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德国神话:CAP. XV. HELDEN.
日期:2014-05-06 14:08  点击:205
Zwischen gott und dem menschen besteht eine stufe, auf der sich beide einander vermitteln, das göttliche wesen den irdischen dingen näher gerückt, die menschliche kraft verklärt erscheint. Je älter das epos, desto nothwendiger sind ihm leiblich auftretende götter; ohne helden, in denen noch göttlicher funke sprüht, oder die seiner theilhaft werden, kann auch das jüngere nicht auskommen.
Heldenthum darf in nicht anders gesetzt werden, als in kampf und sieg: held ist ein mensch, der gegen das böse streitend unsterbliche thaten verrichtet und zu göttlicher ehre gelangt. wie im standesverhältnis der edle zwischen dem könig und freien, so steht der held zwischen gott und dem menschen. aus den edlen gehen könige, aus den helden götter hervor. ήρως εστὶ εξ ανθρώπου τι καὶ θεου̃ σύνθετον ὸ μήτε άνθρωπός εστὶν, μήτε θεὸς, καὶ συναμφότερός εστί (Lucian. in dial. mortuor. 3), doch so daß das menschliche vorwalte: ita tamen ut plus ab homine habeat, sagt Servius zu Aen. 1, 200. der held unterliegt leiden, wunden, dem tode, von welchem nach der vorstellung des alterthums selbst die götter nicht frei blieben (s. 264). in dem helden erreicht der mensch die hälfte der gottheit, er wird halbgott, semideus: ημιθέων γένος ανδρω̃ν Il. 12, 23; ανδρω̃ν ηρώων θει̃ον γένος, οὶ καλέονται ημίθεοι. Hes. έργ. 159. Jornandes wendet semidei auf die anses an (oben s. 21), wie Saxo gramm. p. 39 den Balder für einen semideum, arcano superum semine procreatum ausgibt. in altn. denkmälern begegnet sonst weder hâlfgođ noch hâlfâs [Fußnote], N. Cap. 141 verdeutscht hemithei heroesque halbkota unde erdkota.
Verschieden sind die helden von dämonischen wesen, wie engeln, elben, riesen, welche zwar die kluft zwischen gott und menschen erfüllen, aber keinen menschlichen ursprung haben. boten der götter waren im heidenthum selbst götter [Fußnote], der jüdischchristliche engel ist ein dämon. eher läßt sich der held dem christlichen heiligen vergleichen, der durch geistigen kampf und leiden eine stelle im himmel verdient [Fußnote].
Fast aus allen benennungen, die ihnen beigelegt werden, geht auch diese menschheit der helden hervor. die lat. sprache hat für den bestimmten begrif eines göttlichen, verklärten helden den gr. ausdruck heros beibehalten, so nah ihr eignes vir = goth. vair, altn. ver [Fußnote], ags. ver, ahd. wer, lett. wihrs, litth. wyras, im sinne von vir fortis (Tac. Germ. 3) an das skr. vîra, heros, reicht. zu heros, ήρως, das ursprünglich den bloßen kämpfer bedeutet, vergleicht man allzuviel: herus, ‛Ήρη, ‛Ηρακλη̃ς, selbst ’Άρης und αρετή = virtus, so daß auch goth. áirus, altn. âr, âri nuntius, minister anschlagen, oder das digamma berührung mit dem vorhergehenden vîra scheinbar machen könnte. Deutlicher ist unser held fortbildung des einfachen altn. halr, ags. häle vir, schon Vopiscus führt den namen Halidegastes (wie Leudogastes) an, und ein goth. haliþs, ahd. halid, helid (nach den eigennamen Helidperaht, Helidcrim, Helidgund, Helidniu, Helidberga [Fußnote]), ist sicher zu vermuten, obgleich unsre denkmäler erst seit dem 12 jh. helit pl. helide gewähren; das mhd. helet, helt, pl. helde erscheint desto öfter. von dem ags. häleđ bemerke ich, daß es seinen pl. sowol häleđas als häleđ (z. b. Beov. 103) bildet, letzteres alterthümlich nach dem goth. mênôþs, woraus auch ein goth. pl. haliþs, ahd. pl. helid neben helidâ zu folgern wäre, den der mhd. pl. held Wh. 44, 20 bestätigt, Alts. finde ich nur den pl. helidôs, helithôs, im Hel. drückt helithcunni, helithocunni geradezu genus humanum aus. mnl. helet, pl. helde. das altn. höldr, pi. höldar (Sæm. 114b 115a Sn. 171) fordert ein älteres höluđr (wie mânuđr = goth. mênôþs), es scheint nichts als miles, vir zu bezeichnen und höldborit in der erstangeführten stelle weniger als hersborit, die höldar sind freie bauern, bûendr. das dän. helt, schwed. hjelte (altschwed. hälad) zeigen unorg. t statt d, vielleicht sind sie mehr auf die deutsche als altn. form zurückzuleiten. will man in halr und haliþs das verbum haljan occulere, defendere, tueri hervorheben, so ergibt sich der übergang von tutor auf vir und miles leicht; selbst das lat. celer liegt nicht weit ab von celo. Außer diesem hauptausdruck, dessen erörterung hier nicht ausgewichen werden durfte, kommen noch einige andere in betracht. N., der auffallend heleda meidet, hat Cap. 141 noch: heroes, taz chît hertinga alde chueniga. hertinga gemahnt an die ags. heardingas Elene 25. 130, sei darunter ein bestimmter stamm oder allgemein helden zu verstehn, und man könnte sich die herleitung von herti, heard gefallen lassen, viri duri, fortes, exercitati, hartunga ist N. ps. 9, 1 exercitatio. da aber ein goth. heldenstamm Azdingi, Astingi, zugleich ein altn. Haddîngjar vorkommt und goth. zd, altn. dd, ags. rd, ahd. rt einander begegnen, so hat es mehr für sich, in der überlieferung des goth. wortes einen wegfall des h anzunehmen und die formen hazdiggs, haddîngr, hearding, hartinc einander gleichzustellen [Fußnote]. wenn nun das altn. haddr haarlocke bedeutet (vgl. s. 257) dürfte in haddîngr, hazdiggs u. s. w. der für den freien mann und helden passende sinn von crinitus, capillatus, cincinnatus angetroffen werden, und es wäre merkwürdig, daß im zehnten jh. noch die bedeutung heros fortgelebt hätte. Nicht geringeren werth hat uns der andre ausdruck chuenig, wobei kaum an chuning rex, wie N. stets schreibt, zu denken ist, jenes aber scheint = chuonig entweder von chuoni audax, fortis (wie fizusig von fizus callidus) oder dessen noch unaufgehellter wurzel [Fußnote] zu leiten. Unmittelbar an den begrif des helden grenzen ferner das ahd. dëgan (miles, minister); wîgant (pugil); chamfio, chempho (pugil), ags. cempa, altn. kappi; altn. hetja (bellator), vielleicht zu hatr odium, bellum gehörig; altn. skati, besser skađi, ags. sceađa, scađa, eigentlich nocivus, dann praedator, latro und aus dieser im alterthum ehrenden bedeutung in die von heros übertretend, noch im mittelalter blieb landscado, landschade eigenname edler geschlechter. daß heri (exercitus), goth. harjis auch miles ausdrückte, lehren ahd. glossen (Graff 4, 983) und die mit heri zusammengesetzten einzelnen mannsnamen. vgl. cap. XXV einheri. eigen entfaltete sich auch das ahd. wrecchio, hrecchio, reccho aus dem begriffe exsul, profugus, advena, wie er im ags. vrecca, alts. wrekio vorherscht, zu dem eines fern von seiner heimat kämpfenden helden, und das mhd. recke, altn. reckr ist bloß held im allgemeinen [Fußnote]. Ähnliche bezüge anderer wörter werden sich aufweisen lassen, es ist festzuhalten, daß die allereinfachsten benennungen des manns und des menschen überhaupt für den begrif des helden sich eigneten; wie uns noch heute mann, reichte das altn. halr, das ahd. gomo (d. i. homo), altn. gumi zu der vorstellung heros aus. Diut. 2, 314b glossiert gomo heros und in der edda sind gumnar was skatnar [Fußnote].
Was ist nun die ursache dieser erhebung und steigerung menschlicher natur? anfangs immer, so viel ich sehe, ein verhältnis leiblicher verwandtschaft zwischen einem gott und dem geschlecht der menschen. die helden sind epigonen der götter, ihr geschlecht rührt von den göttern her: ættir guma er frâ gođom kômo. Sæm. 114a.
Eine fülle von belegen gewährt uns die griechische mythologie; dadurch daß alle helden unmittelbar oder mittelbar von göttern und göttinnen mit menschen erzeugt wurden, knüpfen sich die ältesten königsgeschlechter an den himmel. offenbar gehn aber die meisten dieser zeugungen von Zeus aus, der an die spitze der götter wie der menschen tritt und auf den sich jeder glanz der ahnen zurückleitet. So zeugte er mit Leda Castor und Pollux, die nach ihm Dioscuren heißen, mit Alcmene Heracles, mit Danae Perseus, mit Io Epaphus, mit Niobe Pelasgus, mit Europa Minos und Sarpedon; andere helden gehen erst durch ihre voreltern auf ihn zurück: Agamemnon war sohn des Atreus, dieser des Pelops, dieser des Tantalus, dieser dann des Zeus; Ajax stammte von Telamon, dieser von Aeacus, dieser von Zeus und Aegina ab. Nächst Zeus scheinen die meisten helden von Ares, Hermes und Poseidon auszulaufen: Meleager, Diomedes und Cycnus waren Ares söhne, Autolycus und Cephalus Hermes söhne, Theseus war des Aegeus, Nestor des Neleus sohn, beide aber Aegeus mit Aethra, Neleus mit Tyro von Poseidon gezeugt. Achilles war des Peleus und der Thetis sohn, Aeneas des Anchises und der Venus [Fußnote]. Diese beispiele reichen zum maßstab für die verhältnisse einheimischer heldensage [Fußnote].
Tacitus stellt nach alten liedern an die spitze unseres volks als urahnherrn den Tuisco, der kein held, vielmehr selbst ein gott ist, da er ihn ausdrücklich deum terra editum nennt. Gleichwie nun Gaea aus sich selbst den Uranos und Pontos gebar, d. h. dem schoße der erde himmel und wasser entstiegen, so scheint auch Tuisco von dem worte tiv, in welchem ursprünglich der begrif des himmels erkannt wurde (s. 161), zu leiten und Tuisco, d. i. Tvisco konnte leicht aus der volleren form Tivisco hervorgehen. Tvisco mag entweder coelestis oder wirklich abstammung von einem andern göttlichen wesen Tiv, das wir noch später unter den göttern auftreten sehn, ausdrücken, Tiv und Tivisco sind und bezeichnen gewissermaßen dasselbe. dem sinn und der stellung nach ist also Tvisco Uranos, dem namen nach Zeus, den die gr. sage erst durch Kronos von Uranos herstammen läßt, ungefähr wie Tiv oder Zio bei uns als Wuotans sohn erscheint und ein andrer sohn Donar den haupttheil des amts übernimmt, das die Griechen dem Zeus beilegten. Auch Donar war der Erde und Wuotans sohn, so wie Gaea das große waldgebirg (ούρεα μακρά: Hesiod. theog. 129. goth. faírgunja mikila) zeugte, Donar selbst aber berg und faírguneis hieß (s. 140. 143.), ουρανός mit ου̃ρος, όρος, die vorstellung deus mit der von ans (s. 20. 156) zusammenhängt. Gaea, Tellus, Terra kehren in unsern göttinnen Fiörgyn, Iörđ und Rindr wieder (s. 207); so kreuzen sich hier die namen der götter und göttinnen, doch in ähnlicher richtung.
Des erdgebornen Tvisco sohn war Mannus, und kein name kann deutscher klingen, obschon ihn die nordische mythologie so wenig als Tvisco (altn. Tŷski?) überliefert. ohne zweifel hat diesem worte im alterthum ein tieferer sinn beigewohnt, durch anfügung des ableitenden -isk entspringt, wie aus Tiv Tivisco, aus mann mannisko = homo, denkendes, seiner bewustes wesen (vgl. s. 48); beide formen, die einfache und abgeleitete, bieten (wie tiv und tivisko) denselben sinn dar. man darf das skr. Manus und manushja hinzuhalten. Mannus aber ist der erste held, des gottes sohn und aller menschen vater. selbst bis zu dem späteren mittelalter scheinen noch überlieferungen von diesem stammvater des gesamten deutschen volks durchgedrungen, in einem gedichte meister Frauenlobs (Ettm. s. 112), demselben, das auch des mythischen königs Wippo gedenkt (s. 248), heißt es
Mennor der êrste was genant,
dem diutische rede got tet bekant;
 
dies ist nicht aus Tacitus unmittelbar geschöpft, da der eigenname bei aller ähnlichkeit abweicht [Fußnote].
Wie von Tvisco und Mannus alle Deutschen, so stammen von Mannus drei oder nach abweichender auffassung fünf söhnen die drei, fünf oder sieben hauptäste des volks her. aus den von den Römern mitgetheilten namen der völker lassen sich die der ahnherrn folgern.
Der dreifachen eintheilung aller Germanen in Ingaevones, Iscaevones und Herminones liegen die heldennamen Ingo, Isco und Hermino unter, deren jeder noch festere anknüpfung gestattet.
Ing oder Ingo, Inguio hat sich im andenken der sächsischen und nordischen stämme zulängst erhalten. ahd. runenalphabete schreiben Inc, ags. Ing, im runenlied scheint noch etwas von seiner sage nachzuklingen:
Ing väs ærest mid Eástdenum
geseven secgum, ođ he sîđđan eást
ofer væg gevât. væn äfter ran.
þus Heardingas þone häle nemdon.
 
erst hielt sich Ing bei den Ostdänen (vgl. Beov. 779. 1225. 1650) auf, dann zog er gen osten über meer [Fußnote], sein wagen rollte nach. der wagen ist bedeutsames kennzeichen der alten götter, aber auch der helden und könige, daß er hier bei der meerfahrt besonders hervorgehoben wird, scheint einen uns verdunkelten zug der sage zu bezeichnen [Fußnote]. Zu dem östlichen wohnsitze Ings stimmt auffallend die merkwürdige im Islendîngabôk (Isl. sög. 1, 19) von den Ynglingen gelieferte stammtafel. daselbst steht oben an ein Yngvi Tyrkja konûngr, auf welchen unmittelbar göttliche wesen Niörđr, Freyr, Fiölnir (ein beiname Ođins), Svegdir u. s. w. folgen. gerade so hieß Ođinn Tyrkja konûngr (Sn. 368) von seinem aufenthalt in Byzanz (s. 135). Ynglînga saga hingegen beginnt den stamm erst mit Niörđr, nach welchem Freyr, Fiölnir und die übrigen genannt werden; bei Freyr aber, zu dem jener wagen besonders stimmte, ist angegeben, dass er mit anderm namen Yngvi oder Yngvifreyr (oben s. 175) und nach ihm das ganze geschlecht Ynglîngar heiße [Fußnote]. richtiger wäre Ingîngar oder Ingvîngar, wie die ahd. und ags. schreibung lehrt, auch eine menge mit Ing oder Ingo zusammengesetzter uralter namen bestätigt: Inguiomêrus (Ingimârus, Ingumâr, asp. Hincmarus) Inguram, Ingimund, Ingiburc, Inginolt u. s. w. selbst Saxo gramm. schreibt Ingo, Ingimarus. aus der fortbildung Ingil in Ingelwin, Ingelberga und dem nord. Ingellus kann Ynglîngar für Inglîngar herrühren, wenn es nicht bloße verwechslung mit ŷnglîngr (juvenis), ahd. jungilinc, ags. geongling war, von der hier ganz abliegenden (?) wurzel ûngr, junc, geong. Das wichtigste aber ist, daß jene genealogie Ingvi vor Niörđr setzt, so daß er Freys großvater wäre, während die andere fassung ihn mit Freyr gleichsam wiedergeboren werden läßt und mit Freys namen selbst verschmelzt, wovon eine spur auch in dem ags. freá Ingvina (s. 175) steckt. dies Ingvina scheint gen. pl. von Ingvine (ahd. Inguwini) und dominus Ingvinorum braucht nicht nothwendig auf den gott bezogen zu werden, jeder held könnte so heißen. Mit gutem fug aber scheint Ingvi, Inguio eines geschlechtes oberster ahn, das den namen Ingvîngar = Ynglîngar führt. Was nun die nord. stammsage nicht höher hinauf zu bringen vermag, als zu Ingvi, hat uns Tacitus willkommen ergänzt, Inguio ist ihm des Mannus, dieser des Tvisco sohn, und die Ingaevones sind eins von beiden, entweder ahd. Inguion (sg. Inguio) oder Ingwini nach maßgabe jenes ags. Ingvine.
Fortgesetzt lautete dann die reihe der götter und helden: Tvisco, Mannus, Ingvio, Nerthus, Fravio (oder wie im römischen munde das goth. Fráuja verändert worden wäre). des erdensohnes Tvisco mutter wiederholt sich nach zwei zwischengliedern in Nerthus, dem gott oder helden, wie ein nord. Ingui bald vor, bald nach Niörđr steht, und jene gen osten verlegten Vanir, denen Niörđr und sein sohn Freyr hauptsächlich beigezählt wurden (s. 180. 181), hätten anspruch darauf, mit den Ingaevonen für einen und denselben stamm zu gelten, so sehr auch ihre deutschheit durch die verknüpfung mit Mannus und Tvisco gerechtfertigt scheint.
Diese bande ziehen sich aber noch fester. jenes ags. lied berichtete, Ing habe seinen namen unter den Heardingen geführt, von ihnen empfangen. die Heardingas sind entweder helden und männer überhaupt, wie s. 283 gezeigt wurde, oder ein besonderes volk. Hartung ist noch unserm heldenbuch könig der Reußen. wahrscheinlich ein und derselbe mit Hartnît oder Hertnît von Reußen; im Alphart einer der wölfingischen helden [Fußnote]. dunkel bleiben uns Hartunc und sein vater Immunc (Rudlieb 17, 8). Heardingas scheinen ein den Dänen und Schweden östlich gelegnes volk, unter welchen Ing eine zeitlang gelebt haben soll; diesen aufenthalt erläutert sowol der türkische könig Yngui als der russische Hartung. Daß dem Hartunc, Hearding die altn. form Haddîngr entspreche ist dargethan worden. während nun der dänische heldenstamm auf Ođinn zurückgeleitet schon in der dritten abstammung zu Frôđi gelangt, nach Ođinn Skiöldr, Friđleifr, Frôđi folgen, lautet bei Saxo gramm. die reihe Humbl, Dan, Lother, Skiold, Gram, Hading, Frotho. Hading aber steht für Hadding, wie selbst aus der schreibung ›duo Haddingi‹ (Saxo s. 93), d. h. die in der edda öfter genannten Haddîngjar, hervorgeht; von ihm heißt es s. 12: ›orientalium robore debellato Suetiam reversus‹, welche orientales wiederum Rutheni sind; überaus merkwürdig aber ist, daß diesem dänischen könig und seiner frau Regnilda von Saxo s. 17. 18 ein lied in den mund gelegt wird, das in der edda (Sn. 27. 28) Niörđr und Skađi singen [Fußnote]. Hadding darf demnach für identisch mit Niörđr, d. h. für eine wiedergeburt des gottes genommen werden, die sich auch darin bestätigt, daß Friđleifr = Freálâf den wir bereits oben (s. 181) dem einfachen Freá gleichsetzten, in demselben stamm erscheint, genau wie Freyr ein sohn des Niörđr ist, und Saxo meldet ausdrücklich s. 16, Hadding habe ein Fröblôt, opfer zu Freys ehre gestiftet. Ob in Frôđi (ahd. Fruoto, mhd. Fruote), dem sich verdreifachenden helden der dänischen sage, dessen herschaft friedlich und seelig gepriesen wird, nochmals Freyr gesucht werden könne, bleibt dahin gestellt.
An dem tacitischen gotthelden haftet also noch deutlich ein nordischer gott, und die aufgewiesnen gelenke müssen, wenn ich mich nicht teusche, der lesart Nerthus das siegel aufdrücken. Will man in die reihe des geschlechts die göttin nicht einlassen, an dessen urbeginn schon eine Terra mater stand, so liegt es wenigstens nahe anzunehmen, daß ihren namen einzelne völker auf den gott oder helden übertrugen, der eins der folgenden glieder des stamms bildete.
Wahrscheinlich schlagen hier noch andere nordische mythen ein, lichter die in das tiefe dunkel unsrer vorzeit streifen, ohne sie ganz erleuchten zu können, oft nur in räthselhaftem schimmer sich verlieren. Das formâli der edda s. 15 nennt Ođinn vater des Yngvi und bringt ihn an die spitze der Ynglîngar: man sieht sich von neuem befugt Ođinn und Mannus oder Tvisco gleichzusetzen. ja in solchem zusammenhang, bei dem wechsel der glieder, wäre fast Ođinn = Niörđr zu ertragen, was eine handschrift darbietet. Weiter reicht aber die erzählung frâ Fornioti ok han ættmönnum (fornald. sög. 2, 12): zu oberst steht Burri, wie der könig von Tyrkland, und auf ihn folgen Burr, Ođinn, Freyr, Niörđr, Freyr, Fiölnir, mithin ein doppelter Freyr, der erste an Yngvis stelle, d. h. jener Yngvifreyr, aber auch ein mehrfacher Ođinn. Fiölnir ist Ođins name (Sæm. 10a 46b 184a Sn. 3). Burri und Burr, zwei sich ganz nah liegende namen (wie Folkvaldi und Folkvaldr), in andrer reihe Burri und Bors genannt, scheinen deutlich die Sn. 7. 8 als vorfahren der drei brüder Ođinn, Vili, Ve (s. 135) aufgeführten Buri und Börr. Buri ist nun aber der von der kuh aus den steinen geleckte erste mann oder mensch, also der êristporo, ein ahd. Poro, goth. Baúra; Börr könnte ahd. Paru, goth. Barus heißen, oder welche form man sonst annehmen will, immer rührt sie aus der in einer stammsage zusehends passende wurzel baíran, welche erstgeborne, ersterschafne menschen verkündet [Fußnote]. doch kann man auch an Byr wunschwind denken s. 119. Sollten nicht Buri, Börr, Ođinn parallel sein den nur mit andern namen genannten Tvisco, Mannus, Inguio? dem Inguio stehen zwei brüder zur seite, Iscio und Hermino, wie dem Ođinn Vili und Ve, es würde sich erklären, warum der edda die namen Tŷski und Mađr mangeln, da sie durch Buri und Börr vertreten sind, und noch manches andere begreiflich werden. Tvisco heißt terra editus wie Buri aus dem stein hervorgeht; finden wir Ođinn an der spitze der Ynglîngar wie Inguio an der Ingaevonen, so darf darin bestätigung des satzes gesucht werden, daß Sachsen und Cherusker, bei denen vorzugsweise Wôdan gefeiert war, eben den kern der Ingaevonen bildeten. Hier mögen götter und halbgötter vielfach zusammenrinnen, stets aber scheint die eigentliche hauptgottheit, Wuotan, unter ihnen aufzutauchen.
Ich fahre fort Tacitus auszulegen. In der vermutung, des Inguio oder Ingo bruder könne nur Iscio, Isco, nicht Istio, Isto geheißen haben, bestärkt mich alles. Darauf daß einzelne hss. des Tacitus wirklich Iscaevones lesen, soll weniger gewicht liegen: genauer wird nachzusehen sein, ob ST in Istaevones bei Plinius überall sicher ist, und selbst dies könnte noch nicht zwingen dem SC zu entsagen, Iscaevo war vielleicht schon bei den Römern der verderbnis in istaevo ausgesetzt, wie Vistula neben dem richtigeren Viscula durchdrang. unabweisbar aber scheint in einer nicht aus Tacitus aufgenommnen überlieferung des mittelalters, bei Nennius Escio und Hisicion [Fußnote], in einem gälischen gedicht des 11 jh. Isiocon [Fußnote] [Fußnote]. Soll alles nicht gelten, so reden innere gründe: wir haben in Tuisco und Mannisco eben der form isc ihr recht angethan, und Tuisto, das gleichfalls geschrieben vorkommt, widerstrebt jeder deutung. zu beiden aber stimmt in derselben stammsage der dritte name Isco. Statt des Tvisco und Mannus reicht die nordische fabel zwei andere benennungen dar, während sie Inguio in Ingvi beibehielt; sollte sich nicht auch Iscio nachweisen lassen? ich meine ihm in dem eddischen Askr auf der spur zu sein, welcher name wiederum von dem ersterschafnen menschen gebraucht wird (Sæm. 3. Sn. 10) und einen eschbaum bedeutet. seltsam scheint schon, daß wir in den runennamen diesem ask (die deutung mag den baum im sinn haben oder nicht) neben inc, ziu, er, lauter helden und göttern begegnen; unter den altn. namen der erde Sn. 220b findet sich Eskja. aber auch der vocalwechsel in beiden namensformen Iscio und Askr gilt geradeso in der ableitungssilbe -isk und -ask.
Hier mag ein verwegner einfall sich luft machen. in unsrer sprache wird das abstammungsverhältnis hauptsächlich durch zwei ableitungssilben ausgedrückt, ING und ISK. manning bezeichnet den von man stammenden sohn, mannisko fast dasselbe. ich sage nicht, daß die göttlichen vorfahren aus der grammatischen form genommen, noch weniger, daß die grammatische form aus den heldennamen entsprungen sei. ich lasse den tiefen zusammenhang beider unerklärt und zeige ihn bloß an. Wenn aber die proximi oceano wohnenden Ingaevones Sachsenstämme waren, die noch heute der ableitung -ing zugethan sind, so darf angemerkt werden, daß Asciburg ein heiliger sitz der Iscaevonen, die proximi Rheno hausten, am Rhein lag [Fußnote]. Von Askr und dem bezug des namens auf den baum soll im XIX cap. gehandelt werden; zu den Iscaevonen gehört aber noch, daß auch die Angelsachsen einen helden Oesc, folglich Oescingas kennen.
Zeuß s. 73 gibt der lesart Istaevones den vorzug, er stellt sie zu den Astingi, Azdingi, die ich s. 283 für Hazdingi genommen und den altn. Haddîngjar, ags. Heardingas, ahd. Hertingâ verglichen habe. die annahme Istaevones = Izdaevones fordert, daß das goth. zd. = ags. rd, ahd. rt damals noch unter rheinischen Deutschen gegolten habe; ich kenne bisher weder ein ahd. Artingâ, Ertingâ noch ein altn. Addîngar, Eddîngar. Der stammheld würde nach dieser, auf jeden fall sinnreichen und ferner zu prüfenden vermutung Istio = Isdio, Izdvio, ahd. Erlo, altn. Eddi heißen, wozu der berühmte ausdruck edda proavia stimmte, dessen goth. form izdô, ahd. ertâ wäre. Izdo, Izdio proavus erschiene an sich ein treffender name für den stammherrn. Den wechsel zwischen i und a hätten beide deutungsversuche Iscaevones = Askingâ und Istaevones = Artingâ miteinander gemein.
Länger noch als seine brüder wird uns des Mannus dritter sohn beschäftigen. Erminos nachkommenschaft vervollständigt den cyclus der drei großen hauptstämme Deutschlands: Ingaevones, Iscaevones, Herminones. ihre ordnung scheint gleichgiltig, und ist bei Tacitus bloß von der örtlichen lage entnommen; der einstimmige vocalanlaut läßt auf ein alliterierendes nebeneinanderstehn der drei stammhelden in deutschen liedern schließen. Die aspiration, von den Römern in Herminones wie in Hermunduri zugefügt, ist dem deutschen worte eigentlich fremd, wird aber auch von lat. schriftstellern des mittelalters in eigennamen, die mit Irmin zusammengesetzt sind, häufig beibehalten. im namen des historischen Arminius läßt sie Tacitus weg.
Wie bei Inguio und Iscio muß für den namen des helden die sonst erweisbare schwache form Irmino [Fußnote], Ermino, goth. Aírmana angesetzt werden: die ableitung Herminones und selbst die entstellungen Hisicion, Armenon und Negno bei Nennius bezeugen sie [Fußnote]. vielleicht ist sogar das stark gebildete Irman, Irmin, Armin davon zu unterscheiden. Weit häufiger als das einfache wort sind aber eine menge von zusammensetzungen mit irman-, irmin-, nicht bloß für eigennamen, sondern auch für andere sinnliche und abstracte ausdrücke: goth. Ermanaricus (Aírmanareiks), ahd. Irmanrîh, ags. Eormenrîc, altn. Iörmunrekr, wo das u zu dem volksnamen Hermundurus stimmt; ahd. Irmandegan, Irmandeo, Irmanperaht, Irmanfrit, Irminolt, Irmandrût, Irmangart, Irmansuint u. s. w. aufmerksamkeit verdienen die benennungen einiger thiere und pflanzen, das altn. Iörmungandr ist eine schlange, Iörmunrekr ein stier, das ags. Eormenvyrt und Eormenleáf soll eine malve sein, ich finde auch geormenvyrt, geormenleáf geschrieben. belege für irmangot, irmandiot, ags. irminthiod, irminman, irmansûl u. a. m. sind schon s. 97. 98 gegeben. einer villa Irmenlô, d. h. eines waldes (in illa silva scaras sexaginta) gedenkt eine urk. von 855 in Bondams charterboek p. 32. silva Irminlô Lacombl. 1, 31.
In diesen zusammensetzungen, besonders den zuletzt genannten scheint irman nur allgemeinen, verstärkenden sinn zu haben und sich nicht bestimmt auf einen gott oder held zu beziehen (vgl. Woeste mittheil. s. 44); es gleicht andern wörtern, namentlich got und diot, regin und megin, die wir ganz ähnlich verwendet sehn. wohnte ihm jener bezug bei, so würde statt Eormenleáf Eormenes leáf gesagt sein, wie Forneotes folme, Wuotanes wec. Irmandeo ist also ungefähr was Gotadeo, Irmanrîh, was Diotrîh, und wie irmangot den großen gott, irmandiot das große volk, iörmungrund die große, weite erde, so kann auch irmansûl nichts anders als die große seule aussagen sollen, gerade diesen sinn faßte Rudolf in der übersetzung universalis columna (s. 97) auf.
Das mag sein, nichts hindert aber, daß Irmino oder Irmin in früheren jahrhunderten persönliche bedeutung hatten, sahen wir doch neben Zeus und Tŷr die abstractionen deus und das präfix tŷ-, tîr- (s. 162) vgl. s. 281. wurde aus Sæteresdäg später Saturday, Saterdach (s. 104), so darf Eritac auf Erestac (s. 167), Eormenleáf auf Eormenes leáf, Irmansûl auf Irmanessûl zurückführen; auch Donnerbühel für Donnersbühel (s. 142), Woenlet für Woenslet (s. 132) begegneten und wir sagen Frankfurt statt Frankenfurt. jemehr der sinn des namens verblich, desto leichter wurde auch die genitivische form entbehrt; der ahd. ausdruck godes hûs ist sinnlicher, der goth. guþhus abstracter, doch beide gelten, wie alts. regano giscapu und regangiscapu, metodo giscapu und metodgiscapu nebeneinander. jenes geormen = eormen mahnt an Germanus (gramm. 1, 11).
Freilich unterscheidet Tacitus jenen Hermino, der ihm in Herminones steckt, von Arminius, den die Römer bekämpften; doch das bekannte auf diesen bezogne canitur adhuc barbaras apud gentes gieng leicht schon aus misverstand der kunde hervor, die von deutschen liedern auf den mythischen helden zu der Römer ohr gedrungen war. Gesetzt irmansûl drückte wörtlich nur eine große seule aus, dem volk, das sie verehrte, muß sie ein göttliches bild, also auf einen bestimmten gott bezüglich gewesen sein. um diesen aufzufinden hätte man nur zwischen zwei wegen zu wählen, entweder war er eine der drei großen gottheiten Wôdan, Thonar, Tiu, oder ein von ihnen unterschiednes wesen.
Doch hier ist vor allem die schon s. 91 ausgehobne stelle Widukinds, des Sachsen selbst, zu erwägen; sie sagt, daß ein heidnischer gott gefeiert worden sei, dessen name an Mars, seulenbild an Hercules, örtliche aufstellung an die sonne oder Apollo gemahne. dann aber wird fortgefahren: ›ex hoc apparet aestimationem illorum utcumque probabilem, qui Saxones originem duxisse putant de Graecis, quia Hirmin vel Hermes graece Mars dicitur, quo vocabulo ad laudem vel ad vituperationem usque hodie etiam ignorantes utimur‹. Hieraus folgt, der gott, dem die Sachsen nach dem sieg über die Thüringer opferten, hieß Hirmin, Irmin, und noch im 10 jh. wurde mit diesem namen ein hervorragender, verwegner mann, lobend oder tadelnd belegt [Fußnote]. Apollo wird von dem mönch verglichen, weil der altar ad orientalem portam gebaut war, und Hercules, weil dessen seule an die des einheimischen gottes erinnerte, es muß also kein anderes idol gemeint sein, als eben die irminsûl, (s. 95–98) und dieser name eigentlich Irmines, Irmanes, Hirmines sûl lauten. an der Unstrut hatten die Sachsen ihrem Irmin eine seule aufgerichtet, wie sie in der heimat thaten.
Verworren scheint das verhältnis zwischen Hirmin, Hermes und Mars, aus welchem Widukind sogar eine bestätigung der sage vom ursprung der Sachsen aus Alexanders heer (Widuk. 1, 2. Ssp. 3, 45) abnimmt. man muß erwägen, daß auch bei Wôdan mitunter Mars statt Mercurius übersetzt (s. 99. 111) und das aussehn des römischen Mars (s. 110) angenommen wurde, dann aber wie leicht hier Irmin, Hirmin auf Hermes führte und Ares auf Mars, da Irminsûl selbst mit Eresburg zusammenhängt (s. 96). was der Corveier annalist (oben s. 92) unterscheidet, die beiden idole des Ares und des Hermes, mengt Widukind. Doch welcher hat nun auf Irmin anspruch, Mars oder Mercur? ich habe mich s. 163 mehr für jenen bestimmt, wie auch Müllenhoff bei Haupt 7, 384 Irmin gleich Ziu setzt, man könnte an die s. 169 entwickelte benennung des kriegsgottes Eru, Heru denken und Irman, Erman in Ir-man, Er-man zerlegen wollen; nach den formen Irmin, Eormen, Ermun, Iörmun hat dies wenig wahrscheinlichkeit, der name ist abgeleitet, aber einfach, nicht zusammengesetzt; niemals erscheint neben Ertag, dies Martis, die form Ermintac, Irminestac. Für Mercur hingegen stritte die zufällige [Fußnote], dennoch auffallende einstimmung des namens Irmansûl, Hirmensûl mit ‛Ερμη̃ς und έρμα = pfahl, seule (s. 98), und daß gerade des Hermes bild oder haupt auf solchen hermen errichtet wurde, wie noch unser mittelalter die irmenseule auf Mercur bezieht (s. 96). Die Sachsen scheinen in Hirmin einen kriegerisch dargestellten Wôdan verehrt zu haben.
Hat diese ansicht grund, so läßt sich zwar Wôdan in die alte heldenreihe einschalten, es ist aber die frage, ob nicht Irmin als wiedergeburt, als sohn des gottes zu betrachten, oder gar von dem gotte Irmin ein stammheld Irmino zu unterscheiden sei, wie bei Tacitus von Arminius Hermino? so wird von thiod, regin der name Thiodo, Regino gebildet. Zwischen Ing und Ingo, Isc und Isco wäre das schwerer durchzuführen, ich glaube aber sonst einen grundsatz aufstellen zu dürfen, der hier entscheidet: so oft volksstämme nach einem ihrer berühmten ahnen den namen empfangen, ist dieser ein vergötterter mensch, ein halbgott, niemals ein reingöttliches wesen. es gibt Ingaevones, Iscaevones, Herminones, Oescingas, Scilfingas, Ynglîngar (d. i. Ingîngar), Völsûngar, Skiöldûngar, Niflûngar [Fußnote] wie es Herakliden, Pelopiden gab, keine Vôdeningas, Thunoringas, wol aber einen Vôdening und Kroniden. den namen Vôdeningas hätten gewis die Angelsachsen geführt, an deren spitze überall Vôden auftritt, wenn es sitte gewesen wäre nach dem gott selbst zu heißen. die völker entstammen dem gott, allein durch vermittlung eines halbgotts, nach diesem nennen sie sich. ein volksname nach dem höchsten gott wäre frevelhafter stolz gewesen und menschlichem gemüte fremd.
Da Niedersachsen, vorzüglich Westfalen ein hauptsitz des Irmincultus war, so dürfen sich wol neben Widukinds zeugnis von Hirmin einige spuren seines in diesem deutschen landstrich noch immer nicht ganz erloschnen namens stellen. Strodtmann verzeichnet die osnabrückischen redensarten: ›he ment, use herre gott heet Herm‹ (sei gütig, zürne nicht); ›use herr gott heet nich Herm, he heet leve herre, un weet wal to te gripen‹; darin scheint leise sehnsucht nach der milden herschaft des alten heidnischen gottes unverhalten im gegensatz zu dem strenge richtenden und strafenden christlichen gott. Im sächsischen Hessen (an der Diemel), im Paderbornischen, Ravensbergischen, Münsterschen, im bisthum Minden und herzogthum Westfalen [Fußnote] lebt unter dem volke folgender reim:
Hermen, sla dermen,
sla pipen, sla trummen,
de kaiser wil kummen
met hamer un stangen [Fußnote]
wil Hermen uphangen.
 
Hermen wird hier gleichsam aufgefordert kriegerisches spiel anzustimmen, saiten, pfeifen, trommeln erschallen zu lassen; der feind nahe mit hämmern und stangen und wolle Hermen aufhängen [Fußnote]. Nicht unmöglich, daß sich in diesen durch lange tradition der jahrhunderte gegangenen, entstellten worten überreste eines liedes erhalten haben, das zu der zeit erscholl als Carl die Irmenseule zerstörte. auf den älteren Arminius und die Römer lassen sie sich weniger deuten [Fußnote]. Das schlagen und die stangen erinnern an die sommerausträge.
In der hessischen Werragegend liegt ein dorf namens Ermschwerd, das in älteren urkunden Ermeswerder, Armeswerd [Fußnote], Ermeneswerde Dronke trad. fuld. s. 123, Ermeneswerethe (vita Meinwerci a. 1022. Leibn. 1, 551) heißt = Irmineswerid, insula Irmini, wie andere götter ihre auen haben. diese auslegung scheint durch mehr solcher ortsnamen gesichert.
Leibnitz scr. 1, 9, Eccard Fr. or. 1, 883 und de orig. Germ. 397 geben Irmineswagen für das gestirn arctus, plaustrum coeleste an, ich bin des belegs noch nicht habhaft geworden, dieser wagen würde dem Wuotanswagen, Donnerswagen, selbst dem Ingswagen zur seite stehn.
Erst jüngere ags. und verschiedentlich altengl. quellen, indem sie vier große England durchschneidende wege anführen, nennen darunter Ermingestrete, von süden nach norden der insel [Fußnote]. man darf aber die reinags. form Eormenstræt oder Eormenesstræt mutmaßen, da eine andere der vier straßen Vœtlingastræt bereits in der ags. chronik (Ingr. 190. Thorpes anal. p.» 38), in dem friedensschluß zwischen Alfred und Guthrun (Thorpe p. 66) und bei Kemble 2, 250 (a. 944) andlang Waetlinga straet vorkommt. Lye hat Irmingstræt neben Irmingsul, beide unbelegt. das vermutete Eormenstræt würde auf ein ahd. Irmanstrâza, Eormenestræt auf Irmanesstrâza und die bedeutungen via publica oder via Irmani leiten.
Nicht zu übersehen für den fortgang der untersuchung ist nun, daß eine der vier landstraßen, Vætlingastræt zugleich an den himmel versetzt wird und ganz mythisches ansehn gewinnt. ein völlig bestimmter weg von Dover nach Cardigan sich erstreckend bildet am himmel die milchstraße, d. h. wird vom wagen irgend eines heidnischen gottes befahren.
Chaucer (house of fame 2, 427) jene himmelsgegend beschreibend sagt:
lo there (quod he), cast up thine eye,
se yondir, lo, the galaxie,
the whiche men clepe the milky way,
for it is white, and some parfay,
ycallin it han Watlingestrete,
that onis was brente with the hete,
whan that the sunn is sonne the rede,
which that hite Phaeton wolde lede
algate his fathirs carte and gie.
 
im complaint of Scotland p. 90 wird von dem comet gesagt: it aperis oft in the quhyt circle, callit circulus lacteus, the quhilk the marynalis callis Vatlantstreit. im Virgil des Douglas p. 85:
of every sterne the twynkling notis he,
that in the still hevin move cours we se,
Arthurys house and Hyades betaikning rane,
Watlingestrete, the Horne and the Charlewane,
the feirs Orion with his goldin glave.
 
Vætlinga ist ein deutlicher gen. pl., wer die Vætlingas waren, auf welche weise sie einer irdischen und himlischen straße namen gaben, wissen wir nicht. Chaucer der es vielleicht noch hätte erzählen können spielt lieber auf den griech. mythus an. Phaëthon auch eines gottes sohn, als er sich vermaß des vaters sonnenwagen zu lenken, versengte einen streif am himmel und das ist der weg den wir die milchstraße nennen. Nach der gewöhnlicheren vorstellung war es Here, die durch ihre am himmel versprützte milch, zornig über den ihrer brust untergelegten Hermes oder Heracles einen weißglänzenden kreis bildete. Sicher auch bei andern völkern ließen phantasie und sage die namen irdischer und himmlischer straßen untereinander laufen [Fußnote].
Einen merkwürdigen beleg dafür bietet die einheimische überlieferung dar; durch sie werden wir Irmin, von dem wir uns fast entfernt zu haben scheinen, wieder erreichen.
Widukind von Corvei ist der erste, der aus alten liedern die schöne durchweg epische erzählung vom sieg der Sachsen über die Thüringer gibt [Fußnote], die früher Ruodolf (Pertz 2, 674) bloß berührt. Irmenfried könig der Thüringer bedrängt von Dieterich könig der Franken rief die Sachsen zu hilfe: sie erschienen und fochten tapfer. er aber in seinen gesinnungen wankend gemacht unterhandelte insgeheim friede mit den Franken und beide völker wollten sich nun gegen der Sachsen furchtbares heer vereinen. doch des verraths inne werdend kamen die Sachsen zuvor, von dem alten Hathugât angeführt drangen sie in die burg der Thüringer und erschlugen alle; die Franken standen still und priesen den kriegsruhm der Sachsen. Irmenfried entfloh, dann trüglich gelockt kehrte er in Dieterichs lager zurück. In diesem lager weilte Iring Irmenfrieds rathgeber, durch dessen kluge anschläge ihm vormals große dienste geleistet worden waren. Als Irmenfried vor Dieterich kniete, stand Iring dabei und erschlug, von Dieterich gewonnen, seinen eignen herrn. Nach dieser unthat verwies ihn der Frankenkönig aus seinen augen, Iring aber sagte: ›eh ich gehe, will ich meinen herrn rächen‹, zog sein schwert, erstach Dietrich, legte seines herrn leib über den des Franken, auf dass der im leben besiegte im tod überwände, bahnte sich weg mit dem schwert (›viam ferro faciens‹) und entrann. ›mirari tamen non possumus‹, fügt Widukind hinzu, ›in tantum famam praeva1uisse, ut Iringi nomine, quem ita vocitant, lacteus coeli circulus usque in praesens sit notatus‹. oder nach der Auersberger chronik: ›famam in tantum praeva1uisse ut lacteus coeli circulus Iringis nomine Iringesstrâza usque in praesens sit vocatus‹. (sit notatus bei Pertz 8, 178.)
Zur bestätigung liefern ags. glossen von Junius gesammelt (symb. 372) ›via secta: Iringes uuec‹. daher entlehnt ist ›Iringes veg, via secta‹ bei Somner und Lye. vgl. via sexta iringesuuec Haupts zeitschr. 5, 195. ungedruckte glossen der amplonianischen bibl. zu Erfurt (10/11 jh. bl. 14a) haben ›via secta: Iuuåringes uueg‹, welches Iuwaring sehr bemerkenswerth zu der noch späteren form Euring in Euringsstraß bei Aventin 102b 103a stimmt.
Im Nibelungenlied 1285. 1965–2009 erscheinen diese helden wieder, es sind die nemlichen, aber verschieden gefaßt, der hochd. recension bei Goldast verwandter [Fußnote]: Irnvrit von Düringen und Irinc von Tenemarke, jener landgraf, dieser markgraf, beide dienstmannen Etzels. das lied von der klage fügt hinzu, in des reiches acht seien sie gefallen und nach Hunenland geflohen; worin sich eine spur der verweisung zeigt, die Dieterich über Iring ausgesprochen. nach den gedichten des 13 jh. ist aber Irinc nicht rathgeber, noch weniger verräther und mörder Irnvrits: beide sind verbundne freunde, beide erliegen dem unwiderstehlichen Hagene und Volker.
Zu allem diesem kommt, daß die Vilk. saga cap. 360, während sie Irnfrieds geschweigt, Irungs letzten kampf mit Hogni berichtet und ihn an einer steinmauer niedersinken läßt, die zur erinnerung an den helden bis heute ›Irûngs veggr‹ heiße. der nord. bearbeiter verwechselte vegr (via) mit veggr (murus), seine deutsche quelle muß gehabt haben Iringes vec, mit bezug auf das ›weg bahnen‹ bei Widukind.
Jetzt erst sind schlüße, die wir ziehen wollen, vorbereitet: die deutsche sage wuste von einem Iringes wec auf der erde und an dem himmel, wie die ags. von einer doppelten Vætlingastræt, oder wie der weg nach Rom und S. Jacob zugleich an das firmament gestellt wird. solche vorstellungen von weg und wagen sind, wissen wir, heidnisch und verkündigen göttersagen. Der thüringische Irnvrit früher Irmanfrit ist füglich derselbe mit Irman, Irmin (vgl. Sigfrit, Sigmunt, Sigi) und die Hermunduri = Irmanduri hängen deutlich zusammen mit den Duringen (Thüringern), so daß Irman in thüringischer tradition vorzüglich bedeutsam wird. redete sie von einem Irmines wec, so fügte sich alles.
Sie redet aber, an drei, vier stellen, von einem Iringes wec. die namen Irinc und Irmin haben (außer der im alten lied hier gewis wirksamen alliteration) nichts gemein, jenem gebührt î [Fußnote], sie allein können sich nicht vertreten haben. Entweder hat nun die sage der beiden freunde in einander übergegriffen und Irmines weg auf Iring übertragen, oder Iring (auch als eigenname ziemlich häufig, z. b. trad. fuld. 1, 79) ist für sich selbst ein verdunkelter halbgott, der gleich Irmin, seinen eignen weg und wagen hatte. nur scheint Irmins verehrung tiefer begründet, wie schon das bild der Irmansûl zeigt. den ortsnamen Iringes purc lese ich MB. 7, 47. 157. 138. 231. Iringisperc 29, 58.
Bis hieher aufgespart habe ich einiger nordischen überlieferungen zu erwähnen, die offenbar auf die irdische heldenstraße in bezug stehen. Es war althergebracht, daß ein neuer könig, wenn er das reich übernahm, auf der großen heerstraße durch das land ziehen und dem volk seine freiheiten bestätigen muste (RA. 237. 238). in altschwed. gesetzen heißt das ›Eriksgatu ridha‹, den Erichsweg reiten [Fußnote]. Schweden zählt eine menge von königen des namens Erik (altn. Eirîkr), sie sind aber alle schon historisch und auf keinen derselben läßt sich die sitte der Eriksgata zurückführen. Mit dem königsnamen Erik muß sich den Schweden schon frühzeitig die idee eines gottes oder vergötterten königs verknüpft haben, die von Rimbert, einem schüler Ansgars, geschriebene vita Anskarii hat darüber eine merkwürdige stelle (Pertz 2, 711). als um das jahr 860 dem könig Olef das christenthum angemutet ward, gab ein heidnischgesinnter vor, ›se in conventu deorum, qui ipsam terram possidere credebantur et ab eis missum, ut haec regi et populis nunciaret: »vos, inquam [Fußnote], nos vobis propitios diu habuistis, et terram incolatus vestri cum multa abundantia nostro adjutorio in pace et prosperitate longo tempore tenuistis, vos quoque nobis sacrificia et vota debita persolvistis, grataque nobis vestra fuerunt obsequia. at nunc et sacrificia solita subtrahitis et vota spontanea segnius offertis [Fußnote] et quod magis nobis displicet, alienum deum super nos intro ducitis. si itaque nos vobis propitios habere vultis, sacrificia omissa augete et vota majora persolvite, alterius quoque dei culturam, qui contraria nobis docet, ne apud vos recipiatis et ejus servitio ne intendatis. porro, si etiam plures deos habere desideratis, et nos vobis non sufficimus, Ericum, quondam regem vestrum, nos unanimes in collegium nostrum asciscimus [Fußnote], ut sit unus de numero deorum.« ich habe die ganze stelle, weil sie vortreflich die stimmung der heidnischen partei und die schon verbreitete lauheit für das heidenthum ausdrückt, hergeschrieben: die heidenpriester dachten ihrer götterschaar einen frischen helden zuzugesellen [Fußnote]. Hierdurch scheinen jüngere Eriche vom anspruch an die Eriksgata ausgeschlossen; wahrscheinlich mischten sich, wenigstens bei Rimbert, schon damals überlieferungen von einem göttlichen Erik ein.
Welcher gott oder gottheld aber in Erik stecke, das kann jetzt nicht länger zweifelhaft bleiben. ich hatte früher an Er (Mars) gedacht, weil einigemal für Ertag die form Erctag angetroffen wird (s. 103), doch der kurze vocal in Er, der lange in Irinc, Eirîkr mahnen schon ab. statt Eriksgata begegnet auch Riksgata, und damit sind wir entschieden auf Rîgr, den irdischen namen des gottes Heimdallr gewiesen, der nach der edda die grünen wege (grœnar brautir) der erde wandelt, die drei menschengeschlechter zu erzeugen. in den grünen irdischen wegen sind die weißen, leuchtenden des himmels abgespiegelt [Fußnote]. Was aber schon s. 194 aufgestellt wurde, daß die altn. form Rîgr durch kürzung und verdichtung aus Irîngr entsprang, erreicht nunmehr aufschluß und fast sicherheit. Heimdallr wohnt in Himinbiörg an der bebenden rast, dem regenbogen, d. h. der brücke oder dem weg, auf welchem die götter vom himmel zur erde niedersteigen. der regenbogen ist der himlische ring, wie die milchstraße der himlische weg, Heimdallr dieses weges hüter, Heimdallr ist Rîgr = Iring, auf erden wandelnd und an den himmel versetzt, nun fassen wir, warum bei den völkern manigfaltige sage von Eriksgata, Iringeswec, Iringesstrâza haftet, und bald auf die eine bald auf die andere erscheinung des himmels übertragen ist. Iring grenzt durch Iuivaring an Eburđrung den alten namen für Orion [Fußnote]. Wenn aber unsere heldensage Irmenfrit d. i. Irmin zu Iring gesellt, Irminsstraße und Iringsstraße wechseln, muß auch in der göttersage manche berührung zwischen Irmin = Ođinn und Iring = Heimdallr eingetreten sein, Heimdallr war Ođins sohn und die welsche milchstraße heißt geradezu nach Gwydion d. i. Voden. von der Irminsûl theilten sich vier wege durch das land, Eriksgata wurde nach vier richtungen gezogen; solche vier straßen kennt auch die englische überlieferung, doch nur einer verleiht sie den namen Ermingestret, dem übrigen andere mythische. Für beide, Irmin und Iring, scheint sowol die göttliche persönlichkeit als der übergang in die heldennatur nachgewiesen.
Nachdem ich die uralte trilogie der deutschen volksstämme ausgelegt habe, sollen einige vermutungen über die siebentheilige unterscheidung vorgetragen werden. die fünftheilige bei Plinius scheint minder begründet, seine Vindili sind des Tacitus Vandilii, seine Peucini auf keinen stammherrn zurückführbar. Tacitus aber fügt jenen dreien noch vier weitere hauptvölker hinzu, die Marsi, Gambrivii, Suevi und Vandilii, wobei weder alliteration noch schwache form als zeichen der ableitung obwaltet.
Die Marsi, ein uralter bald erloschner stamm zwischen Rhein und Weser, bei dem sich das Tanfanaheiligthum befand, leiten auf einen helden Marso, den man nicht mit dem römischen Mars (Martis) noch Marsus (der Circe sohn, nach welchem gleichfalls ein italisches volk benannt wurde, Gellius 16, 11. Plin. 7, 2 und Augustin in ps. 57) vermischen darf. auch die Marsigni = Marsingi, ein suevisches volk, erkennen jenen namen und ursprung. der eigenname Marso begegnet bei Mabillon no. 18, in einer urkunde von 692, auch im polypt. Irminonis p. 158a 163b, sonst aber selten. Mersiburg und Marseburg Pertz 8, 537. 540 darf verglichen werden, einige andere oben s. 167 angegebne namen leiden zweifel, ich weiß nicht ob die mhd. an sich dunkle redensart hierher gehört: zuo zallen marsen varn. Ms. 1, 25a, was bedeuten könnte: zu allen teufeln fahren, sich allen gefahren aussetzen. vgl. einen marsen man Grane 2865. der wurzel verwandt schiene das goth. marzjan (impedire, offendere), das aber ahd. zu merrian, merran wird.
Den namen Gambrivii überweise ich der wurzel gambar, kambar strenuus, aus dem sich auch die benennung der langobardischen stammmutter Gambara herleitet. es darf ebenwol einen helden Gambaro gegeben haben. auch der wald Gambreta für Gabreta ist zu erwägen. Gambaras beide söhne heißen Ibor = ahd. Epur, ags. Eofor, altn. Iöfur, d. i. eber (aper) heid, und Ajo. alle drei namen scheinen bei Saxo gramm. verderbt.
Ob neben den Suevi, ahd. Suâpâ ein eponymus Suevo, Suâpo anzunehmen und vielleicht eine alte bergsage auf ihn zu beziehen ist? Plinius 4, 13 setzt ins land der gens Ingaevonum, quae est prima Germaniae, den Sevo mons immensus bis zum sinus codanus, und nach ihm sagt Solinus 22, 1: mons Sevo ipse ingens . . . initium Germaniae facit, hunc Inguaeones tenent, woraus aber Isidor orig. 10, 2 macht: dicti autem Suevi putantur a monte Suevo, qui ab ortu initium Germaniae facit. offenbar hiernach heißt es im Annolied 284 von den einwandernden Swâben: si sluogen iri gecelte ane dem berge Suebo (so l. m. für Suedo), dannin wurdin si geheizin Suâbo [Fußnote]. in den niederd. psalmen 57, 17 wird mons coagulatus verdeutscht berg sueuot, was sich vielleicht aus der sage von dem lebirmere erläutert. wichtiger scheint, daß Sæm. 164. 168 die Sefa fiöll gerade in den Helgaliedern genannt werden, deren eines auch von Swafaland, könig Svafnir und der valkyrie Svava singt. nach s pflegt aber v verschiedentlich auszufallen, und die lesarten Sevo, Suevo können sich ausgleichen. Suâpo gäbe dann ein gegenstück zu Etzel und Faírguns (s. 140. 143)? kaum darf der ags. Sveppa, eher Sväfdäg hierher genommen werden.
Die Vandilii des Tacitus und Vindilii des Plinius verhalten sich wie Arminius und Irmin, Angrivarii und Ingriones; beide formen gehören zu winden und wenden, aus welchen mehrfache mythische bezüge fließen. Wuotan hieß in verschiednen namen der wandelnde, wandernde (s. 135).
Es bleibt gewagt, auf solche unterlagen der volksnamen Marsi, Gambrivii, Suevi und Vandilii zu bauen. Tacitus knüpft sie zwar an Mannus, nennt aber die helden nicht selbst, geschweige daß er sonst von ihnen näheres berichtete.
Desto ausdrücklicher und bestimmter lauten seine meldungen von einem andern berühmten heros: fuisse apud eos et Herculem memorant, primumque omnium virorum fortium ituri in proelia canunt. Germ. 3. bei den opfern, nachdem zuerst des Mercurius erwähnt ist, heißt es cap. 9 alsogleich: Herculem ac Martem concessis animalibus placant, er steht mit absicht sogar vor dem Mars. als des oceans an der küste der Friesen gedacht ist, fügt cap. 34 hinzu: et superesse adhuc Herculis columnas fama vulgavit, sive adiit Hercules, seu quidquid ubique magnificum est, in claritatem ejus referre consensimus. nec defuit audentia Druso Germanico, sed obstitit oceanus in se simul atque in Herculem inquiri. mox nemo tentavit, sanctiusque ac reverentius visum de actis deorum credere quam scire. die ann. 2, 12 nennen uns eine silva Herculi sacra, zwischen Weser und Elbe im Cheruskerlande, castra Herculis setzt die peutingerische tafel unweit Noviomagus (Nimwegen). Dies alles ist bedeutsam und zielt auf einen halbgott, der nicht unbedächtig dem römischen gleichgestellt ist. Hercules, dessen thaten in weitentlegnen ländern vollbracht wurden, soll auch Germanien besucht haben, und den gaditanischen seulen am einen ende Europas stehen ähnliche auf dessen andrer seite im friesischen ocean gegenüber. des Hercules preis erschallt zuerst im deutschen schlachtgesang und ihm fallen, wie den höchsten göttern opfer, ihm ist ein wald geheiligt. Von seulen scheint aber noch Widukind zu wissen, indem er bei Hirmin eine effigies columnarum nennt, nicht columnae. war für die irmansûl der pl. irmansûlî (s. 95) genauer, hatte das bild mehrere seulen? Dachte der Römer unter Hermin und Herminones an Herakles und Hercules, in dessen namen die wurzel ‛Ήρα, Hera deutlich vorlag? behielt Tacitus die aspiration darum für Herminones und Hermunduri bei, nicht für Arminius? lautannäherung der beiden namen des römischen und deutschen helden darf doch vorausgesetzt werden. zwar die lage von Herculis silva und columnae fügt sich nicht recht den Herminonen, gewis aber muß eines solchen helden cultus viel verbreiteter gewesen und nicht auf den stamm zu beschränken sein, dem er den namen verlieh. In dem deutschen Irman, Irmin scheint der aspirierte anlaut richtig zu fehlen, wie in Arminius, in Cherusci ist er unentbehrlich, weshalb auch die römische schreibung kein Herusci bietet.
Will man sich unter Hercules einen der großen götter selbst vergegenwärtigen, so scheinen Mercur und Mars auszuschließen, von welchen er cap. 9 unterschieden wird, d. h. Wuotan und Zio. Donar d. h. Jupiter für ihn zu halten, wie Zeuß s. 25 thut, sehe ich keinen andern grund als den, daß der nord. Thorr, gleich Hercules, zahllose heldenthaten verrichtet, die aber auch Irmin beigelegt werden dürfen, und Irmin und der donnergott haben sonst keine gemeinschaft. doch ist für Hercules = Donar vielleicht die s. 134 beigebrachte ags. stelle zu erwägen. auch war Herakles sohn des Zeus und feind der riesen.
Hercules schien mir früherhin dem Sahsnôt, Seaxneát, welchen die entsagungsformel neben Thunar und Wôden hochstellt, vergleichbar, um des Hercules Saxanus willen, dessen beiname aus saxum = sahs gedeutet werden könnte. doch die inschriften, auf welchen dieser Hercules Saxanus angetroffen wird, reichen über Deutschland hinaus und fallen mehr dem römischen cultus zu. unser Sahsnôt ist mit besserm fug dem Zio überwiesen worden (s. 169), auf welchen Hercules nicht anzuwenden bleibt. Irmins ansprüche sind, dünkt mich jetzt, begründeter, wie Hercules des Jupiter mag er Wôdans sohn, und in schlachtliedern, in denen, die Tacitus von Arminius deutete, wird er gemeint sein, wenn sie schon auch auf Mars passen (s. 171) [Fußnote].
Schwerer hält es eine ansicht über Ulysses zu fassen: ceterum et Ulixem quidam opinantur longo illo et fabuloso errore in hunc oceanum delatum adisse Germaniae terras, Asciburgiumque, quod in ripa Rheni situm hodieque incolitur ab illo constitutum nominatumque; aram quin etiam Ulixi consecratam adjecto Laertae patris nomine eodem loco olim repertam. Tac. Germ. cap. 3. man hat in Odysseus Ođinn, in Asciburg Asburg gesehn, wenn aber Wuotan auf Mercur den gott führte, kann es hier nicht den helden meinen, und Askiburg noch weniger auf die nordische form der asen, die in dieser gegend ansen geheißen hätten, bezogen werden. ich will hier eine andre mutmaßung wagen. war Ulixes nach Tac. stifter von Asciburg, so ist nichts einfacher als bei ihm selbst an Isco, Escio, Asko zu denken (s. 290), hätte Isco die Römer auf Ul-ixes gebracht, wie sicher wäre sc in Iscaevones. Mannus des Isco vater könnte auf Laertes geführt haben, insofern λαός und λα̃ος mit einer schöpfung des ersten mannes (der origo gentis war) aus stein und fels (s. cap. XIX.) verknüpft wurden, Asko erwuchs gerade so aus dem baum, δρυ̃ς und πέτρη stehn sinnvoll im mythus zusammen. wie liut aus liotan mag λαός aus einer wurzel mit λα̃ος, λα̃ας kommen. Die interpretatio romana gieng eher analogien des begrifs nach, als des lauts, darum will ich auch bei Castor und Pollux nicht an die brüder Hadu und Phol (Baldr) denken. [Fußnote].
Am allerschwersten sind aber gerade diese beiden zu deuten, die stelle wurde schon s. 53 mitgetheilt und eine beziehung von alx auf den ort des cultus dieser göttlichen helden versucht; ich gestehe, daß sie noch nicht genügt. heldenbrüder hat unser alterthum genug aufzuweisen, doch keine zwillinge mit einem an Alci, wenn dieser pl. von Alcus statthaft ist, gemahnenden namen. es fällt mir ein, daß unter Odins namen Iâlkr (Sæm. 46b 47b) erscheint, im vermländischen dialect aber jolk einen knaben bezeichnet [Fußnote]. das liegt uns näher als der samogitische Algir (angelus est summorum deorum, Lasicz p. 47), wozu die wörterbücher bloß alga (lohn) darreichen. Völlig unsicher ist die vergleichung der slavischen selbst noch der auskunft bedürftigen götter Lel und Polel [Fußnote] [Fußnote].
Nach allen diesen proben bei Tacitus darf man auf eine ziemlich ausgebildete heroologie aller deutschen völker schließen, und wenn uns die alteinheimische quelle zugänglich geblieben wäre, würde sich eine viel genauere einsicht in ihr wesen und ihren zusammenhang schöpfen lassen. So aber sind uns viele jahrhunderte später nur bei einzelnen stämmen, namentlich Gothen, Langobarden, Burgunden, vorzüglich jedoch Angelsachsen und Scandinaven dürre geschlechtsreihen bewahrt worden, welche zwar die anknüpfung der späteren könige an die alten götter und helden, nicht aber das lebendige verhältnis der mythen überschauen lassen. doch könnten wir zufrieden sein, wenn sich auch bei den Franken und den übrigen völkern des innern Deutschlands dergleichen genealogien erhalten hätten.
Die wichtigsten scheinen die angelsächsischen und der anhang liefert sie ausführlich. alle geschlechter gehn von Vôden, wie die meisten griechischen von Zeus aus, es war ein stolzes gefühl in dem höchsten aller götter entsprossen zu sein. unter den söhnen ragen Saxneát und Bäldäg hervor, denen selbst noch göttlichkeit zustand; aber manche andere namen haben anspruch auf uraltes heldenthum, z. b. Sigegeát und Vôdelgeát [Fußnote], beide dem goth. Gáut vergleichbar, Freávine, Vuscfreá, Sæfugel, Sigefugel und Vesterfalcna; viele sind uns verdunkelt. ein bloßes appellativ scheint Câsere, das in andern ags. denkmälern für cyning gebraucht wird [Fußnote] und nach analogie des röm. caesar die natur eines eigennamens gewonnen hat. Alle diese genealogien geben aber bloß namen der söhne und enkel des gottes, niemals die ihrer mütter und großmütter, und die sage, welche wie bei den Griechen das verhältnis zu beleben hätte, entgeht uns gerade.
Gehaltiger werden, neben den genealogien, einige nordische überlieferungen. Völsungasaga hebt damit an, daß Ođinn vater des Sigi war, doch das nähere über diese verwandtschaft bleibt vorenthalten; Rerir, des Sigi sohn steht in unmittelbarer hut der höchsten gottheiten. Ein andermal wird umgekehrt Sn. 84–86 berichtet, wie Ođinn unter dem namen Bölverkr (ahd. Palowurcho?) dem riesen Baugi diente, um zu dem göttertrank zu gelangen, welchen dessen bruder Suttûngr durch seine tochter Gunnlöđ hüten ließ: zwischen ihr und dem gott entspann sich ein liebesabenteuer, auf das auch Sæm. 12b 23a b 24a dunkel angespielt ist, nirgends aber geschieht meldung, welche helden in den drei nächten, die Ođinn mit der riesentochter zubrachte, erzeugt wurden. Gunnlöđ gehört zum geschlecht der riesen, nicht der menschen, was ebenfalls von Gerđr gilt, um die Freyr buhlte, vielleicht von andern, die nicht unter die âsynjor gerechnet werden. Auch bei den Griechen konnte aus dem bund zwischen göttern und titanentöchtern ein held, ja gott (vgl. Tŷr 172) entsprießen. Nur Saxo p. 66, keine andere quelle nennt uns einen norwegischen könig und held Frogerus, ut quidam ferunt, Othino patre natus, dem die götter verliehen hatten im kampf unüberwindlich zu sein, außer wenn ihm der gegner den staub unter den füßen greifen könne [Fußnote], was der dänische könig Frotho durch hinterlist zuwege brachte. sollte dieser Froger der ags. Freođegâr, Fređegâr in der genealogie von Wessex sein, dessen vater, Brond, großvater Bäldäg, urgroßvater Vôden war? die altn. stammtafel scheint Friođegar mit Frođi, seinem gegner zu mengen [Fußnote]. Nach dem formâli der edda p. 15 und Yngl. saga c. 9 führte Norwegen sein ältestes königsgeschlecht auf Sæmîngr zurück, den Ođinn mit Skađi früher Niörđs gattin zeugte, andere schreiben Semîngr, was pacificator bedeutet und wieder auf jenen Friđgeir leiten würde. Skađi war des iötunn Thiassi tochter, und in Sigurđardrâpa heißt Sigurđr Lađaiarl ›afsprîngr Thiassa‹ (Th. progenies). Herrauđssaga cap. 1 läßt den Hrîngr von Gauti, diesen von Ođinn stammen, Gautr oder Gauti (wie Ing und Ingo, Irmin und Irmino), goth. Gáuts, ahd. Kôz, ags. Geát, beiname, sohn oder ahne Ođins kann seine göttlichkeit nicht verleugnen (vgl. s. 304); auch Godvulf, sein sohn, von einigen mit jenem Folcvalda vermengt, scheint mythisch. auf Gáuts leiteten ihr geschlecht die Gáutôs (Kôzâ, Γαυτοί), d. h. andere als die Guþans (Tac. Gothones, Γότθοι) aber ihnen doch zugewandt, weil eben die gothische genealogie oben an mit jenem Gáuts beginnt. Ferner heißt Sigrlami Ođins sohn (fornald. sög. 1, 413. 414). Wer aber ist Bous (gen. Boi) Othini ex Rinda filius bei Saxo gramm. 46? etwa Biar, Biaf, Beav = Biovulf (s. 306)? [Fußnote] [Fußnote].
Ein andrer Ođinsson Skiöldr ist der Dänen berühmter stammheld, von dem sich alle Skiöldûngar herleiten (Sn. 146), vielleicht stand er noch näher den einwohnern von Schonen, da er fornm. sög. 5, 239 ausdrücklich Skânunga gođ heißt (oben s. 133), wahrscheinlich göttlich verehrt wurde. bei Saxo gramm. tritt er nicht an die spitze, sondern folgt erst nach Humblus, Dan [Fußnote] und Lother; Skiold selbst zeugt einen sohn Gram [Fußnote], von welchem dann Hadding und Frotho stammen, aber die ags. genealogie stellt ihren Scild mit Sceáf zusammen und macht merkwürdigerweise beide zu Ođins vorfahren. Von Sceáf stammt Sceldva, von diesem in den folgenden gliedern Beav, Tœtva, Geát und endlich erst nach noch einigen andern Vôden ab. hierzu stimmt die altn. fassung dieser geschlechtsreihe, und man darf auch in der erst mit Gáuts anhebenden goth. genealogie voraus einen Skáufs, Skildva, Táitva mutmaßen, welchen die ahd. namen Scoup, Scilto, Zeizo entsprächen. keiner zieht aber mehr an, als des Sceldva sohn, den Angelsachsen Beav, den Scandinaven Biar, Biaf genannt, in dem lebendigen ags. epos aber Beovulf; diese bedeutsame dichtung hat es zwar mit einem jüngeren, zweiten Beovulf zu thun, in dem sich seines ahnen name wiederholt, doch des alten Beovulf gedenkt glücklicherweise der eingang des liedes und nennt seinen vater Scild (goth. Skildus, zu Skiöldr stimmend) Scêfing, d. i. sohn des Sceáf. Beav ist aus Beov entstellt, Beov kürzung von Beovulf, der vollständige name allein scheint weitere blicke zu gestatten. Beovulf drückt aus bienenwolf (ahd. Piawolf?) und das ist eine benennung des spechts, eines buntgefiederten vogels, der den bienen nachstellt, von dem das alterthum vielerlei zu erzählen weiß [Fußnote]. wunderbar läßt nun der classische mythus (oben s. 170. 206) diesen Picus von Saturnus stammen, indem er ihn entweder mit Zeus gleichsetzt, welchem ein Hermes nachfolgt, oder zum fütterer der söhne des Mars und vater des Faunus macht. wir sehen Picus (Picumnus) in das geschlecht von Kronos, Zeus, Hermes, Ares, den altböhmischen Stračec = picus in das von Sitivrat, Kirt und Radigost verflochten, wie Beovulf in das von Geát und Vôden. im einzelnen weicht die gliederung ab, das ganze stimmt um so sichrer und unbedenklicher zusammen. gerade wie Saturns spur von den Slaven zu den Sachsen und nach England zu verfolgen war, den Normannen fremder blieb, scheint auch die von dem göttlichen vogel in Stračec und Beovulf diesen gang zu nehmen und nach Scandinavien nicht eigentlich zu gelangen. die inneren Deutschen lagen der römischen fabel näher, ohne daß irgend entlehnung statt gefunden zu haben braucht.
Den starken haft dieses heldenkreises verbürgt aber noch anderes. Sceáf (d. i. manipulus frumenti) hat seinen namen davon, daß er als knabe auf einer korngarbe im nachen schlafend [Fußnote] dem lande zugeführt wird, das er zu beschirmen ausersehn war; ähnlicher sage von dem schlafenden jüngling, den ein schwan im schif dem bedrängten lande herangeleitet, ist die niederrheinische, niederländische dichtung des mittelalters voll, und dieser schwanritter wird aus dem paradiese, von dem grabe her nahend, als Helias geschildert, dessen göttliche herkunft außer zweifel steht. Helias, Gerhart oder Loherangrin des 13 jh. sind einem Scôf oder Scoup des siebenten, achten identisch, so abweichend die übrige einkleidung mag gewesen sein, das lied von Beovulf scheint auf Scild zu übertragen, was eigentlich von Sceáf seinem vater gilt. Die schöne sage vom schwan ruht auf dem wunderbaren ursprung der schwanbrüder, den ich mit dem der Welfen zusammenhalte, beides aber scheinen uralte stammsagen der Franken und Schwaben, wozu uns die eigennamen meistens abgehn. wären sie erhalten, so würde sich wiederum manche anknüpfung der helden an die götter ergeben [Fußnote]. Zu Sceldva oder Skiöldr gehört sichtbar noch der name Schiltunc im Tirol und Parzival [Fußnote], so wie Schilbunc Nib. 88, 3 auf ein geschlecht der Scilpungâ weist, die den ags. Scilfingas, altn. Scilfîngar entsprechen, und als deren stammher Skelfir, Scilfe, Scilpi anzusehn ist. dieser Skelfir wird fornald. sög. 2, 9 zum vater Skiölds gemacht, wonach Skilfînga und Skiöldûnga ætt zusammenfallen. entweder ist hier Scelf mit Scêf verwechselt, oder Scêf in Scelf zu ändern, wogegen doch die häufige form Sceáf und ihre auslegung streitet [Fußnote].
Wie die Skiöldûngar von Skiöldr rühren die Giukûngar her von Giuki = Gibika, Kipicho, mit dem sich der burgundische stamm eröfnet; wo nicht gott selbst (s. 114) ist er göttlicher, nahe auf Wuotan zurückführender held. noch die Gibichensteine bezeugen ihn, und gerade den beiden in diesem geschlecht hervorragenden frauen werden Grimhildensteine, Brunhildensteine zuerkannt [Fußnote]. frau Uote aber erscheint als des stammes ahnmutter [Fußnote]. Nicht wie es sollte beachtet ist, daß in der lex Burg. Gislahari um ein ganzes glied dem Gundahari voraussteht, während unser epos Gîselhere zum jüngern bruder Guntheres macht, in der edda sein name völlig schwindet. das gesetz führt keine brüder auf, und Giselher der junge hat bloß den namen des ahnen. Gêrnôt (von gêr = gáis) und Gîselher scheinen identisch (vgl. gramm. 2, 46). kaum aber ist der nord. Guttormr verdreht aus Godomar, man begegnet ihm außerhalb der sage, z. b. Landn. 1, 18. 20 und die schreibung Guđormr (Guntwurm) räth ihn mit Gunthere zu vergleichen, bei Saxo gramm. erscheinen mehrere Guthormi [Fußnote]. Auch Hagano, der einäugige, und vom hagan benannte (spinosus, Waltharius 1421) ist ›mehr als heroisch‹ [Fußnote].
Noch tiefer einschlagende wurzel muß man den Welisungen zugestehn, deren name auf einen verschollnen göttlichen Valis (vgl. den altn. Vali s. 135) leitet; aus der bloßen fortdauer des ahd. Welisunc folgt uralte verbreitung der Völsûngasaga selbst [Fußnote]. Wie sie von Wuotan beginnend auf Sigi, Sigimunt, Sigifrit, Sintarfizilo weiter geht, wurde vorhin s. 304 berührt und ist anderwärts abgehandelt [Fußnote]. an Sigfrit reiht sich Helfrich (Chilpericus, altn. Hialprekr). für Sigfrit aber wird im ags. Beovulf merkwürdig Sigemund gesetzt, und Sigmundr ist zugleich beiname Ođins [Fußnote]. Auf Siegfried fällt in den liedern so großer glanz, daß man weit ausholen darf; seine ganze natur hat deutliche spuren des übermenschlichen an sich: er wird von Regino einem alb erzogen, von Brunhild einer walkyrie geliebt, von Grîpir dem weisen mann über sein schicksal belehrt, er trägt den unsichtbarmachenden helm, ist nur an einer stelle des leibs, wie Achill an der ferse verwundbar, und erwirbt den reichen hort der Nibelunge. die erlegung des drachen Fâfnir gemahnt an Πύθων [Fußnote], den Apollo besiegte, und wie Python das delfische orakel hütete, weissagt der sterbende Fâfnir [Fußnote]. man erwäge Lođfâfnir Sæm. 24. 30. Sinfiötli an dem zug, daß er als knabe schlangen in den teig knetet, läßt sich zu Hercules stellen, der in der wiege durch schlangen geprüft ward.
Durch Siegfried knüpfen die fränkischen Welisunge sich an die burgundischen Gibichunge, und Nibelunge heißen sodann beide. Unter den Gothenhelden ziehen Ovida und Cnivida bei Jornandes cap. 22 an, vielleicht dem ags. Offa und Cnebba der mercischen stammreihe vergleichbar, doch weit bedeutsamer ist der große gothische stamm der Amaler oder Amalunge, dessen namen in der genealogie bei Jornandes öfter verderbt scheinen. ihr aller haupt war Gapt, wofür ich Gaut (Gáuts) bessere und so bezug auf das göttliche geschäft des gießens und messens erlange (s. 19. 118); er war gott oder gottes sohn (s. 136) und ist auch als Geát, Vôdelgeát und Sigegeát in das sächsische geschlecht eingetragen (s. 304). in dieser gothischen genealogie bestärken die schwachen formen Amala, Isarna, Ostrogotha, Ansila das bei Tuisco, Inguio, Iscio, Irmino beobachtete, auszuzeichnen aber sind Amala, nach dem der größte zweig des volks genannt wird, Ermanaricus und Theodericus. Ermanaricus reiht sich an Irmino und die Herminonen, wie überhaupt ein näheres band statt findet zwischen Gothen und Sachsen (Ingaevonen und Herminonen) als gegensatz zu den Franken (Iscaevonen), der sich noch in den späteren epen kund gibt. Unter den Amalungen treten viele zusammensetzungen mit vulf auf, was an die Wülfinge, ihren nebenast erinnert; wenn es nicht zu kühn ist, möchte ich selbst Isarna (goth. Eisarna) auf Isangrim beziehen. zumal bemerkenswerth scheinen mir Achiulfs vier söhne: Ansila, Ediulf, Vuldulf und Hermenrich, von letzterem war eben die rede und Ansila ist der göttliche; hier liegt an Ediulf und Vuldulf. ich finde nemlich, daß Jornandes cap. 54 auch den Scyren zwei helden Edica und Vulf zuschreibt, und dem rugischen Odoacer ein vater Eticho, ein bruder Aonulf beigelegt werden; in der sage vom ursprung der Welfen kehren immer die eigennamen Isenbart, Irmentrud, Welf und Etico wieder. welf ist nun eigentlich catulus (huelf, altn. hvelpr) und von wolf verschieden, nach der naturgeschichte werden mehrere starke und tapfere thiere blind zur welt geboren, die langobardische und schwäbische stammsage spielt mit ausgesetzten hunden und wölfen; da Odoacer, Otacher, was bisher noch unerklärt blieb, in andern fassungen Sipicho, altn. Bicki heißt, dies aber canis bedeutet, so mutmaße ich in Edica, Eticho, Ediulf, Odacar einen ähnlichen sinn, der uns wahrscheinlich aufschluß über die fabel von den blinden Schwaben und Hessen gewährt: ihre abstammung geht auf die blinden Welfen zurück. in der genealogie wird Ediulf als bruder des Ermenrich dargestellt, in den jüngern sagen ist Bicki rathgeber des Iörmunrekr, das Hildebrandslied bietet allzuwenig über Otacher. Auch Vuldulf (vielleicht Vuldrulf) wird einen ruhmvollen, leuchtenden wolf aussagen [Fußnote]. Wie aber alle übrigen Welsungen Siegfried, so verdunkelte Dieterich alle Amelungen, und wo sie beide das epos einander gegenüberstellt, steht in eigner kraft unbesiegt und unnahbar ein jeder. Dietrichs göttliche heldenart tritt aus vielen zügen hervor, z. b. seinem feuerathem, darin, daß er als Dietrichbern oder Bernhard statt Wuotan oder Frô (s. 177) an der spitze des wilden heeres aufzieht. jener feuerhauch stimmt eher zu Donar, den man noch in einem andern punct vergleichen kann: Dietrich wird mit einem pfeil in der stirne verwundet und ein stück bleibt stecken, eben davon heißt er der unsterbliche [Fußnote]; nicht anders haftete in Thôrs haupt die hälfte von Hrûngnirs hein (steinkeil); da ihn Grôas zauber nicht lösen konnte, findet er sich noch jetzt darin und niemand soll mit dergleichen steinen werfen, weil sich dann das stück an des gottes stirne rührt (Sn. 109–111) [Fußnote]. wahrscheinlich wurde dieser hornähnliche stein auf bildern dargestellt und erhöhte das göttliche aussehn. ich denke an Jupiter Ammons widderhörner.
Noch im 10. 11 jh. blühte in Norddeutschland das berühmte geschlecht der Billinge, Billunge, dessen mythischen grund und zusammenhang wir nicht mehr durchschauen. der erste historisch sichere Billing starb 967, man nennt einen über hundert jahre älteren [Fußnote]. im cod. exon. 320, 7 heißt es: Billing veold Vernum, er gehört also der stammsage der Weriner an, die den Angeln nah verwandt waren. bei Whalley in England lag Billinga hæđ (heide), ein thor in London heißt noch heute Billingsgate. ein ahd. eigenname lautete Billunc (Ried no. 14. 21. 23 a. 808. 821. 822). erwägt man, daß in der edda ein zwerg Billîngr (Sæm. 3a 23a) vorkommt, Rol. 175, 1 ein held Pillunc, und im Renner 14126. 14647 Billunc und Nîdunc verbunden werden, so gewinnt der name ein bedeutenderes ansehn [Fußnote]. Billinc setzt ein einfaches bil oder bili (lenitas, placiditas) voraus, mit dem die ahd. eigennamen Pilidrût, Pilihilt, Pilikart, Pilihelm gebildet wurden, wobei der im Trist. 9374. 10062. 17787. 18027 beinahe personificierte Billich (die aequitas) und die altn. göttin Bil (Sn. 39) anzuschlagen wäre; LL in Billung ließe sich aus Biliung erklären. gerade wie Ođinn Bileygr (mitibus oculis) und Baleygr (trucibus oculis) Sæm. 46b heißt, steht bei Saxo gramm. 130 ein Bilvisus (aequus) dem Bölvisus (iniquus) gegenüber.
Außer den bisher erörterten helden, welche der größern stammsage ganzer völker anheimfallen und davon gewicht und dauer empfangen, gibt es noch eine zahl mehr vereinzelter; ich kann hier nur einige ausheben.
Es ist uns ein ziemlich rohes, sicher auf uraltem epischem grunde ruhendes gedicht übrig von könig Orendel oder Erentel, den der anhang des heldenbuchs sogar den ersten aller helden, die geboren wurden, nennt. auf der meerfahrt leidet er schifbruch, wird bei einem fischermeister Eisen [Fußnote] geborgen, erwirbt den ungenähten rock des herrn und nachher frau Breide, aller weiber schönste; könig Eigel von Trier hieß sein vater. das ganze gewebe der fabel mahnt an die Odyssee, der schifbrüchige hält sich an die diele, gräbt sich ein loch, hält ein laub vor; selbst der ungenähte rock kann Inos binde, der fischer dem sauhirt verglichen werden, die tempelherrn der frau Breide wären Penelopes freier, und oft werden engel, gleich Zeus boten entsendet. doch wendet sich vieles anders, mehr nach deutscher weise, und es treten umstände hinzu, wie das legen des nackten schwerts zwischen die neuvermählten, wovon die griech. sage nichts kennt. Den eigennamen weisen schon ahd. urkunden: Orendil Meichelb. 61, Orentil trad. fuld. 2, 24. 2, 109 (Schannat 308); Orendil ein bairischer graf (a. 843 in Eccard Fr. or. 2, 367); ein dorf Orendelsal (heute Orendensall) liegt im Hohenlohischen s. Haupts zeitschr. 7, 558. Aber die edda hat einen andern mythus, den vorhin schon bei dem stein in Thôrs haupt zu erwähnen anlaß war. eben ist Grôa geschäftig ihren zauber auszusprechen, als zum lohn für nahende heilung ihr Thôrr die frohe kunde bringen will, daß er aus dem Norden von Iötunheim kommend im korb auf dem rücken ihren mann den kühnen Örvandill getragen habe, der nun bald heimkehren müsse; zum wahrzeichen fügt er hinzu, Örvandils zehe sei aus dem korb vorgestanden und erfroren, weshalb er sie abgebrochen, an den himmel geworfen und daraus einen stern erschaffen habe, der Örvandilstâ heißt. vor freude über diese botschaft vergaß aber Grôa ihres spruches, und der stein wurde nun im haupte des gottes niemals los. Sn. 110. 111. Grôa, die grünende ist gleichviel mit Breide = Berhta (s. 226) der leuchtenden, nur wird hier ein andrer theil der fabel erzählt: Örvandill scheint nochmals ausgezogen zu sein und auf diesem abenteuer die von dem gott, dessen verhältnis zu Örvandill wir nicht genau erfahren, an den himmel versetzte fußzehe eingebüßt zu haben. Auf den namen des glänzenden gestirns bezieht sich ohne zweifel, daß in ags. glossen. earendel jubar ausdrückt und ein gedicht an jungfrau Maria im cod. exon. 7, 20 folgende stelle darbietet:
eala Earendel, engla beorhtast,
ofer middangeard monnum sended
and sôđfästa sunnan leoma
torht ofer tunglas, þu tîda gehvane
of sylfum þe symle inlîhtes,
 
d. i. o jubar, angelorum splendidissime, super orbem terrarum hominibus misse, radie vere solis, supra stellas lucide, qui omni tempore ex te ipso luces. Unter dem heidnischen namen dieses gestirns wird hier Maria oder Christus angeredet. ich bin nur unschlüssig wie das wort genau zu schreiben und auszulegen sei; ahd. ôrentil führt auf ags. eárendel und beide forderten dann altn. aurvendill, eyrvendill; geht man aber von altn. örvendill aus, so schiene ags. earendel, ahd. erentil vorzuziehen. im zweiten theil der composition liegt sicher entil = wentil [Fußnote]. der erste würde entweder ôra, eáre (auris) oder altn. ör, gen. örvar (sagitta) enthalten. da in einer fabel bei Saxo gramm. p. 48 ein Horvendilus filius Gervendili vorkommt und ahd. der eigenname Kêrwentil (Schm. 2, 334) und Gêrentil (trad. fuld. 2, 106), geir (hasta) aber besser zu ör stimmt als zu eyra (auris), so darf die letzte erklärung auf beifall rechnen [Fußnote]; einsicht in die vollständige sage würde die ursache des namens aufklären. Mir scheint auch Orentils vater zu beachten, Eigil ist ein gleich alter dunkler name, den z. b. ein fuldischer abt († 822) führte (Pertz 1, 95. 356. 2, 366. trad. fuld. 1, 77. 78. 122). in der Rhein und Moselgegend finden sich die seltsamen Eigelsteine (weisth. 2, 744) [Fußnote] [Fußnote]. ags. begegnen die ortnamen Aegles burg (Ailesburg), Aegles ford (Ailesford), Aegles þorp; ich werde hernach noch einmal auf Eigil zurückkommen. Vielleicht war Orentil begleiter des donnergottes auf den zügen gegen die riesen. Sollte die sage von Orentils irfahrten so alt bei uns sein, daß in Orentil und Eigil von Trier jener Ulysses und Laertes zu suchen wäre, den Tacitus an unsern Rhein setzt (s. 303)? die eigennamen verrathen nichts gemeinschaftliches [Fußnote].
Gefeierte helden waren Wieland und Wittich [Fußnote], ihre reiche sage steht an alter und verbreitung keiner andern nach. Vidigoia (Vidugáuja) schon den Gothen besungen, ahd. Witugouwo neben Witicho, mhd. Witegouwe und Witege, ags. Vudga, nach beiden formen silvicola, vom goth. vidus, ahd. witu, ags. vudu (lignum, silva), läßt auf einen menschliche natur überschreitenden waldgott schließen. frau Wâchilt, ein merminne, ist seine ahnmutter und er entflieht zu ihr in den see. An des ganzen stammes spitze wird könig Vilkinus gestellt, wie die lat. endung anzeigt, nach Vulcanus benannt, gott oder halbgott, der wol andern deutschen namen führte und mit dem meerweib den riesenhaften Vadi zeugt, ags. Vada (cod. exon. 323, 1), ahd. Wato, ich denke davon geheißen, daß er, ein andrer Christophorus, sein kind auf der schulter, über den neun ellen tiefen Grœnasund (zwischen Seeland, Falster und Moen) watete; identisch ist ihm der dänische held Wate in Gudrun, nach Helsingen wird der ags. Vada gesetzt. sein hatte noch die altengl. dichtung manche jetzt verschollne kunde, Chaucer nennt uns Wades boot Guingelot, ein northumbrischer ort heißt Wades gap (chasma): Wätlingestrêt würde sich mit ihm nur dann berühren, wenn eine schreibung Wädling zu rechtfertigen stände. Jener sohn aber, den Vadi durchs meer zu kunstreich schmiedenden zwergen in die lehre getragen, war Wielant, ags. Veland, Velond, altn. Völundr, in der Vilk. saga Velint, aller schmiede meister, und einer schwanjungfrau (Hervör alvitr) vermählt. eigner des bootes, das die engl. überlieferung Waden beilegt, scheint eigentlich Wieland; Vilk. saga cap. 20 wird erzählt, wie er aus einem baumstamm einen nachen zimmerte und über meer schifte. an den fußsehnen gelähmt schmiedete er sich ein flügelkleid und entrann durch die lüfte. bei allem anlaß wird seine kunstfertigkeit gepriesen und jedes kostbare geschmeide auf seinen namen bezogen (Vilk. saga cap. 24). Witeche, den Wieland mit Baduhilt gezeugt hatte, führte nach dem vater zange und hammer im wappen, noch im mittelalter dauerte sein andenken unter den schmieden, deren werkstätten Wielands häuser hießen [Fußnote], vielleicht war sein bild vor ihnen aufgestellt oder angemahlt; altn. überträgt Völundar hûs das lat. labyrinth; eine menge ähnlicher bezüge müssen vor alters gangbar gewesen sein, wie die ortsnamen Welantes gruoba MB. 13, 59; Wielantes heim MB. 28a, 93 (a. 889); Wielantis dorf MB. 29, 54 (a. 1246); Wielantes tanna MB. 28b. 188. 471 (a. 1280); Wielandes brunne MB. 31, 41 (a. 817) lehren. die vervielfältigung solcher ortsnamen in langen jahrhunderten gestattet nicht sie von menschlichen bewohnern herzuleiten. dän. ist Velandsurt, isl. Velantsurt name des baldrians, nach Stald. 2, 450 Wielandbeere daphne cneorum. wahrscheinlich gieng in der sage Wielands kunstfertigkeit auf Wittich und Wate über, dem gleichfalls das boot, und nach dem Gudrunlied heilkunst zugeschrieben wird. Sæm. 270a sind bœkur ofnar völundom stragula artificiose contexta, und jeder künstler könnte völundr oder wielant heißen. ein köstliches kriegsgewand (hrägel, ahd. hregil) heißt Beov. 904 Velandes geveorc. Älfred übersetzt Boeth. 2, 7 fidelis ossa Fabricii: þäs vîsan goldsmiđes bân Velondes (metrisch: Velandes bân), offenbar gemahnte ihn der in Fabricius liegende sinn von faber an die ähnliche bedeutung des deutschen namens, Veland ist kunstfertiger schmid überhaupt. nemlich in dem eigennamen selbst scheint das altn. vél = viel (ars, τέχνη, ahd. list) enthalten, gramm. 1, 462, smidvélar sind artes fabriles; die ags. form lautet vîl oder besser vil, engl. wile, franz. guile, ein ahd. wiol, wiel (mit gebrochnem vocal) hat sich nicht erhalten, es muß aber auch ein verbum wielan, ags. vëlan (fabrefacere) vorausgesetzt werden, dessen part. wielant unsern eigennamen bildet und sich wie wîgant, werdant, druoant u. s. w. verhält; Graff 2, 234 begeht den fehler Wielant unter der wurzel lant anzuführen, der es so wenig als heilant angehört. für die altn. form Völundr scheint das altfranz. Galans (heldens. 42) zu zeugen, da Veland eher auf Guilans leiten könnte; vielleicht ist gar das altn. vala (nympha) verwandt? ein ahd. eigenname Wieldrûd scheint ganz für weise frauen gerecht. Die entwicklung einer innern bedeutsamkeit des heldennamens empfängt aber überraschenden halt durch eine unverkennbare analogie der griech. fabeln von Hephästus, Erichthonius und Daedalus. wie Veland der Beadohild (Völundr der Böđvildr) gewalt anthut, stellt Hephäst der Athene nach, als sie bei ihm waffen machen lassen will; beide Hephäst und Völundr werden zur strafe gelähmt und auch Erichthonius ist lahm, der darum das wagenviergespann, wie Völundr boot und flügel erfindet. mit Erichthonius fällt der spätere Erechtheus und dessen nachkomme Daedalus zusammen, der vielfache künste, einen reigen und bauwerke ausersann, mit dessen flügeln Icarus sein sohn aus den wolken niederstürzte. Δαίδαλος [Fußnote] aber ist δαίδαλος, δαιδάλεος kunstreich geschmückt, δαίδαλμα (wie άγαλμα) ein kunstwerk und δαιδάλλειν was jenes verlorne wielan. Da aus dem ursprünglichen sinn von list = scientia der von calliditas und fraus sich entfaltet und vél beides bedeutet, so kann es nicht befremden, daß aus dem kunstbegabten gott und heros ein lahmer, betriegerischer teufel hervorgeht (s. 200), die ganze reihe Wate, Wielant, Wittich sind heroen aber auch geisterhafte wesen und halbgötter [Fußnote].
Vilkinasaga führt noch einen andern schmid auf, Mîmir, bei welchem nicht nur Velint seine kunst erlernt, sondern auch Sigfrit (wiederum ein schmiedelehrling) auferzogen wird. Den nemlichen Mîme weiß die spätere dichtung von Biterolf gelegentlich zu nennen (Mîme der alte, heldensage s. 146–148); ein ahd. Mîmi wird noch tiefer in sprache und sage verwachsen gewesen sein, Mîmilo (MB. 28, 87. 89 a. 983. 985) ist das diminutivum, Mîmâ, Mîmidrût, Mîmihilt sind frauennamen (trad. fuld. 489. cod. lauresh. 211), der alte name von Münster in Westfalen war Mîmigardiford, Mîmigerneford (indices zu Pertz 1. 2) vgl. Mîmigerdeford b. Richthofen 335; westfälisch Minden hieß ursprünglich Mîmidun (Pertz 1, 368), Memleben an der Unstrut Mîmileba.; die menge dieser eigennamen geben ein mythisches wesen kund, dem noch Memerolt (Morolt 111) verwandt sein mag. Aber die ältere nordische überlieferung nennt es nicht weniger in mehrfachem abweichendem verhältnis. einmal verflicht Saxo p. 40 [Fußnote] einen Mimingus ›silvarum satyrus‹, der schwert und geschmeide besitzt, in den mythus von Balder und Hother, wodurch, wie mich dünkt, jenes vidigáuja von neuem beleuchtet wird. noch höher stellt aber die edda selbst ihren Mîmir: er hat einen brunnen, in welchem weisheit und kluger sinn verborgen liegt, jeden morgen ihn trinkend ist er der weiseste, klügste mann, wobei man wieder an jenen Wielandes brunnen erinnert wird. Ođinn kam hin zu Mîmisbrunnr und begehrte eines tranks, nicht eher empfieng er ihn, bis er sein auge zum pfand setzte und in dem brunnen verbarg (Sæm. 4a Sn. 17). dies ist ursache von Ođins einäugigkeit (s. 121). Nach Yngl. saga cap. 4 sandten die Asen Mîmir, ihren weisesten mann, zu den Vanen, die ihm das haupt abhieben und den Asen zurück gaben. über das haupt sprach Ođinn seinen zauber, so daß es nie verweste und immer noch reden führte; Ođinn hielt gespräche mit ihm, so oft er raths bedurfte, vgl. Yngl. saga cap. 7 und Sæm. 8a 195b. Wen Völuspâ unter Mîmis synir (Sæm. 8a) versteht, weiß ich nicht recht; Mîmameidr (Sæm. 109a) setzt Mîmi (gen. Mîma) voraus, und kann von Mîmir unterschieden sein (vgl. Bragr und Bragi s. 194. 195). Mîmir ist kein Ase, aber ein erhabnes wesen, mit dem die Asen umgehen, dessen sie sich bedienen, inbegrif der weisheit, vielleicht älterer naturgott; spätere fabeln würdigten ihn zum waldgeist und klugen schmid herab. seine gemeinschaft mit helden ist geeignet göttlichen schein auf diese zu werfen. das schwed. volkslied hat Mimes å noch nicht vergessen (Arvidsson 2, 316. 317), ein Mimes sjö liegt in Konga härad und Tingås socken in Småland, den die sage von neckar (nixen) bewohnen läßt (daselbst s. 319). Vielleicht gebührt einigen der angeführten formen kurzes i, das im ags. mimor, meomor, gemimor (memoriter notus) mimerian (memoria tenere), nnd. mimeren (phantasieren) brem. wb. 3, 161 und jenem Memerolt, Memleben nicht zu verkennen ist, so daß man ein meima, máim, mimum ansetzen dürfte. die analogie des lat. memor und gr. μιμέομαι gestattet aber den riesen und centaur Μίμας zu vergleichen, d. i. jenen waldgeist [Fußnote].
Völundr hatte nach der edda (Sæm. 133) noch zwei brüder Slagfiđr und Egill, alle drei waren synir Finnakonûngs, eines finnischen königs, während in der aus Deutschland nach dem Norden verpflanzten sage Vilkinus ein könig von Vilkinaland heißt. oder darf Finna für den gen. von Finni gelten und zu jenem Finn Folcvaldansunu (s. 181) gehalten werden? Slagfiđr könnte = Slagfinnr scheinen, wird aber besser Slagfiöđr erklärt (s. cap. XVI Walachuriun). Alle drei brüder heirateten valkyrien und Egill, der uns hier eigens anzieht, die Ölrûn (Aliorûna). auch Vilk. saga cap. 27 heißt Velints jüngerer bruder Eigill: ›ok þenna kalla menn Ölrûnar Eigil‹ [Fußnote], sonst wird der braut nirgends erwähnt, die form Eigill stimmt zum ahd. Eigil (s. 312) und weicht vom altn. Egill, dat. Agli ab, von Eigil würde der dat. auch Eigli lauten. Eigill war nun ein berühmter bogenschütze, auf Nidungs geheiß schoß er dem eignen söhnlein einen apfel vom haupt, und antwortete dem fragenden könig, die beiden andern pfeile seien ihm zugedacht gewesen, wenn der erste das kind getroffen hätte. Von solch kühnem bogenschuß muß unser frühstes alterthum erfüllt gewesen sein, an vielen stellen und immer eigenthümlich taucht die sage auf. da Vilkinasaga im 13 jh. nach dem Norden eingeführt wurde, war Eigils geschichte gewis schon vor dieser zeit in Niederdeutschland verbreitet. aber im 12 jh. wuste sie Saxo gramm. in Dänemark auf Toko und könig Harald Gormssohn bezogen, mit dem bei Eigill mangelnden zusatz, daß sich Toko nach dem schuß im seesturm heldenmüthig erwies. dieses Pâlnatôki thaten erzählen auch die Isländer, namentlich Iomsvîkînga saga, doch des bogenschußes geschweigend, obgleich sie überein mit Saxo melden, daß Harald zuletzt durch Tôkis pfeil fiel. des königs tod von des schützen hand ist geschichtlich (a. 992), der apfelschuß mythisch und dem vortrag des ereignisses bloß angewachsen aus älterer überlieferung, die im laufe des 10. 11 jh. vorausgesetzt werden muß. In der norwegischen sage von Olaf dem heiligen († 1030) knüpft sie sich anders an: Olaf wollte einen heidnischen mann, Eindriđi, bekehren und versuchte sich mit ihm in leibeskünsten, erst schwimmen, dann schießen; nach einigen gelungnen schüssen verlangte der könig, Eindriđis knabe solle ans ziel gestellt und ihm eine schreibtafel vom haupt geschossen werden, ohne das kind zu schädigen. Eindriđi erklärte sich willig, aber jeden schaden zu rächen bereit. den ersten pfeil schnellte Olaf und traf dicht neben die tafel, Eindriđi auf bitte seiner mutter und schwester weigerte sich des schußes (fornm. sög. 2, 272). gerade so maß sich könig Haraldr Sigurđarson († 1066) mit einem bogenschützen Hemîngr und befahl ihm eine haselnuß von seines Biörn haupte zu schießen; Hemingr vollführte den schuß (Müllers sagabibl. 3, 359. thâttr af Hemingi cap. 6 ed. reykjav. s. 55). Diese sage wurde viel später auf einen Hemming Wolf oder von Wulfen zu Wewelsflet (in der holsteinischen Wilstermarsch, da wo die Elbe sich ins meer gießt) übertragen. Hemming Wolf hatte 1472 partei genommen für grafen Gerhard, und könig Christian ihn landes verwiesen. die volkssage läßt diesen wie Harald handeln, Hemming wie Toko; ein altes gemählde der Wewelsfleter kirche stellt den schützen mit abgespanntem bogen auf einer wiese dar, in der ferne einen knaben den apfel auf dem kopf, mitten durch den apfel geht ein pfeil, den zweiten hält der schütze im mund, zwischen ihm und dem knaben steht ein wolf, vielleicht ausdrückend, daß Hemming nach der kecken antwort für vogelfrei erklärt wurde [Fußnote]. Höchst gelegen wuchs aber der mythus auf dem freigewordnen Schweizerboden empor: von Geßler gedrängt soll Wilhelm Tell im j. 1307 den alten meisterschuß abgelegt und die mutige rede geführt haben; doch die zeugnisse der chronisten beginnen erst gegen das 16 jh. hin [Fußnote]
dum pater in puerum telum crudele coruscat
    Tellius ex jussu, saeve tyranne,
tuo, pomum non natum figit fatalis arundo:
    altera mox ultrix te, periture, petet.
 
Heinrich von Hünenberg ist derselbe, von dem den Schweizern ein warnender zettel vor der schlacht bei Morgarten mit einem pfeil zugeschossen wurde (Joh. Müller 2, 37), er war also selbst bogner. Justinger und Johann von Winterthur geschweigen Tells; Melchior Ruß († 1499) und Petermann Etterlin (vollendete 1507) haben die sage zuerst schriftlich aufgenommen.
, kurz vor Saxos erster ausgabe (1514). der unhistorische charakter des begegnisses kann nicht im geringsten bezweifelt werden. die mythische unterlage der fabel von Tell ergibt sich aus einer oberrheinischen, der ältesten aufzeichnung der tellischen unmittelbar vorausgehenden sage des 15 jh. im malleus malef. pars 2 cap. 16 de sagittariis maleficis: fertur de ipse (Punchero), quod quidam de optimatibus cum artis sue experientiam certam capere voluisset, eidem proprium filium parvulum ad me-tam posuit, et pro signo super birretum pueri denarium, sibique mandavit, ut denarium sine birreto per sagittam amoveret. cum autem maleficus id se facturum, sed cum difficultate assereret libentius abstinere, ne per diabolum seduceretur in sui interitum; verbis tamen principis inductus sagittam unam collari suo circa collum immisit et alteram balistae supponens denarium a birreto pueri sine omni nocumento excussit. quo viso dum ille maleficum interrogasset, cur sagittam collari imposuisset? respondit, ›si deceptus per diabolum puerum occidissem, cum me mori necesse fuisset, subito cum sagitta altera vos transfixissem, ut vel sic mortem meam vindicassem‹. dieser schuß müste etwa um 1420 gefallen, die sage in der mitte des 15 jh. umgegangen sein. Außer den angeführten deutschen und nordischen erzählungen läßt sich noch eine altenglische in dem northumbrischen liede von den drei wildschützen Adam Bell, Clym und William of Cloudesle aufweisen; der letzte, dessen vorname, wie der zuname des ersten Bell an Tell gemahnt, erbietet sich vor dem könig, seinem siebenjährigen sohn einen apfel aufs haupt zu legen und 120 schritte weit herab zu schießen. der vom bogen schnellende pfeil spaltete den apfel. Ich vermute, daß schon den Angelsachsen Aegels bogenkünste bekannt waren, und wenn wir Vada, Veland und Vudga weit hinauf in unsre heidnische zeit setzen dürfen, mag auch Aegel gleiche ansprüche haben. Der ganze mythus gibt eine tiefliegende weit verbreitete wurzel kund. Es stimmt auch theilweise, was Eustathius zu Il. 12, 207 meldet, daß Sarpedon, ein aus Zeus geschlecht stammender heros als kind hingestellt, und ein ring von seiner brust, ohne ihn zu verletzen, geschossen wurde: eine that die den erwerb des lycischen königreichs zur folge hatte [Fußnote] [Fußnote].
Mit diesen beispielen einzelner helden, brocken von dem reich besetzten tische unsers alterthums, will ich einhalten, da noch allgemeinere betrachtungen anzustellen sind.
Es wurde oben davon ausgegangen, daß in dem heldenthum eine erhebung und erläuterung der menschlichen natur zur göttlichen enthalten sei, ursprünglich aber auf der verwandtschaft eines gottes mit dem menschlichen geschlecht beruhe. da nun das zeugen ein wiederholen, und der sohn ein abbild des vaters ist (weshalb in unsrer sprache tiefsinnig avarâ bild, avaro kind ausdrücken); so darf in jedem helden gewissermaßen eine incarnation des gottes und eine rückkehr wenigstens einzelner eigenschaften, die den gott auszeichnen, angenommen werden. in diesem sinn erscheint der held als ein sublimat des menschen überhaupt, der nach dem ebenbilde gottes erschaffen ihm auch gleichen muß. Weil aber die götter unter einander selbst schon sich erneuern, d. h. ihre vielheit aus der ersten kraft eines einzigen ausgestrahlt ist (s. 136), so folgt, daß der ursprung der heroen mit dem des polytheismus überhaupt große analogie haben und es im besondern falle schwer halten müsse, den vollbürtigen von dem halbbürtigen gott zu unterscheiden. Sind die helden von einer seite betrachtet vergötterte menschen, so dürfen sie zum widerspiel auch als vermenschte götter angesehn werden und es geht auf eins hinaus zu behaupten, der vom gott erzeugte sohn und enkel habe halbgöttliche natur erlangt, oder der in ihm wiedergeborne gott nur einen theil seiner alten macht behauptet. Wir sind befugt in einzelnen helden einen niederschlag alter götter und eine nur im weiteren kreise fortgesetzte ausbreitung des göttlichen urgrundes, der sich bereits in mehrere götter gespaltet hatte, anzunehmen [Fußnote].
Diese ansicht läßt sich aus dem griechischen wie dem deutschen volksglauben, die keiner strengen lehre von emanation und avatâra nachhängen, um so leichter beweisen, als sich gerade deshalb in ihnen die sinnliche fülle des heldenthums desto reicher entfaltete. Während die indischen heroen zuletzt wieder in den gott aufgehen, z. b. Krischna zu Vischnu wird, bleibt in den deutschen oder griechischen helden eine unauflösbare menschliche schlacke zurück, die sie eben den historischen bestandtheilen näher bringt. unsere heldensage hat längst kein bewustsein einer incarnation übrig, vielfach aber das einer apotheose der menschlichen, gottentsprungnen tugend.
Herakles kann niemals mit Zeus zusammen fallen, und doch erinnern seine thaten an die des göttlichen vaters. Theseus hat züge, die ihn und Herakles, andere, die ihn und Apollo vergleichen lassen. Hermes wurde von Zeus mit Maja, Amphion mit Antiope erzeugt, und beiden brüdern, dem vollbürtigen und halbbürtigen ist einiges gemeinschaftlich.
In der deutschen heldensage, dünkt mich, werden noch häufiger nachklänge der göttlichen natur aufzuweisen sein; die griechischen götter standen ungefährdet, neben ihnen entfalteten sich heroen. Seit aber den deutschen gottheiten das christenthum entgegentrat, blieb für entweichende gestalten des heidnischen glaubens ein doppelter ausweg, entweder in bösartige teuflische wesen überzugehn oder sich in gutartige, menschlich erfaßte zu verringern. Alle griechischen heroen gehören der blüthe des heidenthums; wenigstens ein theil der deutschen könnte als nothgedrungne verflüchtigung und schwächere reproduction der alten götter erscheinen, wie sie sich nach dem untergang der heidnischen lehre hervorthun muste. Hierher lenkte die christliche ansicht des mittelalters ein, welche unvermögend der alten götter gottheit fortgelten zu lassen, da wo sie sie nicht in teufel, doch in halbgötter umschuf. in der edda sind die æsir noch wirkliche götter, auch Jornandes nimmt cap. 6: ›mortuum (Taunasem regem) Gothi inter numina populi sui coluerunt‹, mag dieser Taunasis gothisch oder getisch sein, gothische götter an, faßt aber die anses nur als siegende, zu halbgöttern erhobne Gothenhelden, und nach derselben auffassungsweise sind auch bei Saxo Balder (in dem herakleische züge bemerkbar werden, vgl. oben s. 187), Hother, ja selbst Othin zu bloßen helden herabgesunken [Fußnote]. Diese capitis deminutio der götter näherte sie den helden, während den helden die eigentliche vergötterung abgeschnitten wurde; wie sehr musten in dem nebel der sage sich nun beide mengen! Jedesmal gleichwol, wo sich leibliche abstammung des helden von den göttern ergiebt, ist sein heldenthum älter und schon heidnisches ursprungs.
Unter den helden selbst treten wiedergeburten ein, von denen im verfolg näher berichtet werden soll, die eine gewisse ähnlichkeit mit den incarnationen der götter zeigen. Wie der gott in den held, erfrischt sich der ältere held in einen jüngeren.
Riesenhafte wesen, bald göttern, bald helden sich verbindend, führen zwischen beiden manigfache berührungen herbei.
Wir haben gesehn, wie in die geschlechtsreihe von Inguio bald Ođinn, bald Niörđr und Freyr geflochten werden; Niörđr und Hadding scheinen identisch wie Heimdall und Rigr, in Niörđr und Heimdall ist der gott, in Hadding und Rigr der held hervorgehoben. Irmin mag mit Wuotan und Zio zusammenhängen, gleichwie Ares und Herakles an einander rühren und Odysseus dem Hermes gleicht. Baldr ist göttlich, Bäldäg heldlich gefaßt. In Siegfried klingen Baldr und Freyr, vielleicht auch Ođinn, in Dietrich Thôrr und Freyr nach. Ecke schwebt zwischen der natur des riesen und helden. Noch Carl und Roland sind in einzelnen zügen als wiedergeburten Wuotans und Donars oder Siegfrieds und Dietrichs zu betrachten. Bei Geát, Sceáf, Sceldva, weil uns die sagen fehlen, ist es schwierig ihr göttliches wesen von dem heldenartigen zu scheiden.
Ein merkmal der sonderung finde ich darin, daß die namen der götter in sich bedeutsam, d. h. ursprünglich auf ihr inneres wesen selbst zu beziehen sind [Fußnote]; den namen der halbgötter oder helden kann diese bedeutsamkeit schon oft fehlen, wenn sie aus der menschlichen art mit übernommen wurden. in der regel scheinen götternamen einfach, heldennamen oft zusammengesetzt oder sichtbar abgeleitet. Donar ist darum ein urgott, kein vergötterter mensch: seine benennung drückt zugleich seinen character aus. derselbe grund entscheidet gegen jene ansicht, daß Wuotan aus der schaar der menschen sich in die der götter eingedrungen habe.
Halbgötter haben für das volk etwas vertrauliches voraus: mitten unter uns entsprossen, in unsere gesellschaft eingelassen sind sie es, an die sich verehrung, gebete, schwüre am liebsten wenden: sie vermitteln und erleichtern uns den umgang mit dem höheren gott. wie es dem Römer nahe lag mehercle! mecastor! ecastor! edepol! zu schwören, schwuren noch die Christen des mittelalters häufiger bei besonderen heiligen als bei gott selbst.
Wir vermissen nachrichten über die art und weise, wie sich der heroencultus verschieden von dem eigentlichen götterdienst bei unsern vorfahren gestaltet hatte; sogar die altnord. quellen enthalten darüber nichts. Die griechischen heldenopfer wichen ab von den götteropfern, dem gott wurde bloß eingeweide und fett der thiere dargebracht, der aufsteigende geruch genügte; dem vergötterten held das fleisch und blut selbst zum genuß. So sättigen sich die in Vallhöll aufgenommnen einherjar an Sæhrîmnir des ebers gesottnem fleische und trinken mit den asen; nicht wird gesagt, daß asen auch an der speise theil gehabt hätten. Sæm. 36. 42. Sn. 42 vgl. oben s. 264. Läßt sich daraus verschiedenheit der opfer folgern, die göttern und halbgöttern geschahen?
Sonst ist in den übrigen verhältnissen manche analogie zu denen der götter wahrzunehmen.
Ihre gestalt ist ebenso ungeheuer. Wie Ares sieben hufen deckte war auch des Herakles leib riesenhaft gebildet. dem göttlichen Sigurđr, wenn er ein vollgewachsnes kornfeld durchschritt, reichte der thauschuh [Fußnote] seines sieben spannen hohen schwertes an die aufrecht stehenden ähren (Völs. saga cap. 22. Vilk. saga cap. 166); ein haar aus seines rosses schweif war sieben ellen lang (Nornag. saga cap. 8). Was wir bei deutschen göttern kaum zu bemerken hatten, mehrhändigkeit, trift bei einem alten helden ein. Vudga und Hâma, Witege und Heime werden immer zusammen genannt. Heimo soll eigentlich, wie sein vater (den aber andre überlieferungen Adelgêr, Madelgêr nennen), Studas geheißen, erst nach erlegung des wurmes Heima [Fußnote], dessen namen angenommen haben (Vilk. saga cap. 17). ihm werden ausdrücklich drei hände und vier elnbogen oder zwei hände mit drei elnbogen beigelegt (heldensage 257. Roseng. p. xx vgl. lxxiv), sie sind keine steigerung (heldens. 391), in ihrem wegbleiben liegt eine schwächung der ursage. auch Asprian erscheint vierhändig (Roseng. p. xii). Starkađr ein berühmter göttlicher held des Nordens hat drei paar arme, Thor schneidet ihm vier hände ab (Saxo gramm. p. 103), Hervararsaga (Rafn p. 412. 513) verleiht ihm acht Hände und das vermögen mit vier schwertern auf einmal zu fechten, vgl. âtta handa, fornald. sög. 1, 412. 3, 37. in dem schwed. ursprünglich heidnischen volkslied von Alf kommt ein held Torgnejer (wie donner brüllend?) vor, ›han hade otta händer‹ (Arvidss. 1, 12) [Fußnote]. solche häufung der gliedmaßen ist auch zeichen der riesennatur und einige der genannten helden streifen in diese über; in den serbischen liedern finde ich einen dreihäuptigen helden Balatschko (Vuk 2 no. 6 z. 608). auch Pégam im krainischen lied hat drei köpfe (tri glave). Wie bei den göttern zeigt sich bei den helden mangel an gliedern: Ođinn ist einäugig, Tŷr einhändig, Loki (?= Hephäst) lahm, Höđr blind, Viđar stumm [Fußnote], nicht anders Hagano einäugig, Walthari einhändig, Gunthari und Wielant lahm, der blinden und stummen helden gibt es viele. Aber das scheint heldenmäßig, daß die kindheit und erste jugend ein fehler verunstalte und aus solchem dunkel hernach plötzlich die leuchtende erscheinung, gleichsam die zurückgehaltne kraft vortrete. hierher darf schon die blindgeburt der welfe und die volksmäßige der Hessen und Schwaben (s. 309) gerechnet werden. bei Saxo gramm. p. 63 ist Uffo stumm, Vermund sein vater blind, ihm entspricht im ags. stamm von Mercia ein zwiefacher Offa und beide sind lahm, stumm, blind. nach der vita Offae primi, Varmundi filii, war er schön von gestalt, blieb aber blind bis zum siebenten, stumm bis zum dreißigsten jahr: als dem alten Varmund kriegsgefahr drohte, hob Offa in der versammlung auf einmal zu reden an. nach der vita Offae secundi [Fußnote] hieß der held anfangs Vinered (so ist Pineredus zu bessern) und war lahm, blind, taub, nachdem er seine vollen sinne erlangte, wurde er Offa secundus genannt. Gerade so hatten nach Sæm. 142a Hiörvarđr und Sigurlinn einen großen, schönen sohn gezeugt, aber ›hann var þögull, ecki nafn festiz viđ hann‹. erst als ihn eine valkyrie mit dem namen Helgi begrüßte, begann er zu reden und ließ sich den namen gefallen. auch Starkađr war in der jugend þögull (fornald. sög. 3, 36) und Halfdan galt für dumm (Saxo p. 134); eben so spät entwickelte sich Dietleibs heldenmut (Vilk. saga cap. 91) oder des Ilja in den russischen sagen. unsre kindermärchen fassen den character als äscherling, aschenbrodel, askefis auf: der heldenjüngling lebt unthätig und verachtet am küchenheerd oder im stall, aus deren schmutz er hernach bei dem rechten anlaß hervortritt. ich entsinne mich dieses in unsern sagen äußerst beliebten zugs nicht aus der griech. mythologie.
Ungeborne, d. h. aus dem mutterleib geschnittne kinder pflegen helden zu werden. so bekanntlich der persische Rustem nach Ferdusi, wie Tristan nach der alten erzählung bei Eilhart, oder der russische held Dobrunä Nikititsch und der schottische Makduf. näher liegt uns aber Völsûngr, der ungeboren schon redete und gelobte, den man aus der mutter schnitt, der sie noch küste, eh sie starb (Völs. saga cap. 2. 5). eine dunkle stelle in Fâfnismâl (Sæm. 187a) scheint auch den Sigurđr als ôborinn zu bezeichnen; sollte in einer gleich schwierigen (Beov. 92) das s. 306 anders gefaßte umborvesende für unborvesende zu nehmen sein und ausdrücken, daß Sceaf für ungeboren galt? einen Uni hinn ôborni erwähnt Landnâmab. 4, 4, eine Ulfrûn in ôborna 1, 10, wie auch weise frauen, wahrsagerinnen aus mutterleib geschnitten werden [Fußnote]. unser mittelalter weiß von dem ungebornen helden Hoyer (Beneckes Wigalois s. 452); in Hessen hieß Reinhart von Dalwig der ungeborne, er wurde nach dem kaiserschnitt in dem bauche frischgeschlachteter schweine zur reife gebracht [Fußnote]. schon aus dem zehnten jh. meldet Eckhart von s. Gallen: infans excisus et arvinae porci recens erutae, ubi incutesceret, involutus, bonae indolis cum in brevi apparuisset, baptizatur et Purchardus nominatur (Pertz 2, 120), der nachherige abt zu s. Gallen, Burcardus ingenitus. einen Gebehardus, ex defunctae matris Dietpurgae utero excisus nennt das chron. petershus. p. 302 mit dem beisatz: de talibus excisis literae testantur, quod, si vita comes fuerit, felices in mundo habeantur. an sie kann nicht der gewöhnliche maßstab gelegt werden, ihr seltsames auftreten in der welt läßt eine geheimnißvolle, höhere bestimmung ahnen. Nicht unähnlich ist der griech. mythus von Metis und Tritogeneia, aus Zeus stirne wird die jungfräuliche göttin geboren. Die ausdrucksweise, Hlöđr sei mit helm und schwert geboren worden (oben s. 61), erklärt Hervararsaga s. 490 so, daß die dem helden beigelegten waffen und thiere zur zeit seiner geburt geschmiedet und geboren seien. ein aus mutterleib bewafnet gebornes kind kennen auch Schröters finn. runen s. 3. es erinnert aber auch an den aberglauben von den glückskindern, die mit helm und haube auf die welt kommen (s. cap. XXVIII).
Bei den göttern wurde angeführt (s. 267), wie Baldrs bruder kaum geboren, erst eine nacht alt, ungewaschen und ungekämmt, zur rache schritt. das erinnert an die kinder, welche liten Kerstin nach langer schwangerschaft gebiert. der neugeborne sohn steht alsbald auf und kämmt sein haar und die neugeborne tochter kann sogleich seide nähen; nach einer andern fassung bringt sie zwei söhne zur welt, deren einer die gelben locken kämmt, der andre das schwert zieht, beide zu schneller rache gerüstet (svenska fornsånger 2, 254. 256). kämmen oder nichtkämmen scheint hier derselbe zug. das neugeborne kind spricht. norske eventyr 1, 139.
Wie die geburt geliebter könige dem volk durch freudige, ihr tod durch schreckende naturereignisse verkündigt wird, gilt das auch von helden. ihre milde befestigte glück und frieden im land. unter Frôđi von Dänemark war ein seliges zeitalter, im jahr von Hakons erwählung brüteten die vögel zweimal, trugen die bäume zweimal, worüber schöne lieder seiner sage (cap. 24) nachzulesen sind. die nacht, in welcher Helgi geboren ward, schrien die adler und strömten heilige wasser von den gebirgen (Sæm. 149a).
Sigurds gang und auftreten war heftig, gleich dem eines gottes, als er sich Brynhilds burg zuerst nahte heißt es: iörđ dûsađi ok opphiminn (Sæm. 241b) und wie von göttern (s. 270) von der lachenden Brynhild: hlô, bœr allr dundi (Sæm. 208a). in vielen thaten und bewegungen der helden waltet göttliche kraft. Dietrichs feuerathem kann an Donar gemahnen, aber auch bloß an einen drachen: ob sîn âtem gæbe fiur als eines wilden trachen (Parz. 137, 18).
Weit verbreitetes zeichen der heldenschaft ist, daß sie von thieren gesäugt, von vögeln gefüttert werden. eine hindin reicht dem ausgesetzten Sigurd ihre milch (Vilk. saga 142), eine wölfin läßt den jungen Dieterich, der davon Wolfdieterich genannt wird, neben ihren vier blinden welfen, an sich saugen, gleich Romulus und Remus. wie auf den ursprung der Römer scheint auf den der Gothen und Schwaben diese gemeinschaft mit den welfen angewandt (s. 309); aber auch der specht, jener Bienenwolf, trug des Mars söhnen speise zu und wir haben die Schwaben als besondere verehrer des Zio (s. 165) kennen gelernt. Den serbischen held Milosch Kobilitsch säugte eine stute (kobila), Vuk 2, 101; fällt dadurch licht auf die ahd. schelte merihûnsun, zâgûnsun (RA. 643)? ein böser nebensinn fand sich gerade so beim lat. lupa [Fußnote]. Doch nicht bloß den säuglingen erscheinen gottgesandte thiere, auch in noth und gefahr gesellen sich schwäne, raben, wölfe, hirsche, bären, löwen den helden, um ihnen hilfe zu leisten, und so muß der ursprung thierischer gestalten in den wappen und helmzeichen der helden vielfach gedeutet werden. er kann aber auch aus andern verhältnissen folgen, z. b. aus dem vermögen einzelner helden sich in schwan oder wolf zu wandeln.
Der schwanflügel, das schwanhemd bezeichnet eine andere übernatürliche eigenschaft, worin die helden wieder den göttern gleichen (s. 271), die gabe des fliegens. wie sich Wieland den schwanenflügel anbindet hat auch der griech. Perseus flügelschuhe, talares Ov. met. 4, 667. 730 und der serbische Relja heißt krilat (geflügelt), er besitzt krilo und okrilje (flügel und flugschirm). Vuk 2, 88. 90. 100. ein haftendes stück des flügels, an frauen der schwanfuß, verräth die höhere natur.
Das übermenschliche wesen der helden leuchtet aus ihren augen (luminum vibratus, oculorum micatus. Saxo gramm. 23): ormr î auga. der goldzähne ist s. 194 gedacht; in märchen werden söhne mit dem stern auf der stirne geboren (KM. 96. Straparola 4, 3). ein goldstern fällt auf die stirne (pentam. 3, 10). an haupt und helm der Dioskuren leuchtete stern oder flamme, das kann auf das strahlenhaupt (s. 269), oder auf gestirne, die an den himmel gesetzt wurden, sich beziehen. Zuweilen entstellen den heldenleib thierische ähnlichkeiten, wie Siegfried die hornene, andre die schuppige haut; helden mit igelborsten sind in den märchen. ohne zweifel beruht die uns nicht vollständig überlieferte sage von den fränkischen Merovingen auf etwas der art. als Clodio Faramunds sohn mit der königin am gestade saß, sich von der sommerschwüle zu kühlen, stieg ein ungeheuer (meerschwein?) aus den wogen, ergrif und überwältigte die badende königin. sie gebar darauf einen sohn, seltsames ansehens, weshalb er Merovig und seine nachkommen, auf die das kennzeichen über gieng, Merovinge heißen [Fußnote]. Theophanes meldet ausdrücklich, die Merovinge werden κριστάται und τριχοραχάται genannt, weil allen königen dieses geschlechts borsten, wie schweinen, auf dem rückgrat (ράχις) wachsen. da weiß noch Rol. 273, 29, wo freilich unter den Heiden aufgeführt werden
di helde von Meres;
vil gewis sît ir des,
daz niht kuoners mac sîn:
an dem rucke tragent si borsten sam swîn.
 
die herleitung des namens ist völlig unbekannt. ich weiß nicht, ob man in ihm einen bezug finden könnte auf den ebercultus des Frô, der unter Franken vorzüglich verbreitet gewesen wäre? auch Lampr. Alex. 5368 hat: sin hût was ime bevangen al mit swînes bursten [Fußnote].
Ein hauptmerkmal helden zu erkennen ist ferner, daß ihnen kluge pferde eigen sind, mit denen sie rede führen. in einem der folgenden capitel wird näher ausgeführt werden, wie das heidenthum in den rossen etwas heiliges und göttliches sah und ihnen oft bewustsein und theilnahme an dem schicksal der menschen beilegte. den helden aber sind sie zum fahren oder reiten unentbehrlich und ein nothwendiger verkehr zwischen beiden findet statt, wie er schon daraus hervorgeht, daß den pferden eigennamen zugelegt werden. Achills rührende unterredung mit Xanthos und Balios (Il. 19, 400–421) findet ihr volles gegenstück in der schönen kerlingischen sage von Bajard; auch Wilhelms gespräch mit Puzzât (58, 21–59, 8), im franz. urtexte mit Baucent (Garin 2, 230. 231), Begons mit Baucent (das. s. 230) ist zu vergleichen. in der edda redet Skîrnir mit seinem pferd (Sæm. 82b); Gođrûn, nach Sigurđs ermordung mit Grani (Sæm. 231b):
hnipnađi Grani þâ, drap î gras höfđi,
 
wol mochte Grani trauern, weil auf ihm der held, seit er es aus Hialpreks stall zog (Sæm. 180), stets gesessen, durch die flamme geritten war (Sæm. 202a) und den großen schatz fortgeführt hatte. die schwed. und dän. volkslieder führen ein kluges pferd Black ein, mit dem gespräch gehalten wird (sv. vis. 2, 194. sv. forns. 2, 257. danske vis. 1, 323). In den dichtungen von Artus sind die pferde weniger anziehend geschildert; desto naiver in den serbischen, wenn Mila das ros beschlägt (Vuk 1, 5) oder Marko kurz vor seinem tod mit dem treuen Scharatz redet (2, 243 ff. Danitza 1, 109). auch in den neugriech. liedern führt Liakos gespräch mit seinem pferd (Fauriel 1, 138) und ähnliche stehn in den litthauischen dainos (Rhesa s. 224). bekannt ist des persischen Rustem gefeites ros [Fußnote].
Werden viele helden in der blüte ihres lebens dahin geraft, wie Achilles oder Siegfried, so erreichen andere ein hohes alter, über die grenze des menschlichen hinaus. unsre einheimische sage verleiht dem Hildebrand nestorische jahre bei ungeschwächter kraft, dem nordischen Starkađr wird ein langes durch mehrere menschengeschlechter gehendes leben beigemessen; Gođmundr, göttlich verehrt, soll fast fünfhundert jahre erreicht haben (fornald. sög. 1, 411. 442). in den überlieferten genealogien wird den urahnen hohes alter, wie schon in der heiligen schrift zugelegt. Snaerr hinn gamli der von Kâri und Jökull entsprossne, soll 300 jahre erreicht haben, gleich viele Hâlfdan gamli (fornald sög. 2, 8). Das mhd. gedicht von Dietrichs ahnen (1869–2506) giebt dem Dietwart und Sigeher jedem 400 jahre lebenszeit, dem Wolfdieterich 503, dem Hugdieterich 450, dem Dietmar 340 jahre, erst Dietrich von Bern erreicht nur das menschliche ziel, Otnit, Sigehers sohn war jung erlegen [Fußnote]. der serbische Marko wird dreihundert jahr alt, fast wie die riesen der vorzeit. Dagegen kürzt oder schwächt sich das leben der helden in der verbindung mit übermenschlichen frauen und göttinnen. beispiele wird hernach die abhandlung der walkyrien liefern; für die griech. ansicht findet sich eine merkwürdige stelle im hymn. Vener. 190, Anchises, nachdem er Afrodite umarmt hatte, trägt sorge hinfällig (αμενηνός) unter den menschen zu leben:
                        επεὶ ου βιοθάλμιος ανὴρ
γίγνεται, όστε θεαι̃ς ευνάζεται αθανάτησι
 
die göttin verhehlt nicht, daß ihm nun schnell das alter nahen, und rühme er sich ihrer gunst, Zeus blitzstrahl ihn lähmen werde. auf ähnlichen vorstellungen ruht die sage von Staufenberger und der meerfei.
Auch darin ist das verhältnis der helden dem der götter sehr ähnlich, daß ihnen wie diesen bestimmte örtliche sitze und wohnungen angewiesen werden. gern aber scheinen solche den namen stein zu führen: Gibichenstein, Brunhildenstein, Kriemhildenstein, Eigelstein, Waskenstein, was auf heilige, von menschen unbewohnte felsen und uralten, festwurzelnden dienst deutet. seltner findet man burg oder sal (Iringes burc, Orendelsal), einigemal aue und brunnen, öfter weg oder straße auf helden bezogen; da nun mit dem begrif des heerwegs der einer öffentlich aufgerichteten seule zusammenhängt, und nach ihr die wege auslaufen, so scheinen die Herculis columnae, die Irmansuli vergleichbar den Rolandseulen, denen wir gerade in Norddeutschland, wo das heidenthum länger gewaltet hatte, begegnen. wie könig Carl in einigen sagen, zumal in der vom wütenden heer, Wuotans stelle einnimmt, mag auch Roland, der edelste held seines hofes, der sich fast ganz zu ihm wie Donar zu Wuotan verhält, den göttlichen überwinder der riesen vertreten. der Äthelstânseulen wurde s. 98 gedacht. es ist bemerkenswerth, während in Scandinavien sonst nichts den Irmenseulen verglichen werden kann, daß zu Skeningen, einer ostgötländischen stadt, auf dem markt, wo auch die Rolandseulen stehn, das bild eines riesen oder helden aufgestellt war, den das volk Thore lång (Thuro longus) nannte und wobei vor zeiten abgötterei getrieben wurde [Fußnote]. dies bild scheint viel eher auf den heidnischen gott als auf einen held oder könig zurückzuführen. vermutlich war auch die seule auf dem markt zu Bavais in Hennegau, von der sieben straßen ausliefen und die einem könige Bavo zu ehren errichtet sein soll, von gleicher bedeutung [Fußnote].
Nach weiteinschlagendem volksglauben, den das XXXII. cap. von der entrückung näher untersucht, sind manche helden von den felsen und burgen herab, auf welchen sie vormals hausten, in klüfte und hölen der berge oder in unterirdische brunnen versunken, wo sie ein nur selten nachlassender schlummer befangen hält, aus dem sie in zeiten der noth hervorgehn und dem lande rettung bringen werden. Daß auch hier neben Wuotan, Armin, Dieterich und Siegfried spätere helden wie Carl, Friedrich Rothbart und selbst Tell genannt sind, verbürgt uns den mythischen schimmer, der sich an diese gesetzt hat. Es war nordischer brauch, daß alte, der welt abgestorbne, mit dem neuen lauf der dinge unzufriedne helden sich in einen hügel verschlossen; so geht Herlaugr mit zwölf männern in den haugr (Egilssaga p. 7) und nicht anders zieht Eticho der Welf von zwölf edelleuten begleitet in einen berg des Scherenzerwaldes, wo ihn niemand wieder finden konnte (deutsche sagen no. 518). Siegfried, Carl und Friedrich, wie könig Artur bei den Briten, harren mit ihrem heer in bergen.
Zum schluß sei bemerkt, daß die heldensage gleich der göttersage liebt in trilogien auszugehn. wie daher Ođinn, Vili, Ve oder Hâr, Iafnhâr und Thriđi nebeneinander stehn, treten unzähligemal drei heldenbrüder zusammen auf, und wiederum begegnet dann gewöhnlich, daß dem dritten die größte kraft des gelingens zugeschrieben wird. so in der skythischen sage von den drei brüdern Leipoxais, Arpoxais und Kolaxais (Herod. 4, 5): goldpflug, joch und schwert waren vom himmel gefallen, als sie der älteste und zweite sohn greifen wollte, brannte das gold, der jüngste aber trug sie davon. dasselbe geschieht in vielen märchen. 

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11/24 21:46