Der Dichter nickte und musste im Stillen zugeben, die Volksmassen haben tatsächlich scharfe Augen. Was konnte man von diesem Schriftsteller Liu schon erwarten, einem Mann, der selbst vor einer gar nicht so schönen Frau schwach wurde? Er hörte also auf, ihn zu bemitleiden. Wenn die Rede auf Liu kam, winkte er nur noch ab und sagte verächtlich: »Ach, der! Aus dem wird doch sowieso nichts.«
Der solchermaßen Geschmähte bereitete zwar - wie erwähnt - seine Hochzeit vor, aber ohne rechte Begeisterung. Insgeheim verzehrte er sich vor Sehnsucht nach der schönen Lin Hong und stellte sie sich vor dem Einschlafen in der Hoffnung auf ein geträumtes, wenn auch leider nicht reales Liebeserlebnis in allen Einzelheiten so intensiv vor, als ob er Qigong-Übungen machte.
Zwar hatte er, gemeinsam mit Dichter Zhao, Glatzkopf-Li durch die Straßen unserer kleinen Stadt Liuzhen getrieben, doch sah er ihn als Hüter des Geheimnisses von Lin Hongs Hintern jetzt mit ganz anderen Augen. Dieses Geheimnis wollte er unbedingt ebenfalls ergründen, um die Wirklichkeitsnähe seiner vorgestellten beziehungsweise geträumten Vereinigung mit der Angebeteten zu erhöhen. Deshalb begrüßte er Glatzkopf-Li jedes Mal, wenn er ihn traf, wie einen alten Freund, nur um durch dessen stereotypes Ich-habe-nur-ihren-Arsch-Gesehen ein ums andere Mal enttäuscht zu werden. Eines Tages tätschelte er ihn freundschaftlich wie ein älterer Bruder am Hinterkopf und sagte: »Kannst du nicht mal was anderes erzählen?«
»Was willst du denn hören?«
»>Arsch< - das ist so abstrakt. Geht's vielleicht ein bisschen konkreter?«
Laut und vernehmlich fragte Glatzkopf-Li zurück: »Was soll an einem Arsch konkret sein?«