Bekannt ist jene Fabel von den jungen Fröschen, die einmal bei warmer Sommerszeit nächst einer Lacken über alle Maßen gequackzet und geschrien, also zwar, daß ein alter Frosch selbst über diese abgeschmackte Musik urdrüssig geworden und die Jungen nit wenig ausgefilzt und verschimpft hat. »Schämt euch, ihr grünhosende Fratzen!« sagt er; »ihr wilden Lackendrescher, ihr hupfenden Spitzbuben! Schämt's euch, daß ihr so ein verdrießliches Geschrei verführt! Wenn ihr doch wollt lustig sein und frohlocken, so singt aufs wenigst wie die Nachtigall, die auf diesem nächsten Baum sitzt, ihr großmaulenden Narren, könnt's denn nichts andres als nur das Qua, qua, qua?« – »Vatter«, antworteten die Fröscherl, »das haben wir von dir gelernt!«
Ein mancher Sohn schilt und flucht, daß der Himmel möcht krachen, er segelt mit ganzen Galeeren voller Sapprament, er schickt ein Ladungsschreiben ums ander dem Teufel zu: er soll ihn holen; Donner! und Hagel! steht eine ganze Zeit in seinem Kalender. – Aber: »Vatter«, sagt ein solcher, »das hab ich von dir gelernt.« – Eine manche Tochter bringt die meiste Zeit beim Spiegel zu: ihr öftester Vorstand ist bei diesem gläsernen Richter; ihre rotzige Hoffart macht, daß die Haar müssen zu Schnecken (!) werden; und ist's, daß die Natur etwa gesparsam gewest an der Gestalt, so muß der Anstrich und Schminke in die Robot und Fronarbeit gezogen werden. Nach vollendeter Gesichtsmustrung begibt sie sich unters Fenster und will, daß alle Leut sollen zu Israelitern werden und dieses goldne Kalb (sie möcht wohl gar gern eine Kuh sein!) anbeten. – Aber: »Mutter«, sagt diese, »das hab ich von dir gelernt!«
Und ich sag darzu: »Wehe, weh, solchen Eltern!«