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CAP. II. GOTT.
日期:2014-04-21 10:28  点击:288
In allen deutschen zungen von jeher ist das höchste wesen einstimmig mit dem allgemeinen namen Gott benannt worden. die formen lauten goth guþ, ags. alts. altfries. god, ahd. cot, altn. gođ, schwed. dän. gud, mhd. got, mnd. god, und hierbei ist noch einiges grammatische anzumerken. nemlich obgleich alle dialecte (auch der nordische) diesen ausdruck männlich gebrauchen (weshalb ahd. der acc. sg. cotan; ein mhd. goten kenne ich nicht), so entbehrt der goth. und altn. nom. sg. des kennzeichens und der goth. gen. sg. wird ohne i gebildet guþs, worin er mit den genitiven mans, fadrs, brôþrs zusammentrift. analog den ahd. genitiven man, fatar, pruodar hätte man den gen. cot zu erwarten, ich bezweifle ihn nicht, bin ihm aber noch nirgend begegnet, nur dem gewöhnlichen cotes, wie auch mannes und fateres erscheinen. wahrscheinlicher ist, daß des namens heiligkeit die alte, unangetastete form sicherte, als daß der häufige gebrauch sie abschlif. ein gleicher grund erhielt selbst die ahd. schreibung cot (gramm. 1, 180) und die mnl. god (1, 486), vielleicht den lat. vocativ deus (1, 1071) [Fußnote]. Auch schlagen gott und die namen anderer göttlicher wesen allen artikel aus (4, 383. 394. 404. 424. 432), ihre besonderheit steht zu fest, als daß sie eines solchen hervorhebens bedürfte. das fürwort der vor got MS. 2, 260a. gilt von einem heidnischen.
Ueber die wurzelhafte bedeutung des wortes gott sind wir noch nicht genug aufgeklärt [Fußnote]; daß das adj. gut, goth. gôds, altn. gôđr, ags. gôd, ahd. cuot, mhd. guot abliegt, lehrt die verschiedenheit des vocals, es müste erst eine vermittlung der ablaute gida, gad und gada, gôd dargethan werden, wie sie in einigen andern fällen statt findet, denn freilich heißt gott der gute und gütige [Fußnote]. Noch weniger berührt sich mit gott der volksname der Gothen, die sich selbst Gutans (ahd. Kuzun, altn. Gotar) nannten, und von den altn. Gautar (ags. Geátas, ahd. Kôzâ goth. Gautôs?) unterschieden werden müssen.
Zu gott hat man längst das pers. khodâ (Bopp vrgl. gramm. s. 35) gehalten. wenn dieses, wie aufgestellt worden ist, durch eine starke verkürzung aus dem zendischen qvadâta (a se datus, increatus, sanskr. svadâta) vgl. Dêvadatta Θεόδοτος, Mitradatta = ‛Ηλιόδοτος, Srîdatta hervorgieng, so wäre unser deutsches wort ursprünglich zusammensetzung und von treffendem sinn, wie denn auch die Serben gott als samozazdani boshe, selbsterschaffner gott! anreden. Vuk 741.
In ahd. eigennamen nimmt cot vielmal die erste stelle ein: Cotadio, Cotascalh, Cotafrit, Cotahram, Cotakisal, Cotaperaht, Cotalint, ohne daß sich daraus irgend etwas für die bedeutung folgern ließe; sie sind gebildet, wie Irmandio, Hiltiscalh, Sikufrit, und können sich sowol auf den allgemeinen begrif des göttlichen wesens als auf einen mehr besonderen beziehen. Steht cot an zweiter stelle, so kann durch das compositum nur ein gott, nicht mensch ausgedrückt werden, so in Irmincot, Hellicot.
Ulfilas pflegt in der ableitung das TH mit D zu vertauschen, woraus sich die ahd. tenuis erklärt: es heißt gudafaúrhts Luc. 2, 25. gagudei Tit. 1, 1, während der dat. sg. beständig guþa lautet. auf gleiche weise wird, wenn von mehrern göttern, also von abgöttern nach christlicher ansicht, die rede ist, das neutral gebrauchte guda Joh. 10, 34. 35 geschrieben. Die Angelsachsen bilden von god den neutralen pl. godu, sobald abgötter gemeint sind (cod. exon. 250, 2. 254, 9. 278, 16). Nicht anders ist die ahd. und mhd zusammensetzung apcot, aptcot meist neutral und hat den pl. apcotir; ob das mhd. der aptgot Geo. 3254. 3302 richtig sei, steht dahin, nhd. hat man angefangen, abgott überall männlich zu gebrauchen, doch unser heutiger pl. götter, da es nur einen wahren gibt, fordert selbst die ursprüngliche neutralform zur erklärung, und der ahd. pl. cotâ, mhd. gote enthalten insofern einen widerspruch. bei Ulf. ist afguds kein subst., sondern adj. und bedeutet impius Sk. 44, 22; afgudei impietas. Rom. 11, 26; είδωλα verdeutscht er durch galiuga (d. i. figmenta) 1 Cor. 5, 10. 10, 20. 28 oder galiugaguda 1 Cor. 10, 20 und ειδωλει̃ον durch galiugê staþs 1 Gor. 8, 10. Einen andern nhd. ausdruck götze habe ich gramm. 3, 694 besprochen; Luther schreibt 5 Mos. 12, 3 ›die götzen ihrer götter‹ nimmt also götze für idolum. bei Er. Alberus fab. 23 ist der götz ein halbgott. [Fußnote] [Fußnote]
Gott hängt mit guot nicht zusammen, obgleich diese beiden wörter auch ahd. schon zusammengestellt sind. jedoch vgl. die vorr. zu Ernst Schulzes goth. glossar s. XVIII. got unde guot plurivoca sint. taz mit kote wirt, taz wirt mit kuote N. Boeth. 172. Fast ebenso dunkel wie die wurzelhafte bedeutung des wortes gott, ist die des slav. bog, wozu man auch skr. b‛agas sonne hält. Höfers zeitschr. 1, 150. in der altpersischen keilschrift 4, 61 kommt bagâha dei vor vom stamme baga Bopp vgl. gramm. 452 und skr. bhagavat heißt adorandus. Hesychius hat βαγαι̃ος Ζεὺς φρύγιος. vgl. Spiegel keilinschr. s. 210. Windischmann s. 19. 20. Bopp vergl. gramm. s. 452. 581. Miklosich s. 3. böhm. bůže, božatko, poln. bozę, bozątko gottchen, kleiner, junger gott, auch genius und schoßkind des glücks. böhm. bůzek, poln. božek götze.
Neben guda Joh. 10, 34. 35 kommt guþa Gal. 4, 9 numina vor. D für Þ in der ableitung bezeugen auch noch die wörter afgudei impietas, gudalaus impius, gudisks divinus. neutral ist daz apgot Mos. 33, 19. abgote sibeniu Ksrchr. 65. appitgot myst. 1, 229. neben dem neutr. abcotir appetgöte: kröte troj. kr. 27273 und abgote Maria 149, 42. männlich ist das wort auch in Kristes büchelîn a. 1278 (cod. giss. no. 876) ›bette an den appitgot‹. abgotgobide Haupt 5, 458 steht für abgotgiuobida. im goth. ausdruck þô galiugaguda 1. Cor. 10, 19. 20 für είδωλα, wo der griechische text keinen artikel hat, kann man einen hinblick auf gothische mythologie verspüren vgl. Löbe gloss. 76b. altnordisch ist gođ nicht immer nur idolum, sondern auch numen z. b. gođ öll omnia numina Sæm. 67b. siti Hâkon međ heiđin gođ: Hakonarm. 21. gauđ, sonst latratus, ist ein verächtlicher ausdruck für ein numen ethnicorum, wozu man das von Freya (anm. 36) ausgesagte geyja bellen halten mag.
Das nhd. götze kommt schon in den fastn. sp. 1181. 1332 vor, wo von den geschnitzten ›goezen‹ des malers zu Würzburg die rede ist. götzenbilder sind aus holz und werden gespalten und verbrannt fornm. sög. 2, 163. v. d. Hagen narrenbuch s. 314. Platers leben s. 37. so verbrennt Diagoras seinen hölzernen Hercules (Melander jocos. s. 329. 330) und kocht damit. vgl. anm. 292. ölgötz wird von Agricola no. 186 als ›ein stock und ein holtz, das geferbt, ölgetrenckt ist‹, gedeutet, ndrd. oligötze; es könnte aber auch irdene lampe oder gefäß mit dem bild eines götzen sein. Pröhle XXXVI. in Thüringen wird ein gebäck ölgötze genannt.
Die altn. sprache unterscheidet das neutr. gođ (idolum) von dem masc. guđ (deus). Snorri 119 sagt von Sif: it hârfagra gođ, ich weiß nicht, ob ein heide es gesagt haben würde.
Unser volk, aus scheu den namen gottes zu entweihen, nimmt damit in flüchen und ausrufen eine veränderung vor [Fußnote]: potz wetter! potz tausend! oder kotz tausend! kotz wunder! statt gottes; ich kann diesen gebrauch nicht auf die alte sprache zurückführen. Aelter scheint die ähnliche wandlung des franz. dieu in bieu, bleu, guieu [Fußnote]. [Fußnote]
Einige auffallende anwendungen des wortes gott in der älteren und in der volksprache können noch mit heidnischen vorstellungen zusammenhängen.
So wird gott gleichsam zur verstärkung des persönlichen pronomens beigefügt [Fußnote]
Das dem interrog. bisweilen vorangesetzte gotgeb, gotweiß gramm. 3, 74 stellt gleichsam die bestimmung des ungewissen der höchsten hand anheim, vgl. wëre got, gott behüte gramm. 3, 243. 244. got sich des wol versinnen kann Parz. 369, 3. vgl. scit cura deum. daz sol got niht enwellen Er. 6411. daz enwelle got von himele Nib. 2275, 1. nu ne welle got En. 67, 36. andere wünsche sind: sô sol daz got gebieten Nib. 2136, 4. hilf got! Parz. 121, 2. nu hilf mir, hilferîcher got! Parz. 122, 26. vgl. ita me deus adjuvet? ita me dii ament, amabunt. Terent. heautont. IV. 2, 8. 4, 1. got hüete dîn Parz. 124, 17. 132, 23. 144, 9. got halde iuch 138, 27. 145, 9. got lôn dir 156, 15. nu lôn iu got Nib. 1254, 1. got troeste iuch des vater mîn Parz 11, 2. got grüeze iuch Jw. 5997. vgl. fastn. sp. register s. 1584b. die häufigen formeln: nu gesegen dich gott, nu grüße dich gott, mit denen besonders der wein angeredet wird. mhd. kommt oft vor: got sî z. b. der daz wende Er. 8350. nu sî got der in ner Er. 6900. dcr uns gelücke gebe. Hartm. erstes büchl. 1068. vgl. Ben. wb. z. Jw. s. 166. die treuherzige empfangsformel kann noch vielfach belegt werden: got willekomen unde mir. Ulr. Trist. 865. sît got und mir grôz wilkomen. Frauend. 651. 15. got und mir sît willekomen Dietr. drachenk. 39b. wilekomen gote unde mir Engelh. 4290. sô sint mir willekomen gote Engelh. 725. so sît mirs gote willekomen Engelh. 419. sît gote und uns wilkommen MS. 2, 132a sît gote willekomen unde mir Mai 76, 11. mnl. willecome sô moete wesen bede gode ende mi Karel 1170. wis willekomen mir gote Amur 2165. auch noch: meine herrn sind mir freundlich gott willkomen franz. Simpl. 1, 150. abweicht: sit mir in gote wilkomen! pass. 34, 92 [Fußnote]. im und den göten willekonren troj. kr. 23105. zuweilen steht das bloße gote: got willekume here von Berne Dietrich. drachenk. 60a. ähnlich heißt es: willekomen mir und ouch der frouwen mîn MS. 1, 57b. bien venuz mîner frouwen unde mir Parz. 76, 12.
Das höchste wesen wird auch in andere formeln hereingezogen: dankent ir und gote Lanz. 4702. des danke ich dir unde gote Flore 5915. des danke ic gode ende u Lanc. 17581. danc hebbe god ende ghi Lanc. 14102. 17498. 21814. got und iu ze minnen Greg. 3819. nû lâz ich alle mîne dinc an godes genâde unde dîn Roth. 2252. ich fergihe got unde iu Grieshaber pred. 2, 71. durch gottes namen wird die versicherung des wissens oder nichtwissens, wollens oder nichtwollens erhöht, wodurch der abschnitt über die verstärkende negation gramm. 3, 726 bereichert werden kann. nein ich und got Ls. 2, 257 gleich dem heidnischen Oden och jag Geyer 1, 39. daz weiz ich wol unde got Turl. Wh. 118a. got und mir ist am besten bekant. Ayrer fastn. 70b. das wissen zwene: gott und ich. Fleming 469. ohne das fürwort heißt es: hvem vet min sorg utan gud! Arvidss. 2, 170. (›nec quispiam praeter se‹ sagt Saxo gramm. 146 in derselben sage). âne got mac niemen wizzen Flore 6050. andere näher oder ferner anklingende formeln sind: daz er sich noch got erkennet Walth. 30, 7. got und ouch die liute Greg. 271. got und reht diu riten dô in ze heile Trist. (Massm.) 176, 26. 177, 2. gott und der welt klagen sagt man noch heute. lieb haben mußte man sie, da half kein gott und kein teufel. Höfer Lovelei 234. weiter ab liegt: ich hân gesungen der vil lieben und der Minne Neifen 13, 37. frou Minne und ir, vil saelic wîp Neifen 20, 33. ich wil dir und deinem gaul zusaufen Garg. 240b.
. in mhd. gedichten liest man die treuherzige empfangsformel: gote unde mir willekomen. Trist. 504. Frîb. Trist. 497. gote sult ir willekomen sîn, iurem lande unde mir. Trist. 5186. got alrêst, dar nâch mir, west willekomen. Parz. 305, 27. wis willekomen mir u. got. Frauend. 128, 13. sît mir gote wilkomen. Eilh. Trist. 248. rehte got wilkomen mir. Dietr. 5200. nu sît ouch mir got wilkomen. Dietr. 5803. sît willekomen got und ouch mir. Dietr. 4619. nu wis mir got wilkomen. Oswalt 208. 406. 1163. 1268. 1393. 2189 [Fußnote]. du solt grôz willekomen sîn dem rîchen got unde mir. Lanz. 1082; wis mir unde auch got wilkomen. Ls. 1, 514. zuweilen steht bloß gote: diu naht sî gote willekomen. Iw. 7400, was in den anm. s. 413 erklärt wird: gott gelobt; es sagt nichts als: für die nacht sei gott. in Oberdeutschland hat sich diese begrüßung gottwilche, gottwillkem, gottikum, skolkuom! heute erhalten (Stald. 1, 467. Schm. 2, 84). ich finde sie nicht in romanischen gedichten, aber schon in dem sächsischlateinischen liede des 10 jh. auf Otto I und seinen bruder Heinrich; sîd wilicomo bêthiu goda ende mi! Das höchste wesen wird allgegenwärtig gedacht, und soll den eintretenden gast, wie der wirt selbst, in schutz nehmen, wie Slovenen dem anlangenden gast sagen: bog te vsprimi, gott empfange dich [Fußnote], wir dem weggehenden: gott geleite, behüte, segne dich! das heißt einen gott empfehlen, befehlen, mhd. gote ergeben (Er. 3598). ich vergleiche das dem ankömmling oder abreisenden zugerufne heil (heill ver þu! Sæm. 67a 86bb), wobei auch hilfreiche götter genannt werden: heill þu farir, heill þu âsyniom sêr! Sæm. 31a. heill scaltu Agnarr, allz þic heilan biđr vera tŷr vera! Sæm. 40. Ebenso erhöht der name des allwissenden gottes die versicherung des wissens oder nichtwissens: daz weiz got unde ich. Trist. 4151. den schatz weiz nu nieman wan got unde mîn Nib. 2308, 3 [Fußnote]. dieser beruhigenden verbindung des ich mit gott steht entgegen die scheltende des du mit teufel (cap. XXXIII). auch hier reicht das bloße got hin: ingen vet min sorg utan gud. svenska visor 2, 7. Daß aber diese redensarten mit gutem fug schon auf die heidnische zeit zurückgeführt werden, lehrt folgende merkwürdige stelle aus fornald. sög. 1, 380: ek hugđa engan kunna nema mik ok Ođinn. an geheimnissen, die niemand wissen kann außer Ođinn und wem er sie ins ohr gesagt hat, offenbart sich alsbald seine göttlichkeit (Sæm. 38a b, 95b fornald. sög. 1, 487). Nicht ganz vergleichbar sind redensarten wie: daz geloube gote unde mir. Amis 989; iu unde gote von himele klage ich unser leit. Nib. 1889, 3. ik klage gode unde iu. richtsteig landr. 11. 16. 37; sanc die messe beide got u. in. Parz. 378, 25. Wh. 289, 5. neic si im unde gote Iw. 6013; auch altfranz. jel te pardoins de diu et de mi. Mones unters. 245. Zuweilen wird das böse wesen neben der gottheit genannt: got noch den tiuvel loben. Iw. 1273. in beschirmet der tiuvel noch got. Iw. 4635 d. h. gar niemand.
Die gedichte des mittelalters legen gott menschliche leidenschaften bei; namentlich wird er oft in dem zustand des wohlbehagens und der freude [Fußnote], dann aber auch in dem entgegengesetzten des zornes und der rache geschildert. jener begünstigt die erschaffung ausgezeichneter, glücklich gebildeter menschen. got was an einer süezen zuht, do'r Parzivâlen worhte. Parz. 148, 26. got der was vil senftes muotes, dô er geschuof sô reine ein wîp. MS. 1, 17b got der was in fröiden, dô er dich als ebene maz. MS. 1, 22b. got in großen freuden was, do er dich schuof (nämlich den wein) altd. bl. 1, 413. got der was in hôhem werde [Fußnote], dô er geschuof die reinen fruht, wan ime was gar wol ze muote MS. 1, 24b. got si zer werlde brâhte, dô ze freuden stuont sîn muot. Wigal. 9282. got der was vil wol gemuot, dô er schuof sô reinem wîbe tugent, wünne, schœne an lîbe. MS. 1, 201a. got was gezierde milte, der si beide schuof nâch lobe. Troj. 19922. gott selb in rîchen freuden was, dô er ir lîp als ebene maz. misc. 2, 186. ich weiz daz got in fröiden was, dô er niht, frouwe, an dir vergaz waz man ze lobe sol schouwen. Ls. 1, 35. Auch ein troubadour singt: belha domna, de cor y entendia dieus, quan formet vostre cors amoros. Rayn. 1, 117 [Fußnote]. Eine gleichheidnische gesinnung ist es, welche gott neigung zuschreibt, menschliche schönheit zu beschauen, oder zu thun, was die menschen thun. got möhte selbe gerne sehen die selben jungfrouwen. fragm. 22a. gott möht in (den spielman) gerne hœren in sînen himelkœren. Trist. 7649. den slac scolte got selbe haben gesehen. Rol. 198, 18; Karl 72a got selbe möht ez gerne sehen. Trist. 6869; ein puneiz, daz in got selber möhte sehen. Frauend. 84, 16. gestrîten dazz d'engel möhten hœren in den niun kœren. Willeh. 230, 27; si möhte nâch betwingen mite eines engels gedanc, daz er vil lihte einen wanc durch si von himele tœte. Iw. 6500 (nachgeahmt von Ottocar 166a). ich weiz daz wol, daz sîn got nicht verdrüzze MS. 2, 127a.; ir hâr gelîch dem golde als ez got wünschen solde MS. 2, 62b; sîn swert dat geinc an sîner hant, dat got selve vrâchde mêre, we der ritter wêre? dey engele muosten lachen, dat hey is sus kunde machen. Haupts zeitschr. 3, 24. diese zufriedenheit der geleitenden schutzengel (cap. XXVIII) oder walküren muß zum lachen der geister (cap. XXXI) gehalten werden. in Hartmanns Erec, als Enitens weiße hände ein pferd besorgten (begiengen), heißt es 355: und wære, daz got hien erde rite, ich wæn, in genuocte da mite, ob er solhen marstaller hœte. Diesen begrif des theilnehmenden frohen, holden gottes drückt zumal das subst. huldi aus, altn. hylli: Ođins hylli. Sæm. 47a. Ullar hylli ok allra gođa. Sæm. 45b.
Von dem gegensatz der uralten sinnlichen vorstellung des zürnenden, rächenden gottes [Fußnote] soll im verfolg das wichtigste beispiel bei dem donner (cap. VIII) abgehandelt werden [Fußnote]. die idee kehrt in der edda und sonst mehrmals wieder. reiđr er þer Ođinn, reiđr er þer Asabragr. Sæm. 85b Ođinn ofreiđr. Sæm. 228«. reiđ varđ þâ Freyja oc fnasađi. Sæm. 71b sie schnaubte vor wut, wie dem zürnenden wolf der bart stiebt (Reinh. XLII). guđin reiđ ordin. fornm. sög. 2, 29. 231. gođa gremi (deorum ira) wird verkündet. Egilss. 352. at gremia gođ (offendere deos). fornald. sög. 2, 69. was imo god âbolgan. Hel. 157, 19. than wirdid iu waldand gram, mahtig môdag. Hel. 41, 16, wie sonst: diu Sælde, welt, erde wird ihm gram. ein zornec got in daz gebôt, dazs uns hie suohten mit ir her. Parz. 43, 28. hie ist geschehen gotes râche. Reinh. 975. got wil vervüeren sînen zorn. Osw. 717. ich wæne daz got ræche da selbe sînen anden. Gudr. 845, 4; daz riuwe got! Trist. 12131; daz ez got immer riuwe! Trist. 11704. beim verbot der sonntagsarbeit sagt die lex Bajuv. 6, 2: quia talis causa vitanda est, quae deum ad iracundiam provocat, et exinde flagellamur in frugibus et penuriam patimur. wie rohsinnlich drückte man sich noch im 17. jh. aus: ein misbrauch, der got in harnisch bringt, und zu scharfer ungnädiger einsehung verursacht, daß er gewis, zu rettung seiner ehre, mit fäusten darein schmeißen wird; oder: dem zornigen, eifrigen gott in die spieße laufen [Fußnote]. Einen bösen menschen schalt man im mittelalter gote leide, gott und den menschen verhaßter! verwünschung war jemanden in gottes haß zu weisen: ûz in gotes haz! Trist. 5449. ûz strîchet balde in gotes haz! Trist. 14579. nu vart den gotes haz alsam ein bœswiht von mir hin! Frauend. 109, 12. mich hât der gotes haz bestanden. kl. 518. iuch hât rehte gotes haz (wie sonst: das unwetter, der teufel) daher gesendet beide. Iw. 6104. sô müeze ich haben gotes haz. Altd. w. 3, 212. varet hen an godes haz! Wiggert 2, 47. nu mueze er gewinnen gotes haz. Roth 611. ebenso mnd. godsat hebbe! Huyd. op St. 2, 350. Reinaert 3196 [Fußnote]. Was aber vorzüglich beachtet werden muß, jener formel in gotes haz oder bloß accusativisch gotes h. varn, strîchen völlig parallel steht eine andere, die für gott die sonne setzt; dadurch erhöht sich die heidnische färbung: ir sult farn der sunnen haz! Parz. 247, 26. var der sunnen haz! ungedr. ged. von Rüediger 46. hebe dich der sunnen haz! Er. 93; nu ziuhe in von mir der sunnen haz! Helmbr. 1799. si hiezen in strîchen in der sunnen haz. Eracl. 1100. hiez in der sunnen haz hin varn. Frauend. 375, 26. ein so verfluchter ist unwerth von der sonne gnädig beschienen zu werden. Der Vandale Gizerich besteigt sein schif und überläßt den winden, wohin sie es treiben, auf welches volk, dem gott zürne (εφ' ούς ο θεὸς ώργισται), er fallen solle. Procop de bello vand. 1, 5.
Aus solchem feindlichen verhältniss folgt zuweilen widersetzlichkeit der menschen, die in prometheischen trotz und drohworte ausbricht, oder auch sich thätlich vergreift [Fußnote]. Herodot 4, 94 von den Thrakern: ου̃τοι οι αυτοὶ Θρήϊκες καὶ πρὸς βροντήν τε καὶ αστραπὴν τοξεύοντες άνω πρὸς τὸν ουρανὸν, απειλευ̃σι τω̃ θεω̃. des gottes bildseule, wenn er die erflehte hilfe verweigerte, wurde vom volk in den fluß gestürzt, ins wasser getaucht oder geschlagen. in den kerlingischen romanen ist verschiedentlich der zug, daß Karl gott droht, wenn er seinen beistand versage, die altäre in ganz Frankreich nieder zu werfen, die kirchen und alle priester eingehen zu lassen, z. B. Ferabr. 1211, 1428. so droht auch frau Breide gott den altar zu entdecken und das heilthum zu brechen. Orendel 2395; ja Marsilies läßt nach dem verlust der schlacht die götzenhäuser niederstürzen. Rol. 246, 30. Urbans bildseule, wenn miswachs des weins eintrat, warf man ins bad oder in den fluß [Fußnote]. Die Arkader geiselten ihren Pan mit σκίλλαις (meerschilfen), wenn sie beutelos von der jagd heimkehrten (Theocrit 7, 106). Nicht allein zorn und haß, auch neid, schadenfreude, νέμεσις legten die Griechen ihren göttern bei.
Epitheta gottes. [Fußnote]
Gott tritt als attribut in folgenden formeln auf: diu gotes kraft, Reinh. 1580. 1740. Erec. 8890. vgl. Minnenkraft (s. 745). diu gotes gewalt, gotes hant s. 968. gotes vlîz s. 15. gotes râche. Reinh. 975. Helbl. 4, 95. gotes zorn s. 17. gotes haz s. 16. gotes fluoch, Karl. 6a. gotes slac s. 968. godes volk = pauperes. Diut. 1, 438. vgl. sîne aerme. Maerl. 2, 230. dasselbe bedeutet daz gotes her. gute frau 1492. hierhin gehört der eigenname Godesman trad. corb. 291. 351. 398. Godasmannus pol. Irmin. 93b. Kotesman trad. juvav. 131. dagegen ist gotes als bloße verstärkung neben mehreren adjectiven aufzufassen: diu gotes arme Nib. 1020, 4. Erec. 6031. der gotes arme priester. Nib. 1515, 4. owê mich gotes armen. Nib. 2090, 1. ich vil gotes armiu. Gudr. 1209, 1. von den gotes armen. En. 2979. ein gotes armer. Wigal. 5315. ich gotes arme maget. Dietr. drachenk. 10. die gotes ellenden. Ernst 3176. der gotes tumbe, Helmbr. 85. der gotes reine. Marienleg. 189, 428. vgl. gotts ainzig. Schmeller wb. 2, 83.
in der heutigen sprache: der liebe, liebste, gnädige [Fußnote], große, gute, allmächtige, in der früheren: hêrre got der guote. Reinh. 1296. gute frau 276. hêrro the gôdo. Hel. 78, 3. 90, 6 frô mîn the gôdo 143, 7. gnædeger trehtîn. Reinh. 1309. oft der rîche: thie rîkeo Christ. Hel. 1, 2. rîki god. Hel. 195, 9. rîki drohtin. Hel. 114, 22. der rîche got von himele. Roth. 4971. got der rîche. Nib. 1793, 3. Trist. 2492. durch den rîchen got von himel. Morolt 3526. der rîche got mich ie gesach. v. d. wîbe list 114 [Fußnote]. cot almahtico, cot heilac. wessobr. gebet; mahtig drohtin Hel. 2, 2. freá älmihtig. Cædm. 1, 9. 10, 1. se älmihtiga vealdend. Thorpes anal. 83. mannô miltisto (largissimus) wessobr. geb. ags. êce dryhten, aeternus. Caedm. 246, 11. Beov. 3382. 3555. 4655. vitig god, sapiens Beov. 1364. 2105. Cædm. 182, 24. vitig dryhten Beov. 3101. 3679. Cædm. 179, 8. vitig vuldorcyning Cædm. 242, 30. vil milter Christ. cod. pal. 350, 56. waltant got. Hild. waldindinger got. Roth. 213. 523. 1009. 2332. 4031 waltant Krist. O. V. 25, 91. Gudr. 2243. ags. vealdend Cædm. 9, 25. vuldres vealdend Beov. 4. heofnes vealdend Cædm. 17, 15. þeoda vealdend. fäder alvealda Beov. 630. alts. waldand Hel. 4, 5. 6, 6. waldand god 3, 17. waldand drohtin 1, 19. alowaldo 4, 8. 5, 20. 8, 2. 69, 23. eddisch aber ist die benennung nicht. dieser begrif von walten (dominari, regere) wird noch in der redensart es walten Parz. 568, 1. En. 7299. 10165. 13225 auf das höchste wesen bezogen, nhd. gottwalts! mnl. godwouds! Huyd. op St. 2, 548. falsch ist der nhd. acc. das walt gott! Agricola 596. Praet. weltb. 2, 50. Zuweilen heißt gott auch der alte: der alte gott lebt noch. ags. eald metod. mhd. hât got sîn alt gemüete. Wh. 66, 20. der alde got. Roth. 4401. unterm volk: der alte vater. in einem serb. lied (Vuk 2, 244. Montenegro 101) wird bog genannt: stari krvnik, der alte blutvergießer, tödter, und bei Frauenlob Ms. 2, 214b der alte friedel. Die dichter des 13. jh. bedienen sich einigemal des lat. beinamens altissimus. Wh. 216, 5. 434, 23. Geo. 90. 401, womit sich das mhd. diu hôhste hant. Parz. 484, 6. 487, 20. 568, 8. Wh. 134, 7. 150, 14. und das ahd. zi waltanteru henti. O. V. 25, 91 zusammenhalten läßt. Der allwaltende gott ist zugleich der allsehende, allwissende; aller dinge sich erinnernde, daher von glücklichen gesagt wird, daß sie gott sah, von unglücklichen, daß ihrer gott vergaß. ahd. kesah tih kot! (o te felicem!) N. Boeth. 145; mhd. gesach in got! (wol ihm) altd. bl. 1, 347; sô mir got ergaz troj. kr. 14072. sô hât got mîn vergezzen! Nib. 2256, 3; wie gar iuwer got vergaz. Iw. 6254; got mîn vergaz. Ecke 209; got hæte sîn vergezzen. Trist. 9243, genædelîcher trehtîn, wie vergæze dû ie mîn sô? Trist. 12483. Andere belege sind gramm. 4, 175 zusammengestellt. Gott schaut und bewahrt: daz si got iemer schouwe! Iw. 794. altengl. god you see! god keep you in his sight!
Unter den substantivischen benennungen sind mehrere, die gott mit den weltlichen herschern gemein hat [Fußnote]. goth. fráuja, alts. frôho, frô, ags. freá, von welchem namen künftig noch weiter zu handeln sein wird. ahd. truhtîn, mhd. trehtîn, alts. drohtin, ags. dryhten, altn. drôttinn, ahd. hêriro, mhd. hêrre, und zwar kann dieses, von gott gebraucht, nie in her verkürzt werden, sowenig als dominus in roman. domnus, don. Vor allen hervorzuheben ist der name vater [Fußnote]. in der edda wird alföđr auf Ođinn angewandt Sæm. 46b 88a 154b Sn. 3. 11. 17; herfađir, herja fađir, valfađir, als auf den vater aller götter, menschen und erschafnen dinge. diese zusammensetzung mangelt in den übrigen mundarten, sie mochte heidnisch dünken, doch das ags. fäder alvealda Beov. 630 durfte gesagt werden und die vorstellung gott vater wurde den Christen noch geläufiger als den Heiden. altfatar d. i. großvater, avus O. I. 3, 6. ags. ealdfäder Beov. 743. 1883 finde ich nicht auf gott angewandt. Wie nun die Griechen Ζεὺς πατήρ (besonders im voc. Ζευ̃ πάτερ), die Römer Jupiter, Diespiter, Dispiter, Mars pater [Fußnote] und ebenso Δημήτηρ, Δαμάτηρ, Terra mater verknüpften, pflegen die Letten beinahe jeder göttin das epithet mahte, mahmina, mutter, mütterchen (Büttner 244. Bergmann 142) zu verleihen, wovon im verfolg noch mehr zu sagen ist. allem anschein nach ist vater, fadr verwandt mit faþs herr, wie pater, πατήρ mit pótiV, pósiV, litth. pats. Das ags. meotod, metod Cædm. 223, 14. eald metod. Beov. 1883. sôđ metod Beov. 3222. alts. metod Hel. 4, 13. 15, 17. 66, 19, ein ausdruck, der gerade so in der edda vorkommt, miötudr Sæm. 226b 241b scheint creator zu bedeuten, wie er wörtlich den sinn von mensor, moderator, finitor darlegt. den vollen sinn von metod wird uns erst eine genauere auskunft über das verhältnis zwischen goth. mitan und máitan, ahd. mëzan und meizan erschließen; die lat. mētiri und mĕtere, außer daß sie nicht lautverschoben sind, drehen die quantität um. das altn. miötuđr scheint einigemal sector, messor, Sn. 104. 105 heißt das haupt, womit Heimdall erschlagen wurde, miötuđr Heimđallar und das schwert, mans miötuđr', fornald. sög. s. 441. ›manna miötuđr‹ [Fußnote]. noch die mhd. dichter brauchen mezzen von dem schönsten ebenmaß des schaffens: dô sîn (des Wunsches) gewalt ir bilde maz. Troj. 19626. got selb in rîchen fröuden was, dô er ir lîp als ebene maz. misc. 2, 186. er sol ze rehte lange mezzen, der an si sô ebene maz, daz er an si zer werlte nie nâch vollem wunsche weder des noch des vergaz. Ms. 1, 154b. got der was in fröiden, dô er dich als ebene maz. Ms. 1, 22b. wer kunde in sô gemezzen. Tit. 130, 1. anders denne got uns maz, dô er ze werke über mich gesaz. Parz. 518, 21. ein bilde mezzen ist also was sonst ein bilde schaffen (Troj. 19805) oder giezen (Walth. 45, 25. MS. 1, 195b 2, 226b) und bei Suchenwirt 24, 154 heißt es: ›got het gegozzen ûf ir vel ir mündel rôt und wîz ir kel‹, wodurch bedeutsames licht auf den goth. stammnamen Gáuts, ags. Geát, ahd. Kôz fällt [Fußnote]. Ags. scippend (creator), ahd. scefo scephio, mhd. schepfære Wh. 1, 3. nhd. schöpfer. Einige dieser namen können gehäuft, oder noch durch composition verstärkt werden, z. b. drohtin god. Hel. 2, 13. waldand frô mîn. Hel. 148, 14. 153, 8. freá dryhten Beov. 62. 186. lîffreá Cædm. 2, 9. 108, 18. 195, 3. 240, 33. Beov. 4. das weltliche cuning wird durch ein praefix auf gott anwendbar: vuldorcyning Cædm. 10, 32. hevancuning Hel. 3, 12, 18. 4, 14. 5, 11. gleichbedeutend damit rodora veard Cædm. 11, 2, oder die epische ausführung: irmingot obana ab hevane. Hild. got von himele Nib. 2090, 4. 2114, 1. 2132, 1. 2136, 1.
Solcher epischen formeln [Fußnote] lassen sich aus den gedichten, zumal den romanischen, schöne, einstimmige anführen; die meisten sind von gottes aufenthalt, von seiner schöpferischen kraft, allmacht, allwissenheit und wahrheit hergenommen: dios aquel, que esta en alto. Cid 800. 2352. 2465. qui la amont el seint ciel maint. Ren. 26018. qui maint el firmament. Berte 129. 149. der hôho sizet unde nideriu sihet. N. ps. 112, 5. qui haut siet et de loing mire. Ren. 11687. qui haut siet et loins voit. Berte 44. 181. Guitecl. 2, 139. der über der blauen decke sitzt. Melander jocoseria 1, 439. cot almahtico, dû himil inti erda gaworahtôs. wessobr. geb. cel senhor, qui lo mon a creat. Ferabr. 775. qui tot le mont forma. Berte 143. que fezit nueyt e dia. Ferabr. 3997. per aycel senhor que fetz cel e rozada. Ferabr. 2994. 4412. qui fist ciel et rousee. Berte 28. 66. 111. 139. 171. 188. Aimon 876. qui feis mer salee. Berte 67. qui fist et mer et onde. Méon 3, 460. des hant daz mer gesalzen hât. Parz. 514, 15. qui fait courre la nue. Berte 136. 183 νεφεληγερέτα Ζεύς). par celui qui fait toner. Ron. 16658. 17780. par qui li soleus raie. Berte 13. 81. der himel und erde gebôt und die mergriezen zelt. Mar. 18. der der sterne zal weiz. Wh. 466, 30. der die sterne hât gezalt. Parz. 629, 20. der uns gap des mânen schîn. Wh. 467, 1. qui fait croitre et les vins et les blez. Ferabr. 163a. der mir ze lebene geriet. Nib. 2091, 4. Kl. 484. der mir ze lebene gebôt. Roth. 215. 517. 4552. der uns daz leben gebôt. Mar. 24. mnl. bi den here die mi ghebôt (gramm. 4, 134), die mi ghewrochte. Elegast 345. 451. 996. qui tot a a baillier. Berte 35. qui tot a a garder. Berte 7. que totz nos a jutgier. Ferabr. 308. 694. 1727. the mancunnies forwardôt. Hel. 152, 5. qui sor tos homes puet et vaut. Méon 4, 5. dominus qui omnia potest. urk. a. 1264 bei Wenk 3 no. 151. wider den nieman vermac. a. Heinr. 1355. der aller wunder hât gewalt. Parz. 43, 9. der gît unde nimt. Parz. 7, 9. der weinen und lachen geschuof. Wh. 258, 19. der beidiu krump unde sleht gescuof. Parz. 264, 25. der ane sihet alle getougen. Diut. 3, 52. der durch elliu herzen siht. Frîd. 355. der in diu herze siht. Wh. 30, 29. der ie daz guote geriet. Greg. 2993. ther suntilôso man (Christus) O. III. 21, 4. dem nie voller genâden zeran. Er. 2490. qui onques ne menti. Berte 82. 96. 120. 146. Méon 3, 8. icil dieu qui ne ment, et qui fist tot quanque mer serre. Ren. 19338. er mik skôp ok öllu ræđr. fornm. sög. 1, 3. sâ er öllu ræđr. das. 8, 107. er sôlina hefđi skapat. das. 1, 242. hêt â þann sem sôlina skapađi. Landn. s. 139.
Wenn nun schon in einigen der bisher verhandelten namen, beinamen und umschreibungen gottes merkbare beziehung auf das heidenthum vorwaltet, in andern bloße anklänge daran statt finden mögen; so hängen die folgenden ausdrücke noch unleugbarer mit der heidnischen vorstellung zusammen.
In der nord. mythologie gilt für den begriff deus, divus, wo nicht der obersten, ältesten reihe, doch einer zweiten, später mächtig gewordnen die benennung âs, pl. æsir [Fußnote]. landâs (Egilss. s. 365. 366) ist patrium numen, und der höchste nord. gott, Thor, wird darunter gemeint, wiewol âs und allmâttki âs Landn. 4, 7 dem Odin zukommt. âsmegin, die göttliche macht: tha vex honum âsmegin halfu. Sn. 26. fœraz î âsmegin. Sn. 65. Dieser name muß auch in Hochdeutschland und Sachsen früher allgemein gewesen sein, und goth. ahd. ans, pl. anseis, ensî, ags. ôs, pl. ês gelautet haben (vgl. gans, hansa, altn. gâs, ags. gôs, pl. gês; hôse = hansa). in mehrern eigennamen dauert das wort noch fort. goth. Ansila, ahd. Anso. das ahd. Anshelm, Anspald, Anshilt, Ansnôt entsprechen dem sinn nach den namen Cotahelm, Cotahilt. ags. Osveald, Oslâf, Osdäg, Osrêd. altn. Asbiörn [Fußnote], Asdîs, Asgautr, Aslaug, Asmundr u. s. w. ans m. bedeutet nun bei Ulfilas Luc. 6, 41. 42 einen balken, δοκός, der auch noch altn. ebenso âs heißt, sei es, daß man die mächtigen götter als wagebalken, tragebalken und decken des himmels ansah, oder die vorstellungen eines jochs und der berghöhen damit verknüpfte, das altn. âs gilt namentlich für jugum terrae, bergrücken, dän. biergaas (dettiâs Landn. 3, 17 ist fallbalken, fallbaum). hierbei sind aber noch andere merkwürdige stellen und zeugnisse zu erwägen. in einem ags. gedicht werden êsa gescot und ylfa gescot, geschoß der ansen und der elben (jaculum divorum et geniorum) nebeneinander gestellt, gerade wie in der edda (Sæm. 8b 71a 82a 83b) æsir und âlfar. Jornandes sagt cap. 13: tum Gothi, magna potiti per loca victoria, jam proceres suos quasi qui fortuna vincebant, non puros homines, sed semideos, id est anses (das wäre anzeis) vocavere. was kann deutlicher sein? auch die nord. æsir greifen ein in das heldengeschlecht, und fast in gleichem abstand von einer älteren, durch sie verdrängten göttermacht. hierbei darf nun allerdings an die bekannte aussage Suetons und Hesychs [Fußnote] erinnert werden, daß den Etruskern die götter aesares oder aesi hießen, ohne daß damit schon eine eigentliche verwandtschaft des etruscischen oder tyrrhenischen volksstamms mit dem altdeutschen behauptet würde, so auffallend übrigens τυρρηνός, τυρσηνός an das altn. þurs, ahd. durs gemahnt.
Die bedeutsamkeit dieser analogie steigt aber durch die wahrnehmung, daß der etruscische glaube, ja vielleicht der altrömische und griechische, eine reihe zwölf engverbundner höherer wesen ansetzte, die unter dem namen dii consentes und complices bekannt sind [Fußnote], gerade wie in der edda die ausdrücke höpt und bönd, die eigentlich vincula besagen, für diese hohen numina gelten (Sæm. 24a. 89b. Sn. 176. 204) und auch im sg. hapt und band auf einen einzelnen gott bezogen werden (Sæm. 93b). Läßt sich freilich haptbandun aus dem Merseburger gedicht nicht sicher dazu nehmen (die zusammensetzung scheint hier bloß leibliche fessel auszudrücken), so gehen vielleicht deus und δι̃ος zurück auf δέω, und zu dem band und haft aller dinge gehört selbst jenes ans und joch, wobei man die zwölfzahl der nord. æsir nicht außer acht lassen darf, vgl. Sæm. 3b æsir or þvi liđi (aus dem haufen, geschlecht).
Daran schließen sich bestätigend noch einige andere benennungen. in der frühsten zeit unsrer sprache bedeutete das neutrum ragin rath, consilium. den pl. davon gebraucht wiederum die edda eigenthümlich für den begrif der götter mehrheit [Fußnote]. regin sind die rathschlagenden, weltordnenden gewalten, und die benennungen blîđ regin [Fußnote], holl regin (gute, gnädige götter), uppregin, ginregin (superae potestates) haben ganz diesen technischen sinn. ragnarökr (goth. raginê riqvis?) bezeichnet das weltende, den untergang der leitenden götter. Sæm. 89b wird rögnir ok regin verbunden, rögnir (vgl. 196a) ist der hervorgehobne einzelne ragineis (raguneis?). Diese altn. regin wären goth. ragina, wie die höpt und bönd goth. hafta und banda. Dieselbe heidnische vorstellung bricht durch in dem alts. regangiscapu, reganogiscapu, welches Hel. 79, 13. 103, 3 soviel als fatum, schicksal, den beschluß und rath der götter ausdrückt. es ist synonym mit wurdgiscapu. Hel. 103, 7 von wurd (fatum); metodogiscapu. Hel. 66, 19. 147, 11. wir sahen vorhin, daß metod ebenfalls eine benennung des höchsten wesens war, die der christliche dichter aus der heidnischen poesie beizubehalten sich getraute, die gen. pl. regano, metodo weisen wieder auf die mehrheit der haftenden götter.
Augustins briefsammlung enthält cap. 178 in der altercatio mit Pascentius eine gothische, vielleicht vandalische formel sihora armen, deren sinn kein anderer ist als κύριε ελέησον [Fußnote]. wäre sie gleich untergeschoben und, statt am ende des vierten, erst im fünften oder sechsten jh. aufgezeichnet, immer bleibt merkwürdig, daß in ihr sihora für gott und herr verwendet ist. Ulfilas hätte gesagt: fráuja armái. der inf. armên, wenn es nicht für armê verschrieben, könnte die stelle des imp. vertreten; auch in der finn. und ehstn. sprache bezeichnet armo gratia, misericordia. sihora aber scheint sich bloß aus dem deutschen erklären zu lassen, und ein von seiner siegreichen gewalt hergenommner, schon heidnischer beiname gottes [Fußnote]. Odinn heißt sigrgođ, sigtŷr, sigföđur, und noch Hel. 47, 13. 114, 19. 125, 6 wird sigidrohtîn, Cædm. 33, 21. 48, 20 sigidryhten auf gott übertragen, sigmetod Beov. 3544, vîgsigor Beov. 3108 [Fußnote], anderwärts sigoradryhten, sigorafreá, sigoravealdend, sigoragod, sigoracyning. ja aus diesem alten namen sihora könnte sogar die in deutscher und romanischer zunge fortlebende benennung sira, sire, entsprungen sein [Fußnote].
Wie die götter als superi und uppregin, als in der höhe, im himmel, uphimin, auf der berghöhe (âs, ans) oben wohnend dargestellt werden, so pflegen den einzelnen gewisse besondere berge und wohnungen beigelegt zu werden.
Wir haben also schon aus einer betrachtung der allgemeinen namen für gott und götter ergebnisse gewonnen, die zwischen ausdrücken der sprache und begriffen unseres heidenthums zusammenhang anzunehmen nöthigen. das ›mir und gott‹, der holde und zornige gott, der frôho und vater, das sehen, schaffen, messen, gießen, die vorstellungen von ans, haft, band und ragin lenken einzeln und mit desto stärkerem gewicht zusammen in den zu betretenden weg. ich werde alle fäden wieder aufnehmen, will aber zuvor die verhältnisse des cultus erörtern [Fußnote]. 

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11/24 19:43