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德语诗歌(Johannes Theodor Baargeld):Ich lobe die Vergewaltigung
日期:2013-05-10 09:41  点击:0


Das menschliche Auge und ein Fisch, letzterer versteinert, 1920 

Dem Geburtshelfer des Proletkultes, Genossen Lunatscharski

Bald ist es so weit. 

Bald haben wir Alles mit uns versucht. 

Die Städte hast du aufgewühlt. Vergeblich. Du 

            hast dich in ihre Falten gewühlt, wo der 

            Zerfall brodet und düngt. Vergeblich. 

Als in den Vorortschenken die Gier den Wartenden 

            zerfraß, nie warst du zuversichtlicher. 

Als zwischen Aborten und Freudenhäusern dich 

            Schnaps und Garküchengestank präservierten. 

Ob du jemals dem Andern, dem Einen näher warst? 

In Minoturis sahst du sein Gesicht. Von Texas 

            bis Idianopolis folgtest du seinen Spuren wie 

            ein Hund dem Hunde. 

Du kanntest seinen Geruch, ohne ihn zu kennen, 

            du wußtest seinen Arm, der gleichgültig den 

            Gruß schlägt, ohne ihn selbst zu wissen. 

Du wußtest mit jedem Schritt mehr, mit jedem 

            Schritt fiel dir ein Weiteres über ihn zu. 

Ich traf dich auf den Straßen, die wir tausendmal 

            aufgegeben und wieder aufnehmen, damals, 

Und du spucktest aus, du höhntest dich: Am 

            Niederrhein wart ihr die Straßen getrottet, 

            du und er, 

In den schweren Städten des Flachlandes habt 

            ihr getrunken und gebrüllt. Du und er. Ihr 

            habt euch gefaßt, mit Gewalt euch gewollt; 

Und ihr gingt wieder eures Wegs. Auf der Suche! 

            Ich lache! Du nach dem Einen – Er nach 

            dem Einen. 

Und jetzt sahst du sein Gesicht wieder, diesen 

    Kübel deiner dünnen Bedürfnisse. Jawohl, 

    du kennst seinen Geruch, ohne ihn selber zu kennen, 

Und so, so muß sein Arm sein, der gleichgültig 

    diesen Gruß schlägt, – und endlich, 

Endlich schreist du: Hier, in Texas, in Minoturis, 

    in den Städten des schweren Niederrheins, war 

    ich dies immer? 

Ich höre dich. Ja, du warst dies, nur du warst 

    dies; ich antworte es deiner Gewalttätigkeit, die 

    sich Liebe nennt. 

Ich antworte es aller Gewalt, die flucht, daß sie 

    Gewalt auch gegen sich findet. Aber wir 

    dürfen uns noch nicht lieben . . . 

Doch bald ist es so weit. 

Bald haben wir alles mit uns versucht und wir 

    werden es wissen. 

Die Meere kämpfen untereinander, bis der Pacific 

    sie alle in sich ersauft. Auch dies haben wir 

    schon gesprochen und Andre spielten früher 

    damit. 

Doch es soll geschehen, derweil ihr eurem 

    Spielen flucht. Wir werden euch zwingen, 

     zwingen, selbst wo ihr klein beigebt. 

In ozeanischem Tal sind schon die transatlantischen 

    Dampfer zusammengerollt. 

Doch wir nehmen euch mehr, wir versprechen 

    wenig, und auch dies werden wir halten oder nicht. 

Schönheit und Edles schlagen wir aus eurer Welt. 

    Wie wollt ihr denn von Welt sprechen, die 

    ihr zu haben seid wie die Weiber. 

Die Himmelsfarbe ist längst in Europas leere 

    Fabrikschlote ausgelaufen. 

An den Türmen der Kathedralen reibt sich das 

    farblose Firmament wie ein Hund. 

Im Osten ruft keiner mehr zum Gebet. Die 

    Minarets des Ostens haben sich gesenkt. 

Die Kuppeln des Ostens kullern auf dem Rücken. 

    Im Osten packten sich Luft und Erde! 

Wir machen kein Hehl aus der Gewalt, wir sind 

    die rechten Vergewaltiger! 

Wo wir gingen, kann bloß Neues 

    wachsen, da blieb nichts Altes, das 

        wir schonten. 

Ja, bald ist es so weit.


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