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中文小说德语版:《兄弟》(Brüder)余华-106
日期:2013-08-22 10:19  点击:0
Am nächsten Morgen, als Song Fanping und seine Söhne gerade zu ihrem Ausflug ans Meer aufbrechen wollten, erschien ein starkes Aufgebot von Armbinden-Trägern aus Songs Schule - rund ein Dutzend Leute - und besetzte im Nu wie ein Schwarm Krabben jeden Winkel des Hauses. Glatzkopf-Li und Song Gang, nicht ahnend, dass dies eine Haussuchung war, nahmen an, ein paar Freunde des Vaters seien vorbeigekommen. Sie freuten sich über den Besuch so vieler fremder Leute mit roten Armbinden und wuselten vergnügt und aufgeregt durch das Getümmel, als spielten sie Verstecken im Walde. Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall, der sie vor Schreck erzittern ließ. Entsetzt sahen sie, dass der Kleiderschrank umgekippt worden war. Alle Kleider und der gesamte Inhalt der Schubladen waren auf dem Fußboden verstreut, und die Leute mit den Armbinden stocherten darin herum, als suchten sie auf einer Müllhalde nach etwas Brauchbarem. 
  Song Fanpings ungebetene Gäste wussten, dass er aus einer Gutsbesitzerfamilie stammte, und waren überzeugt, er habe in der Hoffnung auf einen »Dynastiewechsel« irgendwo noch alte Grundbriefe versteckt, um seine Ansprüche irgendwann einmal geltend machen zu können. Auf der Suche danach nahmen sie sogar die Betten auseinander und wuchteten mit der Brechstange die Dielen hoch. 
  Glatzkopf-Li und Song Gang hatten sich zu ihrem Vater geflüchtet, der lächelnd das wüste Treiben beobachtete. Es war den Kindern ein Rätsel, wie er trotz allem eine so heitere Miene zur Schau tragen konnte. 
  Nachdem das Durchsuchungskommando das ganze Haus verwüstet hatte, ohne fündig geworden zu sein, machte sich einer nach dem anderen davon. Song Fanping, immer noch freundlich lächelnd, begleitete die Leute bis vor die Tür, als verabschiede er liebe Gäste. »Wollt ihr nicht einen Tee trinken, ehe ihr geht?«, redete er ihnen zu. 
Einer fauchte: »Kein Bedarf!« 
  Lächelnd sah Song ihnen nach, bis sie am Ende der Gasse verschwunden waren. Immer noch lächelnd drehte er sich um, ging ins Haus und sank auf einen Hocker. Für die Kinder erst recht rätselhaft, ja sogar furchterregend, war im selben Moment das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden, als hätte es jemand wie eine Lampe ausgeknipst. Ganz grau sah er plötzlich aus. 
  Nachdem der Vater lange Zeit dagesessen hatte, ohne sich zu rühren, näherten sich ihm die beiden Jungen und fragten zaghaft: »Gehen wir noch ans Meer?« 
  Song Fanping schreckte auf, als erwache er aus einem Traum, antwortete jedoch ohne zu zögern: »Aber klar!« Er deutete auf das strahlende Sonnenlicht, das durchs Fenster fiel, und fügte hinzu: »Das Wetter ist so herrlich, da müssen wir das unbedingt machen!« 
  Dann zeigte er auf die Sachen, die im ganzen Zimmer verstreut lagen, und ordnete an: »Aber erst machen wir hier Ordnung!« 

 


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