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CAP. IV. TEMPEL.
日期:2014-04-21 10:30  点击:260
Auch bei untersuchungen über die heiligen wohnplätze der götter wird am sichersten von ausdrücken angehoben, die den christlichen benennungen tempel oder kirche vorausgiengen, und durch sie verdrängt wurden.
Das goth. fem. alhs überträgt die jüdischchristlichen begriffe ναός (Matth. 27, 5. 51. Marc. 14, 58. 15, 29. Luc. 1, 9, 21. II Cor. 6, 16) und ιερόν (Marc. 11, 11. 16. 27. 12, 35. 14,49. Luc. 2, 27. 46. 4, 9. 18, 10. 19, 45. Joh. 7, 14. 28. 8, 20. 59. 10, 23). es muß dem Gothen ein altheiliges wort sein, weil es die anomalie ähnlicher ausdrücke theilt, und den gen. alhs, den dat. alh statt alháis, alhái bildet. ein einziges mal steht Joh. 18, 20 gudhus (ιερόν), das einfache hus hat nie die bedeutung von domus (razn). warum sollte Ulfilas verschmähen, den heidnischen namen auf die christliche sache anzuwenden, da ja die auch heidnischen templum und ναός für den christlichen gebrauch unanstößig befunden wurden?
Dasselbe wort erscheint, möglicherweise, schon einmal bei Tacitus Germ. 43: apud Naharvalos antiquae religionis lucus ostenditur: praesidet sacerdos muliebri ornatu, sed deos interpretatione romana Castorem Pollucemque memorant. ea vis numini, nomen Alcis; nulla simulacra, nullum peregrinae superstitionis vestigium. ut fratres tamen, ut juvenes venerantur. alcis ist entweder selbst nom. oder ein gen. von alx (wie falcis, falx), das vollkommen dem goth. alhs gleicht. ein heldenbrüderpaar wurde, ohne bildsäulen, in heiligem hain verehrt, auf sie kann der name nicht wol bezogen werden [Fußnote], die stätte der gottheit hieß alx. das numen ist hier der heilige wald oder ein darin ausgezeichneter baum selbst.
Vier oder fünf jahrhunderte nach Ulfilas muß den hochdeutschen stämmen das wort alah altväterisch heidnisch geklungen haben, gleichwol wissen wir, daß es in der zusammensetzung mit eigen und ortsnamen gesichert noch vorhanden war [Fußnote]: Alaholf, Alahtac, Alahhilt, Alahgund, Alahtrût; Alahstat in pago Hassorum (a. 834) Schannat trad. fuld. n° 404. Alahdorp in Mulahgöwe (a. 856) das. n° 476. den namen Alahstat, Alahdorf können mehrere örter geführt haben; an denen sich ein heidnischer tempel, eine geheiligte gerichtsstätte oder ein haus des königs befand. denn nicht bloß das fanum, auch die volksversamlung und die königliche wohnung galten für geweiht, oder in der sprache des mittelalters für frôno. Alstidi, eine bei Dietmar von Merseburg oft genannte königspfalz in Thüringen hieß ahd. alahsteti, nom. alahstat. Unter den später bekehrten Sachsen erhielt sich das wort länger lebendig. der dichter des Hel. gebraucht alah (masc.) gerade wie Ulfilas (3, 20. 22. 6, 2. 14, 9. 32, 14. 115, 9. 15. 129, 22. 130, 19. 157, 16), seltner godes hûs 155, 8. 130, 18, oder that hêlaga hûs 3, 19. Cædm. 202, 22 alhn 1. alh hâligne (den heiligen tempel). 258, 11 ealhstede (palatium, aedes regia). Andr. 1642 bessere ich ealde ealhstedas (delubra) f. eolhstedas, vgl. die eigennamen Ealhstân in Kembles urk. 1, 288. 296, Ealhheard 1, 292, gleichsam steinhart, felsenhart, was auf die ursprünglichste bedeutung des worts leiten könnte. es mangelt den altn. quellen, würde aber lauten müssen alr, gen. als.
Einen andern uralten ausdruck bieten die goth. bruchstücke nicht dar, das ahd. wih (nemus) Diut. 1, 492a; alts. wih masc. (templum) Hel. 3, 15. 17. 19. 14, 8. 115, 4. 119, 17. 127, 10. 129, 23. 130, 17. 154, 22. 169, 1; friduwih Hel. 15, 19. ags. vih, viges oder veoh, veos (gleichfalls masc): viges (idoli) Cædm. 228, 12. þisne vig vurđigean (hoc idolum colere) Cædm. 228, 24, vgl. vigveorđing (cultus idolorum) Beov. 350. veohveorđing cod. exon. 253, 14. vihgild (cultus idol.) Cædm. 227, 5; veobedd (ara) Cædm. 172, 8 f. veohbedd, vihbedd; veos (idola) f. veohas cod. exon. 341, 28. kurzen vocal fordert der ags. wechsel zwischen i und oe, und den gründen zum trotz, die ich gramm. 1, 462 geltend mache, scheint er auch dem altn. ve zu gebühren, das im sg. Ve einen bestimmten gott, im männlichen pl. vear dii, idola, im neutral gefaßten pl. ve loca sacra bedeutet. Gutalag 6. 108. 111: haita â hult eþa hauga, â vi eþa stafgarþa (invocare lucos aut tumulos, idola aut loca palis circumsepta); trûa â hult, â hauga, vi oc stafgarþa; han standr î vi (stat in loco sacro). Hier hätten wir also, wie bei alah, einen zwischen nemus, templum, fanum, idolum, numen schwankenden begrif [Fußnote], dessen wurzel ohne zweifel das goth. veiha, váih, vaíhum, ahd wîhu, weih, wihum ist, aus welcher auch das adj. veihs sacer, ahd. wîh stammt, und s. 33. erhellte ein bezug von wîhan auf opfer und gottesdienst. in der lappischen sprache soll vi silva bedeuten.
Noch entschiedener ist ein drittes heidnisches wort und wird für den gang unserer untersuchung vorzüglich wichtig. das ahd. haruc (masc, pl. harugâ) übersetzt in den glossen bald fanum, Hrab. 963b, bald delubrum, Hrab. 959a, bald lucus, Hrab. 969a, Jun. 212. Diut. 1, 495b, bald nemus, Diut 1, 492a. die letzte glosse lautet vollständig nemus plantavit, forst flanzôta, edo haruc, edo wih. haruc schließt also, gleich jenem wih, einerseits den begrif von templum, fanum in sich, andrerseits den von wald, hain, lucus [Fußnote]. In der lex rip. hat sich merkwürdigerweise harahus als benennung der mahlstätte, die ursprünglich ein wald war, aufbewahrt (RA. 794. 903), sicher aus dem heidenthum her. ags. hearg (masc. pl. heargas) fanum. Beda 2, 13. 3, 30. Oros. 3, 9 (p. 109) heargträf (fani tabulatum) Beov. 349; ät hearge Kembles urk. 1, 282. altn. hörgr (masc, pl. hergir) delubrum, zuweilen idolum, simulacrum, Sæm. 36a 42a 91a 114b 141a; besonders merkwürdig Sæm. 114b: hörgr hlađinn steinom, griot at gleri orđit, rođit î nŷio nauta blôđi. einigemal werden hörgr und hof, fanum, tectum verbunden (36a 141a), dann scheint hörgr der heilige ort in wald und fels, hof der gebaute tempel, aula, vgl. hamr ok hörgr (fornm. sög. 5, 239). beiden ausdrücken stände sowol der örtliche begrif zu, als auch der des numen und des bildes selbst [Fußnote]. Unverwandt scheint das altlat. haruga, aruga, opferstier, woher haruspex, aruspex. Aber das gr. τέμενος bedeutet wiederum den heiligen hain Il. 8, 48. 23, 148, τέμενος τάμον Il. 20, 184.
Synonym mit haruc ist endlich das ahd. paro (gen. parawes) ags. bearo (gen. bearves) welche lucus [Fußnote] und arbor ausdrücken, heiliger hain oder baum. ags. ät bearve. Kembles urk. 1, 255. altn. barr (arbor) Sæm. 109a barri (nemus) Sæm. 86b 87a; qui ad aras sacrificat, de zae dmo parawe ploazit. Diut. 1, 150; ara oder der pl. arae steht hier für templum [Fußnote].
Tempel ist also zugleich wald. was wir uns als gebautes, gemauertes haus denken, löst sich auf, je früher zurück gegangen wird, in den begrif einer von menschenhänden unberührten, durch selbstgewachsne bäume gehegten und eingefriedigten heiligen stätte. da wohnt die gottheit und birgt ihr bild in rauschenden blättern der zweige, da ist der raum, wo ihr der jäger das gefällte wild, der hirte die rosse, rinder und widder seiner herde darzubringen hat.
Was ein schriftsteller des zweiten jahrhunderts vom cultus der Celten sagt, kann auf die deutschen und alle urverwandten völker angewendet werden: Κελτοὶ σέβουσι μὲν Δία, άγαλμα δὲ Διὸς κελτικὸν υψηλὴ δρυ̃ς. Maximus Tyrius (diss. 8. ed. Reiske 1, 142). man vergleiche Lasicz. 46: deos nemora incolere persuasum habent (Samogitae). habitarunt di quoque sylvas (Haupts zeitschr. 1, 138).
Damit behaupte ich nicht, daß diese waldverehrung alle vorstellungen, die sich unsere vorfahren von der gottheit und ihrem aufenthalt machten, erschöpfe; es war nur die hauptsächlichste. Einzelne götter mögen auf berggipfeln, in felsenhölen, in flüssen hausen, aber der feierliche, allgemeine gottesdienst des volks hat seinen sitz im hain; nirgends hätte er einen würdigern aufschlagen können [Fußnote]
Auch die verehrung der götter auf bergen ist alt und verbreitet. vgl. âs, ans (s. 20), die Wuotansberge, Donnersberge. drei tage und nächte wird auf einem berge der teufel angerufen. Müllenhoff no. 227. das anbeten auf dem berge ist auch biblisch, z. b. auf dem Garizim. Joh. 4, 19. Raumers Palästina s. 113 ff.
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Zu einer zeit, wo erst rohe anfänge der baukunst statt fanden, muß das menschliche gemüt durch den anblick hoher bäume, unter freiem himmel, zu größerer andacht erhoben worden sein, als es innerhalb der kleinlichen von unmächtiger hand hervorgebrachten räume empfunden hätte. Die lang nachher eingetretene vollendung eigenthümlich deutscher architectur hat sie in ihren kühnsten schöpfungen nicht eben gesucht, die aufstrebenden bäume des waldes nachzuahmen? wie weit hätte die unform ärmlich geschnitzter oder gemeißelter bilder von der gestalt des gottes abgestanden, den die kindliche einbildungskraft der vorzeit sich auf dem belaubten wipfel eines heiligen baumes thronend vorstellte. In dem wehen, unter dem schatten [Fußnote] uralter wälder fühlte sich die seele des menschen von der nähe waltender gottheiten erfüllt; welchen tiefen einfluß das waldleben von jeher auf alle verhältnisse unseres volks hatte, bewähren die markgenossenschaften, und marka, das wort nach dem sie den namen führen, bezeichnete erst wald und dann auch grenze.
Die ältesten zeugnisse für den waldcultus der Deutschen legt Tacitus ab. Germ. 9: ceterum nec cohibere parietibus deos, neque in ullam humani oris speciem adsimulare ex magnitudine coelestium arbitrantur. lucos ac nemora consecrant, deorumque nominibus adpellant secretum illud, quod sola reverentia vident [Fußnote]. Germ. 39: von den Semnonen: stato tempore in silvam auguriis patrum et prisca formidine sacram [Fußnote] omnes ejusdem sanguinis populi legationibus coeunt. est et alia luco reverentia. nemo nisi vinculo ligatus ingreditur, ut minor et potestatem numinis prae se ferens. si forte prolapsus est, attolli et insurgere haud licitum: perhumum evolvuntur [Fußnote]. cap. 40: est in insula oceani castum nemus, dicatumque in eo vehiculum veste contectum. cap. 43: apud Naharvalos antiquae religionis lucus ostenditur . . . numini nomen Alcis, nulla simulacra. cap. 7: effigies et signa (d. i. effigiata signa) quaedam detractae lucis in proelium ferunt, womit hist. 4, 22 verbunden werden muß: inde depromptae silvis lucisque ferarum imagines, ut cuique genti inire proelium mos est. ann. 2, 12: Caesar transgressus Visurgim indicio perfugae cognoscit delectum ab Arminio locum pugnae, convenisse et alias nationes in silvam Herculi sacram. ann. 4, 73: mox conpertum a transfugis, nongentos Romanorum apud lucum, quem Baduhennae vocant, pugna in posterum extracta confectos, wiewol nicht hervorgeht, daß dieser hain ein geheiligter war [Fußnote]. ann. 1, 61: lucis propinquis barbarae arae, apud quas tribunos . . . mactaverant, vgl. 2, 25: propinquo luco defossam varianae legionis aquilam modico praesidio servari. hist. 4, 14: Civilis primores gentis . . . sacrum in nemus vocatos. dazu mögen gleich noch stellen des späteren Claudians gefügt werden (cons. Stilich. 1, 288):
ut procul hercyniae per vasta silentia silvae
venari tuto liceat, lucosque vetusta
religione truces, et robora numinis instar
barbarici nostrae feriant impune bipennes.
 
und (de bello get. 545):
hortantes his adde deos. non somnia nobis,
nec volucres, sed clara palam vox edita luco est:
rumpe omnes Alarice moras!
 
Hier wird nicht bloße naturverehrung angekündigt, aber Tacitus hätte kein auge gehabt für die germanischen zustände, wenn ihm ihre wesentlichste eigenheit entgangen wäre. Götter wohnen in diesen hainen, namentlich genannte bilder (simulacra, nach menschengestalt) sind nicht aufgestellt, keine tempelwände aufgeführt [Fußnote]. aber heiliges geräthe, altäre stehen in dem wald, thierhäupter (ferarum imagines) hängen an baumästen. Da wird gottesdienst gehalten, opfer gebracht, da ist volksversamlung und gericht, überall heilige ehrfurcht und erinnerung des alterthums. sind uns hier nicht alah, wih, paro, haruc getreu beschrieben? wie hätten solche technische ausdrücke, bezögen sie sich nicht auf geregelten von priestern geleiteten volkscultus, in der sprache entspringen und fortdauern können?
Durch lange jahrhunderte und bis zur einführung des christenthums hielt der gebrauch an, die gottheit in heiligen wäldern und bäumen zu verehren.
Ich lasse die umständliche nachricht folgen, welche Wilibald († 786) in vita Bonifacii (Canisius II. 1, 242. Pertz 2, 343) von der heiligen eiche bei Geismar (an der Edder, unweit Fritzlar in Hessen) ertheilt [Fußnote]. das ereignis fällt zwischen die jahre 725 und 731. Is autem (Bonifacius) . . . ad obsessas ante ea Hessorum me-tas cum consensu Carli ducis (d. i. Carl Martells) rediit. tum vero Hessorum jam multi catholica fide subditi ac septiformis spiritus gratia confirmati manus impositionem acceperunt, et alii quidem, nondum animo confortati, intemeratae fidei documenta integre percipere renuerunt, alii etiam linguis et faucibus clanculo, alii vero aperte sacrificabant, alii vero auspicia et divinationes, praestigia atque incantationes occulte, alii quidem manifeste exercebant, alii quippe auspicia et auguria intendebant, diversosque sacrificandi ritus incoluerunt, alii etiam, quibus mens sanior inerat, omni abjecta gentilitatis prophanatione nihil horum commiserunt. quorum consultu atque consilio arborem quandam mirae magnitudinis, quae prisco Paganorum vocabulo appellatur robur Jovis, in toco, qui dicitur Gaesmere, servis dei secum astantibus, succidere tentavit. cumque mentis constantia confortatus arborem succidisset, magna quippe aderat copia Paganorum, qui et inimicum deorum suorum intra se diligentissime devotabant, sed ad modicum quidem arbore praecisa confestim immensa roboris moles, divino desuper flatu exagitata, palmitum confracto culmine, corruit, et quasi superni nutus solatio in quatuor etiam partes disrupta est, et quatuor ingentis magnitudinis aequali longitudine trunci, absque fratrum labore astantium, apparuerunt. quo viso prius devotantes Pagani etiam versa vice benedictionem domino pristina abjecta maledictione credentes reddiderunt. Tunc autem summae sanctitatis antistes consilio inito cum fratribus ex supradictae arboris materia [Fußnote] oratorium construxit, illudque in honore s. Petri apostoli dedicavit. Seitdem hatte an diesem ort das christenthum in Hessen seinen platz; dicht dabei war von jeher hauptsitz des volks (Mattium, id genti caput. Tac. ann. 1, 56) und noch im mittelalter seine vornehmste mahlstätte. nach Landau stand die eiche und die daraus gebaute kirche an der stelle der S. Peterskirche zu Fritzlar. die ganze gegend ist waldreich [Fußnote].
Nicht unähnlich sind einige in der vita s. Amandi († 674) über den wald und baumcultus der nördlichen Franken enthaltene stellen (acta Bened. sec. 2. p. 714. 715. 718): Amandus audivit pagum esse, cui vocabulum Gandavum, cujus loci habitatores iniquitas diaboli eo circumquaque laqueis vehementer irretivit, ut incolae terrae illius, relicto deo, arbores et ligna pro deo colerent, atque fana vel idola adorarent. – ubi fana destruebantur, statim monasteria aut ecclesias construebat. – Amandus in pago belvacense verbum domini dum praedicaret, pervenit ad quendam locum, cui vocabulum est Rossonto juxta Aronnam fluvium . . . . respondit illa, quod non ob aliam causam ei ipsa coecitas evenisset, nisi quod auguria vel idola semper coluerat. insuper ostendit ei locum, in quo praedictum idolum adorare consueverat, scilicet arborem, quae erat daemoni dedicata . . . ›nunc igitur accipe securim et hanc nefandam arborem quantocius succidere festina‹.
Unter den Sachsen und Friesen währte die verehrung der haine weit länger fort. im beginn des eilften jahrhunderts ließ bischof Unwan von Bremen (vgl. Adam. brem. 2, 33) bei abgelegenen bewohnern seines sprengels solche wälder ausrotten: lucos in episcopatu suo, in quibus paludicolae regionis illius errore veteri cum professione falsa christianitatis immolabant, succidit. (vita Meinwerci cap. 22.) von dem heiligen baum der altsächsischen Irminsûl wird das sechste cap. handeln. In verschiedenen strichen Niedersachsens und Westphalens haben sich bis auf die neuste zeit spuren heiliger eichen erhalten, denen das volk einen halb heidnischen, halb christlichen dienst bewies: im fürstenthum Minden pflegten die jungen leute beiderlei geschlechts am ersten ostertage, unter lautem freudengeschrei, reigen um eine alte eiche zu führen [Fußnote]. Unweit dem paderbornischen dorfe Wormeln in gehölz steht eine heilige eiche, zu welcher noch jährlich die einwohner von Wormeln und Galenberg feierlich ziehen [Fußnote].
Ich bin geneigt, die fast überall in Deutschland erscheinende örtliche benennung heiliger wälder auf das heidenthum zurückzuführen; nach christlichen kirchen, die im walde angelegt waren, würde man schwerlich den wald heilig genannt haben, und gewöhnlich findet sich in solchen wäldern gar keine kirche. noch weniger läßt sich der name aus den königlichen bannwäldern des mittelalters erklären, umgekehrt scheinen die bannwälder selbst aus heidnischen hainen hervorgegangen und das recht des königs an die stelle des cultus getreten, der den heiligen wald der benutzung und gemeinschaft des volks entzog. in solchen wäldern pflegten auch asyle für missethäter zu sein (RA. 886. 889).
Eine alte aufzeichnung von einem treffen der Franken und Sachsen bei Notteln im j. 779 (Pertz 2, 377) berichtet, daß sich ein schwerverwundeter Sachse heimlich aus seiner burg in einen heiligen wald habe tragen lassen: hic vero (Luibertus) magno cum merore se in castrum recepit. ex quo post aliquot dies mulier egrotum humeris clam in sylvam Sytheri, quae fuit thegathon sacra, nocte portavit. vulnera ibidem lavans exterrita clamore effugit. ubi multa lamentatione animam expiravit. der seltsame ausdruck thegathon erläutert sich aus dem τ'αγαθόν, einer benennung der höchsten gottheit (summus et princeps omnium deorum), die der aufzeichner aus Macrobs somn. Scip. 1, 2 entlehnte, vielleicht absichtlich wählte, um den bekannten heidnischen gott zu verschweigen? [Fußnote] Sytheri, der name des waldes selbst scheint was sonst Sunderi (der südliche), wie in mehrern gegenden wälder heißen, z. b. ein Sundernhart in Franken (Höfers urk. s. 308). an der heiligen stätte hoffte der Heide heilung? oder wollte er da sterben?
Des waldes genannt dat hillige holt gedenkt eine urk. bei Kindlinger münst. beitr. 3, 638; im Hoyaschen lag ein Heiligenloh (Pertz 2, 362.); eine ganze reihe elsassischer urkunden bei Schöpflin erwähnen den heiligen forst unweit Hagenau, n° 218 a. 1065 cum foresto heiligenforst nominato in comitatu Gerhardi comitis in pago Nortcowe; n° 238 a. 1106. in sylva heiligeforst: n° 273 a. 1143. praedium Loubach in sacro nemore situm; n° 297 a. 1158 utantur pascuis in sacra silva; n° 317 a. 1175 in silva sacra; n° 402 a. 1215 in sacra silva; n° 800 a. 1292 conventum in königesbrücken in heiligenforst; n° 829 a. 1304 nemus nostrum et imperii dictum heiligvorst; n° 851 a. 1310 pecora in foresta nostra, quae dicitur der heilige forst, pascere et tenere; n° 1076 a. 1356. porcos tempore glandium nutriendos in silva sacra. Schon die wechselnden wörter forst, silva, nemus zeigen des ausdrucks bedeutsamkeit. Der name des bekannten Dreieich (Drieichahi) scheint aus dem heidnischen cultus dreier eichen erklärbar, es war daselbst noch lange königlicher bannforst, dessen weisthum (I, 498) eins der alterthümlichsten ist.
Merkwürdig ist die ausdrückliche beziehung auf Thüringen und Sachsen in folgender stelle eines gedichts, das bald nach beginn des 13 jh. verfaßt worden zu sein scheint (Reinh. F. 302); der wolf erblickt eine geiß auf einem baum und ruft aus:
ich sihe ein obez hangen,
ez habe hâr ode borste,
in einem heiligen vorste,
ze Düringen noch ze Sachsen
enkunde niht gewahsen
bezzer obez ûf rîse.
 
gemeint sind doch wol opferthiere, oder erstlinge der jagd, die im heiligen wald an den bäumen aufgehängt werden? entweder beruht die erzählung auf älterer grundlage, oder zu des dichters ohren war noch irgendwoher kunde von heidnischen opfern der Sachsen und Thüringer gelangt? [Fußnote].
Auch in andern gedichten des mittelalters wirkt noch die heiligkeit der alten wälder nach, Alex. 5193 heißt es ›der edele walt frône‹ und es geschieht hin und wieder, wenn auch nicht der opfer, die heiligen bäumen gebracht werden, doch einer fortdauernden, unvertilgten scheu erwähnung, und des wahns daß auf einzelnen bäumen geisterhafte wesen hausen. So ist Ls. 2, 575 das unglück, gleich einem dämon, auf einem baum gesessen, und altd. w. 3, 161 heißt es von einem holen baum:
dâ sint heiligen inne,
die hœrent aller liute bet [Fußnote] [Fußnote]
 
in desen tiden was ganginge mede
tusschen Zichgen ende Diest ter stede
rechte bi na te midden werde,
daer dede menich sine bedeverde
tot ere eyken, dat si u cont,
die alse een cruse gewassen stont
met twee rayen gaende ut,
daer menich quam overluut,
die daer ane hinc scerpe ende staf,
en seide, dat hi genesen wer daer af.
som liepense onder den bôm u. s. w.
 
also christliche wallfahrt der kranken nach einem kreuzförmigen baum zwischen Sichen und Diest in Brabant und aufhängen der binde und des stabs, wenn genesung eintrat, wie s. 976. 985 ff. das erinnert an die heidnischen oscilla (s. 63). die zeit wird sich aus le Longs Velthem ermitteln lassen.
Noch unverkennbarer waltet, durch längeres heidenthum geschützt, jener waldcultus im Norden. das große von Dietmar (s. 39) beschriebene opfer zu Lêdera wurde auf der insel gehalten, die von ihren selbst heute prächtigen buchenwäldern den namen Sælundr führte und der schönste hain in ganz Scandinavien war. Ebenso feierten die Schweden ihr opferfest in einem hain bei Upsala, Adam von Bremen sagt von den geopferten thieren: corpora suspenduntur in lucum, qui proximus est templo; is enim lucus tam sacer est gentibus, ut singulae arbores ejus ex morte vel tabo immolatorum divinae credantur. Von Hlöđr Heiđrekssohn heißt es in der Hervararsaga cap. 16 (fornald. sög. 1, 491), daß er mit waffen und mit pferde in heiligem walde (â mörk hinni helgu) geboren sei. In Glasislundr, dem hain, sitzt auf baumästen ein vogel und fordert opfer, einen tempel und goldgehörnte kühe. Sæm. 140. 141. an die heiligen bäume der edda, Yggdrasil und Mîmameiđr Sæm. 109a braucht kaum erinnert zu werden.
Endlich wirft die einstimmung des slavischen, preußischen, finnischen und celtischen heidenthums licht auf unser einheimisches, und gereicht zu seiner bestätigung. Dietmar von Merseb. (Pertz 5, 812) versichert von dem heidnischen tempel zu Riedegost: quam undique sylva ab incolis intacta et venerabilis, circumdat magna; a. o. 816 erzählt er, daß Wigbert, sein vorfahre, etwa ums jahr 1008 einen hain der Slaven ausrottete: lucum Zutibure dictum, ab accolis ut deum in omnibus honoratum, et ab aevo antiquo nunquam violatum radicitus eruens sancto martyri Romano in eo ecclesiam construxit. Zutibure ist Svetibor, heiliger forst (von bor, föhre und föhrenwald), eine Merseburger urk. von 1012 gedenkt schon einer ecclesia in Scutibure (zeitschr. f. archivkunde 1, 162). Einen blôtlundr (opferhain) bei Stræla, namens Böku, nennt eine altn. sage (fornm. sög. 11, 382); Helmold 1, 1 von den Slaven: usque hodie profecto inter illos, cum cetera omnia communia sint cum nostris, solus prohibetur accessus lucorum ac fontium, quos autumant pollui Christianorum accessu. ein lied der königinhofer hs. p. 72 erwähnt den hain (böhm. hai, hag, poln. gay, sloven. gaj, vgl. gaius, gahajus, lex Roth. 324. kaheius, lex bajuv. 21, 6), aus dem die Christen den heiligen sperber verscheuchten [Fußnote]. Den Ehsten heißt sallo, den Finnen salo, heiliger wald, zumal dichtbelaubte aue; von Tharapita, ihrem gott, meldet Heinrich der Lette (ad a. 1219): in confinio Wironiae erat mons et silva pulcherrima, in quo dicebant indigenae magnum deum Osiliensium natum qui Tharapita [Fußnote] vocatur, et de loco illo in Osiliam volasse (in gestalt eines vogels?) [Fußnote]. Bei den Altpreußen war Romowe der heiligste ort des landes und ein sitz der götter auf einer heiligen eiche, mit tüchern verhängt, standen da ihre bilder. keines ungeweihten fuß durfte den wald betreten, kein baum darin gefällt, kein zweig versehrt, kein thier erlegt werden. solcher heiligen haine gab es in Preußen und Litthauen viele an andern orten [Fußnote].
Die von Constantius bereits um 473 geschriebne vita s. Germani autisiodorensis (gb. 378 † 448) enthält merkwürdige nachrichten von einem heidnisch verehrten birnbaum, der mitten in Auxerre stand [Fußnote]. da die Burgunden erst zu anfang des fünften jahrhunderts in Gallien eindrangen, so wäre dabei einmischung deutscher überlieferung unwahrscheinlich. aber auch, wenn die sage als celtisch zu betrachten ist, verdient sie hier eine stelle, weil sie die verbreitung der sitte, häupter der opferthiere an bäumen aufzuhängen, darthut [Fußnote]. Eo tempore (noch vor 400) territorium autisiodorensis urbis visitatione propria gubernabat Germanus. cui mos erat tirunculorum potius industriis indulgere, quam christianae religioni operam dare. is ergo assidue venatui invigilans ferarum copiam insidiis atque artis strenuitate frequentissime capiebat. Erat autem arbor pirus in urbe media, amœnitate gratissima: ad cujus ramusculos ferarum ab eo deprehensarum capita pro admiratione venationis nimiae dependebant. Quem celebris ejusdem civitatis Amator episcopus his frequens compellebat eloquiis: ›desine, quaeso, vir honoratorum splendidissime, haec jocularia, quae Christianis offensa, Paganis vero imitanda sunt, exercere. hoc opus idololatriae culturae est, non christianae elegantissimae disciplinae‹. Et licet hoc indesinenter vir deo dignus perageret, ille tamen nullo modo admonenti se adquiescere voluit aut obedire. vir autem domini iterum atque iterum eum hortabatur, ut non solum a consuetudine male arrepta discederet, verum etiam et ipsam arborem, ne Christianis offendiculum esset, radicitus exstirparet. sed ille nullatenus aurem placidam applicare voluit admonenti. In hujus ergo persuasionis tempore quodam die Germanus ex urbe in praedia sui juris discessit. tunc beatus Amator opportunitatem opperiens sacrilegam arborem cum caudicibus abscidit, et ne aliqua ejus incredulis esset memoria igni concremandam illico deputavit. oscilla [Fußnote] vero, quae tanquam trophaea cujusdam certaminis umbram dependentia ostentabant, longius a civitatis terminis projici praecipit. Protinus vero fama gressus suos ad aures Germani retorquens, dictis animum incendit, atque iram suis suasionibus exaggerans ferocem effecit, ita ut oblitus sanctae religionis, cujus jam fuerat ritu atque munere insignitus, mortem beatissimo viro minitaret. Ein um 876 verfaßtes gedicht des Herricus schildert den abgöttischen birnbaum noch ausführlicher:
altoque et lato stabat gratissima quondam
urbe pirus media, populo spectabilis omni;
non quia pendentum flavebat honore pirorum,
nec quia perpetuae vernabat munere frondis:
sed deprensarum passim capita alta ferarum
arboris obscoenae patulis haerentia ramis
praebebant vano plausum spectaculo vulgo.
horrebant illic trepidi ramalia cervi
et dirum frendentis apri, fera spicula, dentes,
acribus exitium meditantes forte molossis.
tunc quoque sic variis arbos induta tropaeis
fundebat rudibus lascivi semina risus.
 
nicht das gelächter der menge war es, was den christlichen priestern anstoß gab, sie erkannten in dem gebrauch eine wenn schon ausartende und vcrdunkelte übung heidnischer opfer [Fußnote].
Bisher sind die zeugnisse berücksichtigt worden, aus welchen hervorgeht, daß der älteste gottesdienst unserer vorfahren an heilige wälder und bäume geknüpft war.
Es ist gleichwol nicht zu bezweifeln, daß schon in frühster zeit für einzelne gottheiten tempel erbaut, vielleicht rohe bildnisse darin aufgestellt wurden. Im verlauf der jahrhunderte kann auch bei einigen völkerschaften mehr, bei andern weniger, jene alte waldverehrung ausgeartet und durch errichtete tempel verdrängt worden sein. Endlich erscheinen manche anführungen und zeugnisse so unbestimmt oder unvollständig, daß es unthunlich ist mit einiger sicherheit aus ihnen zu entnehmen, ob die gebrauchten ausdrücke den alten cultus, oder einen davon abweichenden bezeichnen.
Für die wichtigsten und bedeutendsten dieser noch hierher gehörigen stellen halte ich nachstehende [Fußnote]:
Tac. Germ. 40 beschreibt den heiligen hain und den dienst der mutter erde; nachdem der priester die göttin an festtagen unter dem volk herumgeführt hat, gibt er sie ihrem heiligthum zurück, satiatam conversatione mortalium deam templo reddit.
Tac. ann. 1, 51: Caesar avidas legiones, quo latior populatio foret, quatuor in cuneos dispertit, quinquaginta millium spatium ferro flammisque pervastat; non sexus, non aetas miserationem attulit: profana simul et sacra, et celeberrimum illis gentibus templum, quod Tanfanae [Fußnote] vocabant, solo aequantur. das volk, dem dieser tempel gehörte, waren die Marsen, vielleicht noch einige ihm benachbarte [Fußnote].
vita s. Eugendi, abbatis jurensis († um 510), auctore monacho condatescensi ipsius discipulo (in actis sanct. Bolland. 1. jan. p. 50 und in Mabillon acta Ben. sec. 1. p. 570): sanctus igitur famulus Christi Eugendus, sicut beatorum patrum Romani et Lupicini in religione discipulus, ita etiam natalibus ac provincia exstitit indigena atque concivis. ortus nempe est haud longe a vico, cui vetusta paganitas ob celebritatem clausuramque fortissimam superstitiosissimi templi gallica lingua isarnodori, id est ferrei ostii indidit nomen: quo nunc quoque in loco, delubris ex parte jam dirutis, sacratissime micant coelestis regni culmina dicata Christicolis; atque inibi pater sanctissimae prolis judicio pontificali plebisque testimonio exstitit in presbyterii dignitate sacerdos. Wenn Eugendus ungefähr in der mitte des fünften jh. geboren, sein vater schon priester der christlichen kirche war, die an der stelle des heidentempels errichtet wurde, so mag dort das heidenthum höchstens nur noch in der ersten hälfte dieses jh. fortgedauert haben, in dessen beginn die Westgothen über Italien nach Gallien vordrangen. gallica lingua scheint hier deutsche, von den einwandernden völkern im gegensatz zur romana geredete, jene benennung ist fast gothisch (eisarnadaúri), sie könnte noch näher burgundisch sein (îsarnodori) [Fußnote]. Westgothen, Burgunder, vielleicht gar so weit eingeschrittene Alamannen, hätten in clausen und engpässen des Juragebirges [Fußnote] den tempel angelegt? der name schickt sich zur festigkeit der lage und des baus, den die Christen zum theil beibehielten [Fußnote].
Eine constitutio Childeberti I um das j. 554 bei Pertz 3, 1 enthält folgendes: praecipientes, ut quicunque admoniti de agro suo, ubicunque fuerint simulacra constructa vel idola daemoni dedicata ab hominibus, factum non statim abjecerint vel sacerdotibus haec destruentibus prohibuerint, datis fidejussoribus non aliter discedant, nisi in nostris obtutibus praesententur.
Vita s. Radegundis († 587), der gemahlin Chlotars, von Baudonivia, einer gleichzeitigen nonne abgefaßt (acta Bened. sec. 1. p. 327): dum iter ageret (Radegundis) seculari pompa se comitante, interjecta longinquitate terrae ac spatio, fanum quod a Francis colebatur in itinere beatae reginae quantum miliario uno proximum erat. hoc illa audiens jussit famulis fanum igne comburi, iniquum judicans deum coeli contemni et diabolica machinamenta venerari. Hoc audientes Franci universa multitudo cum gladiis et fustibus vel omni fremitu conabantur defendere. sancta vero regina immobilis perseverans et Christum in pectore gestans, equum, quem sedebat, in antea (d. i. ulterius) non movit, antequam et fanum perureretur et ipsa orante inter se populi pacem firmarent. Die lage des zerstörten tempels wage ich nicht zu bestimmen; Radegund zog aus Thüringen nach Frankreich, in dieser richtung könnte das fanum unweit des Rheins gesucht werden.
Greg. tur. vitae patr. 6: eunte rege (Theoderico) in Agrippinam urbem, et ipse (s. Gallus) simul abiit. erat autem ibi fanum quoddam diversis ornamentis refertum, in quo barbaris (l. Barbarus) opima libamina exhibens usque ad vomitum cibo potuque replebatur. ibi et simulacra ut deum adorans, membra, secundum quod unumquemque dolor attigisset, sculpebat in ligno. quod ubi s. Gallus audivit, statim illuc cum uno tantum clerico properat, accensoque igne, cum nullus ex stultis Paganis adesset, ad fanum applicat et succendit. at illi videntes fumum delubri ad coelum usque conscendere, auctorem incendii quaerunt, inventumque evaginatis gladiis prosequntur; ille vero in fugam versus aulae se regiae condidit. verum postquam rex quae acta fuerant Paganis minantibus recognovit, blandis eos sermonibus lenivit. Dieser Gallus ist verschieden von dem in Alamannien ein halbes jh. später auftretenden; er starb um 553, unter dem könig wird der austrasische Theoderich I gemeint.
Vita s. Lupi senonensis (Duchesne 1, 562. Bouquet 3, 491): rex Chlotarius virum dei Lupum episcopum retrusit in pago quodam Neustriae nuncupante Vinemaco (le Vimeu), traditum duci pagano (d. i. duci terrae), nomine Bosoni Landegisilo (sicher einem Franken). quem ille direxit in villa quae dicitur Andesagina super fluvium Auciam, ubi erant templa fanatica a decurionibus culta. (a. 614.) Andesagina ist Ansenne, Aucia hieß später la Bresle, Briselle.
Beda hist. eccl. 2, 13 erzählt, wie der northumbrische könig Edvine, der im j. 627 getauft und 633 erschlagen ward, sich erst nach reiflicher berathung mit verständigen männern zu der annahme des christenthums entschloß, vorzüglich aber durch Coifi (Cæfi), seinen vornehmsten heidnischen priester selbst, in dem alten glauben wankend gemacht wurde: cumque a praefato pontifice sacrorum suorum quaereret, quis aras et fana idolorum cum septis, quibus erant circumdata (vgl. den altn. ausdruck stafgarđr), primus profanare deberet? respondit: ego. quis enim ea, quae per stultitiam colui, nunc ad exemplum omnium aptius quam ipse per sapientiam mihi a deo vero donatam destruam? . . . . . Accinctus ergo gladio accepit lanceam in manu et ascendens emissarium regis (was alles für einen heidnischen priester unerlaubt und unanständig war), pergebat ad idola. quod aspiciens vulgus aestimabat eum insanire. nec distulit ille. mox ut appropinquabat ad fanum, profanare illud injecta in eo lancea quam tenebat multumque gavisus de agnitione veri dei cultus, jussit sociis destruere ac succendere fanum cum omnibus septis suis. ostenditur autem locus ille quondam idolorum non longe ab Eboraco ad orientem ultra amnem Dorowentionem et vocatur hodie Godmundinga hâm, ubi pontifex ipse, inspirante deo vero, polluit ac destruxit eas, quas ipse sacraverat, aras [Fußnote].
Vita s. Bertulfi bobbiensis († 640) in act. Bened. sec. 2. p. 164: ad quandam villam Iriae fluvio adjacentem accessit, ubi fanum quoddam arboribus consitum videns allatum ignem ei admovit, congestis in modum pirae lignis. id vero cernentes fani cultores Meroveum apprehensum diuque fustibus caesum et ictibus contusum in fluvium illud demergere conantur. der fluß Iria läuft in den Po, die begebenheit spielt unter Langobarden.
Walafridi Strabonis vita s. Galli († 640) in actis Bened. sec. 2 p. 219, 220: venerunt (s. Columbanus et Gallus) infra partes Alemanniae ad fluvium, qui Lindimacus vocatur, juxta quem ad superiora tendentes pervenerunt Turicinum. cumque per littus ambulantes venissent ad caput lacus ipsius, in locum qui Tucconia dicitur, placuit illis loci qualitas ad inhabitandum. porro homines ibidem commanentes crudeles erant et impii, simulacra colentes, idola sacrificiis venerantes, observantes auguria et divinationes et multa quae contraria sunt cultui divino superstitiosa sectantes. Sancti igitur homines cum coepissent inter illos habitare docebant eos adorare patrem et filium et spiritum sanctum, et custodire fidei veritatem. Beatus quoque Gallus sancti viri discipulus zelo pietatis armatus fana, in quibus daemoniis sacrificabant, igni succendit et quaecunque invenit oblata demersit in lacum. Die weiter folgende wichtige stelle wird späterhin angeführt werden, es heißt ausdrücklich: cumque ejusdem templi solemnitas ageretur.
Jonae bobbiensis vita s. Columbani († 615) cap. 17. in act. Bened. 2, 12. 13: cumque jam multorum monachorum societate densaretur, coepit cogitare, ut potiorem locum in eadem eremo (i. e. Vosago saltu) quaereret, quo monasterium construeret. invenitque castrum firmissimo munimine olim fuisse cultum, a supra dicto loco distans plus minus octo millibus, quem prisca tempora Luxovium nuncupabant, ibique aquae calidae cultu eximio constructae habebantur. ibi imaginum lapidearum densitas vicina saltus densabat [Fußnote], quas cultu miserabili rituque profano vetusta Paganorum tempora honorabant. an diesem burgundischen orte (Luxeuil in Franche comte, unweit Vesoul) fanden sich wohl schon römische thermae, mit bildseulen geschmückt? hatten daran die Burgunden ihren cultus geknüpft? von demselben castrum handelt auch die
Vita s. Agili resbacensis († 650) in act. Ben. sec. 2 p. 317: castrum namque intra vasta eremi septa, quae Vosagus dicitur, fuerat fanaticorum cultui olim dedicatum, sed tunc ad solum usque dirutum, quod hujus saltus incolae, quamquam ignoto praesagio, Luxovium nominavere; es wird an der heidnischen stätte eine kirche gebaut: ut, ubi olim prophano ritu veteres coluerunt fana, ibi Christi figerentur arae et erigerentur vexilla, habitaculum deo militantium, quo adversus aerias potestates dimicarent superni regis tirones. p. 319: ingressique (Agilus cum Eustasio) hujus itineris viam, juvante Christo, Warascos praedicatori accelerant, qui agrestium fanis decepti, quos vulgi faunos vocant, gentilium quoque errore seducti in perfidiam devenerant Fotini seu Bonosi virus infecti, quos errore depulso matri ecclesiae reconciliatos veros Christi fecere servos.
Vita s. Willibrordi († 789) in act. Ben. sec. 3. p. 609: pervenit in confinio Fresonum et Danoram ad quandam insulam, quae a quodam deo suo Fosite ab accolis terrae Fositesland appellatur, quia in ea ejusdem dei fana fuere constructa. qui locus a Paganis tanta veneratione habebatur, ut nil in ea vel animalium ibi pascentium vel aliarum quarumlibet rerum gentilium quisquam tangere audebat, nec etiam a fonte, qui ibi ebulliebat, aquam haurire nisi tacens praesumebat.
Vita s. Willehadi († 739) bei Pertz 2, 381: unde contigit, ut quidam discipulorum ejus, divino compuncti ardore, fana in morem gentilium circumquaque erecta coepissent evertere et ad nihilum, prout poterant, redigere; quo facto barbari, qui adhuc forte increduli perstiterant, furore nimio succensi, irruerunt super eos repente cum impetu, volentes eos funditus interimere, ibique dei famulum fustibus caesum multis admodum plagis affecere. Dies geschah im friesischen pagus Thrianta (Drente) vor dem j. 779.
Vita Ludgeri (anfang des 9 jh.) 1, 8: (in Frisia) Paganos asperrimos . . . mitigavit, ut sua illum delubra destruere coram oculis paterentur. inventum in fanis aurum et argentum plurimum Albricus in aerarium regis intulit, accipiens et ipse praecipiente Carolo portionem ex eo. vgl. die s. 37 angezogene stelle aus der lex Frisionum.
Folcuini gesta abb. lobiensium (um 980) b. Pertz 6, 55: est locus ubi intra terminos pagi, quem veteres a loco, ubi superstitiosa gentilitas fanum Marti sacraverat, Fanum martinse dixerunt. das ist Famars in Hennegau, unweit Valenciennes.
Aller wahrscheinlichkeit nach war das im j. 14 von den Römern zerstörte heiligthum der Tanfana kein bloßer hain, sondern ein aufgeführtes gebäude, bei dessen vernichtung sich Tacitus sonst schwerlich der worte ›solo aequare‹ bedient haben würde. aus den drei oder vier zunächst folgenden jh. fehlen uns alle nachrichten von heidnischen tempeln in Deutschland. im 5. 6. 7 und 8 jh. kommen, wie ich dargethan habe, castra, templa, fana bei Burgunden, Franken, Longobarden, Alamannen, Angelsachsen und Friesen vor. unter fanum (wovon fanaticus) scheint man oft ein gebäude von geringerem, unter templum eins von größerem umfang verstanden zu haben; im indiculus superstit. xxxi, 4: de casulis i. e. fanis [Fußnote]. Ich will einräumen, bei einigen zeugnissen mag bestritten werden, daß deutsch-heidnische tempel gemeint sind, es könnten stehngebliebene römische sein, und dann wäre ein doppelter fall möglich: das herschende deutsche volk hätte in seiner mitte einzelne gemeinden römischgallischen cultus fortsetzen lassen, oder der römischen gebäude sich für die ausübung seiner eignen religion bemächtigt [Fußnote] [Fußnote]. Da bisher keine gründliche untersuchung gepflogen worden ist über den zustand des glaubens unter den Galliern unmittelbar vor und nach dem einbruch der Deutschen (ohne zweifel gab es neben den bekehrten damals auch noch heidnische Gallier); so ist es schwer sich für eine dieser voraussetzungen zu entscheiden, beide können zusammen statt gefunden haben. in dem zweiten fall hätten wir immer noch tempel des deutschen heidenthums vor uns, wenn auch erst römische gebäude in sie verwandelt worden wären. Und sicher darf man nicht alle zeugnisse auf jene weise verstehen. so gut der Tanfanatempel von Germanen selbst errichtet wurde, läßt es sich von den alamannischen, sächsichen, friesischen tempeln annehmen, und was im ersten jh. geschah, wird im 2. 3. 4 noch wahrscheinlicher geschehen sein.
Für gebaute tempel muß es frühe verschiedenartige ausdrücke gegeben haben [Fußnote]. ahd. ags. alts. altn. hof (aula, atrium) [Fußnote]; ahd. halla (templum) hymn. 24, 8. ags. heal, altn. höll, vgl. hallr (lapis), goth. hallus; ahd. sal, altn. salr, ags sele, alts. seli (aula); ags. reced (domus, basilica) Cædm. 145, 11. 150, 16. 219, 23. alts. rakud Hel. 114, 17. 130, 20. 144, 4. 155, 20, ein dunkles, den übrigen dialecten mangelndes wort; ahd. pëtapûr (delubrum) Diut. 1, 195a [Fußnote]; welchen dann auch noch pëtahûs minores ecclesiae gl. sletst. 21, 32. und chirihhâ, ags. cyrice hinzutraten. Mhd. dichter brauchen bëtehûs gern von heidnischen tempeln En. 2695. Barl. 339, 11. 28. 342, 6. Athis D 93. Herb. 952. Wigal. 8308. Pass. 356, 73. Tit. 3329. mnl. bedehûs Maerl. 1, 326. 3, 125 im gegensatz zur christlichen kirche, ungefähr wie heute die Catholiken in ihrem lande den Protestanten nur ein bethaus, keine kirche gestatten wollen [Fußnote]. O. umschreibt gotes hûs IV. 33, 33 oder druhtînes hûs II. 4, 52. N. hat kein bedenken cap. 17 mit chîlechon das lat. fanis zu übertragen, wie etwa auch bischof für den heidnischen priester mitgilt. Sehr frühe behielt man tempel bei, so Is. 382. 395. T. 15, 4. 193, 2. 209, 1. Diut. 1, 195a.
Die hütte, welche wir uns unter fanum, unter pûr vorzustellen haben, mag aus holz und zweigen um den heiligen baum her aufgeführt worden sein, eines hölzernen tempels der göttin Zisa wird cap. XIII meldung thun. bei halla und einigen andern namen ist man schon eher an einen steinbau zu denken genöthigt.
Wir sehen alle bekehrer eifrig das beil an die heiligen bäume der Heiden setzen und feuer unter ihre tempel legen. fast sollte es scheinen, die armen leute seien gar nicht um ihre einwilligung gefragt worden, und erst der aufsteigende rauch habe ihnen die gebrochene macht ihrer götter angekündigt. Aus den weniger ruhmredigen erzählungen ergibt sich aber bei näherer betrachtung der umstände, daß weder die Heiden so feig und einfältig, noch die Christen so unbesonnen waren. Bonifacius entschloß sich die donnereiche nieder zu fällen erst nach gepflognem rath mit den bereits übergetretenen Hessen und in ihrer gegenwart. So hätte auch die thüringische königstochter auf ihrem reisepferd nicht stillhalten und den befehl ertheilen dürfen, in den fränkischen tempel feuer zu werfen, wäre ihr gefolge nicht zahlreich genug gewesen, den Heiden die spitze zu bieten. daß diese sich mit den waffen widersetzten, geht aus Radegundens bitte, nachdem der hof niedergebrannt war, hervor, ut inter se populi pacem firmarent.
In den meisten fällen ist ausdrücklich bemerkt, daß an der stelle des heidnischen baums oder tempels eine kirche errichtet wurde [Fußnote]. auf solche weise schonte man der angewöhnungen des volks, und machte ihm glaublich, daß die alte heiligkeit der stätte nicht gewichen sei, sondern fortan von der gegenwart des wahren gottes abhänge.
Zugleich entdeckt sich hier die ursache des fast gänzlichen mangels an überbleibseln heidnischer monumente nicht allein im innern Deutschland, sondern auch im Norden, wo doch sicher solche tempel, und häufiger, vorhanden waren. vgl. cap. VI. X. XVI. den tempel zu Sigtûn, baer î Baldrshaga und den Nornentempel. entweder wurden sie dem boden gleich gemacht, um darauf die christliche kirche zu erbauen, oder ihre mauern und hallen selbst mit in diese verwendet. von der baukunst der heidnischen Deutschen einen hohen begrif zu fassen wird man sich zwar enthalten, doch mögen sie es verstanden haben, bedeutende steinmassen zu ordnen und fest zu verbinden.
Hierfür zeugen denn auch die in Scandinavien, zum theil noch in Friesland und Sachsen erhaltenen grabhügel und opferplätze, aus denen sich einige wichtige folgerungen für den altheidnischen gottesdienst ziehen lassen, die ich aber von meiner gegenwärtigen untersuchung ausschließe.
Das ergebnis ist: in hainen bald der berge bald anmutiger auen war des ältesten gottesdienstes sitz, da werden nachher die ersten tempel gebaut worden sein, da lagen auch die mahlstätten des volks. [Fußnote] 

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