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德国神话:CAP. XI. PALTAR
日期:2014-04-30 12:56  点击:217
Den mythus von Balder, einen der schönsten und geistigsten der edda, hat uns günstigerweise auch noch eine abweichende jüngere auffassung überliefert; für die fluctuation der göttersage gibt es kein gelegeneres beispiel. jene stellt dar, wie der reine schuldlose gott von dem blinden Höđr durch Mistiltein getroffen allbeweint hinab zur unterwelt fahren muß, nichts ihn zurückholen kann und Nanna, die treue gattin ihm in den tod folgt. Saxo hält alles viel niedriger, Balder und Hother sind feindliche nebenbuhler, beide um Nanna werbend, und Hother der begünstigte weiß sich ein zauberschwert zu verschaffen, durch welches allein sein gegner verwundbar ist; nachdem das kriegsglück lange zwischen ihnen geschwankt, siegt zuletzt Hother und erlegt den halbgott, dem Hel, seines nahen besitzes froh, vorher erscheint. doch der feierliche scheiterhaufen ist hier auf Gelder, einen genossen Balders übertragen, von dem der eddische bericht gar nichts weiß. Die verehrung des gottes bezeugt uns vor allen Friđþiofssaga s. fornald. sög. 2, 63 ff. [Fußnote].
Baldr, gen. Baldrs, findet sich wieder in dem ahd. eigennamen Paltar (bei Meichelbeck no. 450. 460. 611) [Fußnote]. und dem ags. bealdor, baldor, das einen herrn, fürsten, könig bedeutend nur mit vorgesetztem gen. pl. gebräuchlich scheint: gumena baldor Cædm. 163, 4. vîgena baldor Jud. 132, 47. sinca bealdor Beov. 4852. vinia bealdor Beov. 5130; merkwürdig steht mägđa bealdor (virginum princeps) cod. exon. 276, 18 auch von einer jungfrau. ich kenne nur einige altn. beispiele: Sæm. 272b heißt es baldur i brynju und 218b herbaldr für heros allgemein; atgeirs baldr (lanceae vir) fornm. sög. 5, 307. dieser übergang aus dem eigennamen in die abstracte bedeutung erinnert ganz an fráuja, frô, freá und an das altn. tŷr. so wie bealdor in der ags. prosa bereits erloschen ist, scheint es auch frühe der ahd. eigenname; paltar = princeps haben vielleicht ahd. heidnische gedichte gekannt. die goth. formen Baldrs gen. Baldris und baldrs princeps dürfen gemutmaßt werden [Fußnote].
Von dem goth. balþs audax schiene dieses Baldrs, wie vom ahd. pald Paltar, vom altn. ballr Baldr eigentlich abzuliegen. nach der regel steht gothischem ld altn. ld, ahd. lt, aber gothischem lþ altn. ll, ahd. ld zur seite [Fußnote]. doch hat die alts. und ags. mundart in beiden lagen ld, und es sind auch im goth. ahd. und altn. mischungen wahrzunehmen [Fußnote], so daß ein naher zusammenhang zwischen balþs und Baldrs [Fußnote], ahd. pald und Paltar möglich ist. er wird aus einem mythologischen grunde sogar wahrscheinlich: auch Nanna, Balders gemahlin, heißt die kühne, von nenna audere, wie sie goth. Nanþô von nanþjan, ahd. Nandâ von ginendan heißen würde. zwar nach der eddischen schilderung zeichnet sich Baldr nicht durch kühne thaten aus, aber bei Saxo kriegt er aufs tapferste, und keine dieser erzählungen kann darauf anspruch machen, uns einen vollständigen bericht von seinem leben zu liefern. Vielleicht leiteten die gothischen Balthae (Jornand. 5, 29) ihren ursprung von einem göttlichen Balþs oder Baldrs ab? [Fußnote]
Allein selbst die deutung des kühnen gottes oder helden könnte eine jüngere sein, das litth. baltas, lett. balts drücken aus weiß, gut, und dieses baltas würde nach der lautverschiebung sich genau zu dem goth. balþs, ahd. pald fügen. Dazu kommt, daß die ags. genealogien Vôdens sohn nicht Bealdor, Baldor-, vielmehr Bäldäg, Beldeg nennen, was ein ahd. Paltac erwarten ließe, welche form ich freilich nirgends gelesen habe. beide dialecte pflegen aber sonst eine menge eigennamen mit däg und tac zu componieren, ahd. Adaltac, Alptac, Ingatac, Kêrtac, Helmtac, Hruodtac, Regintac, Sigitac; alts. Alacdag, Alfdag (Albdag, Pertz 1, 286), Hildidag, Liuddag, Osdag, Wulfdag; ags. Vegdäg, Svefdäg; selbst dem altn. ist der name Svipdagr bekannt. Entweder stehen nun Bäldäg und Bealdor gleichbedeutig (wie z. b. Regintac und Reginari, Sigitac und Sigar, Sigheri), oder es muß auch in dem worte däg, dag, tac eine personification erkannt werden, wie sie s. 161 bei andrer wurzel in den wörtern div, divan, dina, dies erhellte, und dieser begrif begegnete wiederum dem des leuchtenden, weißen gottes. Das slav. bjel, bel hinzugehalten, hätte man nicht einmal nöthig das ags. Bäldäg für Bäldäg zu nehmen, Bäldag ist der weiße gott, lichtgott, der wie himmel, licht und tag leuchtende, der gütige Bjelbog, Belbog des slavischen systems [Fußnote]. Mit dieser erklärung von Bäldäg verträgt sich vollkommen, daß ihm die ags. stammsage einen sohn Brond beilegt, dessen die edda geschweigt: brond, brand, altn. brandr drücken aus jubar, fax, titio. Bäldäg vergliche sich also dem namen nach mit Berhta der glänzenden göttin.
Hierzu dürfen gleich noch einige andere umstände erwogen werden. Baldrs schönheit wird Sn. 26 so beschrieben: hann er svâ fagr âlitum ok biartr svâ at lŷsir af honum, oc eitt gras er svâ hvitt, at iafnat er til Baldrs brâr, þat er allra grasa hvîtast, oc þar eptir mâttu marka hans fegurd bæđi â hâri ok lîki. diese leuchtende pflanze, nach des gottes weißer braue [Fußnote] Baldrsbrâ benannt, ist entweder die anthemis cotula, jetzt in Schweden Barbro, in Schonen Balsensbro, Ballensbra, in Dänemark Barbrogräs genannt, oder matricaria maritima, inodora, die auf Island jenen namen fortführt [Fußnote] [Fußnote]. in Skåne liegt ein Baldursberg, im Öttingischen ein Baldern, im Vorarlberg östlich von Bregenz Balderschwang. doch fordern solche ortsnamen vorsicht, weil sie von männern Baldar und Baldheri rühren können, daher ich mich enthalte noch mehrere anzuführen. Aber auch seine himmlische wohnung hieß Breiđablik, nom. pl. (Sæm. 41b Sn. 21. 27) d. i. breiter schimmer, glanz, was auf den streifen der milchstraße angewandt werden könnte; unweit Roskild, bei Lethra, soll ein ort den namen Bredeblick geführt haben [Fußnote]. gerade dieser ausdruck findet sich, zwar nicht von einer wohnstätte, sondern einer über das feld anrückenden schaar schneeblanker rosse und helden in einem gedicht des 12 jh. wieder: ›dô brâhte Dietherîches vane zvencik dûsint lossam in breither blickin uber lant‹. Roth. 2635. was heißt Wh. 381, 16 ›daz bluot über die blicke flôz, si wurdn almeistic rôtgevar‹? über die wege des feldes, oder über die glänzenden pfelle? [Fußnote]
Wenn uns Bäldäg und Brond offenbaren, daß die verehrung Balders auch über den Norden hinaus unter eigenthümlichen bestimmungen stattfand; so darf aus dem vorhandensein aller wesentlichsten eigennamen, die hier den hauptmythus bedingen, geschlossen werden, dieser müsse vollständig bei allen Deutschen bekannt gewesen sein. Die göttin Hel, wie cap. XIII ausgeführt werden soll, entspricht der goth. abstraction halja, ahd. hella. Höđr (gen. Hađar, dat. Heđi, acc. Höđ), ein blind dargestellter gott von gewaltiger stärke (Sn. 31), der ohne arg den tödlichen pfeil gegen Baldr abschießt, bei Saxo Hotherus genannt, weist auf einen goth. Haþus, ags. Heađo, ahd. Hadu, altfränk. Chado, deren uns noch spuren in eigennamen und dichterischen zusammensetzungen versichern. ahd. Hadupraht, Hadufuns, Hadupald, Hadufrid, Hadumâr, Hadupurc, Hadulint, Haduwîc (Hedwig) und andere; welche formen zunächst an Catumêrus bei Tacitus (ahd. Hadumâr, Hadamâr) stoßen. in der ags. poesie haften die beiwörter heađorinc (vir egregius, nobilis) Cædm. 193, 4. Beov. 737. 4927; heađovelm (belli impetus, fervor) Cædm. 21, 14. 187, 8. Beov. 164. 5633; heađosvât (sudor bellicus) Beov. 2919. 3211. 3334; heađovæd (vestis bellica) Beov. 78; heađubyrne (lorica bellica) cod. exon. 297, 7; heađosigel (egregium jubar) cod. exon. 486, 17; heađogleám (idem) cod. exon. 438, 6; heađolâc (pugnae ludus) Beov. 1862. 3943; heađogrim (atrocissimus) Beov. 1090. 5378; heađosioc (pugna vulneratus) Beov. 5504; heađosteáp (celsus) Beov. 2490. 4301. Wenn in solchen ausdrücken die bedeutung nicht bloß unbestimmt erhöht ist, scheint der begrif von schlacht und kampf hervorgehoben und der gott oder held vorzüglich als ein kriegerischer gedacht und verehrt worden zu sein. Haþus, Höđr drückte also, neben Wuotan und Zio, erscheinungen des kriegs aus, er wurde blind vorgestellt, weil er glück oder unglück blindlings vertheilte (s. 172). Außer Höđr flicht sich sodann noch Hermôđr in den verlauf von Balders geschichte, Hermôđr wird zu Hel entsandt, den geliebten bruder aus der unterwelt zurückzufordern. Von ihm weiß schon Saxo nichts, die ags. genealogie setzt ihren Heremôđ unter Vôdens vorfahren und nennt Sceldva oder den sageberühmten Sceáf seinen sohn, während er dem Norden erst mit Baldr von Ođinn abstammt; auf ähnliche weise sahen wir s. 181 Freyr sowol für den vater als den sohn Niörđs angenommen. ein jüngerer Heremôđ tritt Beov. 1795. 3417 auf, aber in verwandtschaft mit den alten geschlechtern. er ist vielleicht der Sæm. 113a neben Sigmundr genannte held, welchem Ođinn helm und brunie verlieh? auch ags. urkunden gewähren den namen (Kemble 1, 232. 141), und in ahd. erscheint Herimuot, Herimaot sehr oft (Graff 2, 699 a. 782 aus MB. 7, 373. Neugart no. 170. 214. 244. 260 a. 809. 822. 830. 834. Ried. no. 21 a. 821), doch kein gedicht, keine sage meldet von ihm [Fußnote]
Hermôđr heißt in sögubrot (fornald. s. 1, 373) bazt hugađr und ist gleich Helgi d. h. dem Helgi vergleichbar. Beov. 1795 wird er unmittelbar nach Sigemund genannt, er geräth in der Eoten gewalt und macht seinem volk sorge. auch 3417 wird er getadelt. bedeutet Hermôđr militandi fessus? dagegen spricht, daß ahd. neben Herimuot und Herimaot nie Herimuodi vorkommt. Hermôdes porn begegnet in Kembles chart. 3, 387, terra quae anglice Hermodesodes nuncupatur im chartol. mon. s. trinitatis (Guerard 5. Bertin s. 455).
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Desto bedeutsamer sind die aufschlüsse des Merseburger fundes, nicht nur werden wir eines göttlichen Balders in Deutschland vollkommen sicher, es taucht ein verschollner mythus wieder auf, zugleich ein neuer, selbst dem Norden unbekannter name.
Als Phol (Balder) und Wodan, erzählt das lied, einmal zu walde ritten, sei Balders fohlen, demo Balderes volon, der fuß ausgerenkt und sogleich die größte sorgfalt der himmlischen erwiesen worden, ihn wieder einzurichten; doch weder Sindgund und Sunna, noch Frûa und Folla vermochten es, erst Wodan der zauberkundige selbst konnte den fuß beschwören und heilen [Fußnote].
Dies ganze ereignis ist der edda so wenig als andern altn. sagen bekannt. doch was ein heidnischer spruch schon vor dem zehnten jh. in Thüringen wuste, hat sich seinem wesentlichen inhalte nach in beschwörungsformeln geborgen, die noch unter dem schottischen und dänischen landvolk leben (vgl. cap. XXXIII Einrenken), nur daß auf Jesus angewandt wird, was die Heiden von Balder und Wodan glaubten. Es überrascht, daß Cato (de re rust. 160) gerade auch einen altrömischen, vielleicht sabinischen zauberspruch gegen die verrenkung mittheilt, der uns unverständlich, in dem aber deutlich ein gott angerufen ist: luxum si quod est, hac cantione sanum fiet. harundinem prende tibi viridem pedes IV aut V longam, mediam diffinde et duo homines teneant ad coxendices. incipe cantare in alio S. F. motas vaeta daries dardaries astataries Dissunapiter! usque dum coeant. weiteres gehört nicht hierher.
Das erlahmte, in seinem gang aufgehaltne pferd Balders empfängt vollen sinn, sobald man ihn sich als lichtgott oder taggott vorstellt, durch dessen hemmung und zurückbleiben großes unheil auf der erde erfolgen muß. wahrscheinlich wuste es die sage im zusammenhang zu berichten; dem zwecke der zauberformel war nichts daran gelegen.
Die namen der vier göttinnen hat der verfolg zu erörtern; hier zieht uns an, daß Balder mit einem bisher unerhörten namen zugleich auch Phol genannt wird.
Das auge für unser alterthum braucht uns oft nur geöfnet zu werden. beachten des unbeachteten hat ergeben, daß von diesem gott Phol in ortsnamen noch wichtige spuren vorhanden sind.
In Baiern lag ein Pholesauwa, Pholesouwa, etwa vier stunden von Passau, dessen die traditiones patavienses zuerst in einer zwischen 774–788 verfaßten urkunde (MB. vol. 28 pars 2 p. 21 no. 23), hernach viele spätere derselben gegend erwähnen, es ist das heutige dorf Pfalsau. die zusammensetzung mit aue eignet sich ganz für die annahme eines altheidnischen cultus. nicht nur auf bergen wurden die götter verehrt, auch auf inseln oder von bächen und flüssen eingeschloßnen auen, da wo fruchtbare wiesen trift, wälder schatten gaben. so das castum nemus der Nerthus in insula Oceani, so Fosetesland mit seinen weiden und quellen, wovon bald nachher. Baldrshagi (Balderi pascuum) dessen Friđþiofssaga erwähnt, war eine eingehegte friedstätte (griđastađr), die niemand schädigen durfte. ich finde, daß auch klöster, denen man gern altheilige, dem volk ehrwürdige plätze auswählte, oft auf auen angelegt wurden, und von einem nonnenkloster ist gerade der ausdruck gebraucht: in der megde ouwe (Diut. 1, 357) [Fußnote]. Die altn. mythologie liefert uns mehrere, nach den hehrsten göttern benannte auen: Ođinsey, (Odensee) auf Fühnen, ein andres Ođinsey (Onsöe) in Norwegen (fornm. sög. 12, 33); Thôrsey fornm. sög. 7, 234. 9, 17; Hlêssey (Lässöe) im Kattegat u. a. m. Kein ahd. Wuotanesouwa, Donaresouwa kennen wir, aber Pholesouwa bietet denselben bezug dar.
Wenig verschieden davon wird Pholespiunt sein (MB. 9, 404, um 1138. Pfalspiunt 5, 399 a. 1290), das heutige Pfalzpoint an der Altmühl zwischen Eichstädt und Kipfenberg, in einem ansehnlichen forste. piunt drückt einen eingehegten acker oder garten aus [Fußnote], und so gut dem gott eine aue kann ihm auch ein feldstück geheiligt werden. Graff 3, 342 hat einen ort Frawûnpiunt, der den umständen nach mit gleichem fug auf die göttin Frouwa bezogen werden darf, ohne zweifel fällt er wieder nach Baiern [Fußnote].
In den fuldischen traditionen dei Schannat s. 291 no. 85 begegnet die merkwürdige stelle: Widerolt comes tradidit sancto Bonifacio quicquid proprietatis habuit in Pholesbrunnen in provincia Thuringiae. auf dies Pholesbrunno hat nun nächsten anspruch das dorf Phulsborn unfern der Saale, von den städten Apolda, Dornburg und Sulza gleichweit entlegen, urkunden des mittelalters schreiben Phulsborn und Pfolczborn; es befindet sich aber auch ein anderes Falsbrunn, Falsbronn auf dem fränkischen Steigerwald an der rauhen Eberach. Pfolesbrunno gemahnt nun noch deutlicher an eine gottheit, und gerade an Balders, da sich auch Baldersbrunnen finden, ein Baldebrunno ist aus der Eifel und Rheinpfalz [Fußnote] aufgewiesen und gezeigt, daß die form in Baldersbrunno gebessert werden müsse, wie das spätere Baldenhain in Baldershain (zeitschr. f. d. a. 2, 256) und Bellstadt im schwarzburgsondersh. amte Klingen ehmals Baldersteti hieß (Schannat dioec. fuld. s. 244 a. 977) [Fußnote]. Aus dem nordischen mythus von Balder, wie ihn Saxo gibt, erhellt, daß Balder seinem lechzenden heer in der hitze der schlacht einen brunnen schuf: victor Balderus ut afflictum siti militem opportuni liquoris beneficio recrearet, novos humi latices terram altius rimatus aperuit, quorum erumpentes scatebras sitibundum agmen hianti passim ore captabat. eorundem vestigia sempiterna firmata vocabulo quamquam pristina admodum scaturigo desierit, nondum prorsus exolevisse creduntur. Diese stelle ist das heutige Baldersbrönd unweit Roskilde (note zu Müllers Saxo s. 120). die sage mag aber mit deutschen zusammentreffen, die später auf könig Karl (s. 96 und unten Wütendes heer) anwandten, was das heidenthum von Balder erzählte; also ist die fortdauernde benennung selbst ein quell geblieben, aus dem der mythus von Balder neu hervortritt [Fußnote].
Phols name sitzt aber noch viel fester. ein Heinricus de Pholing erscheint häufig in den Altacher urkunden des 13 jh. MB. theil 11, ein Rapoto de Pholingen, Phaling MB. 12, 56. 60 und dieser ort liegt auf der 1inken seite der Donau unterhalb Straubingen, zwischen beiden stiften Altach; ich zweifle, ob das Polling andrer urkunden (und es gibt mehrere Polling in der Ammergegend) wegen der mangelnden aspiration und doppelten liquida dasselbe wort sei. Pfullendorf oder Follendorf bei Gotha heißt in urk. des 14 jh. Phulsdorf. Pholenheim Schannat. vind. lit. coll. 1, 48. 53. Zwischen dem Harz und Thüringen, unweit Scharzfeld liegt ein alter ort namens Pölde, in urkunden und schriften früherer zeit Polidi, Palidi, Palithi, Pholidi (gram. 2, 248) genannt, sitz eines bekannten klosters, das vielleicht wiederum an der stätte eines heidnischen heiligthums gestiftet wurde. Läßt sich hier die beziehung auf den gott sichern, so entnehmen wir zugleich das verhältnis der consonanten in dem namen.
Bei Phol dringen so viel deutungen zu, daß man sich verirren würde, dürften sie sich alle geltend machen. das chaldäische bel oder bal scheint bloßer mehrern göttern zuständiger titel: bel Uranus, bel Jupiter, bel Mars. finnisch ist palo feuer, altn. bâl, ags. bael rogus, slav. paliti brennen, wozu das röm. Pales und die Palilien. phallus wurde vorhin erwogen. man muß sich vorerst der einheimischen anklänge versichern bei einer gottheit, die wir jetzt nur noch dem kahlen namen nach kennen [Fußnote]. Bei der frage nach dem sinn des wortes Phol selbst lehne ich den gedanken ab, auf welchen man gerathen könnte, daß er bloße koseform von Balder oder Paltar sei, denn in solchen pflegt sich der anlaut des vollständigen namens stets zu bewahren; es wäre Balzo, Palzo, nicht Phol zu gewarten [Fußnote]. ebensowenig scheint das ahd. PH hier dem gewöhnlichen F gleichzusetzen, das zu dem sächsischen F stimmte, vielmehr eine aspirata, die der sächs. tenuis entsprechend urverwandte media B zur seite haben würde. da bekanntlich die sächs. anlaute P = hochd. PH fast nur in fremden wörtern eintreten (porta, phorta; putti, phuzi; pêda, pheit), so folgt, daß für Phol, wenn die sächs. form Pol ausgemacht ist, entweder solch ein fremdes P gesucht werden müsse, oder als seltne ausnahme, in der sich die regel der lautverschiebung bewähren würde, ein urverwandtes B. ich bin dieser letzten annahme geneigt, und halte zu Phol und Pol (deren o aus a entsprungen sein mag) den celtischen Beal, Beul, Bel, Belenus, eine gottheit des lichts oder feuers, den slav. Bjelbog, Belbog, samt den adj. bel, bjel (albus) litth. baltas, welches durch die fortbildung T wahrscheinlich macht, daß Bäldäg und Baldr derselben wurzel sind, nur keine lautverschiebung erfahren haben. Phol und Paltar fallen also anfänglich zusammen, verkünden uns aber zwei von einander laufende historische entfaltungen desselben worts, und einen nicht unwichtigen unterschied in der mythologie einzelner deutscher stämme [Fußnote].
So weit sich absehen läßt, war der gott unter dem namen Phol vorzugsweise von Thüringern und Baiern, d. h. nach dem ausdruck älterer zeiten Hermunduren und Marcomannen gefeiert, doch scheinen sie daneben auch seine andere benennung Paltar und Balder gekannt zu haben, während bei Sachsen und Westfalen Baldag, Bäldäg galt, das ags. bealdor in die abstraction übergetreten war. Da nun der bairische Eor dem alamannischen Zio entgegenstand, so muß man darauf achten, ob auch Phol den Alamannen und andern ihnen verwandten stämmen unbekannt blieb? [Fußnote]
Aus dem östlichen Deutschland in das nordwestliche gewiesen werden wir zuletzt durch einen dem Baldercultus genau angehörigen namen, der sich wieder an die edda schließt. Sie führt unter den Asen einen sohn Balders und Nannas, Forseti auf, welcher gleich seinem vater in einem leuchtenden, von gold und silber gebauten saale Glitnir (glit nitor, splendor, ahd. kliz) wohnt und, wie schon Baldr selbst der weiseste, beredteste, mildeste gott heißt, dessen ausspruch unumstößlich ist (Sn. 27), für den weisesten richter bei göttern und menschen gilt; er schlichtet alle streitigen sachen (Sæm. 42a Sn. 31. 103), weiter wird nichts von ihm berichtet [Fußnote].
Dieser Forseti ist wolbefugt mit dem friesischen gott Fosite zusammengehalten worden, von welchem uns einige im neunten jh. abgefaßte lebensbeschreibungen schätzbare kunde geben. die vita sancti Wilibrordi († 739), wie sie der berühmte Alcuin († 804) geschrieben, erzählt cap. 10 folgendergestalt: cum ergo pius verbi dei praedicator iter agebat, pervenit in confinio Fresonum et Danorum ad quamdam insulam, quae a quodam deo suo Fosite ab accolis terrae Fositesland appellatur, quia in ea ejusdem dei fana fuere constructa. qui locus a paganis in tanta veneratione habebatur, ut nil in ea vel animalium ibi pascentium, vel aliarum quarumlibet rerum gentilium quisquam tangere audebat, nec etiam a fonte qui ibi ebulliebat aquam haurire nisi tacens praesumebat. Quo cum vir dei tempestate jactatus est, mansit ibidem aliquot dies, quousque sepositis tempestatibus opportunum navigandi tempus adveniret. sed parvipendens stultam loci illius religionem, vel ferocissimum regis animum, qui violatores sacrorum illius atrocissima morte damnare solebat; tres homines in eo fonte cum invocatione sanctae trinitatis baptizavit. sed et animalia in ea terra pascentia in cibaria suis mactare praecepit. quod pagani intuentes arbitrabantur, eos vel in furorem verti, vel etiam veloci morte perire; quos cum nil mali cernebant pati, stupore perterriti regi tamen Radbodo quod viderant factum retulerunt. Qui nimio furore succensus in sacerdotem dei vivi suorum injurias deorum ulcisci cogitabat, et per tres dies semper tribus vicibus sortes suo more mittebat, et nunquam damnatorum sors, deo vero defendente suos, super servum dei aut aliquem ex suis cadere potuit; nec nisi unus tantum ex sociis sorte monstratus martyrio coronatus est. Radbod fürchtete Pippin, den fränkischen könig, und entließ den bekehrer unverletzt [Fußnote]. Was Wilibrord unausgeführt gelassen hatte, brachte einige zeit nachher ein anderer geistlicher zu stand, wie die vita Liudgeri, abgefaßt von Altfrid († 849) zum jahr 785 berichtet: ipse vero (Liudgerus) . . . . studuit fana destruere, et omnes erroris pristini abluere sordes. curavit quoque ulterius doctrinae derivare flumina, et consilio ab imperatore accepto, transfretavit in confinio Fresonum atque Danorum ad quandam insulam, quae a nomine dei sui falsi Fosete Foseteslant est appellata . . . . . . . pervenientes autem ad eandem insulam, destruxerunt omnia ejusdem Fosetis fana, quae illic fuere constructa, et pro eis Christi fabricaverunt ecclesias. cumque habitatores terrae illius fide Christi imbueret, baptizavit eos cum invocatione sanctae trinitatis in fonte, qui ibi ebulliebat, in quo sanctus Willibrordus prius homines tres baptizaverat, a quo etiam fonte nemo prius haurire aquam nisi tacens praesumebat (Pertz 2, 410). offenbar hatte Altfrid Alcuins arbeit zur hand. die insel nahm seitdem den namen hêlegland, Helgoland an, den sie noch heute fortführt; den bekehrern war auch hier daran gelegen, einen auf der stätte ruhenden begrif der heiligkeit für das christenthum zu erhalten. Adam von Bremen, in seiner schrift de situ Daniae (Pertz 9, 369) äußert sich über die insel nachstehendermaßen: ordinavit (archiepiscopus episcopum) in Finne (Fühnen) Eilbertum, quem tradunt conversum (l. captum) a piratis Farriam insulam, quae in ostio fluminis Albiae longo secessu latet in oceano, primum reperisse constructoque monasterio in ea fecisse habitabilem. haec insula contra Hadeloam sita est. cujus longitudo vix viii milliaria panditur, latitudo quatuor; homines stramine fragmentisque navium pro igne utuntur. sermo est piratas, si quando praedam inde vel minimam tulerint, aut mox perisse naufragio, aut occisos ab aliquo, nullum redisse indempnem, quapropter solent, heremitis ibi viventibus decimas praedarum offerre cum magna devotione. est enim feracissima frugum, ditissima volucrum et pecudum nutrix, collem habet unicum, arborem nullam, scopulis includitur asperrimis, nullo aditu nisi uno, ubi et aqua dulcis (die quelle, aus der man schweigend schöpfte), locus venerabilis omnibus nautis, praecipue vero piratis, unde nomen accepit ut Heiligeland dicatur. hanc in vita sancti Willebrordi Fosetisland appellari dicimus, quae sita est in confinio Danorum et Fresonum. sunt et aliae insulae contra Fresiam et Daniam, sed nulla earum tam memorabilis. Der hier zuerst genannte name Farria ist entweder aus verwechslung der insel Föhr mit Helgoland entsprungen, oder man hat zu bessern: a piratis farrianis. aus den gebräuchen der schiffer und wikinge noch der christlichen zeit bestätigt es sich, wie heilig der ort im heidenthum gehalten wurde [Fußnote].
Auf einer insel, zwischen Dänemark, Friesland und Sachsen gelegen, dürfen wir einen heidnischen gott erwarten, der diesen stämmen unter einander gemein war. es wäre seltsam, daß der friesische Fosite den Nordländern unbekannt gewesen, und noch seltsamer, daß der eddische Forseti ein davon ganz verschiedner gott sein sollte. freilich hätte man bei Saxo gramm. eine erwähnung gerade dieser gottheit erwartet, der ihrer völlig geschweigt; allein er gedenkt mancher anderer nicht, und in seinen tagen mag Fosites name unter den Friesen verklungen gewesen sein.
In beiden namen ist einige abweichung, wie zwischen zwei völkern natürlich: altn. Forseti, gen. Forseta, fries. Fosite, gen. Fosites. leichteste annahme scheint, daß durch assimilation aus Forsite Fossite, Fosite entsprang oder R ausfiel, wie ahd. mosar f. morsar, nnd. möser. im fries. Angeln ist nach Hagerup s. 20 föst, föste = förste, primus. auch läßt sich sonst Fosite kaum deuten. forseti ist praeses, princeps, was in ein ahd. forasizo übersetzbar scheint; passende benennung für den gott, der dem gericht vorsitzt und alle händel beilegt. das goth. faúragaggja gewährt einen ganz ähnlichen sinn, den ich auch noch in viel jüngeren denkmälern mit dem ausdruck vorgänger verbunden finde. Vollständigere ags. genealogien würden uns vielleicht einen Forseta oder Forsete als Bäldägs sohn nennen [Fußnote]. [Fußnote]
Forseti, Fosite bewähren uns die ausbreitung des Baldrdienstes. ist aus Pholesouwa, aus Baldrshagi zu folgern, daß dieser gott inseln und auen liebte, so stimmt dazu Helgoland, wo die heerden seines sohnes weideten, vielleicht die verehrung der seulen des Hercules, welche nach Tacitus auf eine andere benachbarte insel gelegt werden kann [Fußnote]. 

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