Der Mond hat auf eine Zeit Audienz genommen beim Jupiter, woselbst er sich wehemütig beklagt, wie daß er bishero in so schlechtem Respekt gehalten werde, meistens darum, weil er nackend und bloß müsse immerfort erscheinen; er sei doch dasjenige Gestirn, durch dessen Wirkung und Einfluß der Erdboden bekleidet werde mit dem Gras, die Bäume mit den Blättern. Er verlang also, daß seine hohe und ansehnliche Person möchte standmäßig bekleidet werden. Hierüber hat Jupiter anfangs gelacht, ist nachgehends aber in diese zornigen Worte ausgebrochen: »Du ungeschickter Trampel, du wankelmütiger Gesell, es scheinet wohl, weil du Lunaticos, d. h. Mondsüchtige und halbe Narren, machst, daß du selbst nit gescheit bist – was genugsam aus deiner Bitt und Anbringen abzunehmen. Ich glaub, die Schneider insgesamt würden mir mit ihren Begleisen den Himmel stürmen, wenn ich ihnen sollt befehlen oder auferlegen, daß sie dir sollten ein Kleid machen, indem es unmöglich fällt; denn du bist bald rund wie eine Schießscheiben, bald krumm wie eine Sichel, bald feist wie ein Mästschwein, bald dürr wie ein Pickelhering, in summa: ein unbeständiger Narr. Stultus ut Luna mutatur.« Ein Narr ändert sich wie der Mond. Dahero, o Mensch, sei nit wie der Mond, von dem der Poet sagt: » Crescit, decrescit, in eodem sistere nescit.« (= Der Mond nimmt ab und nimmt wieder zu; mit einem Wort: der unbeständige Kerl verändert sich in einem fort.)
Unter den Untugenden ist nit die mindeste die Unbeständigkeit im Guten.