Wenn ein Herr vom Rat nach Haus kommt, da fängt's bald an zu fischen und auszufragen, ob's schon kein Fasttag (zum Fischessen). »Kind«, sagt sie, »wie lang seid ös heut mehr gesessen! Mit der Weil wird man euch die Hosen mit Blech füttern, damit sie nit so zerrissen werden; es sind gewiß mehr Hebammenchargen vacierend und unbesetzt, daß ihr so lang darmit umgeht. – Mein Herz«, fischt sie weiter, »wie bist du so feindselig gegen mich? Andre Männer haben weit ein größers Vertrauen zu ihren Weibern; unsereiner weiß weniger als eine Köstenbraterin auf der Gassen, und bin doch eine Ratsfrau!« Sie fischt nit lang, sie fängt bald. Was? – Das und das. »Bist nit wunderlich und neugierig?« sagt er; »es ist heut im Rat vorgenommen worden, was zu tun (aber da geredet, wie in der Beicht, d. h. im Vertrauen!), weil ein hl. Mann prophezeite, daß heuer ein solcher grausamer Winter werde sein, daß auch die Seufzer, so aus dem Herzen steigen, unterwegs werden gefrieren. (Da geredt, verstehst mich?)« Es steht nit eine Viertelstund, da hat man im ganzen Markt(flecken), welcher größe- und schönheitshalber wenig Städten weicht, nichts anderes gredet als von Pelzen, dergestalten, daß in einem halben Tag zweien Kürschnern nit eine Spannlang Waren übergeblieben; denn sie, diese Ratfrau, solches ihrer Gevatterin im geheimen vertraute, diese einer andern, aber alles im Vertrauen. Die Dritte konnte auch nit lang schwanger gehn mit diesem Geheimnis, sodaß also in einer so kurzen Zeit auf allen Plätzen diese so kühle Prophezeiung vorgenommen worden.
Zu wünschen wär's, daß ein jeder Ratsverwandter also beschaffen, daß er nit gleich alle Sachen, so im Rat vorkommen, seinem Weib zu Haus tät auf die Nasen binden, sondern ihr vielmehr den Vorwitz mit einem dergleichen Gedicht und Fabel dämpfte, weil nämlich so mannigfaltige Schäden aus solcher Offenbarung entspringen. Denn ihnen, den Weibern, scheint's fast unmöglich, eine Sach, zuförderst wenn s' für geheim gesagt wird, zu verschweigen.