Song bestellte zwei Schüsseln Mungbohnensuppe - ein sämiges Erfrischungsgetränk - für die Kinder und zwei Flaschen Brause, beides eisgekühlt. Er öffnete die Flaschen, reichte Li Lan die eine und stürzte selber in einem Zug die zweite hinunter, woraufhin Li Lan ihm ihre Flasche hinüberschob, die sie nicht angerührt hatte. Nach kurzem Zögern goss er auch die zweite Brause hastig hinunter. Als wären die Kinder gar nicht anwesend, saßen die beiden da und verschlangen einander mit den Augen. Song Fanpings Blicke wanderten immer wieder zu Li Lans Brüsten unter der feuchten Bluse, während ihr beim Anblick seines nackten Oberkörpers, seiner breiten Schultern und seiner muskulösen Arme das Blut in Wallung geriet und sie unwillkürlich errötete.
Glatzkopf-Li und Song Gang beachteten ihrerseits die Erwachsenen ebenfalls nicht. Für beide war es das erste Mal, dass sie im Sommer eine eisgekühlte Speise genossen, vorher hatten sie nie etwas Kälteres gekannt als Wasser aus dem Brunnen. Die Mungbohnensuppe aber kam aus einem Kühlschrank! Und obenauf war sie mit weißem Zucker bestreut, der aussah wie Schneeflocken. Wie wunderbar allein schon die Kälte der Schüssel in der Hand - viel erfrischender als Brunnenwasser! Und dann der Zucker, der auf der Suppe langsam durchfeuchtete und dunkel wurde wie ein schmelzender Schneeteppich! Welch ein Hochgefühl aber erst, als sie den Löffel hineinsteckten, ihn dann zum Munde führten und endlich - mitten im glutheißen Sommer - die kühle, süße Suppe auf der Zunge schmeckten! Nach dem ersten Mundvoll war es, als ob eine Maschine angeworfen worden wäre: Die Jungen konnten einfach nicht mehr aufhören und löffelten ihre Suppe so hastig, dass die Kälte im Rachen schmerzte und sie mit weit aufgerissenen Mündern nach Luft schnappten, als hätten sie sich verbrannt, und sich mit der flachen Hand auf die Wangen schlugen wie beim schlimmsten Zahnweh. Gleich darauf aber schlappten sie weiter die köstliche Erfrischung, bis sie aufgegessen war und sie nur noch die Schüssel auslecken konnten. Nachdem auch die letzten Spuren von Mungbohnensuppe verschwunden waren, kamen ihre Zungen noch lange nicht zur Ruhe, denn jetzt leckten sie weiter an den immer noch kühlen Schüsseln herum, bis diese am Ende wärmer waren als ihre Zungen und sie sie schweren Herzens schließlich doch abstellten. Sie schauten auf, sahen die Erwachsenen an - Song Gang seinen Vater, Glatzkopf-Li seine Mutter - und bettelten: »Morgen wieder, ja?«
Song Fanping und Li Lan antworteten, ebenfalls unisono: »Na klar!«