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德国神话:Cap. XX. Elemente.III. Luft.
日期:2014-05-17 21:54  点击:248
die begriffe luft, wind, wetter berühren sich; auch oft in den ausdrücken[Fußnote]. alle sind wiederum als ein bewegtes, lebendiges wesen gedacht, wir haben gesehn, wie die wörter animus, spiritus, geist (s. 363. 382) auf genien gedeutet werden: auch das slav. duch ist hauch, athem, geist. Wuotan selbst war uns der alles durchdringende (s. 109), er ist gleich Vischnu der feine, das weltall füllende äther. aber auch geringere geister gehören diesem element an. Gustr, Zephyr, Blaser (s. 382), Bläster, Wind und Wetter (s. 454) eigennamen von zwergen, elben, riesen. in der litth. sage stehn die beiden riesen Wandů (wasser) und Wejas (wind) nebeneinander (s. 480). dem ahd. wetar, alts. wedar, ags. veder (tempestas) entspricht das slav. veter, vjetar (aer, ventus); dem goth. vinds, ahd. wint das lat. ventus. die in Alvismâl (Sæm. 50a) dem winde beigelegten namen erklären sich leicht aus der eigenschaft des wehens und stürmens: œpir, ejulans der heulende, vgl. alts. wôp, ahd. wuof ejulatus; gneggiođr (strepens, gleichsam hinniens); dynfari (cum sonitu iens).
 
Die personification bricht also schon in appellativen durch, in den mythischen vorstellungen selbst ist sie auf das mannigfaltigste ausgesprochen.
 
525 Holzschnitte und bilder (des Sachsenspiegels) pflegen, halbsymbolisch, die winde als blasende gesichter und häupter aufzufassen, wahrscheinlich von sehr früher zeit an, man wird dadurch des wehenden Johannishauptes erinnert, das die Herodias in den leeren räumen des himmels herumtreibt (s. 236). Die winde der vier hauptseiten treten als vier zwerge auf: ›undir hvert horn settu þeir dverg‹ Sn. 9. (s. 382)[Fußnote]; nach griech. darstellung als riesen und brüder: Zephyrus, Hesperus Boreas, Notus (Hes. theog. 371), auch des Boreas söhne Zetes und Calais sind geflügelte winde (Apollonius Argon. 1, 219). Aeolus (αιόλος schnell, wandelbar, schimmernd, bunt), ursprünglich held und könig, wurde zum göttlichen beherscher und lenker der winde (ταμίης ανέμων s. 76) erhoben. Nach russischer volksüberlieferung sind die vier winde söhne einer mutter[Fußnote], das altruss. Igorlied redet den wind mit ›herr‹ an, und die winde heißen Stribogs enkel[Fußnote], dessen göttliche natur sein name (bog) kund gibt. Ebenso wird in märchen, und von morgenländischen dichtern der wind redend und handelnd eingeführt: ›der wind, das himmlische kind!‹[Fußnote]
 
Die altn. stammsage macht Forniotr, den göttlichen urriesen (s. 199) zum vater des Kâri (stridens), ›der über die winde herscht‹ Kâri zeugt Iökul (glacies), Iökul Snœr (nix) den könig, dessen kinder, ein sohn Thorri, und drei töchter Fönn, Drîfa, Miöll heißen, lauter personificierte benennungen einzelner erscheinungen von schnee und eis (Sn. 358. fornald. sög. 2, 3. 17). Kâri ist aber bruder des Hlêr (s. 200) und Logi (s. 199), des wassers und feuers, wodurch die nahe verwandtschaft der luft mit den beiden andern elementen ausgedrückt wird. wie im alten Norden blâs kâri! wird vom schwed. schiffervolk gerufen: blås kajsa! statt des gottes eine göttin Afzelius 1, 30. wind und feuer wehen und sprühen, ja das feuer heißt der rothe wind: ›von ir zweier swerte gie der fiurrôte wint‹. Nib. 2212, 4. in diesem sinn steht einer höheren gottheit, dem Niörđr, die herschaft zugleich über wasser, wind und feuer zu (s. 180) und Loptr (aereus) ist auch name des Loki (s. 204). bemerkenswerth scheint Cædm. 181, 13: ›lyfthelme beþeaht‹ galea aerea tectus[Fußnote].
 
Wenn noch in unserer heutigen sprache eine art des sturmwinds (ahd. wîwint Graff 1, 624) genannt wird windsbraut (venti conjux) und schon in der älteren so hieß ahd. wintes brût O. V. 19, 27. windis prût gl. Hrab. 975b Jun. 230. Diut. 2, 182. gl. florent. 982a 983b 984b; mhd. windes brût (gramm. 2, 606) Tit. 3733; ›swinder danne windes brût‹ Ms. 2, 131a; ›lief spilnde als ein windes brût durch daz gras‹. fragm. 19a; ›alsam in rôre diu windes brût‹ Reinfried 159b; ›varn mit hurt als ein windes prût‹ 526 frauend. 92, 13; so scheinen nur die eigennamen verloren[Fußnote]. die verderbten formen wintsprout, wintspraut (Suchenw. 41, 804) windbrauß (bei späteren, z. b. Matthesius) windsprauch (Schm. 4, 110) sind aus dem bestreben hervorgegangen, dem unverständlichen mythischen begrif eine andere deutung unterzulegen. Man nennt sie eine frau, welche das tuch von der bleiche in die höhe reißt und dann mit ihm herabfällt. Mone anz. 8, 278. so heißt in den Niederlanden der wirbelwind barende frauw. Wolf no. 518–520.[Fußnote].
 
Diese windsbraut ist ein wirbelwind, bei dem unsere mythologie die höchsten götter ins spiel bringt. selbst Wuotans wütendes heer was ist es anderes als eine deutung des durch die luft heulenden sturmwindes? das ahd. ziu, turbines, wurde s. 168. 236 auf Zio zurückgeführt, die sturmwolke hieß maganwetar (s. 276). aber der wirbelwind scheint auch mit Phol in bezug gesetzt (s. 189. 236) und mit einer höhnenden benennung des teufels (schweinezagel, säuzagel, sûstert), dem man das aufregen des wirbels beimaß (abergl. 522)[Fußnote], ebenwol den hexen (abergl. 554). es war darum ganz natürlich, daß man auch höhere weibliche wesen des alterthums als urheberinnen des wirbelwinds ansah, die kreisende, tanzende Herodias und frau Hilde, frau Holde (s. 237). er ist ein fahrendes weib (Kilian 693), die celtische sage läßt ihn von feen aufgeregt werden, irisch heißt er sigh gaoite (OBrien), sighgaoithe (Croker III, xxi); im wirbelwind stehlen elbische geister (Stewart s. 122). Auch nach dem schwed. volksglauben kündigt sich die skogsrå (waldfrau) durch einen scharfen, die bäume bis zum brechen schüttelnden wirbelwind an. den Slaven ist polednice (oben s. 396) ein weiblicher dämon, der im staub des wirbelwinds auffliegt (Jungmanns s. v.). Nach einer märkischen sage bei Kuhn no. 167 war die windsbraut ein edelfräulein, welches die jagd über alles liebte und die saaten des landmanns verheerte, dafür ist sie nun verwünscht mit dem sturm in alle ewigkeit dahinzufahren; das gemahnt wieder an Diana und die jagende Holda[Fußnote].
 
Außer solchen weit verbreiteten vorstellungen scheint auch noch eine besondere über des winds ursprung fast durch ganz Europa zu reichen. zufolge der edda heißt Hræsvelgr ein riese, der in adlergestalt[Fußnote] an des himmels ende sitzt: von seinen flügeln 527 kommt aller wind über die menschen (Sæm. 35b). Snorri bestimmt es noch genauer: er sitzt an der nordseite des himmels, und wenn er die flügel schwingt (beinir flug), erheben sich unter ihnen die winde (Sn. 22). und in der formel des trygdamâl (Grâgâs 2, 170) heißt es: ›svâ vîđa sem valr flŷgr vârlângan dag, oc standi byrr undir bâda vœngi‹, so weit der habicht einen sommerlangen tag fliegt, wenn ihm günstiger wind unter beiden schwingen steht. Leichte sturmdrohende wolken nennt man auf Island klôsîgi (Biörn schreibt klôsegi) d. i. klauensenkung, nach Gunnar Pauli, weil der adler durch niedersenkung der einen klaue sturm verursache (Finn Magn. p. 452)[Fußnote]. auch nach indischem glauben kommt sturmwind von Garudas flügeln Somadeva 2, 102. des flugs bewegung regt den wind.
 
Nun soll man auch auf den shetländischen inseln den sturmwind in der gestalt eines großen adlers beschwören[Fußnote]. Es wird ferner berichtet, Carl der große habe zu Achen im gipfel des palastes einen ehernen adler aufgestellt, zwischen welchem und dem wind irgend ein bezug eintrat; Richerus erzählt 3, 71 (Pertz 5, 622) den einfall der Welschen im j. 978: ›aeneam aquilam, quae in vertice palatii a Karolo magno acsi volans fixa erat[Fußnote], in vulturnum converterunt. nam Germani eam in favonium (oberdeutsch föhn) converterant, subtiliter significantes Gallos suo equitatu quandoque posse devinci‹. der sinn scheint, die Franzosen drehten den kopf des adlers nach südost, die Deutschen nach westen, damit anzuzeigen, dass sie gleich dem sturm in das land ziehen (reiten, das will equitatus sagen) könnten, wohin des vogels kopf gerichtet sei. Dietmar von Merseburg 3, 6 (Pertz 5, 761) drückt sich so aus: post haec autem imperator ordinavit expeditionem suam adversus Lotharium regem Karelingorum, qui in Aquisgrani palatium et sedem regiam nostrum semper respicientem dominium valido exercitu praesumpsit invadere sibique versa aquila designare. haec stat in orientali parte domus, morisque fuit omnium hunc locum possidentium ad sua eam vertere regna. diese angabe scheint ungenauer als bei Richerus, denn nicht in das eigne reich, sondern das fremde, abhängige richtete man des adlers haupt. vgl. Jahrb. d. Rheinlande. V. VI. 73. Aber noch im 12. jh. kannte man in Deutschland den zusammenhang des windes mit dem adler, Veldek singt MS. 1, 21a: ›jârlanc ist reht, daz der ar winke dem vil süezen winde‹. heuer soll uns der adler milden wind zuführen. Wie viele gangbare vorstellungen des mittelalters sind uns verloren, da unter allen dichtern, die unzähligemal von luft, wind und 528 sturm reden, nur ein einziger auf diesen mythus anspielt. Aber nicht bloß aquila und aquilo[Fußnote], vultur und vulturnus weisen auf einander, auch άνεμος und αετός, von der wurzel άω, άημι[Fußnote]. nach Horapollo 2, 15 stellt ein sperber mit ausgebreiteten schwingen den wind vor. adler, habicht, geier, sperber sind hier identische raubvögel. der indische vogel garuda ist zugleich der wind. auch das A. T. denkt sich die winde gefitticht, ohne den vogel anzugeben, II. Sam. 22, 11 schwebte auf den flügeln der winde; ps. 18, 11. 104, 3 volavit super pennas ventorum. N. verdeutscht: übertloug die vettacha dero windo, und Martina 7c heißt es mit bezug auf den biblischen redegebrauch: ›der ûf der winde vedern saz‹. der von Herbort 17091 gebrauchte ausdruck ›der wint liez ouch dare gân‹ ergibt, daß ihn der dichter sich entweder fliegend oder reitend dachte[Fußnote]
 
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Den Finnen ist kokko (kotka) der adler, aber ein lied, das den nordsturm schildert, beginnt: ›kam der adler her aus Turja, senkt von Lappmark sich ein vogel‹ und schließt: ›unterm flügel hundert männer, tausende auf schweifes spitze, zehn in jeder spule stehn‹[Fußnote]. Und in einem neugriech. volkslied ruft der sperber (wie bei Horapollo) die winde an, sich zu beschwichtigen: ›απὸ τὰ τρίκορφα βουνὰ ιεράκι έσυρε λαλιά· πάψετ', αέρες, πάψετε απόψε κ'άλλην μιὰν βραδιά[Fußnote]‹. die winde stehn unter des vogels befehl und gehorchen ihm. in einem andern liede bestellt die mutter ihrem schlafenden sohn drei hüter, die sonne in den bergen, den adler (αετός) auf der ebene, den frischen herrn Boreas auf dem meer: die sonne geht unter, der adler schläft ein und Boreas geht zu seiner (eignen) mutter[Fußnote]; nach der ganzen zusammenstellung muß hier unter dem adler der süße, sanfte wind, unter Boreas der frische nordwind verstanden werden.
 
Hræsvelgr (ahd. Hrêosuelah?) bedeutet leichenverschlinger, fleischesser, skr. kravijâda, was auf raubvögel, die vom aas zehren, geht, aber auch auf die luftreinigenden winde und stürme bezogen werden darf. sie tilgen die ausdünstung der unbegraben liegenden leichen.
 
Ist darin der wahn begründet, wenn sich einer aufhänge, daß dann sturmwind entstehe, windestosen einen menschen verkünde, der sich aufgehängt hat?[Fußnote] der raubgierige vogel nahet hastig, um sich des todten zu bemächtigen, der ihm verfallen unbeerdigt am baum schwebt? Oder tobt die luft, weil sie den selbstmörder nicht in sich duldet? Neujahrsturm soll pest ankündigen (abergl. 330. 910), im voraus leichengeruch verbreitend.
 
529 Den sturmwind (gleich dem feuer) stellt sich das volk vor als ein gefräßiges, hungriges wesen (folglich als riesen, nach dem begrif von iötunn s. 430) und sucht ihn durch in die luft geschüttetes mehl zu beschwichtigen[Fußnote]. ich halte dies für uralten aberglauben, und ihn setzt jetzt das norweg. märchen bei Asbjörnsen no. 7 ins licht von dem nordwind, der dreimal einem kerl das mehl wegnimmt, ihn aber hernach dafür durch kostbare geschenke begütigt. der nordwind erscheint hier ganz als ein grober gutmütiger riese[Fußnote]
 
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Die erregung des wirbelwindes, wie wir sahen (s. 526), wurde göttlichen, halbgöttlichen und teuflischen wesen zugeschrieben. in Norwegen heißt es, wenn unwetter und wirbel toben, ›der riese rührt die kessel‹. Faye p. 7.
 
In den beiden wettersegen (anh. beschwör. V.) werden Mermeut und Fasolt als böse geister und urheber der stürme angerufen. Fasolt ist der aus unserer heldensage bekannte riese, Eckes bruder, welcher selbst gott der fluten und wellen war (s. 198). beide brüder haben verwandte bestimmung, sie gebieten dem grausenhaften meer und dem wetter. Die auskunft jener beschwörungsformel über Fasolt scheint mir von wichtigkeit und wieder ein schlagender beweis für die identität des Ecke und Oegir: denn wie Hlêr und Kâri, sind auch Ecke und Fasolt brüder und riesen; wie Hlêr dem meer, Kâri den winden, so gebietet Ecke dem gewässer, Fasolt dem sturm. der wind heißt den nord. dichtern Forniots sonr, Oegis brôđir[Fußnote]. Da nun Hlêr bei einem andern volk Oegir, d. i. Uogi, Ecke hieß, kann auch Kâri Fasolt geheißen haben. Fasolt muß schon darum ein altes wort sein, weil es sich schwer erklärt; gehört es zum ahd. fasa, fasôn? (Graff 3, 705.) altn. ist fas superbia, arrogantia, der name scheint riesenhaften übermut auszudrücken. Mermeut, was sonst nirgends vorkommt, könnte aussagen: im meer tosend, murrend? Schm. 2, 552. 653 hat maudern, mutern, murmurare.
 
Diese halbgötter und riesen verhalten sich zu Donar, dem höchsten lenker der wolken und wetter, wie Äolus oder Boreas zu Zeus.
 
Von Zeus gieng der günstige, erwünschte wind aus. Διὸς ου̃ρος Od. 5, 176. Wuotan (der alldurchdringende s. 524) schaft den wunschwind, ôskabyrr (s. 123. 124). auf welcher vorstellung beruht, daß Wolfram im Parz. 753, 7 die Juno ›segels luft‹ geben läßt? auch Parz. 750, 7. 766, 4: Juno fuocte daz weter, segelweter. den im korn säuselnden fruchtbaren wind schreibt man Frô und seinem eber zu (s. 176. 177). ein altn. name Ođins war Viđrir 530 (der wetterer) ›at þeir sögđu han veđrum râđa‹ (fornm. sög. 10, 171). den Slaven galt Pogoda für einen solchen gott, noch heute bezeichnet das poln. pogoda, böhm. pohoda gutes, dem getraide zuträgliches wetter. Typhon, nach ägyptischer sage bezeichnete den südwind, Hes. theog. 301. 862.
 
Die Letten nahmen einen gott der winde und stürme Okkupeernis an, und glaubten, daß diese von seiner stirne den himmel herab zur erde kommen[Fußnote].
 
In einer altn. saga (fornald. sög. 3, 122) tritt riese Grîmnir auf, dessen vater und bruder Grîmôlfr und Grîmarr heißen, eine art Polyphem, welcher sturm und guten wind erregen kann; es ist dabei wieder an Ođinn (s. 124) zu denken. Halbgöttliche, in eignen tempeln und durch blutige opfer verehrte wesen waren die riesentöchter Thorgerđr und Irpa (oben s. 80). skâldskaparmâl 154 heißt Thorgerđr Hölgabrûđr, d. i. tochter des königs Hölgi, anderwärts hörgabrûđr oder hörgatröll (fornald. sög. 2, 131), sponsa divum, immanissima gigas, was an jenes windsbraut erinnert. beide schwestern sandten, wenn sie darum angefleht wurden, unwetter, sturm und hagel. fornm. sög. 11, 134–137. Außer ihnen werden in altn. sage noch andere frauen genannt, die unwetter und nebel schaffen, z. b. Heiđi und Hamglöm (fornald. sög. 2, 72) Ingibiörg (das. 3, 442[Fußnote][Fußnote].
 
Was man ursprünglich göttern, halbgöttern und riesen beilegte, die hervorbringung von wind, sturm und hagel (vis daemonum concitans procellas. Beda hist. eccl. 1, 17) wurde späterhin menschlichen zauberern zugeschrieben.
 
Schon die lex Visigoth. VI. 2, 3 verordnet gegen die ›malefici et immissores tempestatum, qui quibusdam incantationibus grandinem in vineas messesque mittere perhibentur‹. Carl der große im capit. von 789 cap. 64 (Pertz 3, 64) ›ut nec cauculatores et incantatores, nec tempestarii vel obligatores non fiant, et ubicunque sunt emendentur vel damnentur‹. bald nach des königs tod, zu anfang der regierung Ludwig des frommen, schrieb bischof Agobard († 840) contra insulsam vulgi opinionem de grandine et tonitruis. aus dieser schrift ziehe ich, nach Baluzes ausg. der werke Agobards, einige stellen.
 
1, 145. in his regionibus pene omnes homines, nobiles et ignobiles, urbani et rustici, senes et juvenes, putant grandines et tonitrua hominum libitu posse fieri. dicunt enim, mox ut audierint tonitrua et viderint fulgura: ›aura levatitia est‹. interrogati vero, quid sit aura levatitia? alii cum verecundia, parum remordente conscientia, alii autem confidenter, ut imperitorum moris esse solet, confirmant incantationibus hominum, qui dicuntur tempestarii, esse levatam, et ideo dici levatitiam auram. 531
 
1, 146. plerosque autem vidimus et audivimus tanta dementia obrutos, tanta stultitia alienatos, ut credant et dicant, quandam esse regionem, quae dicatur Magonia, ex qua naves veniant in nubibus, in quibus fruges quae grandinibus decidunt et tempestatibus pereunt, vehantur in eandem regionem, ipsis videlicet nautis aëreis dantibus pretia tempestariis, et accipientibus frumenta vel ceteras fruges. Ex his item tam profunda stultitia excoecatis, ut hoc posse fieri credant, vidimus plures in quodam conventu hominum exhibere vinctos quatuor homines, tres viros et unam feminam, quasi qui de ipsis navibus ceciderint: quos scilicet per aliquot dies in vinculis detentos tandem collecto conventu hominum exhibuerunt, ut dixi, in nostra praesentia, tanquam lapidandos. sed tamen vincente veritate post multam ratiocinationem ipsi qui eos exhibuerant secundum propheticum illud confusi sunt, sicut confunditur fur quando deprehenditur.
 
1, 153. nam et hoc quidam dicunt, nosse se tales tempestarios, qui dispersam grandinem et late per regionem decidentem faciant unum in locum fluminis aut silvae infructuosae, aut super unam, ut ajunt, cupam, sub qua ipse lateat, defluere. frequenter certe audivimus a multis dici quod talia nossent certis in locis facta, sed necdum audivimus, ut aliquis se haec vidisse testaretur.
 
1, 158. qui mox ut audiunt tonitrua vel cum levi flatu venti dicunt ›levatitia aura est‹, et maledicunt dicentes: ›maledicta lingua illa et arefiat et jam praecisa esse debebat, quae hoc facit!‹
 
1, 159. nostris quoque temporibus videmus aliquando collectis messibus et vindemiis propter siccitatem agricolas seminare non posse. quare non obtinetis apud tempestarios vestros, ut mittant auras levatitias, quibus terra inrigetur, et postea seminare possitis?
 
1, 161. isti autem, contra quos sermo est, ostendunt nobis homunculos, a sanctitate, justitia et sapientia alienos, a fide et veritate nudos, odibiles etiam proximis, a quibus dicunt vehementissimos imbres, sonantia aquae tonitrua et levatitias auras posse fieri.
 
1, 162. in tantum malum istud jam adolevit, ut in plerisque locis sint homines misserrimi, qui dicant, se non equidem nosse immittere tempestates, sed nosse tamen defendere a tempestate habitatores loci. his habent statutum, quantum de frugibus suis donent, et appellant hoc canonicum. Viele sind säumig in zehnten und almosen, canonicum autem, quem dicunt, suis defensoribus (a quibus se defendi credunt a tempestate) nullo praedicante, nullo admonente vel exhortante sponte persolvunt, diabolo inliciente. denique in talibus ex parte magnam spem habent vitae suae, quasi per illos vivant[Fußnote].
 
Es lag nah, ziehende hagelwolken einem über den himmel fahrenden schif zu vergleichen; unsere götter sind ja mit wagen und schiffen ausgestattet, und s. 276 sahen wir daß schon die edda der wolke den namen vindflot beilegt. Wenn aber die wettermacher durch ihre beschwörung das luftschif herbeiriefen oder 532 heranzogen, sind sie mehr diener und gehilfen, als urheber des sturms. der eigentliche herr des wetters nimmt das niedergehagelte getraide zu sich ins schif und lohnt den zauberern, die man seine priester nennen könnte. das christliche volk sagte: die zauberer verhandeln das getraide dem luftschiffer, der es wegführt. Welches mythische land steckt aber in Magonia? man weiß nicht, ob Agobard in Deutschland oder Gallien geboren war, sein fränkisches oder burgundisches geschlecht zeigt schon der name; eben so wenig ist bekannt, ob er die abhandlung zu Lion oder früher an einem andern orte niederschrieb. aber die benennung Magonia selbst scheint auf eine gegend zu führen, wo lat. sprache herschte, wenn man dabei an magus, und an ein zauberland denken darf.
 
Späterhin finde ich dieses nebelschiffes nicht gedacht außer bei H. Sachs, der II. 4, 89c in dem schwank von den Lappenhäusern erzählt, sie hätten aus federn und stroh ein schif gebaut und es auf den berg getragen, um, wenn der nebel falle, darin abzufahren. Fischart redet Garg. 96a ganz abgebrochen von des Philoxenos (des gastfreundes oder Zeus?) nebelschifs segel, in einer stelle, der nichts bei Rabelais entspricht.
 
Im späteren mittelalter gieng eine sage von windverkaufenden einwohnern Vinlands um, die ich aus des Glanvil oder Bartholomaeus anglicus gegen 1360 abgefaßtem werk de proprietatibus rerum 15, 172 mittheile: gens (Vinlandiae) est barbara, agrestis et saeva, magicis artibus occupata. unde et navigantibus per eorum litora vel apud eos propter venti defectum moram contrahentibus ventum venalem offerunt atque vendunt. globum enim de tilo faciunt et diversos nodos in eo connectentes usque ad tres nodos vel plures de globo extrahi praecipiunt, secundum quod voluerint ventum habere fortiorem[Fußnote]. quibus propter eorum incrudelitatem illudentes daemones aërem concitant et ventum majorem vel minorem excitant, secundum quod plures nodos de filo extrahunt vel pauciores, et quandoque in tantum commovent ventum, quod miseri talibus fidem adhibentes justo judicio submerguntur. Dieses wind verkaufens in Wilandia (wie er es nennt) erwähnt auch Seb. Frank im weltbuch 60a, ohne art und weise anzugeben. Unter Vinland ist ein theil der von Norwegern und Isländern frühe schon besuchten grönländischen küste zu verstehn, welche in altn. sagen bald Vinland, bald Vindland heißt[Fußnote]; mit der letztern form mag die fabelhafte windbereitung selbst zusammenhängen, deren sowol altn. denkmäler, als Adam von Bremen[Fußnote] geschweigen. Wol aber erzählen andere das nemliche von den Finnen (Ol. Magnus 3, 15); 533 es scheint mir eine allgemein im Norden verbreitete überlieferung[Fußnote][Fußnote].
 
Die nordischen sagen nennen zauberisch hervorgebrachtes wetter görnîngaveđr. Ogautan hatte (gleich Aeolus) einen wetterbalg (veđrbelgr), wenn er ihn schüttelte, brach sturm und wind aus (fornald. sög. 2, 412); ebenso Möndull (das. 3, 338). Eirîkr, ein schwed. könig, Ragnar Lodbroks sohn, führte den beinamen veđrhattr (ventosi pilei): wohin er seinen hut kehrte, daher wehte erwünschter wind (Saxo gramm. 175. Ol. Magnus 3, 13. Gejer häfder 582). noch unser kindermärchen (no. 71) weiß von einem, der durch schiefes oder gerades setzen seines huts das wetter lenken kann. In der edda steht der ausdruck vindhiâlmr (Sæm. 168b), was mich an den ahd. eigennamen Windhelm (trad. fuld. 2, 167) erinnert[Fußnote].
 
Schön ist die eddische vorstellung, daß sieben und zwanzig valkyrien durch die luft reiten, und wenn sich ihre rosse schütteln, aus den mähnen thau in die tiefen thäler, hagel auf die hohen bäume niedertrieft: ein zeichen fruchtbaren jahres (Sæm. 145). so fällt jeden tag morgenthau auf die erde aus dem schäumenden gebiß des rosses Hrîmfaxi (thaumähne) Sn. 11. altn. meldropi, ags. meledeáv, ahd. militou gl. Jun. 224. mhd. miltou Ms. 2, 124a führen sich auf mel (lupatum equi) zurück, vgl. anm. zu Elene s. 164, wo mel aus midl, mittul geleitet ist, und oben s. 350. Das alterthum bezog alle naturerscheinungen auf höhere wesen. eine dunkle regenwolke nennt das volk in Baiern ›anel (die großmutter) mit der laugen‹ (Schm. 1, 63), in Böhmen leichte wolken babky (großmütter). von aufsteigendem bergnebel sagen die Ehsten: ›der alte (gott) löscht das feuer‹; unser volk mißt ihn wenigstens thieren bei: ›der hase kocht, der fuchs badet, braut‹ (Reinh. ccxcvi). wenn am meerufer in den dünsten gebilde aufsteigen, nennen es die Italiener fata morgana (s. 342)[Fußnote].
 
Schneegestöber erklärten sich die Scythen aus fliegenden federn, (Herod. 4, 31), unser volk sieht in den flocken bettfedern der göttin (s. 222). jene schneefrauen Fönn, Drîfa, Miöll (s. 525) mögen auch eine seite der Holda berühren. lettische räthsel ›putns skreen, spahrni pîll‹, ›putns skreen, spalwas putt‹[Fußnote] deuten regenwolke und schneewolke. Lawinen nimmt der schweiz. volksglaube für reißende thiere, denen man (wie dem feuer) einhalt thun könne[Fußnote]. 534
 
 

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