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德国神话:CAP. XVIII. RIESEN.
日期:2014-05-16 09:24  点击:298
Das verhältnis, in welchem die riesen zu den zwergen und menschen stehn, wurde schon s. 371 angegeben. so weit an leiblicher größe und stärke der mensch dem alb oder zwerg überlegen ist, bleibt er hinter dem riesen zurück; dagegen hat das geschlecht der elbe und zwerge aufgeweckteren geist, feineren sinn als das der menschen, und wiederum sind darin die riesen tief gestellt unter die menschen. Die rohe, derbe riesennatur trotzt auf das gefühl ihrer sinnlichen gewalt und kraft, der schlaue, scheue zwerg ist sich seiner geistigen überlegenheit bewust. Dem menschen ist eine glückliche mitte beschieden worden, die ihn der unbändigkeit des riesen, wie der list der zwerge überhebt, und er steht als sieger zwischen beiden. Der riese begeht und leidet unrecht, weil er in seiner ungeschlachtheit alles geringschätzt, selbst an den göttern sich vergreift [Fußnote]; dem verschlagnen zwerg, welcher gut und böse unterscheidet, gebricht der wahre mut freier und unabhängiger handlung. In der schöpfung ist der riese, als das sinnliche element, vorangegangen und hernach erst das geistige der elbischen natur gefolgt, zuletzt durch das menschengeschlecht ein gleichgewicht hergestellt worden. die abstufung mindert und schwächt sich aber in häufigen verbindungen der riesen oder zwerge mit den menschen, und zum deutlichen beweis, wie sich die dichtung des alterthums von starren gegensätzen fern hält: auch den frühsten riesen wird sinn und klugheit beigelegt [Fußnote].
Auf der einen seite sehen wir zwischen riesen und helden ein nahes band der brüderschaft oder dienstabhängigkeit geknüpft, auf der andern verlieren sich riesen in die vorstellung von schraten und waldgeistern.
Es gibt eine reihe alter benennungen, die dem begrif unseres heutigen riese entsprechen [Fußnote].
Die älteste und allgemeinste nordische lautet iötunn, pl. iötnar (nicht jötunn, jötnar); ihr zur seite steht ein ags. eoten (pl. eotenas Beov. 223. eotena cyn Beov. 836. eotonisc 5953) oder eten (Lye s. v.) altengl. etin, ettin (Nares s. v.) schott. ettyn, eyttyn (Jamieson s. v.); ein alts. etan, eten läßt sich mit sicherheit folgern aus dem urkundlichen ortsnamen Etanasfeld, Etenesfeld (campus gigantis) Wigands archiv I, 4, 85. Möser no. 2. 13. 18. 19. noch mehr, das wort muß selbst in späterer, bis auf die neueste zeit fortgelebt haben, denn ich finde das fem. eteninne (riesin) wenigstens in kindermärchen beibehalten. Laurenberg [Fußnote] (ed. Lappenberg s. 26) hat ›de olde eteninne‹, und ein anderes Rostoker buch aus dem beginn des 18 jh. [Fußnote] ›die alte eteninne‹; ich möchte wissen, woher Adelung s. v. mummel nimmt, daß man in Westphalen ein fürchterliches weib, mit dem kinder geschreckt werden, etheninne heiße? gewis ist es richtig. Das sächs. etan gestattet ein ahd. ëzan, ëzzan, ein goth. ïtans zu mutmaßen, die wurzel ist zu suchen in dem altn. eta, ags. etan, ahd. ezzan, goth. ïtan, die bedeutung: edo (gen. edonis), manducus, πολυφάγος, fresser. ein ags. gedicht im cod. exon. 425, 26 sagt: ›ic mesan mäg meahtelîcor and efn etan ealdum þyrie‹ (ich kann mächtiger kauen und essen als ein alter riese). Nun fragt sich aber, ob noch ein anderes, der ableitung N entbehrendes wort hierhergenommen werden darf, das altn. iotr [Fußnote], ags. eot, welches in der zusammensetzung Forniotr, Forneot (s. 199) und in dem volksnamen Jotar (Juti) übrig ist? dafür scheint eine unterdrückung des N in dem schwed. jätte (gigas) dän. jette pl. jetter zu streiten, und man wäre berechtigt, iötnar = iotar (goth. ïtanôs, ïtôs?) setzend, den namen Jotar, Jotland aus älteren riesenhaften einwohnern, die von nachrückenden Deutschen verdrängt wurden, zu erklären [Fußnote]. dann ließe sich ein alts. et, etes, ein ahd. ez, ezes, mit der bedeutung riese erwarten [Fußnote]. Vielleicht galt neben iötunn ein altn. iötull, ahd. ezal (edax) [Fußnote]; daraus erklärt sich der heutige norwegische ausdruck für riese: jötul, jutul (Hallager 52. Faye 7) [Fußnote] [Fußnote].
Auch eine andere benennung gemahnt wieder an eines volkes namen. das altn. þurs scheint von iötunn nicht wesentlich verschieden; Sn. 6 wird Ymir stammvater aller hrîmþurse genannt, Sæm. 118a führen sich alle iötnar auf ihn zurück. in einzelnen liedern oder verbindungen hat das eine oder das andere appellativ den vorzug; so heißen bei der dialectaufzählung im Alvîsmâl die riesen immer iötnar, nie þursar, und für Iötunheimr, Iötnaheimr ist kein Thursaheimr gebräuchlich; aber Thrymr, obschon in Iötnaheim wohnend, wird dennoch þursa drôttinn (Sæm. 70. 71) und nicht iötna drôttinn genannt, er ruft aber die iötnar auf (73a) und heißt iötunn (74a). Sæm. 85b sind iötnar und hrîmþursar hintereinander aufgerufen, es muß also zwischen beiden ein feiner unterschied liegen, den ich hier in dem vorgesetzten hrîm suche: nur hrîmþursar, keine hrîmiötnar kommen vor; eine erklärung dieses hrîmþurs soll hernach versucht werden. Statt þurs begegnet häufig, zumal in jüngeren sprachdenkmälern, die assimilierte form puss, vorzüglich in dem pl. þussar, hrîmþussar; ein dämonisches wesen späterer sagen heißt Thusselin (Müllers sagab. 1, 367. 368), ja die dän. sprache hat in ihrem tosse (plumper riese, tölpel), ein volkslied gibt tossegrefve, eben diese assimilation festgehalten [Fußnote], ein norwegischer dämon führt den namen tussel. das altn. þurs ist, wie mancher göttername, zugleich benennung eines runbuchstabs, der bei den Angelsachsen þorn heißt, vgl. ›þurs rîsta‹ Sæm. 86a; merkwürdige abweichung, da der ags. sprache jener ausdruck gar nicht fehlt, nicht nur Beov. 846 liest man þyrs, auch in dem menologium bei Hickes (gramm. ags. p. 207): ›þyrs sceal on fenne gevunjan‹; und anderwärts überträgt þyrs, pl. þyrsas, das lat. cyclops, orcus. die schon angezogne stelle des cod. exon. 425, 28 hat assimiliertes þyrre, wie irre f. irse. auch ein engl. thurst dauert in hobthurst (waldgeist) fort, ähnlich dem hobgoblin (s. 416). Ahd. sollte stehen durs, pl. dursâ, oder duris, gen. durises, welches letztere in einer glosse für das lat. dis, ditis vorkommt (Schm. 1, 458), und eine andre mehr niederdeutsche glosse liefert thuris orcus (das franz. ogre), doch schreibt N. ps. 17, 32 turs (daemonium) pl. tursa, und mhd. gilt turse, gen. tursen (Aw. 3, 179), vielleicht türse, türsen, wie Maßm. denkm. 109 türsen: kürsen; selbst türste, gen. türsten (Ms. 2, 205a), dagegen in Albr. Tit. 24, 47 ›spil von einem dürsen‹ (Hahn 3254 tursen), aus welcher stelle sich ergibt, daß man zum zeitvertreib spiele von dem türse, wie von dem wihtel (s. 364) aufführte: auf eine bekannte fabel bezieht sich Ls. 3, 564: ›des kunt der dürsch u. sprichet schuo!‹ hier herscht die bedeutung von satyr und wilder mann (s. 399) vor. Das lat. gedicht vom kloster Wilten in Tirol, welches die sage von dem riesen Haimo erzählt, nennt einen andern riesen Thyrsis, macht also einen eigennamen daraus:
forte habitabat in his alius truculentior oris
cyclops, qui dictus nomine Thyrsis erat,
Thyrsis erat dictus, seveldia rura colebat [Fußnote].
 
In dem ortsnamen Tursinriut, Tursenriut (urk. von 1218. 1219 in Langs reg. 2, 88. 94) ist der ausdruck unverkennbar, ich denke auch in dem älteren Tuzzinwanc bei Neugart, das für Tussinwanc, Tursinwanc (campus gigantis) steht und das heutige Dussnang ist. nicht viel gewagter scheint es Strabos Θουσνέλθα (7, 1 Tzsch. 2, 328) durch Thurshilda, Thusshilda, Thursinhilda [Fußnote] auszulegen, obschon ich keine altn. Thurshildr nachweisen kann. in der Schweiz ist dürst noch heute der wilde jäger (St. 1, 329), auf der salzburgischen alp ein nachtgeist dusel (Muchars Gastein p. 145), in Niederdeutschland dros oder drost teufel, tölpel, riese [Fußnote]. ob Thorsholt, Thosholt, ein oldenburgischer ortsname hierher gehört, weiß ich nicht. Gothisch hätte das wort zu lauten þaúrs plur. þaúrsôs (þaúrsis, þaúrsjôs? þaúrsus, þaúrsjus? þaúrsja, þaúrsjans?) und diese formen geben uns die herleitung des namens an hand. das goth. þaúrsus bedeutet siccus, þaúrsjan sitire, þaúrstei sitis; aus þaúrsus, þaúrsis wird ahd. durri f. dursi (wie aus airzis, irri = irsi), in dem subst. durst haftet S, wie in unserm durs, und in dem altn. þurs neben þurr (aridus). þaúrs, þurs, durs drücken also aus entw. weingierig, durstig oder trunken, und das schickt sich freilich zu dem entwickelten sinn von ïtans, iötunn. beide riesenappellative bezeichnen unmäßige gier nach speise und trank, ganz wie sie sich im homerischen cyclopen kund gibt. auch Herakles wird als edax und bibax vorgestellt, z. b. in Euripides Alceste, der altn. riese Suttûngr (Sæm. 23. Sn. 84) scheint aber für Suptûngr zu stehn (Finn Magn. p. 738) und ein subst. supt = sopi haustus vorauszusetzen.
Wie nun die Jüten, ein deutscher stamm, den namen der älteren, verdrängten einwohner behielten [Fußnote], und dies die eigentlichen Iötnar oder Itanôs waren; so können auch die þursar, die dursâ, in ihrer mythischen gestalt, mit einem abgelegnen, in früher vorzeit nach Italien eingewanderten stamm zusammenhängen. ich habe schon s. 21 auf mögliche berührung der þaúrsôs mit den Τυρσηνοί, Τυρρηνοί, Tusci, Etrusci gewiesen; das lautverschiebungsgesetz trift genau zu, und selbst alle assimilationen, die versetzung des R finden sich wieder. Niebuhr hält Tyrrhener und Etrusker von einander, wie ich glaube, mit unrecht; außer aller berührung liegt der beim bacchischen aufzug getragne θύρσος. [Fußnote]
Dionys. halic. 1, 21 meint, die Τυρρηνοί hießen so, weil sie hohe thürme τύρσεις aufführten. das stimmt zu den riesenbauten (s. 443).
Erscheint doch in einer dritten riesenbenennung ebenfalls ein volksname. Niederdeutschland, vorzüglich Westfalen, gebraucht hüne gleichbedeutig mit riese; in allen volksüberlieferungen der Wesergegend herscht jenes wort, es erstreckt sich bis nach Gröningerland und Drenthe; riesenhügel, riesengräber heißen hünebedde, hunebedden, bett gilt dort von grab, der ruhestätte todter. ›grot as en hüne‹ bezeichnet riesenmäßigen wuchs. Schürens Teutonista verbindet rese und huyne. auch hochd. schriftsteller des 16. 17 jh. haben, wiewol seltner, heune; Mathesius: ›Goliath der große heune‹; vocab. von 1482 schreibt hewne. heunisch braucht Hans Sachs 1, 453a für böse (wie entisch). Der ausdruck ist aber schon mhd. Herbort 1381: ›grôz alsam ein hûne: mit starkem gelûne‹; Trist. 4034: ›an geliden und an geliune gewahsen als ein hiune‹ [Fußnote]. In ahd. denkmälern kann ich diese bedeutung nicht nachweisen; allein mhd. bezeichnet, ohne allen nebensinn leiblicher größe, zugleich Hiune (gen. -en) einen Unger, in den Nib. einen unterthan Etzels (1110, 4. 1123, 4. 1271, 3. 1824, 3. 1829, 1. 1831, 1. 1832, 1), was in lat. schriften des MA. Hunnus, richtiger Hunus Chunus heißt. diesem Hiune würde ein ahd. Hûnio entsprechen; ich treffe nur die starke form an: Hûn, pl. Hûnî, gen. Hûnio, Hûneo [Fußnote], mit welchem viele ortsnamen zusammengesetzt sind, z. b. Hûniofeld, ein fuldisches städtchen, heute Hünfeld, so wie männliche eigennamen z. b. Hûnolt, Hûnperht (Humprecht), Hûnrât, Althûn, Folchûn u. s. w. Das ags. Hûna cyning (Beda 1, 13) fordert einen sg. Hûn; dem altn. nom. pl. Hûnar soll ein schwachformiger sg. Hûni gebühren (gl. edd. hafn. 2, 881). Offenbar sind nun diese Hûni nach ort und zeit ein höchst schwankender begrif, bald dachte man sich Pannonier, bald Avaren, bald Wandalen und Slaven unter ihnen, immer ein volk, das durch nachbarschaft und krieg mit Deutschland in vielfache berührung kam. das Hiunenlant des 13 jh. (Nib. 1106, 3. 1122, 3) kann unmöglich das Hûnaland sein, welches die eddischen lieder für Sigurds heimat ansehen (deutsche heldens. 6. 9). Als die mannsnamen Hûnrât, Hûnperht zuerst entsprangen, war wol noch kein gedanke an ein ausländisches, pannonisches oder wendisches volk, aber es mag schon in frühster zeit kunde und sage von einem uralten, mythischen stamm umgegangen sein, der den namen Hûnî führte und den man in irgend einer unsicheren gegend wohnen ließ, etwa wie Iötnar und Thursar. Meine mutmaßung geht also dahin, daß der begrif von riese, den wir in Hûn freilich erst seit dem 13 jh. nachweisen können, lange vorher müsse darin gelegen haben: durch solch einen nebensinn scheint auch erst jenem von Hadubrant ausgerufnen ›alter Hûn‹ bedeutsamkeit verliehen. Gotfried, als er hiune für riese setzt, wuste sicher, daß Hiune damals auch einen Unger bezeichnete; ebenso wenig schließt die bestimmtheit des volks, das ahd. glossen durch Hûnî übersetzen, zu jener zeit das bestehen einer mythischen bedeutung des namens aus. sie kann hier und da lebhafter oder schwächer gewesen sein: das altn. hûnar ist nie synonym mit jötnar u. þursar. die wurzel lasse ich hier unangerührt, (vgl. s. 438), nur sei bemerkt, daß ein eddischer name des bären hûnn lautet (Sn. 179. 222a), nach Biörn hûn und hûnbiörn catulus ursinus [Fußnote].
Ein ags. ausdruck für riese ist ent, pl. entas, Älfred im Orosius p. 48 überträgt Hercules gigas durch ›Ercol se ent‹. die dichter setzen das wort gern, wenn von alten bauten und arbeiten die rede ist: ›enta geveorc, enta ærgeveorc, eald enta geveorc‹ Beov. 3356. 5431. 5554. cod. exon. 291, 24. 476, 2; ›entisc helm‹ Beov. 5955. auch die gl. des Lipsius geben eintisc avitus, was aus der urzeit der riesen herrührt. hiermit stimmt das ahd. entisc antiquus nicht in der lautverstufung, es scheint dabei an das lat. wort gedacht, vielleicht auch an den begrif von enti; daneben kommt antrisc antiquus vor (Graff 1, 387) und ich möchte dazu am liebsten das eddische ›inn aldni iötunn‹ (grandaevus gigas) Sæm. 23a 46b 84b 189b vergleichen. In der bairischen volkssprache erscheint ein verstärkendes praefix enz, enzio (Schm. 1, 88), was aber aus dem gen. von end, ent (Schm. 1, 77) erwachsen könnte? oder darf selbst dieses ent- mit dem begrif von ungeheuer, riesenhaft, als ausnahme von der lautverschiebung, hierher genommen werden? man sagt enterisch (Schmeller 1, 77) und enzerisch für ungeheuer, seltsam. Und war der Enzenberc MS. 2, 10b ein riesenberg? [Fußnote] gehören hierher die eigennamen Anzo, Enzo, Enzinchint (Pez thes. III. 3, 689c) Enzawîp (Meichelb. 1233. 1305) Enzeman (Ben. 325)? Wenn Hûni an Wenden und Slaven gemahnten, wird es gestattet sein entas und die alten Antes zusammenzuhalten, doch die Inder, welche Mone (im anz. 1836, 1. 2) heran zieht, mögen aus dem spiel bleiben, da schon ahd. antisc, entisc (antiquus) von indisc (indicus) unterschieden ist (Graff 1, 385. 386) [Fußnote].
Die ags. dichter bedienen sich zugleich des gr. lat. [Fußnote] und romanischen appellativs gigant, pl. gigantas Beov. 225. giganta cyn Beov. 3379. gigantmäcg Cædm. 76, 36, vgl. ital. span. gigante, provenz. jayan (Ferab. 4232), altfranz. gaiant (Ogier 8092. 8101), franz. géant, engl. giant. auch ahd. gigant (O. IV. 12, 61). mhd. gigante die mâren. Diut. 3, 60 [Fußnote] mnl. gigant. Unverwandt hiermit scheint mir das gewöhnlich verglichene altn. nur für riesinnen giltige, und des NT ermangelnde fem. gŷgr, gen. gŷgjar (Sæm. 39. Sn. 06. 68); noch im schwed. volkslied ›den leda gijger‹ (Arvidsson 2, 302). den übrigen deutschen dialecten gebricht es, würde aber ins goth. übersetzt lauten giugi oder giugja: ich bringe es zu der wurzel giugan und vergleiche die gr. 2, 50 no. 536 angeführten wörter [Fußnote].
Dem ahd. risi (O. IV. 12, 61) oder riso (N. ps. 32, 16), mhd. rise, mnd. rese (En. 7096), nhd. riese, altn. risi, (in der ältern edda nur Grôttas. 12) schwed. rese, dän. rise, mnl. rese und rose (Huyd. op St. 3, 33. 306), nnl. reus, würde ein goth. vrisa entsprechen, wie aus der alts. form wriso zu entnehmen ist, die ich mit sicherheit aus dem adj. wrisilîc (giganteus) Hel. 42, 5 folgere. die Angelsachsen scheinen kein analoges vrisa gehabt zu haben, weil sie überall þyrs oder gigant brauchen [Fußnote]. die wurzel von vrisa ist mir unbekannt, zu reisan surgere gehört es nicht und der ahd. riso ist darum kein elatus, superbus, excelsus.
Auch lubbe, lübbe scheint in niedersächsischen gegenden gleichviel mit plumper riese, auf dem Corneliusberg bei Helmstedt werden lübbensteine gezeigt, nach dem brem. wb. 3, 92 bedeutet lubbe einen ungeschickten faulen menschen, es ist das engl. lubber, lobber (tölpel), bei Michel Beham (Mones anz. 1835, 450b) lüpel, vgl. altn. lubbi (hirsutus). hierzu kommt eine merkwürdige urkunde des bischofs Gebhard von Halberstadt, der noch j. 1462 über heidnische verehrung eines wesens klagt, das man den guden lubben nenne, und dem man auf einem berge bei Schochwitz in der grafschaft Mansfeld thierknochen darbringe. nicht nur haben sich solche uralte knochenanhäufungen dort an dem Lupberge vorgefunden (man vgl. den Augsburger perleich s. 244), sondern auch an der kirche des nahgelegnen Müllersdorf das eingemauerte bild eines götzen, welches der sage nach von dem Lupberge dahin gebracht worden sein soll [Fußnote] [Fußnote].
Außer jenem gŷgr gelten noch einige altn. bloß für riesinnen gangbare ausdrücke: skass (neutr.) Sæm. 144b. 154b skessa (fem.); grîđr (fem.) mella (fem.); gîfr (fem.) Sæm. 143b norw. jyvri (Hallag. 53) oder gyvri, gurri, djurre (Faye 7. 9. 10. 12). dieses gîfr mag frech, trotzig, gierig bedeuten.
Tröll (neutr.) gen. trölls (Sæm. 6a) schwed. troll, dän. trold wird zwar häufig von riesen gebraucht, ist aber ein allgemeinerer ausdruck, der auch von andern geistern und zauberhaften wesen vorkommt, und dem sinne nach unserm ungeheuer, ungethüm entspricht. die dänischen volkssagen und lieder verstehen trold ganz gewöhnlich von elbischen wesen. die form führt auf ein goth. trallu. gehört hierher Renner 1365 der gebûre ein getralle (:alle)? [Fußnote]
Litth. heißt ein riese milźinas, milźinis, lett. milsis, milsenis, es ist aber gewagt, damit deutsche ortsnamen Milize (trad. fuld. 2, 40), Milsenburg, Melsungen zu vergleichen. das slovakische obor, böhm. obr, altpoln. obrzym [Fußnote], poln. olbrzym ist den Südslaven fremd und scheint nichts als Avarus, Abarus. Nestor nennt die Avaren Obri (ed. Schlözer 2, 112. 117). der graecus Avar in der sage von Zisa (s. 242) ist wieder ein riese. da nun die Avari im mittelalter = Chuni sind, so entspringt die benennung hûn genau wie obor aus dem volksnamen Hun und Avar [Fußnote]. Tschud bezeichnet den Slaven einen Finnen und riesen, und das russ. ispolin (riese) könnte noch auf die gens Spalorum bei Jornandes deuten. vgl. Schafarik 1, 286. 310. so hängen riesenbenennungen zusammen mit alten volksnamen: feindliche, kriegerische nachbarn vergrößerte der volksglaube zu unmenschlichen riesen, wie er schwächere, unterdrückte in zwerge verkleinerte. das sanscr. râkschasas kann weder mit unserm riese, noch mit ahd. recchio, mhd. recke, einer benennung menschlicher helden, verglichen werden [Fußnote].
Eigennamen altn. riesen und riesinnen sind in menge aufbewahrt; einzelne scheinen bedeutsam, z. b. Hrûngnir gemahnt an das goth. hrugga (virga, stange) und das nhd. runge (brem. wb. 3, 558); Herbort 1385: ›grôz alsam ein runge‹. In mhd. dichtungen gehen riesennamen gern auf -olt aus, Witolt, Fasolt, Memerolt u. a. m.
Eine große, menschliches maß weit überragende gestalt wird allen riesen beigelegt, sie stehen gleich bergen und hohen bäumen, starr und unbeholfen. nach dem neugriech. volksglauben waren sie groß wie pappeln, und konnten sich, wenn sie niederfielen, nicht wieder aufrichten; die einäugigkeit der griech. cyclopen finde ich unsern riesen niemals zugeschrieben. sie sind aber gleich ihnen [Fußnote] und den alten göttern (s. 267) oft mit mehrern händen und häuptern ausgestattet. gilt diese eigenschaft von helden, so sind riesenmäßige gemeint, wie Heimo, Starkađr, Asperian (s. 321). aber ausdrücklich heißt ein þurs þrîhöfđuđr (Sæm. 85b) und gerade so nennt das mhd. wahtelmære einen drîhouptigen tursen (Maßm. denkm. 109), gewis eine merkwürdige einstimmung. Sæm. 35a erscheint ein sechshäuptiger riesensohn und 56a wird die vielhäuptige schaar bei den riesen bezeichnet, Sæm. 53 gar eine riesin mit 900 häuptern. der Brana vater hat drei (unsichtbare) häupter (fornald sög. 3, 574), ebenda heißt es: ›þa fell margr tvîhöfđađr iötunn‹. ein trold mit 12 häuptern und dann mit 5, 10, 15 kommt in norske event. no. 3 und 24 vor. auch in Schottland kannte man die erzählung ›of the reyde eyttyn vith the thre heydis‹,vom rothen riesen mit den drei häuptern (complaynt p. 98) und Lindsays dreme (ed. 1592. p. 225, gedenken der ›history of reid etin‹. das märchen von red etin wi' three heads ist nun vollständig zu lesen bei Chambers [Fußnote] p. 56–58, doch erklärt es nicht, ob in dem namen die rothe farbe auf haut, haar oder tracht bezieht. schwarze leibfarbe, wie sonst zwergen (s. 368) und dem teufel, wird riesen nicht beigelegt, die halbschwarze Hel (s. 259) war riesischer abkunft. Hrûngnir, ein eddischer riese, hat ein haupt von stein. Sæm. 76b Sn. 109; ein andrer riese heißt Iarnhaus (eisenschädel) fornald sög. 3, 578. Meist aber scheinen die riesen wolgebildet und von vollkommnem wuchs; riesentöchter sind der höchsten schönheit fähig, z. b. Gerđr, von deren glänzenden armen, als sie die hausthüre schließt, luft und wasser widerleuchten. Sæm. 82a Sn. 39 [Fußnote]
jam rigidos pectis rastris, Polypheme, capillos,
jam licet hirsutam tibi falce recidere barbam.
 
Die riesen sind mehrhäuptig. so berichten die sagen vom dreihäuptigen, sechshäuptigen, neunhäuptigen trold. Asbjörnsen s. 102. 103. 104. ein siebenköpfiger riese wird genannt bei Firmenich 1, 333a. ein riese heißt negenkopp (neunkopf). Müllenhoff s. 450. vgl. die dreiköpfige wilde frau in Fr. Arnims märch. 1, no. 8 und Conradus Driheuptel. MB. 29a, 85 (254). poln. dzięwiqsił, böhm. dewĕsil, dewĕtsil (neunkräftig) bedeutet riese. die sage von Heimo steht in Mones unters. s. 288 ff. vgl. Steub Rhät. s. 143. die italienischen schriftsteller des 16. jh. bezeichnen die riesen häufig als quatromani. riesen mit dreizehn ellenbogen in Fischarts Garg. Bilfinger heißen in Schwaben geschlechter mit zwölf fingern und zwölf zehen. cum sex digitis nati. Hattemer 1, 305a. vgl. sextus homini digitus agnatus inutilis. Plin. 11, 52. auch die einäugigkeit scheint unsern riesen nicht ganz fremd. in einem norweg. märchen haben sogar drei trolde zusammen nur ein auge mitten in der stirne, das sie einander leihen. jäleträet. 74. 75. vgl. KM. no. 130. (dies leihen wird auch von nachtigall und blindschleiche erzählt. KM. erste ausg. no. 6.) von Polyphem sagt Ov. met. 13, 850: unum est in medio lumen mihi fronte, sed instar ingentis clypei. solche einäugige hießen den Griechen kyklopes, den Römern coclites. coclites qui altero lumine orbi nascuntur. Plin. XI. 37, 35. decem coclites, ques montibus summis rhipaeis fodere. Ennius b. Varro 7, 71 (O. Müller s. 148). vgl. goth. haihs, μονόφθαλμος, coecus. Haupts zeitschr. 6, 11. Ein schwanz wird der riesin Hrîmgerđr beigelegt. Sæm. 144a. Auch die riesen, wie die zwerge sind zuweilen schwarz gedacht. þrâinn svarti þurs. Islend. sög. 1, 207. vgl. Svarthöfdi. ein anderer schwarzer riese kommt Dybeck 4, 41, ein aschgrauer 4, 25 vor. Wie Hrûngnirs haupt und schild von stein war, wird Hymis haus (schädel) steinhart genannt: Sæm. 56b. Thors frau, eine riesin, heißt Jarnsaxa. das riesenalter ist das steinalter (anm. 1305).
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In den riesen überhaupt waltet volle, ungebändigte naturkraft, die jene überschreitung des leiblichen maßes, trotzigen übermut, also misbrauch des sinnlichen und geistigen vermögens zur folge hat, und zuletzt ihrer eignen last erliegt. daher heißt der iötunn in der edda skrautgiarn (fastosus) Sæm. 117b; sa inn âmâttki (praepotens) Sæm. 41b 82b; storûđgi (magnanimus) Sæm. 76b; prûngmôđgi (superbus) Sæm. 77a; hardrâđr (saevus) Sæm. 54a; die erklärung der namen iötunn und þurs bestätigt sich in poetischen beiwörtern und schilderungen: kostmôđr iötunn (cibo gravatus) Sæm. 56b; ›ölr (ebrius) ertu Geirröđr, hefir þû ofdrüccit‹ (nimium potavisti) Sæm. 47a [Fußnote].
Hieraus leitet sich nun leicht ab, daß den riesen dummheit beigemessen wird, gegenüber den verständigen menschen und schlauen zwergen. es heißt altn. ›ginna alla sem þussa‹ (decipere omnes ut thursos) Nialssaga p. 263. dumm in der alten sprache ist sowol mutus als hebes, und altn. wird dumbr für gigas gebraucht, nahverwandt scheint dem dumbi die form þumbi (hebes, inconcinnus). merkwürdig lautet eine formel des eilften jh.: ›tumbo saz in berke mit tumbemo kinde in arme, tumb hiez der berc, tumb hiez daz kint, der heilego tumbo versegene tisa wunda!‹ das scheint auf einen trägen bergriesen zu zielen, wir werden sehn, daß in spätern volkssagen die riesen dumme dutten genannt sind, in der benennung lubbe, lübbe wurde gleichfalls die unbeholfne, plumpe natur nachgewiesen, und wo wir heutzutage den teufel dumm nennen ist ein alter riese gemeint [Fußnote] [Fußnote].
Dennoch ist in den liedern auch ein den riesen günstiger zug. sie stellen ein untergegangnes oder untergehendes geschlecht dar, dem mit der kraft auch die unschuld und weisheit des alterthums, mehr eine objective und anerschafne, als selbsterworbne vernunft beiwohnt. Diese halbwehmütige auffassung herscht vorzüglich in einem der schönsten eddischen gedichte, in Hŷmisqviđa. Hŷmi [Fußnote] heißt forn iötunn (der alte) 54a, wie Πολύφαμος bei Theocr. 11, 9αρχαι̃ος, und ein andrer riese, von dem götter stammen, gerade den eigennamen Forniotr, Forneot führt (s. 199), aldinn iötunn wurde schon s. 434 angeführt; es heißt auch hundvîss (multiscius) 52b, wie sonst Lodinn (Sæm. 145a), Geirröđr (Sn. 113) und Starkađr (fornald. sög. 3, 15. 32) [Fußnote]. Oegir wird Sæm. 79 genannt fiölkunnigr (vielkundig) und barnteitr (froh wie ein kind) 52a; Thrymr sitzt da, und legt seinen hunden goldbänder an, streicht die mähnen seiner rosse. Sæm. 70b. auch der riesen treue ist berühmt, trölltryggr Egilss. p. 610 (fidus instar gigantis), wie der leute der vorzeit; faröisch ›trur sum trödlir‹, treu wie riesen (Lyngbye s. 496) [Fußnote]. Ein anderes lied beruht auf dem gespräch, das Ođinn selbst mit einem verständigen riesen über gegenstände des alterthums (â fornom stöfum) zu führen begehrt: Vafþrûđnir heißt wiederum ›inn alsvinni iötunn‹ 30a 35b; Örgelmir und Bergelmir ›sa inn frôđi iötunn‹. Sæm. 35a. b.; Fenja und Menja sind framvîsar (Grôttas. 1, 13). Wenn den riesen das verbum ›þreyja‹ Sæm. 88a eigenthümlich beigelegt wird, das sonst exspectare, desiderare ausdrückt, so mag darin dumpfes brüten, halbtrunkne behaglichkeit und beharrlichkeit liegen [Fußnote]
sat þâr â haugi oc slô hörpu
gŷgjar hirđir, glađr Egdir.   Sæm. 6a.
 
auch Gymir ist herdenbesitzer und hat einen hirten. Sæm. 82b. Thrymr streicht die mähnen seiner rosse, wie es chron. Trudonis bei Chapeaville 2, 174 heißt: manu comam equi delinire. die riesen wissen nichts von brot und feuer. Fr. Arnims märchen 1, no. 8, auch die finnischen entbehren des letzteren. über das finn. epos s. 39 (kl. schr. 2, 98). doch nach Dybeck 4, 42. 38 haben sie silber und gold, ja sie brennen gold. das. 4, 33. ihre pferde tragen eisenringe im ohr. das. 4, 37. 43. Sie bringen nicht nur unglück, sondern auch glück über menschengeschlechter. Dybeck 4, 36 und fruchtbarkeit. das. 4, 45. besonders gilt die riesin, des riesen frau, schwester oder mutter, für mitleidig und den helden hilfreich (s. 459. 460. 842). altd. w. 3, 179. walach. märch. s. 167.
.
Ein solches wesen ist in seiner ruhe gutmütig und plump [Fußnote]; aufgereizt aber wild, tückisch und heftig. diesen riesenzorn nennt die nord. sage iötunmôđr, der sich dem âsmođr, dem zorn der götter trotzig widersetzt, vera î iötunmôđi. Sn. 150b. Wenn die riesen von wut entbrennen, so schleudern sie felsen, reiben flamme aus steinen (Roth. 1048), drücken wasser aus steinen (kinderm. no. 20. Asbjörnsen Möe no. 6), entwurzeln bäume (kinderm. no. 90), flechten tannen wie weiden (kinderm. no. 166) und stampfen mit dem fuß bis ans knie in die erde (Roth. 943. Vilk. saga cap. 60): in diesem zustand werden sie von den helden, denen sie dienstbar sind, in fesseln gelegt, und nur im krieg gegen den feind losgelassen. so Witolt oder Witolf. Roth. 760. Vilk. saga cap. 50. Ein nordischer riese, dessen sage wir nur unvollständig kennen, hieß Beli (der brüllende) und Freyr schlug ihn, in abgang seines schwertes, mit der faust todt, davon führte er den namen bani Belja. Sn. 41. 74.
Zu den göttern und menschen stehen sie bald freundlich, bald feindlich. Iötunheimr liegt fern von Asaheimr, doch finden gegenseitige besuche statt. In diesem verhältnis machen die riesen einigemal jenen eindruck älterer naturgötter, die einem jüngeren, überlegnen göttergeschlecht weichen musten, weshalb mit fug in einzelnen riesen (z. b. Ecke, Fasolt) ein götterniederschlag zu erblicken ist. Anderemal tritt ihre widerspenstigkeit hervor, sie stellen sich den göttern feindlich entgegen, wie die himmelstürmenden titanen, und werden von den göttern, gleich teufeln in die hölle gestürzt. Doch einzelne götter sind mit riesinnen vermählt: Niörđr und Skađi, tochter des Thiassi, Thôrr mit Iarnsaxa, Freyr mit der schönen Gerđr, tochter des Gŷmir. Gunnlöđ eine riesin ist Ođinns geliebte. Gefiun, die asin, zeugt söhne mit einem riesen; Börr heiratet Besla, Bölþorns des riesen tochter. Loki, der unter den asen wohnt, ist sohn des riesen Farbauti, Angrbođa, eine riesin, seine frau. Mit Oegir dem iötunn verkehren die götter und werden von ihm zu gaste geladen. Aber auch riesen streben nach asinnen, Thrymr nach Freyja, Thiassi raubt Iđunn. Hrûngnir will Freya oder Sif. Sn. 107. Starkađr ist dienstmann nordischer könige; in Rothers heer kämpfen die riesen Aspriân (Asbiörn) und Witolt. Unter den asen ist Thôrr der größte riesenfeind, er schlägt ihnen, wie Jupiter, donnerwunden [Fußnote], sein hammer hat vielen die häupter zermalmt; wenn Thôr nicht wäre, sagt ein nordisches sprichwort, so würden die riesen überhand nehmen [Fußnote]: er besiegt Hrûngnir, Hymir, Thrymr, Geirröđr, und lange nicht alle sagen sind in der edda verzeichnet [Fußnote]
mikill mundi æt iötna ef allir lifđi,
vætr mundi manna und Miđgarđi.   Sæm. 77b
 
vgl. Thors pjäska ett qvinno troll baktill ihåligt, som tros fly för blixten in i ett hus, der åskan då står ned. Almqvist 464a. (pjäska ein schmutziges weib). âsgrûi terror asarum heißt umgekehrt der riese.
. auch der heil. Olaf verfolgt das riesengeschlecht auf das heftigste, heidnische und christliche helden stimmen in diesem amt zusammen. In der heldensage unterliegen Sigenôt, Ecke und Fasolt Dietrichs menschlicher stärke, andere riesen sind aber auch Dietrichs gesellen, namentlich Wittich und Heime, wie Asperian Rothers. die könige Niblunc und Schilbunc hatten zwölf starke riesen zu freunden (Nib. 95) d. h. zu dienstmannen, wie die nord. könige öfters zwölf berserker. Aber gleich den urwäldern und ungeheuern thieren der vorzeit werden die riesen allmälich von der erde ausgerottet und für alle helden wechseln riesenkämpfe mit drachenkämpfen [Fußnote].
König Frôđi hatte zwei gefangne riesenjungfrauen, Fenja und Menja zu malmägden: sie musten ihm auf der müle Grôtti gold und friede malen, nicht länger gestattete er ihnen ruhe und schlaf, als der gauch schwieg oder sie ein lied sangen. Hier überrascht ein zeugnis für das ehmalige vorhandensein dieses mythus auch in Deutschland, aus den bloßen eigennamen schöpfe ich es. Managold, Manigold ist ein häufig begegnender mannsname, der sich aus mani, altn. men = monile erklärt; seltner erscheint Fanigold, Fenegold, von fani, altn. fen palus, das gold bezeichnend, das im sumpf verborgen liegt. eine trad. patav. aus der ersten hälfte des 12 jh. (MB. 28b p. 90. 91) liefert beide namen Manegolt und Fenegolt aus derselben gegend. man darf schließen, den Baiern war ehmals bekannt, welche bewandtnis es um das Fanigold und Manigold hatte, das von Fania und Mania gemalen wurde [Fußnote].
Ymir, oder nach der riesen sprache Örgelmir, war der ersterschafne, und aus seines leibs ungeheurer masse wurde hernach erde, wasser, berg und wald erzeugt. Ymir selbst entsprang aus geschmolznem reif oder thau (hrîm), davon heißen alle riesen hrîmþursar, reifriesen (Sn. 6, Sæm. 85a. b.); hrîmkaldr (reifkalt) ist beiwort für iötunn oder þurs (Sæm. 33b 90a), sie triefen noch von thauendem reif, ihr bart (kinnskôgr, kinnwald) ist gefroren (Sæm. 53b); Hrîmnir, Hrîmgrîmr, Hrîmgerđr sind riesische eigennamen (Sæm. 85a 86a 114. 145). da hrîm zugleich fuligo bedeutet, darf vielleicht Ymir mit dem dunkeln mhd. om, ome (rubigo) zusammengehalten werden (gramm. 3, 733). nahe liegt aber auch die ableitung vom ymja, umđi (stridere), so daß Ymir der tosende, rauschende wäre, womit eine erklärung von Örgelmir stimmen könnte (vgl. cap. XIX) [Fußnote].
Nach riesen, wie nach göttern, führen kräuter und gestirne den namen. þursaskegg (fucus filiformis) riesenbart; norw. tussegras (paris quadrifolia); Brönugras (satyrium), was sonst Friggjargras (s. 251), weil es eine riesin Brana ihrem schützling Hâlfdân als zaubermittel schenkte (fornald. sög. 3, 576); Forneotes folme (s. 199); Thiassis augen warf Ođinn, Örvandils fußzehe Thôrr als leuchtende gestirne gen himmel. Sn. 82. 83. 111.
Gleich den zwergen erscheinen die riesen diebisch. zwei eddische lieder drehen sich um wiedererlangung eines von den riesen geraubten hammers und kessels.
Die riesen bilden ein gesondertes volk, das sich wol wieder in stämme zertheilte. vgl. Bask afhand. 1, 88. Thrymr heißt ›þursa drôttinn‹ Sæm. 70–74; ›þursa þiođ‹ wird 107a genannt, als ihr gewöhnlicher aufenthalt aber iötunheimr bezeichnet. noch das gedicht von Rother 767 gibt ein riesenlant an. auf der grenze des riesengebietes lagen griottûna garđar (Sn. 108. 109). die vorhergehende untersuchung lehrt, daß sich die meisten benennungen der riesen an alte völkernamen schlossen.
Man dachte sich die riesen auf felsen und bergen hausend; ihre ganze natur hängt mit dem steinreich zusammen, sie sind entweder belebte steinmassen, oder versteinerte, früher lebendige geschöpfe. Hrûngnir hatte ein steinernes, dreieckiges herz, sein haupt und schild waren von stein. Sn. 109. ein andrer riese hieß Vagnhöfđi (wagenhaupt) Sn. 211a, bei Saxo gramm. 9. 10. frau Hütt eine versteinerte riesenkönigin (deutsche sagen no. 233).
Hierher gehören erst folgende benennungen: bergrisi Sn. 18. 26. 30. 45. 47. 66. Grôttas. 10. 24. Egilss. 22 [Fußnote]; bergbûi (fornald. sög. 1, 412); hraunbûi (saxicola) Sæm. 57b 145a; hraunhvalr 57b; þussin af biargi (fornald. sög. 2, 29); bergdanir (gigantes) Sæm. 54b; bergrisa brûđr, mœr bergrisa, Grôttas. 10. 24 vgl. das griech. ορειάς, wobei leicht der begrif der riesin übergehn kann in den der elbin. Thrymheimr liegt auf bergen. Sn. 27. es ist nicht zu übersehn, daß noch in unserm heldenbuch Dietrich die riesen bergrinder und waldbauern schilt, vgl. bercrinder Laurin 2625, waltgebûren Laurin 534. 2624. Sigenôt 97. walthunde Sigenôt 13. 114. waldes diebe 120. waldes tôre, waldes affe. Wolfd. 467. 991 (s. oben s. 399 u. [Fußnote]).
Rieseneigennamen weisen auf stein und metall, z. b. Iarnsaxa (die eisensteinige) Iarnhaus (eisenschädel); vielleicht darf man die noch jetzt fortlebende zusammensetzung steinalt (gramm. 2, 555) aus dem hohen alter der riesen erklären, das dem der berge und felsen nahe kommt. ›gîfur rata‹ (gigantes pedes illudunt saxis) sagt man im Norden.
Steine und felsen sind des riesengeschlechts waffen; es gebraucht nur steinkeulen, steinschilde, keine schwerter. Hrûngnis waffe heißt hein; als sie geworfen in der luft mit Thôrs hammer zusammenfuhr, brach sie und ein theil fiel zu boden: davon kommen alle ›heinberg‹ (schleifsteinfelsen) her. Sn. 108. 109. Spätere sagen legen den riesen stahlstangen, von 24 ellen, zu. Roth. 687. 1662. hürn. Sîfr. 62, 2. 68, 2. Sigenôt (Laßb.) 14 (Hag.) 69. 75. Iwein 5022 (ruote 5058. kolbe 6682. 6726). Trist. 15980. 16146; îsenstange Nib. 460, 1. dem Pandurus und Bitias (Aen. 9, 672) verleiht Veldek riesennatur und îserne kolven (En. 7089); kolben stähelîn führt das riesige heer könig Gorhands. Wh. 35, 21. 395, 24. 396, 13; eine staalstang riese Langben (danske viser 1, 29). ausdrücklich heißt es Er. 5384 ›wâfens wâren si blôz‹, d. i. ritterlicher waffen, sie führten ›kolben swære, grôze unde lange‹ [Fußnote]. Wahrscheinlich aber wurde unter ›eald sveord eotonisc‹ ein steinernes verstanden, obwol Beov. 5953 ein metallnes, goldverziertes auch so heißt; selbst der ›entisc helm‹ Beov. 5955 mag ein steinerner sein. Vielleicht hängt damit zusammen, daß kein eisenschwert auf die riesen einschneidet: bloß mit dem schwertknopf mögen sie erschlagen werden (Ecke 178) oder mit der faust (s. 439) [Fußnote]
hine fuor der herre
îlende alse ein rise duot,
der zuo loufe sînen muot
ebene hât gesetzet.
 
.
Bauten der vorzeit, von seltsamer structur, die lange jahrhunderte überdauert haben und die das heutige geschlecht nicht mehr unternimmt, pflegt das volk den riesen oder dem teufel zuzuschreiben (vgl. anm. 243). burg an berge, hô holmklibu, wrisilîc giwerc gilt Hel. 42, 5 von einer felsenburg (risônburg N. Bth. 173), ein Wrisberg, nach dem ein niedersächsisches geschlecht den namen führt, lag bei dem dorf Petze. das sind die ›enta geveorc‹ der ags. gedichte (s. 434); efne svâ vide svâ vegas tô lâgon enta ærgeveorc innan burgum, stræte stânfâge. Andr. 2466; stapulas storme bedrifene eald enta geveorc. Andr. 2986. Annolied 151 von Semiramis: die alten Babilônie stiphti si van cigelin den alten die die gigandi branten. Karlmeinet 35: we dise burg stichte? ein rise in den alten zîden. In den altfranzös. gedichten sind es entweder gaiant (riesen) oder paian (heiden), welche mauern und thürme bauen, z. b. Gerars de Viane 1745:
les fors tors, ke sont dantiquitey,
ke paian firent par lor grant poestey.
 
vgl. Mones unters. 242. 244. 247. 250. Was aus ungeheuern mauern zusammengefügt war, nannten die Griechen cyclopische mauern, die heutigen Griechen aber denken sich die Hellenen als hünen der vorzeit und schreiben ihnen die gewaltigen bauten zu [Fußnote]. Da nun auch alte heerstraßen mit felsen gebaut waren (strâta felison gifuogid, Hel. 164, 27), kamen sie auf rechnung der riesen: iotna vegar (viae gigantum) Sæm. 23b; ›usque ad giganteam viam: entisken wec‹ MB. 4, 22 (um 1130). das volk in Baiern und Salzburg nennt einen solchen weg, der ihm uralt und nicht geheuer ist, enterisch (Schm. 4, 44); des tröllaskeid wurde s. 421 gedacht, tröllahlađ ist septum gigantum. Bemerkenswerth sind einige stellen aus Fergût 1576:
die roke was swert ende eiselike,
want wîlen êr ên gigant,
hie hieu hare ane den enen cant
ên padelkîn tote in den top,
daer en mach ghên paert op,
ên man mochter opgaen te voet.
 
und 1628 ff. wird die eherne bildseule eines dorpers [Fußnote] beschrieben, die vor dem eingang einer thür stand:
het dede maken ên gigant,
die daer wilen woende int lant [Fußnote].
 
Riesenberge, riesenhügel, hünenbette können so heißen weil die volkssage dahin eines riesen grab versetzt, oder eine ähnlichkeit des felsens mit der riesengestalt annimmt, oder davon ausgeht, daß der riese den berg oder hügel an diese stelle gebracht habe.
Von der letzten art hatten wir eben ein beispiel: die edda erklärt alle heinfelsen aus dem zur erde gefallnen theil einer riesenkeule, die von glattem wetzstein gefertigt war. In diesen volkssagen herscht anmutige mannigfaltigkeit, die mir näherer kunde werth scheint, weil dadurch die lebendige vorstellung von dem wesen der riesen gut bezeichnet wird. Eine auf der insel Hven umgehende sage macht Grimild und Hvenild zu zwei riesinnen und schwestern, die auf Seeland wohnen. Hvenild will stücke von Seeland nach Schonen tragen und gelangt mit einigen, die sie in ihre schürze nimmt, glücklich hinüber; als sie aber das nächstemal ein allzugroßes fortschleppt, bricht das schürzband mitten in der see, sie verliert ihre ganze last, und so entsteht da die insel Hven [Fußnote]. Fast dasselbe meldet eine jütische sage von dem ursprung der kleinen insel Worsöekalv (Thiele 3, 66). Abweichende umstände gewähren pommersche überlieferungen: einen riesen auf Rügen verdrießts, daß er immer durch das meer nach Pommern waten muß; er will einen damm hinüber zum festen land bauen, bindet eine schürze um, und füllt sie mit erde. als er mit der tracht bis über Rodenkirchen gekommen ist, reißt ein loch in die schürze, und aus der erde, die herausfällt, werden die neun berge bei Rambin. er stopft das loch zu, und geht weiter. bis Gustow gekommen, reißt wieder ein loch und dreizehn kleine berge fallen heraus, mit der noch übrigen erde gelangt er ans meer und gießt sie hinein: da wird der Prosnitzer hacken und die halbinsel Drigge. aber es bleibt immer ein schmaler raum zwischen Rügen und Pommern und der riese ärgert sich darüber so sehr, daß er von einem schlagfluß hinstürzt und stirbt: so ist denn sein damm nie fertig geworden [Fußnote]. Umgekehrt will sich ein riesenmädchen von Pommern aus eine brücke nach Rügen machen; ›damit ich übers wässerchen gehn kann, ohne mir meine pantöffelchen zu netzen‹. sie nahm eine schürze voll sand ans ufer eilend. aber die schürze hatte ein loch. hinter Sagard lief ein theil der ladung aus und bildete einen kleinen berg namens Dubberworth. ›ach‹ sagte das hünenmädchen, ›nun wird die mutter schelten‹, hielt die hand unter und lief was sie konnte. die mutter schaute über den wald: ›unartiges kind, was treibst du, komm nur, du sollst die ruthe haben!‹ da erschrak die tochter, ließ die schürze vollends gleiten, aller sand ward umher verschüttet und bildete die dürren hügel bei Litzow [Fußnote]. In Källasocken bei Vî liegt ein ungeheurer stein, genannt Zechiels stein, von einer riesin oder meerfrau. sie wohnte auf der burg Edha in Högbysocken, ihre schwester unweit Skäggenäs in Småland. beide wollten eine brücke über den Sund bauen, die småländische riesin hatte Skäggenäs eine viertelmeile weit in die see zusammengetragen, Zechiel steine in ihre schürze gesammelt, da schoß ein mann mit dem schaft nach ihr, daß sie sich ermattet niedersetzen muste auf einen fels, an dem noch ihre spur eingedrückt steht. sie erhob sich aber von neuem und gieng bis nach Pesnässocken, da begann Thor zu donnern (då hafver gogubben begynt at åka), daß die riesin heftig erschrak und todt niederfiel, in dem augenblick warf sie ihre steinlast aus der schürze untereinander zu boden, davon rühren dort die großen zwei oder drei mann hohen felsblöcke. das riesengeschlecht ließ sie bei diesen felsen begraben. (Ahlqvists Öland 2, 98. 99.) Die furcht der riesen vor Thor ist so groß, daß wenn sie donnern hören, sie sich in felsenklüfte und unter bäume verbergen; ein gothländischer högbergsgubbe, den ein bauer, um ihn sich freundlich zu erhalten, zur kindtaufe laden ließ, sagte ab, so gern er das mahl mitgenommen hätte, weil er vom boten vernahm, daß außer Christus, Petrus und Maria auch Thor erscheinen werde; den letzten scheute er. (Nyerups morskabsläsning s. 243.) Ein riese in Fladsöe war feindlich gesinnt gegen einen in Nestved wohnenden. er nahm seinen ranzen, füllte ihn am ufer mit sand und dachte ganz Nestved zu verschütten. unterwegs aber lief der sand durch ein loch im sack aus, so daß eine reihe sandbänke davon zwischen Fladsöe und Nestved entstand. erst als der riese zu der stelle kam, wo vordem Husvald lag, merkte er, daß das meiste verschüttet war, und ärgerlich warf er das übrige gegen Nestved, wo man noch eine einzelne sandbank gewahrt (Thiele 1, 79). Zu Sonnerup war ein andrer riese, namens Lars Krands, den ein dortiger bauer beleidigt hatte. er ging zum strand, füllte seinen handschuh mit sand und trug ihn zu des bauern hof, wo er ihn ausschüttete, so daß der ganze hof zugedeckt wurde; was durch die fünf fingerlöcher im handschuh gelaufen war, bildete fünf hügel (Thiele 1, 33). In den Niederlanden wird der hügel von Hillegersberg durch den sand hervorgebracht, der einer riesin durch ›een schortekleed‹ fällt [Fußnote]. Solche erzählungen sind aber nicht bloß unter dem deutschen volksstamm verbreitet, sie gehen auch bei Finnen, Celten und Griechen im schwang. In Tawastoland bei Päjände, in Hattulasocken liegen steinfelsen, welche ehedem von riesentöchtern in der schürze getragen, und in die höhe geworfen sein sollen [Fußnote]. Französische überlieferungen setzen die heilige jungfrau oder feen (s. 342) an die stelle der riesinnen. Notre dame de Cléry, als es ihr in der kirche von Mezières nicht gefiel, beschloß den sitz ihrer anbetung zu verlegen, nahm erde in ihre schürze, und trug sie, verfolgt von Judas, auf eine benachbarte anhöhe; um aber dem verfolger auszuweichen, faßte sie einen theil der erde wieder auf, und legte ihn nicht weit davon an einer andern stelle nieder: an beiden stätten wurden bethäuser gebaut [Fußnote]. In der Charentegegend, im bezirk Cognac und der gemeinde Saintfront am Neyflüßchen liegt ein ungeheurer stein; man erzählt die heil. jungfrau habe ihn dahin auf ihrem kopf, und zugleich vier pfeiler in ihrer schürze getragen: als sie aber über den Ney ging, entfiel ihr ein pfeiler in den sumpf von Saintfort [Fußnote]. Nach einer griech. sage wollte Athene zur befestigung der Acropolis einen berg von Pallene herbeiholen, ließ ihn aber unterwegs, erschrocken über die verkündigung einer krähe, hinfallen, und da blieb er (der Lykabettos) liegen [Fußnote]. als gott der herr ob der erde schwebte und steine säte, rissen ihm über Montenegro die säcke und der ganze vorrath fiel nieder. Vuks Montenegro 5.
Gleich der göttin, gleich den riesen lädt sich der teufel solche lasten auf. in Oberhessen wurde mir folgendes erzählt: zwischen Goßfelden und Wetter lag vormals ein jetzt ausgestorbnes dorf Elbringhausen; die bauern lebten darin so üppig, daß der teufel gewalt über sie bekam, und sie aus ihrer guten erde auf einen sandigen boden, den die austretende Lahn jährlich überschwemmt, zu versetzen beschloß. er nahm also das ganze dorf in seine kötze, und trug es durch die lüfte dahin, wo jetzt Sarenau steht: er fing an, die einzelnen häuser zu langen und der reihe nach aufzustellen. unversehns stürzte ihm die kötze um, und der ganze plunder fiel durcheinander zur erde; daher rührt, daß zu Sarenau die sechs ersten häuser in gerader gasse stehn, alle übrigen untereinander. Bei Saalfeld in Thüringen liegt das dorf Langenschade, nur 54 häuser zählt es und ist doch eine kleine stunde lang, weil sie einzeln in einer reihe liegen. der teufel flog, häuser in einer schürze tragend durch die luft; ein loch der schürze ließ unvermerkt eins nach dem andern herausfallen. als es der teufel rückwärts blickend gewahrte, rief er aus: ›das ist schade!‹ [Fußnote]
Weit umgehend ist die artige fabel vom pflügenden ackermann, den eine riesentochter aufnimmt, und in ihrer schürze dem vater heimträgt. am schönsten in der elsassischen sage von burg Nideck:
Im waldschloß dort am wasserfall
sinn d'ritter rise gsinn;
ä mol kummts fräule hrab ins thal,
unn geht spaziere drinn.
sie thut bis schier noch Haslach gehn,
vorm wald im ackerfeld
do blibt sie voll verwundrung stehn
unn sieht, wies feld wurd bestellt.
sie luegt dem ding ä wil so zu;
der pflui, die ros, die lütt
ischer ebs neus ; sie geht derzu
unn denkt ›die nimm i mitt‹.
Drno huurt sie an de bode hin
unn spreit ihr fürti uß,
fangt alles mit der hand, thuts niin,
unn lauft gar froh noch hus.
sie springt de felswei nuf ganz frisch
dort wo der berg jetzt isch so gäh,
unn me so krattle muß in dhöh
macht sie nur eine schritt.
Der ritter sitzt just noch am tisch:
›min kind, was bringste mit?
dfreud luegt der zu de auge nuß;
se krom nur geschwind din fürti uß;
was hest so zawelichs drin?‹
›o vatter, spieldings gar ze nett.
i ha noch nie ebs schöns so ghett‹,
unn stelltem alles hin.
Unn uf de tisch stellt sie den pflui,
dbure unn ihri ros,
lauft drum herum unn lacht derzu,
ihr freud isch gar ze groß.
›Ja kind, diß isch ken spieldings nitt,
do hest ebs schöns gemacht‹
saht der herr ritter glich und lacht,
›geh nimms nur widder mit!
die bure sorje uns für brot, 
sunseh sterbe mir de hungertod;
trah alles widder furt‹!
sfräule krint, der vatter schilt:
݊ bur mir nitt als spieldings gilt,
i liid net daß me murrt.
pack alles sachte widder iin
unn trahs ans nämli plätzel hin,
wo des genumme hest.
baut nit der bur sin ackerfeld
se fehlts bi uns an brot unn geld
in unserm felsennest‹.
 
Ähnliche erzählungen vom Harz und aus dem Odenwald stehen deutsch. sag. no. 319. 324. In Hessen wird die riesentochter auf den Hippersberg (zwischen Kölbe, Wehrda und Goßfelden) verlegt: ihr vater schilt sie heftig aus und setzt den pflüger, mit lobsprüchen, wieder in freiheit. Zu Dittersdorf unweit Blankenburg (zwischen Rudolstadt und Saalfeld) geht dieselbe geschichte um. am eingang des Schwarzwaldes auf der Hünenkoppe wohnte eine hünin mit ihrer tochter. die tochter fand auf dem gemeindeberg einen feldflügenden bauer, that ihn mit pflug und ochsen in ihre schürze und trug der mutter ›den kleinen kerl mit seinen kätzchen‹ hin. zornig befahl die mutter, mann, thiere und pflug augenblicklich wieder an ort und stelle zurück zu tragen: ›sie gehören zu einem volke, das den hünen großen schaden zufügen kann‹. bald darauf verließen beide die gegend [Fußnote]. Als der Grüngrund und die umgegend noch von riesen bewohnt waren, stießen ihrer zwei auf einen gewöhnlichen menschen. ›was ist das für ein erdwurm?‹ fragte der eine, doch der andere erwiederte: ›diese erdwürmer werden uns noch auffressen!‹ [Fußnote] Solche äußerungen scheinen alterthümlicher, als der grund des elsassischen riesen, und stimmen zu einer finnischen volkssage. In Kemisocken wohnten riesen; vor zwanzig jahren [Fußnote] lebte in Rouwwanjemi eine alte frau namens Caisa, die erzählte: eine riesenjungfrau (kalewan tyttären) nahm in ihren schoß pferd, pflüger und pflug (bewosen ja kyntäjän ja auran), trug sie ihrer mutter hin und fragte: ›was für ein käfer (sontiainen) mag das sein, mutter, den ich da fand in der erde wühlen?‹ die mutter sprach ›thus weg, mein kind, wir müssen fort aus diesem land, und sie werden hier wohnen‹. Den ackerbauenden menschen muß das alte riesengeschlecht weichen, der ackerbau ist ihm, gleich den zwergen (s. 380), verhaßt. Die unschuldige derbheit der riesen, welchen der mensch ein winziges thierchen, ein im koth wühlender käfer erscheint, aber doch heimlich vor ihm bangt, kann nicht glücklicher geschildert werden, als in diesen wenigen zügen. Ich glaube, daß die überlieferung noch in vielen anderen gegenden zu haus ist [Fußnote].
Nicht weniger häufig und naiv ist die sage von dem wandernden riesen den unterwegs ein steinchen im schuh drückt: er schüttelt ihn endlich aus, und ein hügel oder fels bleibt da liegen. Die Braunschweiger anzeigen von 1759 berichten s. 1636: ›ein bauer sagte mir einmal, da ich in seiner begleitung vor einem hügel, der am Elme lag, vorbeireisete: herre, hie sagen die leute habe ein hüne seinen schuh reine gemacht, daher sei der hügel entstanden‹. In dem buch: die kluge trödelfrau, von E. J. C. P. N. 1682 p. 14 wird eines großen steins im wald erwähnt und gesagt: ›es were einsten ein großer riese vorbei gegangen, den hätte in dem schuhe ein steinlein gedrückt, und als er den schuh aufgebunden sei dieser stein herausgefallen‹. So geht noch heute die sage von einem kahlen felsen bei Goslar, den habe der große Christoph mit sich im schuh getragen und zuletzt am drücken vermerkt, habe den schuh ausgezogen und umgekehrt, da sei der stein an die stelle gefallen, wo er noch liegt. solche steine heißen auch brockensteine. Am Solling bei Uslar liegen ein paar große feldsteine, 16 bis 20 schuh lang, 6–8 dick: vor undenklichen jahren giengen zwei riesen über das land, der eine sprach zum andern ›es drückt mich etwas im schuh, es müssen wol grandkörnchen sein‹. damit zog er den schuh ab und schüttelte die steine heraus. Im thale über Ilfeld, hart an der Bähr, liegt ein großer felsblock, den einst ein riese aus dem schuh schüttete, weil ihn das sandkorn drückte. Auch diesem mythus traue ich weite verbreitung zu, man weiß ihn sogar von einem bloßen menschenschlag zu erzählen: die westfälischen Sauerländer sind brave, tüchtige leute. einer soll einmal nach Cöln gegangen sein, und vor dem thor angelangt seinen reisegefährten ersucht haben, einen augenblick zu warten, er wolle im schuh nachsehn, was ihn die ganze zeit so gedrückt habe. der andere aber sprach ›ei nun warte vollends, bis wir zur herberge kommen‹. der Sauerländer ließ es geschehn und beide wanderten durch die langen straßen. auf dem markt wurde ihm doch der druck zu arg, er zog den schuh ab, und warf einen groben stein heraus, der lange zeit daselbst zum wahrzeichen gelegen hat. Eine norwegische volkssage theilt Hammerich (om Ragnaroksmythen s. 93) mit: einem jutel war etwas ins auge gekommen, das ihn stach. er suchte es mit dem finger heraus zu grübeln, der war aber zu vierschrötig, da nahm er eine korngarbe und brachte es damit glücklich zu stande. es war ein tannzapfe, den drückte der riese zwischen den fingern: ›wer sollte geglaubt haben‹, sagte er, ›daß ein so kleines ding so weh thun könnte‹ [Fußnote].
Die edda meldet wunderbares von dem riesen Skrŷmir [Fußnote]; in dem däumling seines handschuhs hatte Thôrr, der gott, eine nachtlang geherbergt. Skrŷmir entschläft unter einer eiche und schnarcht; als Thôrr mit dem hammer auf sein haupt schlägt, erwacht er und fragt ob ein blatt laub auf ihn herabgefallen sei? der riese legt sich unter eine andre eiche schlafen und schnarcht, daß es davon im walde rauscht; Thôrr schlägt härter und tiefer auf den riesen, ›fiel mir eine eichel ins gesicht?‹ ruft der erwachende. zum drittenmal entschläft Skrŷmir und Thôrr wiederholt den schlag noch tiefer; der riese wacht auf, streicht sich über die wange und spricht: ›über mir im baum müssen vögel sitzen? als ich erwachte, däuchte mir, ihr mist falle von den zweigen auf mein haupt‹. Sn. 51–53. Die züge sind echtriesenmäßig, und in ganz andrer gegend anzutreffen. nach einer böhmischen sage schläft Scharmak der riese an einem thurm, den seine feinde untergraben, daß er über ihm zusammenstürzt; er rüttelt sich auf und ruft: ›hier ist übel ruhen, die vögel beschmeißen einem den kopf.‹ nachher schleppen drei eine große glocke auf den eichbaum, unter dem Scharmak schläft, und so stark schnarcht, daß sich die blätter rühren; die glocke wird abgeschnitten und prasselt auf den riesen herab, er wacht nicht einmal auf. Ein deutsches kindermärchen (1, 307) hat vollkommen ähnliches; in einem andern werden mühlsteine auf den riesen im brunnen hinabgeworfen und er ruft: ›jagt die hüner weg, die da oben im sand kratzen und mir körner in die augen schmeißen!‹ (2, 29) [Fußnote].
Einer riesin (gŷgr) Hyrrokin (igne fumata) gedenkt die edda Sn. 66 bei Baldrs leichenfeier, nichts vermochte das schif Hrînghorn, worauf die leiche lag, in bewegung zu setzen; da wurde zu den riesen gesandt, und Hyrrokin kam auf einem wolf, den sie mit einer schlange zäumte, geritten; kaum trat sie zu dem nachen und berührte ihn (mit dem fuße), so fuhr feuer aus den stangen und das land bebte. Auch in einer norweg. volkssage (bei Faye s. 14) finde ich, daß eine riesin (djurre) mit dem bloßen stoß ihres fußes ans ufer ein schif in die heftigste bewegung brachte.
Rabelais [Fußnote] und Fischart haben die fabel von Gargantua verherrlicht. ursprünglich war es eine alte, etwa schon celtische, riesensage, deren echte, einfache gestalt sich vielleicht jetzt noch aus haftenden volksüberlieferungen gewinnen ließe [Fußnote]. Gargantua, ein ungeheurer fresser und säufer, dem, wie dem heil. Christoph, schon zehn ammen gegeben werden musten, steht mit jedem fuß auf einem hohen berg und trinkt, sich niederbeugend, den dazwischen herlaufenden fluß aus [Fußnote]. Das weiß wieder auch eine westfälische Wesersage: am Solling, unweit dem Eberstein liegt der Hünenbrink, ein freier kegelförmiger berg. wenn der hüne, der hier vorzeiten hauste, sich morgens das gesicht waschen wollte, blieb er mit einem fuße auf seinem berg stehn, mit dem andern schritt er eine halbe stunde weit hinüber zum Eichholz, und schöpfte aus dem durch das thal fließenden bach. that ihm der hals weh vom bücken oder drohte zu brechen, so streckte er seinen arm aus und grif über den Burgberg nach Lobach, Negenborn und Holenberg sich zur stütze.
Oft wird von zwei riesengenossen oder nachbarn erzählt, die auf neben einander liegenden bergen oder zu beiden seiten eines stroms hausen und verkehren. In Ostergötland bei Tumbo in Ydrehärad war eine jätte namens Tumme; wollte er mit seinem stallbruder Oden in Hersmåla, eine halbe meile davon reden, so ging er auf einen nahen hügel Högatoft, von dem man ganz Ydre übersah (Widegrens Ostergötland 2, 397). der erste beider namen scheint das altn. þumbi (stultus, inconcinnus, vgl. s. 438), aber der andere ist der des höchsten gottes und wurde etwa von der spätern sage aus verachtung hierher gezogen? Nach deutschen volkssagen werfen sich solche riesen steinhämmer und äxte zu (DS. no. 20), was an des donnergottes hammer gemahnt. Zwei hünen wohnten der eine auf dem Eberstein, der andere auf Homburg, sie hatten zusammen nur eine axt, mit welcher sie ihr holz spalteten. wollte der Ebersteiner hüne an die arbeit gehn, so rief er herüber nach der Homburg, die anderthalb stunden fern lag; sogleich warf der Homburger hüne die axt herüber. ebenso geschah es umgekehrt, wenn sich die axt auf dem Ebersteine fand. Dasselbe erzählt eine gleichfalls westfälische überlieferung von den hünen am Hünenkeller und an der Porta, die sich ihr einziges beil zuwarfen [Fußnote]. Die hünen des Brunsbergs und Wiltbergs zwischen Godelheim und Amelunxen warfen sich große kugeln, als bälle, über die Weser (deutsche sagen no. 16). Nachbarn waren auch der riese auf dem Weißenstein und Remberg (in Oberhessen), sie hatten einen backofen beide gemeinschaftlich, der mitten im felde lag, wenn sie nun teig kneteten, warfen sie einander steine zu, auf dies zeichen sollte holz zum ofenheizen von des nachbars burg gebracht werden. einmal geschahs, daß beide zu gleicher zeit warfen und die steine in der luft zusammenfuhren [Fußnote], die liegen noch heutiges tags mitten im feld oberhalb Michelbach, jedwedem steht eine große riesenhand eingedrückt. ein andres zeichen gab der riese damit, daß er sich am leib kratzte: es war so laut, daß man es jenseits deutlich hörte. Die drei uralten capellen bei Sachsenheim, Oberwittighausen und Grünfeldhausen wurden von den riesen erbaut, welche die großen, schweren steine in schürzen heran trugen. als das erste kirchlein fertig war, warf der riese seinen hammer durch die luft: wo er niederfalle, solle der zweite bau beginnen. der hammer fiel zwei stunden weit zu boden und daselbst wurde nun das zweite kirchlein errichtet, nach dessen vollendung der riese abermals warf, und auf dem wieder zwei stunden weit entlegenen platz, wo der hammer niederfiel, die dritte capelle baute. in der bei Sachsenheim wird eine große rippe des baumeisters aufbewahrt [Fußnote]. Folgende sagen stammen aus Westfalen: oberhalb Nettelstädt am berge liegt der Hünenbrink: hier haben vorzeiten hünen gewohnt, welche mit ihres gleichen auf dem Stell (eine stunde weiter) gute gemeinschaft hielten. wenn die einen buken, und die andern wollten ein brot mit gar haben, so warfen sie es nur herüber [Fußnote]. Auch zu Hilverdingsen, an der südseite des schwarzen sees wohnte ein hüne, an der nordseite zu Hille ein andrer, und beide pflegten ihr brot zusammen zu backen. eines morgens glaubt der Hilverdingser hüne zu hören, daß sein nachbar den backtrog ausgeräumt habe und fertig sei; hurtig erhebt er sich vom lager, nimmt seinen teig und springt über den see. allein der nachbar hatte sich nur am bein gekratzt: das war das geräusch gewesen. In Altehüffen hausten hünen, denen nur ein einziges messer zu gebot stand. mitten im dorfe ist ein stamm gewesen, darin hat das messer gesteckt; wer es brauchte, holte es da, und brachte es wieder an seinen ort. die stelle, wo der baum gestanden, wird noch gezeigt. Diese hünen, die man auch dutten nannte, sind gar einfältige leute gewesen, und von ihnen schreibt sich das sprichwort her ›Altehüffen dumme dutten‹. Als die gegend umher immer mehr angebaut wurde, gefiel es den hünen nicht mehr unter den neuen ankömmlingen und sie zogen sich zurück. damals haben auch die dutten zu Altehüffen den entschluß gefaßt auszuziehen. sie wollten aber hin, und den eingang in den himmel suchen. wie es ihnen unterwegs gegangen, das ist nicht bekannt geworden, zum spott wird ihnen nachgesagt, sie wären endlich auf ihrem zuge an ein großes, stilles helles wasser gekommen, worin sich die klare luft spiegelte: da hätten sie geglaubt sich in den himmel zu stürzen, wären hineingesprungen und ertrunken [Fußnote]. Unverkennbar geht aus so merkwürdiger einstimmung [Fußnote] hervor, daß die riesen volkartig zusammenhielten und auf bergen im land angesessen waren, daß sie aber dem menschengeschlecht, welches man als ein nachrückendes volk betrachten kann, allmälich wichen. Ihre steinwaffen wandelt die sage in holzbeile und messer, ihr kriegsgeschäft in die friedliche handthierung des brotbackens. Ein alter brauch war, schwerte oder messer in einen mitten im hof stehenden baum einzustecken (fornald. sög. 1, 120. 121), an dem einhauen des beils in den stock erprobte man des mannes stärke (RA. 97). Das springen in den blauen see ist märchenhaft und wird sonst in andern fabeln vorgetragen (kinderm. 1, 343. 3, 112).
Was aber aufmerksamkeit verdient, schwedische volkssagen lassen den göttlichen riesenfeind selbst, der ja donnerkeile schleudert und hämmer wirft, mit steinen wie mit bällen spielen. Einst stieß Thor, als er bei Linneryd in Småland mit seinem diener (altn. Thiâlfi) vorübergieng, auf einen riesen, der ihn nicht erkannte, und fieng ein gespräch an: ›wohin führt dein weg?‹ ›ich will nach dem himmel und Thor bekämpfen, dessen blitz mir meinen stall angezündet hat.‹ ›du vermissest dich zuviel, bist du doch nicht einmal so stark, daß du diesen kleinen stein auf den großen heben könntest!‹ Mit aller kraft faßte der riese den stein, vermochte ihn aber nicht vom boden zu heben, solche schwere hatte ihm Thor verliehen. darauf versuchte es Thors diener und hob den stein leicht wie einen handschuh. Nun erkannte der riese den gott und schlug auf ihn so heftig ein, daß er in die knie sank, Thor aber schwang seinen hammer und erlegte den riesen.
Dieser sagen von geworfnen steinen, hämmern und dem harten fels eingeprägten riesenfingern sind allerwärts in Deutschland so viele, daß ich nur einzelne auslesen kann, die den ton aller übrigen angeben. Trümmer einer burg bei Homberg in Niederhessen zeigen die wohnung einer riesin an; zwei stunden seitwärts neben dem dorf Gombet liegt ein stein, den sie in einem wurf von Homberg dahin schleuderte, und die finger ihrer hand sieht man dem stein eingedrückt. Den Scharfenstein bei Gudensberg hat ein riese im zorn hingeworfen. Am Tyrifjordensstrand bei Buru in Norwegen liegt ein großer stein, den ein jutul im streit mit einem andern quer über die bucht geworfen haben soll: in dem stein stehen deutliche spuren seiner finger (Faye p. 15). Eine stunde weit von Dieren im Meißnischen liegen ein quarzblock und ein granitstein; jenen warf der riese von Wantewitz gegen den von Zadel, diesen der riese von Zadel gegen den Wantewitzer; doch beide fehlten, und die steine fielen weit vom ziel nieder [Fußnote]. Ebenso warfen zwei kämpfer zu Refnäs und Asnäs ungeheure steine gegen einander, der eine stein heißt sortensteen, der andere blak, und in letzterm stehn noch die finger des werfenden (Thiele 1, 47). Ein gewisser schieferstein heißt nach Hallager 53a in Norwegen jyvrikling, weil ihn die riesin (jyvri) mit butter überschmiert haben soll, und man noch die spur ihrer finger darauf sieht. Zwei riesen zu Nestved versuchten sich im steinschleudern, der eine warf nach Riislövkirche, doch der stein erreichte sie nicht; von dem andern wurde mit solcher gewalt geworfen, daß der stein über den Steinwald wegfuhr und noch jetzt an der landstraße von Nestved nach Ringsted zu sehen ist (Thiele 1, 80 vgl. 176). Im wald bei Palsgaard liegt ein ungeheurer stein, ein jette warf ihn dahin, weil ihm die hoffrau zu Palsgaard, um die er buhlte, abschlägige antwort ertheilt hatte. andere erzählen, ein jettemädchen habe den stein aus Fühnen in ihrem strumpfband herüber geschleudert (Thiele 3, 65. 66. vgl. 42).
Feindliche riesen, wenn einer in verfolgung des andern begriffen ist, springen schnelles laufs über dörfer weg, und ritzen die große zehe an der thurmspitze, daß das blut in bogen sprützt und eine lache bildet (deutsche sag. no. 325), was merkwürdig anklingt an Wäinämoinen rune 3. beim sprung vom steilen fels läßt ihr fuß, oder der huf ihres rosses spuren im stein (das. no. 318. 319). Auch des auf steinen ausruhenden, an felsen sich anlehnenden riesen gestalt prägt sich der harten oberfläche ein, z. b. Starcathers bei Saxo gr. 111 [Fußnote].
Als schmiede, gleich den cyclopen, werden in unserer volkssage die riesen nicht geschildert, und das schmieden der waffen bleibt den zwergen vorbehalten. Nur in der heldensage schmiedet der riese Aspriân schuhe (Roth. 2029), und Vade, der riese, läßt seinen sohn Velint erst bei Mîmir, dann bei zwergen schmieden lernen.
Allein smiđr bedeutet in der altn. sprache nicht faber, sondern überhaupt künstler, und namentlich baumeister: als kunstreiche baumeister stellen sich die riesen, die urheber jener colossalen bauten des alterthums (s. 442) wesentlich dar. An den neun riesensäulen bei Miltenberg sieht das volk noch die handgriffe der riesen, die damit vorhatten eine brücke über den Main zu bauen (deutsche sag. no. 19).
Die bedeutsamste erzählung steht in der edda selbst. ein iötunn war zu den asen gekommen, hatte sich für einen schmied ausgegeben und anheischig gemacht, in frist von anderthalb jahren eine feste burg zu bauen, wenn man ihm Freyja und dazu sonne und mond bewilligen wolle. Nachdem die götter zu rath gegangen waren, entschlossen sie sich auf das anerbieten einzugehen, wenn der riese den bau in einem winter, ganz allein ohne mannes hülfe, zu vollführen unternehme: sei den ersten sommertag etwas an der burg unfertig, so werde er aller seiner ansprüche verlustig. Auf welche weise der schmied den bau, bloß mit seinem starken pferd Svađilfari, beinahe vollbrachte, durch Loki aber gehindert und von Thôrr erschlagen wurde, meldet Sn. 46. 47.
Dieser mythus ist nun, nach jener wunderbaren fluctuation, die in echten volksüberlieferungen oft wahrgenommen wird, neugestaltet in andern zeiten und gegenden fortlebend. Ein deutsches märchen setzt den teufel an die stelle des riesen, wie in einer ganzen reihe von sagen der teufel, nicht anders als der ältere riese, bauten ausführt und steine schleudert: der teufel soll einem bauer ein haus bauen und dafür seine seele erlangen; aber ehe der hahn kräht, muß er vollenden, sonst ist der bauer frei, der teufel verfallen. Schon naht sich das werk dem ende, eine einzige ziegel bleibt noch aufzudecken, da ahmt der bauer den hahnekrat nach, plötzlich erkrähen alle hähne in der runde, und der menschenfeind verliert die wette. Alterthümlicher lautet eine norrländische sage [Fußnote]: König Olaf von Norwegen gieng in tiefen gedanken zwischen berg und thal; er hatte im sinn eine kirche zu bauen, deren gleichen sich nicht finden sollte, allein er sah, daß er den bau nicht zu stand bringen könnte ohne sein reich sehr zu beschweren. In dieser kümmernis begegnete ihm ein mann, seltsames ansehens, und fragte, worüber er so nachdenksam wäre? Olaf offenbarte ihm sein vorhaben, und der riese (troll) erbot sich binnen gewisser zeit ganz allein den bau zu vollbringen. zum lohn bedung er sich sonne und mond, oder den heil. Olaf selbst. Olaf gieng darauf ein, entwarf aber einen solchen plan zu der kirche, dessen ausführung ihn unmöglich däuchte: die kirche sollte so groß sein, daß sieben priester auf einmal darin predigen könnten, ohne einander zu stören, die pfeiler und zierrate, auswendig und inwendig, sollten aus hartem flins gearbeitet werden u. s. w. Bald stand eine solche fertig da, bloß dach und spitze fehlten. Neubekümmert über den eingegangenen handel wandelte Olaf wieder durch berg und thal; auf einmal hörte er in einem berg ein kind weinen und eine riesenfrau (jätteqvinna) es mit diesen worten stillen: ›zifs, zifs! [Fußnote] morgen kommt Wind und Wetter dein vater heim und bringt mit sich sonne und mond, oder den heil. Olaf selbst!‹ Olaf, froh über diese entdeckung [Fußnote] (denn mit des bösen geistes namen vernichtet man seine macht) kehrte nach haus; alles war fertig, die spitze eben aufgesetzt. Da rief Olaf: ›Vind och Veder! du har satt spiran sneder!‹ [Fußnote], sogleich fiel der riese, mit erschrecklichem krach, von dem kamm der kirche herab und zerbrach in viele stücke, welches lauter flinssteine waren. Nach abweichenden erzählungen hieß der jätte Bläster und Olaf rief:
Bläster! sätt spiran väster!
 
oder er hieß Slätt, und Olaf soll gerufen haben:
Slätt! sätt spiran rätt! [Fußnote]
 
In Norwegen selbst geht die nemliche sage um, der riese heißt aber Skalle, und zu Nidarös erbaute er die prächtige kirche; in Schonen von dem riesen Finn, der die kirche zu Lund erbaut und durch den heil. Laurentius in stein verwandelt wird [Fußnote] [Fußnote].
Von einer andern seite berührt sich aber mit der eddischen fabel folgende überlieferung aus Kurland. In dem dserwenschen Kintegesinde liegen alte mauersteine in bedeutender länge und breite sich erstreckend und das volk erzählt: vor der pest (d. h. vor undenklichen jahren) wohnte in der gegend von Hasenpot ein starker mann (riese) mit namen Kinte. er konnte ungeheure steinmassen hauen und glätten, und selbst die größten blöcke führte er mit einer einzigen weißen stute zusammen. sein wohnhaus baute er auf felsen, seine felder zäunte er mit steinwällen. Einmal hatte er streit mit einem libauschen kaufmann: um sich an ihm zu rächen lud er einen stein von zwölf fudern, spannte seine weiße stute vor, und fuhr nach Libau in der absicht, den fels vor des kaufmanns thür zu wälzen. Bei der stadt angelangt durfte er aber nicht über die brücke, man fürchtete, sie würde unter der last brechen, und verlangte, er solle den stein aus dem stadtgebiet wegschaffen. Voll verdruß that es der starke mann, und warf den stein an dem weg ab, der über Battenhof nach Grobin führt. Da liegt er noch bis auf heute, vorbeifahrende Letten zeigen und staunen ihn an [Fußnote]. Des Kinte weiße stute gleicht dem Svađilfari des nord. schmieds; die störung des riesen in seinem bau erfolgt auf andre weise.
König Olaf bestand noch manches abenteuer mit riesen und riesinnen. Als er in Hornsherred den hohen strandhügeln, wo eine riesin wohnte, vorbeisegelte, rief sie ihn an:
S. Olaf med dit röde skiäg,
du seiler for när ved min kjelderväg!
 
Olaf zürnte, und statt das schif durch die klippen zu lenken, drehte ers gegen den berg antwortend:
hör du kjerling med rok og med teen,
her skal du sidde og blive en steen!
 
kaum hatte er ausgeredet, so barst der berg, die riesin wurde in einen stein verwandelt und man sieht sie noch an der östlichen bergmauer mit rocken und spindel sitzen; an der entgegengesetzten mauer entsprang eine heilige quelle [Fußnote]. Nach einer schwed. erzählung wollte Olaf durch Värmeland über den Vänersee nach Nerike segeln, der troll rief entgegen:
kong Olaf med dit pipuga skägg,
du seglar för när min badstuguvägg!
 
Olaf versetzte:
du troll med din råk och ten 
skal bli i sten,
och aldrig mer göra skeppare men!
 
die riesin wurde zu stein, der könig errichtete ein kreuz zu Dalkykirche in Elfdals herred [Fußnote]. den dän. reim führt man auch folgendermaßen an:
hör du Oluf rodeskjäg,
hvi seiler du igjennem vor stueväg?
 
und:
stat du der og bliv til steen,
og ingen dannemand mere til meen [Fußnote].
 
Die norweg. sage selbst lautet so: das gebirge Hornelen auf Bremanger hieng vormals mit Maröe zusammen, wird aber jetzt durch einen sund davon getrennt. S. Olaf kam daher gesegelt und gebot den klippen sich zu sondern, damit er hindurch fahren könne. es geschah; doch augenblicklich sprang eine riesin aus dem berg und schrie:
sig du mand met det hvide skäg
hvi splitter du saa min klippeväg?
 
Olaf entgegnete:
stat trold nu evig der i steen,
saa gjör du ei nogen mand meer meen.
 
so geschahs und das steinbild steht noch auf der felsenmauer (Faye 124). Olafs rother bart (wie unsrer helden könige Otto und Friedrich) gemahnt an den des riesenfeindes Thôrr (s. 147); pipuga skägg scheint gleichviel mit pipskägg, keilförmiger, spitzer bart, was Ihre anführt, der norweg. reim hat den weißen bart (die barbe fleurie des Charlemagne). solche abweichungen, und die varianten kellermauer, badstubenmauer, klippenmauer verbürgen der tradition ihre volksmäßigkeit [Fußnote]. es wird nicht befremden, wenn ich ein noch älteres vorbild der ganzen überlieferung in der edda selbst nachweise. Als Brynhildr mit ihrem geschmückten wagen den ›helveg‹ fuhr, kam sie an einer gŷgr wohnung vorüber; die riesin trat ihr mit den worten entgegen:
skaltu î gögnom gânga eigi
grioti studda garđa mina!   Sæm. 228a
 
und nun entspinnt sich eine wechselrede, die von Brynhildr mit dem ausruf geschlossen wird
seykstu gŷgjärkyn.   (vgl. oben s. 412)
 
das haus der riesin ist aus steinen kunstreich gefügt; die späteren reime reden von keller und badstube, die riesin erscheint als hausfrau mit rocken und spindel. recht und heiligkeit des hausfriedens werden gekränkt, wenn fremde hindurchfahren. Mit rocken und spindel werden die riesinnen auch anderwärts, gleich elbinnen, geschildert: tolv troldqvinder de stode for hannem med rok og ten (D. V. 1, 94) [Fußnote].
Dicht an Romsdalshorn in Norwegen liegt ein berg, Troldtinder genannt, dessen vorragende zacken von riesen herrühren, welche Olaf in steine verwandelte, als sie ihn hindern wollten in Romsdal das christenthum zu predigen [Fußnote].
Nach Sæm. 145b scheint es, daß die riesen, gleich den zwergen, das tageslicht zu scheuen haben, und vom anbrechenden tag überrascht in steine verwandelt werden. ›dagr er nû‹, ruft Atli der Hrîmgerđr zu, ›hafnar mark þyckir hlœgligt vera, þars þû î steins lîki stendr‹.
Seltsame, menschähnliche gestalten, die sich am tropfstein, flins und sinter im kleinen, an basalt und granitfelsen im großen bilden, haben eine menge solcher vorstellungen von versteinerten riesen erzeugt und genährt. kreise der steinringe erklärt dann der mythus aus tänzen der riesen [Fußnote]; an viele felsen heften sich sagen versteinerter brautleute und tanzender gäste. die alte und volksmäßige gebirgsterminologie bedient sich überall der benennungen einzelner theile des leibs, und den bergen wird haupt, hals, rücken, achsel, bein, fuß beigelegt (RA. 541).
Hier treten auch mehrfache berührungen und verschiebungen der sage von zwergen, schraten und wassergeistern mit den riesen ein, wie schon der allgemeinere ausdruck troll in nordischer überlieferung anzeigt. bergwohnende zwerge unterliegen gleich den riesen der verwandlung in steine, wie sie ja aus stein entsprungen sind (s. 441). Rosmer havmand (meermann) springt oder fliegt, wie es sehr bezeichnend heißt, in stein [Fußnote].
Auf der andern seite mengt sich der begrif des riesen mehrfach mit dem des ihm sonst entgegengesetzten helden. in unsern kindermärchen nimmt der starke Hans ganz riesenmäßige natur an und auch der schmiedende Siegfried, den die gedichte des mittelalters als reinen held aufstellen, streift dann in die riesenart, gleich Wielant, der von riesen abstammt. leise schon Siegfried, noch deutlicher jener starke Hans erhalten außerdem einen anstrich eulenspiegelischer oder rübezalischer laune (s.  402), die in den finnischen riesensagen von Kalewa, Hisi und besonders Soini ergötzlich waltet. vgl. Kalewala rune 19. Dieser Soini oder Kullervo führte den beinamen kalki (schalk) und zerriß schon als dreitägiges kind seine windeln; an einen karelischen schmied verkauft, sollte er dessen kind warten, grub ihm aber die augen aus, tödtete es und verbrannte die wiege. als ihm darauf sein herr befahl die felder einzuzäunen, nahm er ganze tannen und fichten, die er mit schlangen durchflocht; nun sollte er die heerde weiden, die hausfrau hatte ihm aber in das brot einen stein gebacken, worüber Soini so ergrimmte, daß er bären und wölfe heranrief, die der frau die schenkel zerrissen und die heerde würgten. Auch die Ehsten erzählen von einem riesensohne (Kallewepoeg) der mit hölzernem pflug grasreiche länder furchte, und daß seit der zeit kein halm auf ihnen wachse [Fußnote]. Diese verschlagenheit der finnischen riesen sticht ab von dem plumpen aber treuherzigen wesen der deutschen und nordischen.
Vorzüglich aber läßt sich keine scharfe grenze ziehen zwischen riesen und den wilden, rauhen waldgeistern, die s. 396–402 abgehandelt wurden. im walde der Bingenheimer mark (vgl. oben s. 359) sieht man die steinsitze der wilden leute, die da vorzeiten hausten, und ihre handgriffe an den steinen (deutsche sag. no. 166). Im Gasteiner thal, erzählt Muchar s. 137, wohnten bei menschengedenken noch wilde männer, deren geschlecht seitdem ausstarb. einer der letzteren versicherte, er habe den Sallesenwald am Stubnerkogel neunmal ›mair werden‹ (absterben und wieder aufgrünen) sehen : es gedenke ihm, wie der Bocksteinkogl im Kötschachthal die größe eines kranawetvogls, das mächtige Schareck die eines semmelweckens gehabt. Jene männer besaßen riesenstärke: eine pflugschar über das ganze thal zu werfen war ihnen leichter wurf. einst lehnte ein solcher mann seinen stock an das reiterbauernhaus, und das ganze haus bebte. Sie wohnten in einer unzugänglichen höle am linken Acheufer zu eingang der Klamm; vor ihrer höle standen apfelbäume, mit den äpfeln warfen sie scherzhaft auf vorbeiziehende wanderer, man sieht noch überreste ihres hausraths. sie waren den thalbewohnern mehr hold als feindlich, und stellten ihnen oft butter und milch in menge vor die hausthüren. Dieser letzte zug stimmt eher zum wesen der zwerge und elbe als der riesen.
Und wie den elben die urbarmachung des landes, das ausreuten ihrer wälder ein greuel ist, der sie zum fortwandern nöthigte; so betrachteten auch die riesen die wälder als ihr eigenthum, in dem sie den menschen frei zu handthieren ungern gestatteten. Als ein bauernsohn eine bärtige fichte niederzuhauen begann, erschien alsbald ein großer, dicker trold und drohte: ›wenn du in meinem wald haust, schlage ich dich todt!‹ (Asbjörnsen Möe no. 6.) hierauf ist das dän. volkslied von Eline af Villenskov gegründet (D. V. 1, 175). Nicht weniger hassen die riesen, wie die zwerge (s. 380), das glockenläuten; so in einer schwedischen sage vom alten riesen im berg (Afzelius 3, 88), und darum schleudern sie felsen gegen die glockenthürme. auch Gargantua trägt die glocken aus den kirchen fort.
In vielen der vorgetragnen sagen wechseln riese und teufel, zumal da wo ihre plumpheit unterliegt. eine menge andrer beziehungen zwischen beiden sind ganz dieselben. der teufel wird als mehrhäuptig geschildert gleich dem riesen, aber auch dem drachen und höllenhund. wohin die hand des teufels greift oder sein fuß tritt, drücken sich selbst dem härtesten stein unvertilgbare spuren ein. die vom Olymp verjagten titanen gleichen den aus dem himmel gestoßnen, in teufel verwandelten engeln. die wohnstätte der riesen wird, wie die heidnische und teuflische überhaupt (s. 28), im norden angenommen: Freyr schaut vom himmel nach Iötunheim (î Iötunheima) Sæm. 81 und erblickt die schöne riesin, dies wird bei Snorri 39 ausgedrückt: Freyr leit î norđrætt. im dän. volkslied von dem hammerdiebstal heißt Thôrr Tor(Donner) af Hafsgaard (Seeburg), der riese, von dem Loke den hammer wieder herbeischaffen soll, wohnt in Nordenfjeld; das schwed. volkslied setzt unbestimmt trolltrams gård [Fußnote].
In die riesenart greift aber ganz ein, was s. 402 über den menschenfressenden huorco oder ogre mitgetheilt wurde. gleich ihm gelüstet es den steinschleudernden cyclopen in der Odyssee nach dem fleisch der menschen; und wiederum ist ein tartarischer riese Depêghöz (scheitelauge) [Fußnote] zwischen Polyphem, der sich mit egge kämmt, mit sichel schiert (Ov. metam. 13, 764), und Gargantua in der mitte stehend. als kind saugt er alle ammen aus, die ihm ihre brust reichen; dem erwachsnen müssen die Oghuzier täglich zwei menschen und 500 schafe liefern. Bissat der held brennt ihm mit einem geglühten messer das auge aus. der blinde riese setzt sich vor die thüre und fühlt jeden hinausgehenden bock an. ein pfeil, auf seine brust abgeschossen, drang nicht durch, er ruft ›was quält mich hier eine fliege?‹ die Lappländer melden von einem riesen Stalo, der einäugig war und in eisernem gewand umhergieng. man fürchtete ihn als menschenfresser und gab ihm den beinamen jitjatja. Nilsson, 4, 32. Auch im indischen Mahabharata wird Hidimbas ein riese (râkschasa [Fußnote]) als menschenfresser, misgestalt und rothbärtig vorgestellt: menschenfleisch wittert er von weitem [Fußnote] und befiehlt Hidimba, seiner schwester, es herbeizuholen, die sich, wie in den kindermärchen die frau oder tochter des ungeheuers, des schlafenden helden erbarmend annimmt [Fußnote].
Von solcher grausamen blutgier wissen die deutschen riesensagen nichts; selbst der nord. iötunn wird nirgends als menschenfresser vorgestellt, wie der griechische und morgenländische riese, unsere riesen sind um ein gutes theil treuherziger, der menschenbildung an gestalt und sinnesart näher: ihre wildheit übt sich am liebsten in mächtigen steinwürfen, bergversetzungen und ungeheuern bauten.
Saxo gramm. p. 10. 11 legt der riesin Harthgrepa die gabe bei sich klein und dann wieder groß zu machen. das ist ein zug, den märchen vom ogre oder dem teufel, volkssagen von der haulemutter (Harrys 2, 10) berichten [Fußnote].
In lebendiger volkssage hat sich die eigenheit der einheimischen riesennatur am echtesten fortgepflanzt; die riesen der dichter sind weit weniger anziehend, und zumal in den aus romanischer poesie entlehnten fabeln immer nur mit allgemeinen zügen geschildert. Harpin, ein riese im Iwein fordert eines ritters tochter, hängt ihm die söhne auf und verheert das land (4464. 4500) [Fußnote]: als er getödtet wird, fällt er wie ein baum zu boden (5074) [Fußnote]. noch unbedeutender erscheinen zwei riesen 6588 ff. Auch im Tristan ist die beschreibung des riesen Urgân (15923) wenig mehr belebt, er verlangt zins von rindern und schafen; seine abgehaune hand will er wieder anheilen (16114) [Fußnote]. Schon bessere farbe haben die riesen in den gedichten aus dem kreis der heldensage. Kuperân (Cüpriân, heldens. 171) im hürn. Sîfrit herscht über tausend riesen, er hält eine geraubte königstochter eingeschlossen. Lebendig treten im Rother Aspriân, Grimme und Widolt auf, der letztere liegt gleich einem löwen an der lanne und wird zum kampf losgelassen (744. 2744. 4079); in die stahlstange, welche zwei gewöhnliche männer nicht zu heben vermögen, beißt er, daß feuer daraus fährt (650. 4653. 4674), er schlägt damit als ein schneller donner (2734); er rauscht, daß die erde bebt (5051), sein halsberg klingt wenn er über die sträuche springt (4201); er wirft einen über vier mann hin, daß seine füße die erde nicht berühren (1718), schmeißt einen löwen an die mauer (1144. 1153), reibt feuer aus mülsteinen (1040), geht in dem melme (646. 678) bis an das bein (935), welcher zug auch Vilk. saga cap. 60 aufbehalten und morgenländisch ist (Hammers rosenöl 1, 36). Aspriân tritt den verwundeten in den mund (4275). Gute riesenzüge liefert auch Sigenôt, wenn der schlafende athmet, biegen sich die baumäste (60) [Fußnote], er rauft bäume aus in dem tann (73. 74), bereitet pfundige schübel (wieken) von leinen zu binden der wunden (113), nimmt den held unter die uchsen und trägt ihn fort (110. 158. Hag. 9 Laßb.). Eine riesin im Wolfdiet. trägt held und ros, gleich dem eichhorn springend, 72 meilen übers gebirg in ihre riesenklause; die riesin im volkslied (Aw. 1, 161) mann und pferd auf einen meilenhohen berg, wo zwei gesotten liegen und einer am spieß (also doch spur von androphagen): sie bietet dem held ihre tochter an, und als er entrinnt, schlägt sie mit einer keule, daß alle blumen und blätter des waldes zittern. Rütze, des riesen Welle schwester im heldenbuch nimmt einen baum für eine stange, mit wurzeln und ästen, daß zwei wagen sie nicht gefahren hätten; ein anderes weib ›von wilder art‹ geht über alle bäume und bedarf zweier rindeshäute zu ihrer beschuhung. Wolfd. 1513. Riese Langbein (danske vis. 1, 26) schläft im wald und wird von den helden aufgeweckt [Fußnote].
In überlieferungen des norwegischen und schwedischen volks wird noch manche unbekannte und ungesammelte riesensage [Fußnote] fortleben, und auch bei uns in Deutschland einiges aus mündlicher erzählung zu gewinnen sein, aus büchern weniger. Der Thurgauer Eishere (d. i. Egisheri, terribilis) bei dem mönch von S. Gallen (Pertz 2, 756) ist ein riesenmäßiger held, kein riese [Fußnote].
Von opfern, die riesen, wie freundlichen elben und hausgeistern, gebracht worden wären, von einem riesencultus kaum spuren. doch finde ich Kormakssaga 242 blôtrisi, riese dem man opfert, und der buttergeschmierte stein (s. 452) wurde vielleicht nicht von der riesin, sondern für sie bestrichen, denn das alterthum pflegte heilige steine und bilder mit öl oder fett zu salben (vgl. s. 51). bei jener verehrung des guten lubben (s. 435) ist die riesennatur noch nicht sicher ausgemacht. In beschwörungen wird Fasolt, der riese des sturms angerufen: er kann dann aber für einen halbgott gelten, gleich Thorgerđr und Irpa, die im Norden angebetet. wurden.
Der nachgewiesne zusammenhang mehrerer riesenappellative mit alten völkernamen ist dem anschluß einzelner heldennamen an historische gestalten ähnlich. mythische züge verwachsen geheimnisvoll mit geschichtlichen, und wie Dietrich und Carl den früheren held oder gott vertreten Ungern und Avaren den alten riesenbegrif. man darf es damit nur nicht übertreiben und muß auch der innern durchsichtigkeit der namen iötunn und þurs [Fußnote] ihr recht lassen. 

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11/24 22:01