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影视德语:Einspruch gegen das globale Einerlei
日期:2012-11-23 13:59  点击:1

 Gangster und Cop, auf ewig Feind, aber in Johnnie Tos meisterlichem
Thriller "Drug War" doch phasenweise geeint: Sun Honglei (re.) und Louis
Koo.

 

Mit wenigen Stars, aber kantigerem Profil bot das 7. Filmfestival von Rom viel Unverwechselbares - von Johnnie Tos effektvollem Genrekino bis zu filigranen Gefühlsstudien von Jacques Doillon

Ein überaus langer roter Teppich blockierte den direkten Zugang zum Auditorium, dem von Renzo Piano erbauten Kulturkomplex, in dem bis Sonntag das 7. Filmfestival von Rom stattgefunden hat. Geht es nach der italienischen Presse, haben diesen jedoch zu wenige Menschen mit Star-Power betreten; Quentin Tarantino ist doch nicht gekommen, um eine Kostprobe seines Django Unchained zu präsentieren, auch die Twilight -Premiere fand ohne die Teenager-Schwärme Kristen Stewart und Robert Pattinson statt.

Stars liefern Glamour, Glamour die Aufmerksamkeit - mehr als anderswo gilt dies in Italien. Marco Müller, der neue, wagemutige Direktor von Rom, hat nach seinem Relaunch des bisher publikumsfreundlich dahindümpelnden Festivals ein eklektizistisches Programm geboten, das Kino als eine Herausforderung versteht, die auch experimentelle Formate umfasst. Neben den hohen Eintrittspreisen empfanden diese Ausrichtung viele Römer noch als gewöhnungsbedürftig, am Ende hat man nun Einnahmeverluste von rund 15 Prozent zu verkraften. Müller werden 2013, mit mehr Vorbereitungszeit als dieses Jahr, wohl gerade im populären Bereich ein paar Coups gelingen müssen.

 

Dabei verfügte gerade der Wettbewerb über Arbeiten von stilistisch äußerst ungewöhnlichen Regisseuren. In Cannes oder Berlin sind in diesem Segment Filme selten geworden, die sich eigensinnigen Betrachtungen kleiner Welten widmen und nicht nur aufgebauscht großen Themen. Anders in Rom, wo beispielsweise der Russe Alexej Fedorchenko mit Celestial Wifes of Meadow Mari 22 heidnische Märchen und Legenden der im Westen des Landes beheimateten Mari aneinanderreiht.

 

Im Mittelpunkt der meisten steht das Verhältnis Mann und Frau, nicht selten mit Schwerpunkt auf Sex - wobei die Frauen sich hier als willensstarke, der Natur verbundene Wesen durchzusetzen wissen. Fedorchenko bewegt sich in der Tradition eines Sergej Paradschanows; er hält, in oft eindrücklichen filmischen Manövern, dem globalen Einerlei eine spezifisch lokale Tradition entgegen, die Hierarchien lustvoll durcheinanderbringt.

 

Doch selbst renommierte Autoren wie der Franzose Jacques Doillon haben es mittlerweile beim Lancieren von Filmen schwer. In Un enfant de toi geht es, sehr französisch, einmal mehr um Gefühlswirren. Lou Doillon, Tochter des Regisseurs (und von Jane Birkin, an die sie in dieser Rolle stark erinnert), spielt eine Frau, die sich zwischen ihrem Freund (Malik Zidi) und dem Vater ihres Kindes (Samuel Benchetrit) nicht festlegen kann - in repetitiven Abfolgen werden feinste Nuancen des Verhältnisses ausgelotet.

 

Vom Sprechen zur Sprache

 

Ist es Nostalgie, die sie antreibt - oder sind es unausgelebte Möglichkeiten? Der kleinen Tochter, die dem neurotischen Treiben der Erwachsenen aus der Mitte und doch von außen zuschaut, kommt die Rolle des Publikums zu, das mitunter interveniert oder Szenen spielerisch verlängert. Die Beharrlichkeit, mit der Doillon dieses Milieu vermisst, ist enervierend und konsequent zugleich - erst die Dauer des fast zweieinhalbstündigen Films lässt das Sprechen über Liebe zur Sprache werden.

 

Mit zwei chinesischen Überraschungsfilmen kam dem Festival noch Marco Müllers Netzwerk in China zugute. Back to 1942 von Feng Xiaogang ist ein historisches Kriegsepos, das die Hungerkatastrophe in der Provinz Henan mit einigem Bombast und überraschender Drastik ausbreitet. Die weit interessantere Arbeit war aber Johnnie Tos Drug War, der erste auf chinesischem Festland gedrehte Film des Action-Spezialisten seit über 20 Jahren. To bleibt jedoch auch hier seinem Hongkong-Stil treu, der mit Übersicht Ordnung ins Chaos bringt. Die Versatzstücke sind alle genreerprobt: ein stoischer Cop, der zur Not auch den Gangster spielen kann; ein gerissener Drogenboss, der seinen Kopf retten will, indem er Insiderwissen liefert. Wie To daraus bis zum orgiastischen Shootout verblüffende Variationen gewinnt, ist meisterhaft.

 

Den Goldenen Marc Aurel hat keiner dieser Filme gewonnen, sondern Larry Clarks enttäuschender Marfa Girl, der mit viel zu stereotypen Figuren in einem texanischen Grenzort einen episodischen Reigen entwirft. Ohne Preis blieb auch der einzige österreichische Beitrag, Lotte Schreibers Kurzfilm GHL. Er führt ins mit Laub bedeckte Wiener Gänsehäufel-Bad, wo ein Mann mit Anzug und Koffer auf verlorenem Posten steht: Das Bad wirkt trostlos, der letzte Gast, ein leicht Verzweifelter, ebenso. Auch die Tonspur, auf der sich wirre Fragmente sammeln, mag nicht recht helfen. GHL ist ein lakonisch-pointierter Film über die Beklommenheit, die die Nachsaison bringt.

 


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