört hierher aus Fergût 1534: ›quam die dach ghestrict in die sale‹? in einem ungrischen märchen (Mailath 1, 137) werden mitternacht und morgendämmerung angebunden, daß sie nicht weiter können und nun bei den leuten nicht anlangen. Stier volksm. s. 3. 5. ein mhd. gedicht stellt den tag als feil und käuflich dar (z. f. d. a. 1, 27), wie einen knecht, den das seil fesselt?
Die romanischen sprachen (nicht unsere) pflegen den anbruch des tags durch ein wort zu bezeichnen, das stechen bedeutet, franz. poindre, span. puntar, apuntar (welches auch von der sonne gilt, vorhin s. 616), ital. spuntare. à la pointe du jour, mit tagesanbruch. das läßt sich freilich von dem ersten vordringen, gleichsam spitze darbieten verstehen, vielleicht aber auch auf den reitenden tag, der sein pferd spornt, beziehen, oder auf ein thierisches rennen und traben, poindre. Reinh. s. xxxix [Fußnote]
Dem romanischen poindre, stechen nähert sich der ausdruck in Wirzburg: der tag spitzt sich schon. Herm. Müllers Griechenth. 44. illyr. zora puca, der tag bricht an, schießt. mit à la pointe du jour vergl. matineret a punta d'alba. Mila y Funtals. 159. ahd. strîza jubar (sub ortu). Graff 6, 760. lucis diei spiculum in oriente conspiciens. Kemble no. 581 s. 106. der tac die wolken spielt. MS. 2, 167a (s. anm. 1918).
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Noch bedeutsamer und eingreifender sind aber die redensarten, welche mit tagesanbruch, mit morgenröthe wiederum die idee einer erschütterung, eines geräusches verbinden, das den schwingen des nahenden tagboten beigemessen werden darf, aber uns sogar zu dem höchsten gott führt, dessen walten die luft erschüttert. Wuotan als Wuomo, Vôma gedacht ist ein schauern der natur (s. 119. 120), wie es sich auch beim anbruch des tages erzeigt, wo frisches wehen durch die wolken dringt. beziehungsvoll sind die ags. ausdrücke dägvôma Cædm. 199, 26. cod. exon. 175, 4 dägrêdvôma Andr. 125, 8 cod. exon. 179, 24 morgensvêg Beov. 257, dyne on dägrêd Cædm. 289, 27. ær dägrêde þät se dyne becom Cædm. 294, 4; vgl. einl. z. Andr. und El. xxx. xxxi., auch an Donar wurde vorhin (s. 613) gemahnt. Hieraus nehme ich nun jenen klang, den das licht der auf und niedergehenden sonne von sich gibt. diesen sinn wage ich einer altfranz. formel, die bloß in kerlingischen dichtungen vorkommt, unterzulegen: Gerard de Viane 1241 ›lou matin par son l'aube esclarcie‹; cod. reg. 7183, 3a ›un matin par son l'aube, quant el fu aparue‹; das. 5a ›un matin par son l'aube, quant li jor esclaira‹; das. 161c ›au matin par son l'aube, si con chante li gaus‹ (gallus); cod. 7535, 69c ›a matin par son l'aube‹; folgende beispiele sind aus Charlemagne (herausg. von Michel) 239 ›al matin sun la (?) lalbe‹; 248. 468. 727 ›al matin par sun lalbe‹; 564 ›le matin par sun lalbe‹. hieß das ursprünglich nicht per sonum (sonitum) albae? freilich später scheint man es anders zu nehmen, son = summum, summitas, franz. sommet, Michel im gloss. zu Charlem. 133 bringt eine stelle bei, wo geschrieben steht ›par som laube‹, und anderwärts heißt es: par son leve (oben auf dem wasser), en sun cel pin (oben auf dieser tanne) Charlem. 594. 760, en son (oben auf) Renart 2617; und im provenz. Ferabras 182 lo mati sus en lalba, 3484 lo matinet sus lalba, im ital. Buovo (p. m. 84. 99. 155): una mattina su l'alba, d. i. sur l'aube, was doch einen gezwungnen sinn gibt; man müste es fassen: morgens als die alba auf dem gipfel des berges stand?
Die Engländer verwenden ein verbum peep, welches sonst gucken, hervorschauen bedeutet, für den anbruch des tags, the peep of day; ›the sun began to peep‹ heißt es in einem schott. lied (minstrelsy 2, 430); auf gleiche weise die Dänen pipe frem: ›hist piper solen frem, giv gud en lyksom dag!‹ sagt Thom. Kingo, ein dichter des 17 jh. (Nyerup danske digtekunsts middelalder 1, 235.) beide sprachen unterscheiden davon engl. pipe, dän. pibe = pfeifen. Wie aber in jenem ›par son‹ der schall zu einem hervortreten wurde, scheint gerade auch die alte bedeutung des pfeifens späterhin verwischt zu werden, und ein unterschied zwischen peep und pipe, dän. pipe und pibe zu entstehn, der anfangs nicht vorhanden war. unser Gryphius (p. m. 740) sagt daher richtig: ›der mond pfeift sein licht auf‹. es ist das bei der naturerscheinung zusammenbrechende rauschen und leuchten. Nicht unähnlich ist ›skreik of day‹ in Hunters Hallamshire glossary p. 81, was doch dem engl. shriek, schrei gleichkommt, und das nnl. kriek, krieken van den dag, plattd. de krik vam dage, die morgendämmerung, gleichsam das schrillen des tags, wie das zirpende, schrillende thierchen kriek, krikel, krekel (cicada) heißt. Das überraschende eintreffen beider bedeutungen bietet aber das goth. svigla (αυλός) ahd. suëkala (fistula) neben dem ags. svëgel (lux, aether) alts. suigli (lux).
Selbst unser anbrechen verkündigt getöse und erschütterung. mhd. sâ dô der ander tac ûf brach, Frauend. 53. 109 [Fußnote]; engl. the break of day, wie sonst the rush (das rauschen), the blush (das blinken) of day. span. el alva rompe. altspan. ›apriessa cantan los gallos e quieren quebrar albores.‹ Cid. 235; ›ya quiebran los albores, e vinie la mañana.‹ Cid. 460; ›trocida es la noche, ya quiebran los albores.‹ Cid. 3558; altfranz. ›l'aube crieve‹ Ren. 1186. ›ja estoit l'aube crevee‹ Ren. 1175. ›tantost con l'aube se creva‹ Ren. 16057; prov. ›can lalba fo crevada‹ Ferabr. 3977. Dieses romper, quebrar, crevar (lat. crepare) ist das dem sonnenaufgang vorausgehende zittern und erschüttern der luft, von einer empfindlichen kühle begleitet; im lat. crepusculum liegt derselbe sinn. Die Spanier sagen auch: et alva se rie (lacht) und die Araber: der morgen niest [Fußnote] [Fußnote].
Doch den begrif der dämmerung und alte dafür zu gebot stehende ausdrücke erörtere ich hier näher.
Die allerfrühste morgendämmerung, eigentlich noch die ihr vorausgehende letzte nachtzeit drückt das goth. uhtvô Marc. 1, 35 für έννυχον aus, ahd. uhtâ nach Ns. schreibung uohta, alts. uhta, ags. uhte (gewöhnlich steht ›on uhtan‹ Cædm. 20, 26. 289, 31. 294, 2. cod. exon. 443, 24. 459, 17. 460, 14. on uhtan mid ærdäge Beov. 251), altn. ôtta (nach Biörn von 3–6 uhr nachts). die wurzel noch unaufgehellt, vermuthlich heißt nach uhtâ auch das schweizerische Uchtland und westfälische Uchte. Nah daran stößt das ags. ærdäg (primum tempus) Beov. 251. 2623. 5880. altn. ârdagi (vgl. ârdegis, mane), kein ahd. êrtac oder êrtago kenne ich. Nun folgt der begrif von diluculum, wofür altn. dagsbrûn, dagsbiarmi, dagsbirta, von brûn ora, margo, gleichsam supercilium, biarmi, birta lux; ahd. aber tagarôd, tagarôt (Graff 2, 486. 487), ags. dägrêd Cædm. 289, 27. 294, 4, mnd. dagerât En. 1408, mnl. dagheraet (Huyd. op St. 2, 496), eine zusammensetzung deren zweiter theil nicht bestimmt auf rôt (ruber) hinzuleiten und vielleicht jenem rodur, rödull (coelum vgl. s. 583) verwandt ist. auch das genus schwankt zwischen masc. und fem. [Fußnote]. es scheint mythisches und persönliches hindurch, denn N. Cap. 102 verdeutscht Leucothea (die weiße, leuchtende göttin, eine Perahta) ›der tagerod‹ und geht auf die personificirung ein: ›ube der tagerod sina facchelun inzundet habe‹. und in urk. begegnet der mannsname Dagharot (Falke trad. corb. p. 5), auch ein ortsname Wirintagaroth (Höfers zeitschr. 2, 170). wenn ahd. glossen crepusculum durch tagarôd übersetzen, so beruht das auf unkenntnis des lat. sprachgebrauchs, es ist nothwendig nur diluculum, aurora. ein altfranz. frauenname ist Brunmatin Ren. 15666. 15712. 16441 = morgendämmerung. altn. findet sich kein dagsrod, wol aber sôlarrod aurora (fornm. sög. 8, 346). Man sagte mnl. auch dachgrake, dagherake (fem.) und graken vom grauen des tags. dies grauen ist von der farbe hergenommen, wenn sich die schwärze der nacht in grau erhellt: mhd. der grâwe tac, daz grâwe lieht MS. 2, 49a, der tac wil grâwen Wolfr. 4, 11; ›si kôs den alten jungen grâwen grîsen (tac)‹, ›junc unde grâ der morgen ûf gât‹. MsH. 3, 427b [Fußnote]
Die personification des tagarôd wird auch angezeigt durch die mannesnamen Daghared trad. corb. 226 und Dagrim das. 394. altn. findet sich doch neben sôlarrod auch: međ dagrœđom. Sæm. 24a. fem. ist das wort bei Gotfr. Hagen 65: an der dageroit. aber es überwiegt auch beim morgenroth das masc. unz der ander morgenrôt der werlde daz lieht bôt. Servat. 1839. Mar. 169, 28. ouch schein nu schiere der morgenrôt, den diu sunne sante durch vreude vür, daz er vreuden rîche kür vogeln und bluomen brâhte. Turl. Wh. 69a. aber die rotbrünstige morgenröt. H. Sachs in d. Wittenb. nachtigal. Der tag graut vgl. es graut mir. des tages blic was dennoch grâ. Parz. 800, 1. ημέρα αμφὶ τὸ λυκαυγὲς αυτό, dies circa ipsum diluculum est. Luciani somn. 33. arab. dhenebu-ssirhan, der wolfsschweif, der den himmel überfahrende erste falbe morgenschimmer, der wieder schwindet und tiefere finsterniss hinterläßt. Rückerts Hariri 1, 215.
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Auf die aurora folgt nun der volle morgen, goth. maúrgins, ahd. morkan, alts. morgan, altn. morgun, eigentlich αύριον. ich vermute einen mit anbruch und brechen des tags verwandten begrif, weil das goth. gamaúrgjan schneiden und kürzen (jenes ginnen, secare) ausdrückt [Fußnote].
Dem aufsteigenden tag stehn nun benennungen des sinkenden gegenüber. für οψέ und οψία hat Ulfilas andanahti, die zeit gegen nacht, doch auch sciþu (serum), wie den Neugriechen der abend das langsame, späte τὸ βράδυ, der morgen das rasche, frühe τὸ ταχύ, also wiederum das kurze ist (vgl. gemaúrgjan). das ahd. âpant, alts. âband, ags. æfen, altn. aptan berührt sich mit aba, aftar, aptr, wodurch die fallende, rückgängige bewegung bezeichnet wird. das ahd. dëmar, nhd. dämmerung gilt vorzugsweise von crepusculum, und gehört zum ags. dim (obscurus), litth. tamsus, slav. temni. ags. æfenrîm, æfenglom crepusculum. zumal wichtig wird uns, daß jenem ahd. Tagarôd auch ein persönlicher Apantrôd in einem riesen der heldensage zur seite steht, Abentrôt ist Eckes und Fasolts bruder, die wir beide als erscheinungen des meers und der luft kennen lernten (s. 197. 529). war der tag ein göttlicher jüngling, so kann die dämmerung des morgens und des abends als riesenhafter Tagarôd und Apantrôd erfaßt worden sein [Fußnote] [Fußnote].
Den Römern und Griechen war Aurora und ’Ηώς göttin. diese wird höchst lebendig geschildert. sie ersteigt aus dem bett (εκ λεχέων, wie unsre sonne zu bette geht, s. 617) des Tithonos, ihres gemahls (Od. 5, 1), heißt die frühgeborne (ηριγένεια), rosenfingrige (ροδοδάκτυλος, Il. 1, 477): ihre röthlichen finger greifen in die wolken gleich jenen klauen des tags (s. 620); auch χρυσόθρονος wird sie genannt, wie Here und Artemis. Die Slaven scheinen, statt der göttin, einen gott der morgenröthe gehabt zu haben, Jutribog [Fußnote].
Hier aber darf eine andre slavische und ungrische vorstellung, weil sie zu uns übergreift, nicht verschwiegen bleiben. ungrisch heißt die morgenröthe hajnal (esthnisch haggo) und die dortigen tagewächter rufen sich zu: hajnal vagyon szep piros, hajnal, hajnal vagyon! d. i. aurora est (erumpit) pulchra purpurea, aurora, aurora est! dieser name heynal, eynal ist auch den Polen geläufig und man ruft aus: heynal świta! aurora lucet! (Linde 1, 623). Nun meldet Ditmar von Merseburg unterm jahr 1017 (7, 50 p. 858): ›audivi de quodam baculo, in cujus summitate manus erat, unum in se ferreum tenens circulum, quod cum pastore illius villae Silivellun (j. Selben unweit Merseburg), in quo (l. qua) is fuerat, per omnes domos has singulariter ductus, in primo introitu a portitore suo sic salutaretur: vigila Hennil, vigila!, sic enim rustica vocabatur lingua, et epulantes ibi delicate de ejusdem se tueri custodia stulti autumabant.‹ und noch aus Adalb. Kuhns märk. sagen s. 330 entnehme ich: ›ein alter förster aus Seeben bei Salzwedel erzählte, daß man an diesen orten früher die gewohnheit gehabt habe an einem bestimmten tage des jahrs einen baum aus dem gemeindewalde zu holen, im dorfe aufzurichten und darum tanzend zu rufen: Hennil, Hennil wache!‹ stammt das aus Ditmar her? und sollte Hennil wache! Hennil vigila schon im eilften jh. aus dem ungr. Hajnal vagyon (denn vagyon bedeutet est) misverstanden worden sein? aber der dorfwächter oder hirt, der mit dem stab, woran hand und reif angebracht worden war, wahrscheinlich an gewissem tag im jahr, zu allen häusern trat und jene worte rief, scheint damit doch ein göttliches wesen zu meinen. ein slowackisches lied bei Kollar (zpiewanky p. 247. vgl. 447) lautet:
Hainal switá, giž den biely,
stawagte welky i maly,
dosti sme giž dluho spali,
 
morgenröthe leuchtet, schon ist der tag hell, steht auf groß und klein, lange haben wir geschlafen. böhmische schriftsteller wollen jenen Hajnal, Heynal, Hennil einem serbischen, böhmischen hirtengott Honidlo gleichsetzen [Fußnote]; ich weiß aber nicht, wie es um diesen stehe, honidlo ist seiner bildung nach neutrum und ein werkzeug, es würde poln. gonidlo lauten und ganz verschieden von eynal, heynal sein [Fußnote].
Wir sahen, daß die aufgehende sonne freudig ertönte (s. 618), die rauschende morgenröthe lachte (s. 623); hierzu stimmt eine vielfach wiederholte vorstellung, der tag bringe wonne, die nacht trauer. ›froh wie der tag‹ heißt es, und Shakespeare sagt ›jocund day‹ (s. 621); Reinolt von der Lippe: ›er verblîde als der dag‹, MS. 2, 192 von dem scheidenden tag: ›der tac sîn wunne verlât‹. Zumal aber drücken die vögel ihre freude über den nahenden tag aus. ›gäst inne sväf oþ þat hräfn blâca heofenes vynne blîđheort bodôde‹. Beov. 3598, die himmelswonne die der frohe rabe verkündigt ist der anbrechende tag. ich bin so froh, wie die habichte, wenn sie thaubenetzt den tag anbrechen sehn, ›dögglitir dagsbrûn siâ‹. Sæm. 167b; ›nu verđr hann svâ feginn, sem fugl degi‹, Vilk. saga cap. 39 p. 94; ›Horn was as fain o fight, as is the foule of the light, when it ginneth dawe‹, Horn and Rimen. 64 p. 307; ›ich warte der frouwen mîn reht als des tages diu kleinen vogellîn‹ MS. 1, 51a; ›fröit sich min gemüete sam diu kleinen vogellîn, sô si sehent den morgenschîn‹. MS. 2, 102b. Eine menge epischer formeln schildert darum den anbrechenden tag durch geschrei der hähne (hankrât) oder nachtigallen. Biarkamâl im anfang: ›dagr er upp kominn, dynja hana fiađrar, der hähne federn rauschen. à la mañana, quando los gallos cantaran‹, Cid. 317. ›li coc cantoient, pres fu del esclairier‹. ›l'aube est percie, sesclere la jornee, cil oisellon chantent en la ramee‹. ›biz des morgens vruo, daz diu nahtigal rief‹ En. 12545 [Fußnote]
Die vögel freuen sich über sein kommen. ηνίκα όρνιθες άσωσι πρω̃τοι. Charonis fragm. 34b. ο όρνις τὴν έω καλω̃ν. Athenaeus 4, 36. daz cleine süeze vogellîn kan dingen ûf den morgenschîn und sich des tages fröuwen muoz. troj. kr. 20309. nam diu naht ein ende, die vogel des niht wolden durch iemans freuden swende verswîgen, wan sie sungen als si solden. Tit. 5364. noch süezer denne dem voglîn morgens vrône. Frauenl. Ettm. s. 27. de voghel den dach smorghens groette als hine sach. Rose 7832. (vgl. dcn kleinen vogellîn tröumet ûf esten. MS. 2, 166b.) Der hankrât kündet den tag an. εξέργεσθαι ήδη αλεκτρυόνων αδόντων. Plato conv. 223. der han hât zwir gekraet, ez nâhet gên dem morgen. MS. 2, 152a. as de hanens den dag inkreggeden. Lyra s. 114.
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Die nacht wird vorgestellt als schnell und unversehens einbrechend, überfallend, θοὴ νύξ (Il. 10, 394), denn sie fährt ja mit rossen, sie fällt oder sinkt vom himmel nieder, la nuit tombe, la nuit tombante, à la tombée de la nuit, sie bricht ein, während der tag anbricht, sie rückt auf einmal nahe, sie überfällt. Matth. 14, 15, wo die vulg. hat: hora jam praeteriit schreibt Luther deutsch: die nacht fällt daher, schon in der alten sprache gilt von nacht und abend das verbum ana gân oder fallan: âband unsih ana geit, ther dag ist sînes sindes, O. V. 10, 8; in ane gâenda naht, N. Bth. 31: der âbent begunde ane gân, Mar. 171; schiere viel dô diu naht an, Roth. 2653; do diu naht ane gie, Er. 3108; unz daz der âbent ane gie, Er. 172; uns gêt diu naht vaste zuo, Karl 39a; unz der âbent ane gie, Flore 3468. Ls. 1, 314. Wigal. 1927. 6693; als der âbent ane gêt, Wigal. 4763; biz daz der âbent ane lac. Ls. 1, 243; diu naht diu gât mich an, Wolfd. 1174; diu naht gêt uns vaste zuo, livl. chron. 5078. Ebenso aber auch sîgen: dô der âbent zuo seic, Diut. 3, 68; alsô iz zuo deme âbande seic, das. 3, 70; nû seig ouch der âbent zuo, frauend. 95, 20; diu naht begunde zuo sîgen, Rab. 102; begunde sîgen an, Rab. 367; do diu naht zuo seic, Dietr. 62b; diu naht sîget an, Ecke 106; der âbent seic ie nâher, Gudr. 878, 1; ze tal diu sunne was genigen u. der âbent zuo gesigen, Diut 351; diu naht begunde sîgen an. Mor. 1620. 3963 [Fußnote]; diu tageweide diu wil hin, der âbent sîget vaste zuo, Amgb. 2a; der tach is ouch an unsgewant, uns sîget der âvent in die hant, Ssp. vorr. 193; in der sinkenden nacht, Cornelius relegatus, Magd. 1605 F. 5a; in sinklichter nacht, Schoch stud. D 4a; und noch heute: bis in die sinkende nacht [Fußnote]. gleichviel ist: nû der âbent, diu naht zuo geflôz, Troj. 13676. 10499. ags. ›æfen coni sigeltorht svungen‹ (kam glänzend geschwungen) Andr. 1246. Dies einbrechen und niedersinken erfolgt aber auch leise und heimlich, wie eines diebes: diu naht begunde slîchen an, Dietr. 68b; nû was diu naht geslichen gar über daz gevilde, Christoph 413; do nû diu naht her sleich und diu vinster in begreif, das. 376; sô thiu naht bifêng, Hel. 129, 16. do begreif in die nacht, Flörsheimer chron. b. Münch 3, 188; wie mich die nacht begrif, Simplic. 1, 18. hett mich die nacht schon begriffen, Götz v. Berl. p. m. 164. mhd. steht von der nacht ›ez benemen‹, gleichsam das licht, oder den sieg: unz inz diu naht benam, Gudr. 879, 1; ne hete iz in diu naht benomen, Diut. 3, 81 (vgl. gramm. 4, 334). Hroswitha sagt in fides et spes: ›dies abiit, nox incumbit‹.
Offenbar ist in vielen diesen zügen die nacht aufgefaßt als feindliche, böse gewalt, im gegensatz zu dem gütigen wesen des tags, der in gemächlicher ruhe langsam über die berge emporsteigt; so schnell daher die nacht niederfällt, so allmälich endet sie: ›diu naht gemechlich ende nam‹. frauend. 206, 21. ›die nacht ist keines menschen freund‹ heißt es im sprüchwort, wie von einem dämon [Fußnote]
Ferner gilt von der nacht das sîgen: der âbent was zuo gesigen. Diut. 1, 351. ist diu naht herzuo gesigen. troj. kr. 11718. diu naht sîget zuo. Dietr. drachenk. 154a. uns sîget balde zuo diu naht. Lanz. 709. diu naht begunde sîgen an. Morolt 1620. 3963. diu naht sîget an. Dietr. drachenk. 327b. diu naht vast ûf uns neiget. Hätzl. 192, 112. aber auch: dô der tac hin seic, diu naht herzuo steic. Dietr. 9695. biz der dach nider begunde sigen inde die nacht upstigen. Karlmeinet s. 18. li jours va à declin, si aproche la nuit. Berte 54. li jors sen va et la nuis asseri. Garins 2, 157. la nuiz va aprochant, si declina le jor. Guitecl. 2, 169. nu begund diu sunne sîgen und der âbentsterne stîgen nâch der alten gewonheit. 2 koufm. 180. ez begunde sîgen der tac. Er. 221. à la brune, à la chute du jour. ähnlich sind die wendungen: der tac was iezuo hin getreten. pass. 27, 7. der tag gieng zu dem abend. Uhland 1, 246. vgl. dagr var â sinnum, der tag neigte zu abend. Sæm. 104b. gleichviel ist: der tac hiemit ein ende nam, diu vinster naht mit trüebe kam. passion. 19, 3. der tac sleich hin und kam diu naht. Freib. Trist. 4705. ja swant der tac und wuohs diu naht. Heinz v. Konst. ritt. und pf. 7. vgl. lat. adulta nocte. dô der tac verswant. g. frau. 2013. 2427. ndrd. he lett dagen und swinen, schemmern und dagen. Strodtmann 200. 238. brem. wb. 4, 634. dô der tac zerstoeret wart von der vinsternisse grôz und diu naht herzuo geflôz. troj. kr. 10489. der tac gefluze hin. troj. kr. 8519. dô der tac was ergân. Diemer 149, 25. als der tac was gelegen. Ernst 4679. dô der tac lie sînen schîn. troj. kr. 11095. der tac sin wunne verlât. MS. 2, 192b. der tac sîn lieht verlât. MS. 2, 496b. der tac lât sînen glast. troj. kr. 8480. do des tages lieht verswein. Baii. 368, 3. siđđan aefenleoht under heofenes hâdor beholen veorđeđ. Beov. 821. der tac gieng mit freuden hin. dô diu naht ir trüeben schîn über al die werlt gespreite. Gerh. 4931. aefenscîma forđ gevât. Cædm. 147, 30. der tac begerte urloubes mit liuhte. Tit. 3743.
Diu naht begrîfet. Tit. 3752. Dietr. drachenk. 97a. Heinr. Trist. 4650. die nacht hevet mi hier begrepen. Maerl. 3, 157. unz si begreif diu naht. Wolfd. 302, 1. unz daz si dâ diu naht begreif. Mai 39, 5. die nacht kompt geslichen. ld. 1582. 53. die nacht deckt, breitet ihren mantel. þâ com äfter niht on lâst däge, lagustreámas vreáh. Cædm. 147, 32. ja waene diu naht welle uns nicht wern mêr. Nib. 1787, 2. die nacht war für augen. 3 kl. leute 147. der abend war vor der thür. pol. maulaffe. 171. der abend all bereit vor der hand. Schweinichen 1, 87. dô man des âbindis intsuob. Athis C*, 153.
Die nacht galt für häßlich und feindlich. Benfey 2, 224. das gr. δείλη abend, δείελος abendlich wird mit δειλός furchtsam und δείδω verwandt sein. vgl. νὺξ ολοή. Od. 11, 19. mhd. nahteise horror noctis. fundgr. 1, 181 und Shakespeare's grimlooked night. das litt. ›naktis ne brolis, die nacht ist keines menschen freund‹ kommt schon in Scherer s. gall. hss. 34a vor: die nacht niemand ze freunde hat und bei H. Sachs 1, 233c: ›die nacht ist niemand freund‹; aber andrerseits heißt es: la nuit porte avis vgl. etwas beschlafen.
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Beide tag und nacht stehen im streit miteinander. die nacht herscht erst, wenn der tag seinen kampf aufgegeben hat: ›unz der tac liez sînen strît‹ Parz. 423, 15. ›der tac nam ein ende, diu naht den sige gewan‹. Wolfd. 2025. ›dô der tac verquam, und diu naht daz lieht nam‹. En. 7866. ›nu begunde ouch strûchen der tac, daz sîn schîn vil nâch gelac, unt daz man durch diu wolken sach des man der naht ze boten jach, manegen stern der balde gienc, wand er der naht herberge vienc. nâch der naht baniere kom sie selbe schiere.‹ Parz 638, 1–8. in dieser anmutigen beschreibung gehn die abendsterne als ansagende, fahnentragende herolde der nacht selbst voraus, wie umgekehrt der morgenstern des tages bote war [Fußnote].
Vorhin s. 619 ist ein sonnenaufgang aus Titurel entlehnt worden, auch die unmittelbar vorher gegebne schilderung des erliegenden tags verdient hier zu stehn:
dô diu naht zuo slîchen
durch nieman wolte lâzen,
und ir der tac entwîchen
muoste, er fuor sâ wester hin die strâzen,
alsô daz man die erd in sach verslinden, 
unz er ir möht empfliehen,
dô kunder sich von ôrîent ûf winden.
 
die erde verschlingt den weichenden tag [Fußnote].
Bei den älteren dichtern finde ich mehr die vorstellung der dunkelheit. νύξ ορφναίη die finstere, bei Homer. ›thô warth âband cuman, naht mid neflu‹. Hel. 170, 25. ›die finstere ragende nacht‹. Schreckensgast Ingolst. 1590 p. 114; ›die eitele und finstere nacht‹. Kornmanns mons Ven. 329; ›nipende niht‹. Beov. 1088. 1291, vgl. genip (caligo); ›scaduhelm‹ Beov. 1293; ›nihthelm gesvearc deorc ofer dryhtguman‹. Beov. 3576; ›nihthelm tô glâd‹, Andr. 123. El. 78; als einer göttin wird ihr ganz im sinn unsres alterthums ein schreckender, schauerlicher helm, gleichsam finstere nebelkappe beigelegt, ›niht helmade‹ (die nacht setzte den helm auf) heißt es Andr. 1306. fast noch schöner ist der schwarzen nacht auge, κελαινη̃ς νυκτὸς όμμα bei Äschylus (Pers. 428) für dichte dunkelheit, jenem leuchtenden auge der nacht, dem mond (s. 585) entgegengesetzt [Fußnote] [Fußnote].
Alle dichterischen bilder, die ich zusammengestellt habe, lassen keinen zweifel, daß in ältester vorzeit Tag und Nacht lebendig und göttlich auftraten. aber schon sehr früh muß unter den Deutschen diese vorstellungsweise geschwächt worden sein, seit sie dem namen des tags entsagten, der seine gemeinschaft mit den göttern in sich trug.
Daß man nach nächten, nicht tagen rechnete beruht freilich auf beachtung der mondzeit (s. 591), hat aber vielleicht noch einen andern grund, vermöge dessen auch nach wintern, nicht sommern gezählt wurde. Die Heiden pflegten ihre heiligen feste in die nacht zu verlegen oder zu erstrecken, namentlich die feier der sonnenwende zu mittsommer und mittwinter, wie das Johannis und weihnachtsfeier lehrt; auch die osterfeuer und maifeuer bezeugen festnächte. die Angelsachsen feierten eine härfestniht (altn. haustnôtt, haustgrîma), die Scandinaven eine hökunôtt (F. Magn. lex. 1021). Beda de temp. rat. cap. 13 bewahrt eine merkwürdige kunde, deren volles verständnis uns aber abgeht: ›incipiebant annum (antiqui Anglorum populi) ab octavo cal. Jan. die, ubi nunc natale domini celebramus. et ipsam noctem, nunc nobis sacrosanctani, tunc gentili vocabulo modranecht [Fußnote] (môdra niht) i. e. matrum noctem appellabant ob causam, ut suspicamur, ceremoniarum quas in ea pervigiles agebant‹. wer waren diese mütter? 

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11/24 19:35