Meine Kindheit.
O holde Zeit! als noch ich hieß der Kleine;
Als noch ich kaum war eine Elle hoch!
Mein Herz gedenket deiner, und ich weine,
Und dennoch denk' ich deiner immer doch.
Liebkosend drückt' ich meiner Mutter Wangen,
Und ritt entzückt auf meines Vaters Knie,
Und kannte Mühe, Sorg' und Grillenfangen
Nicht mehr als Griechisch und Philosophie.
Da schien mir unsre Welt von engern Grenzen,
Doch auch viel frömmer meinem holden Wahn.
Da sah ich Perlen an dem Himmel glänzen,
Und wünschte Taubenflügel, sie zu fahn.
Da sah ich über'm Holm den Mond verschwinden,
Und dachte: wär' ich drüben nur dabei!
Ich würde schon den Grund des Dinges finden,
Wovon, wie groß, wie rund, wie schön er sey.
Da sah ich staunend Gottes Sonne sinken
Des Abends in die Fluth der weiten See,
Und hoch entzückt sie wieder freundlich blinken
Den nächsten Morgen an der fernen Höh'.
Und dachte dann an Gott des Vaters Güte,
Der mich und diese schöne Sonne schuf,
Und Lerch' und Nachtigall, und Bäum' und Blüthe,
Und Alles, was entwimmelt seinem Ruf.
Mit Kindesandacht betete mein Lallen
(Mir gab es meine fromme Mutter ein):
O guter Gott! o, laß vor dir mich wallen,
Mich artig, fromm und dir gehorsam seyn!
So fleht' ich dann für Vater, Mutter, Schwestern,
Für unsern Nachbar und die ganze Stadt,
Und für den König, und den Greis, der gestern,
Gebeugt am Stab, um eine Gabe bat.
Sie schwanden hin die unschuldsvollen Jahre,
Und all mein Glück und meine Ruh' entwich;
Nur die Erinn'rung blieb – o Gott! bewahre
Mir dies' auf immer, immer, ewiglich!