Als Nächstes schauten sie dem Zahnreißer Yu in seinem Laden bei der Arbeit zu, das heißt, streng genommen war das gar kein Laden, denn er hatte einfach am Straßenrand einen Regenschirm aus Öltuch aufgespannt, unter dem ein Tisch stand. Darauf waren links ein paar Zahnzangen unterschiedlicher Größe aufgereiht, rechts ein paar Dutzend gezogene Zähne - ebenfalls unterschiedlich groß -, mit denen er Kunden anlocken wollte. Hinter dem Tisch befanden sich eine Holzbank ohne Lehne und daneben ein korbgeflochtener Liegestuhl, auf dem die Kunden Platz nahmen, während Zahnreißer Yu, auf der Bank sitzend, sie behandelte. Solange er keinen Kunden hatte, lag Yu selbst in dem Liegestuhl. Einmal hatte Glatzkopf-Li gesehen, dass die Korbliege leer war, und es sich flugs darauf bequem gemacht, da griff der Zahnreißer reflexartig zu seiner Zange und schickte sich an, ihn zu verarzten. Erst an dem entsetzten Aufschrei des Jungen merkte er, dass das ja gar kein Kunde war. Er riss ihn unsanft hoch und fuhr ihn ärgerlich an: »Du verdammter Rotzjunge! Hast ja noch das ganze Maul voller Milchzähne! Hau bloß ab!«
Am liebsten hielten sich die bei den Jungen in der Werkstatt des Schmieds auf. Schmied Tong hatte einen eigenen Handkarren, damals ein Statussymbol, das seinem Besitzer womöglich noch größeres Ansehen eintrug als heutzutage ein eigener Lastkraftwagen. Damit zog Tong wöchentlich einmal zur Schrottsammelstelle, wo er Kupfer- und Eisenschrott kaufte. Glatzkopf-Li und Song Gang schauten gebannt zu, wie unter Schmied Tongs Hammerschlägen aus dem Kupferschrott ein Spiegelrahmen, aus dem Alteisen eine Sichel oder Hacke wurde. Besonders die vom Amboss stiebenden Funken erregten die Fantasie der Kinder. Song Gang fragte den Schmied:
»Die Sterne am Himmel, sind die so entstanden?«
»Genau! Die habe ich alle mit meinem Hammer erschaffen.«
Song Gangs Ehrfurcht vor dem Schmied wuchs ins Unermessliche.