Es sind einmal zwei Meiserl zusammengekommen, ein Stadtmeiserl und ein Feldmeiserl. Wie sie nun einander gar freundlich gegrüßt, so reden's von unterschiedlichen Sachen, unter anderm auch vom täglichen Unterhalt. »Meine Schwester«, sagt das Stadtmeiserl zum Feldmeiserl, »wie derhältst dich denn?« – »Hu, ich komm halt grad so aus: ich eß gemeiniglich Würzerl, Treid, Kernerl, kleine Käferl, und gester hat mein Bruder Hochzeit gehabt, da haben wir ein dürrs Brot gehabt, das ich schon längst einmal aufm Weg gefunden, und hatt's ein Bettelmann weggelegt; denn sie nehmen jetzt nit gern mehr Brot, sondern Geld. Also haben wir reichlich gelebt.« – »O, du kropfete Narrin!« sagt das Stadtmeiserl; »bist wohl hundertmal nit recht gescheit, tust dich so armselig aufhalten im Feld! Komm zu mir in die Stadt herein; da hab ich wohl beßre Bisserl. Ich bin in einem Haus, da ist ein schleiderisch Dienstmensch: dieselbe deckt zu Nacht nie kein Schmalz, kein Speck, kein Fleisch. Da leb ich als wie eine Gräfin; komm nur morgen zu mir: wirst's erfahren.« – Eben denselben Tag kommt die Frau übers Speisgewölb und sieht, daß schier alls von Mäusen angebissen. »Geh, du leichtfertigs Mensch, und her mit einem Kochlöffel!« – und mißt das Mensch so übern Buckel: »Du Krott, du Mistfink! Ha, du Mäusköpfin, ha!« – daß sie sich hart konnt mehr rühren. Ist die Frau zornig gwest übers Mensch, so das Mensch noch zorniger über die Meiserl und dachte: »Ich will enk Hustentier das nit schenken!« – Die Nacht kommt herzu; das Feldmeisl kommt gleichfalls – zum Stadtmeisl. Die gehn miteinander ins Speisgwölb und geschwind über eine geselchte Zung, fressen, nagen steif drauf. »Ist's gut, Schwester? Schmeckt dir's?« – »Freilich, überaus!« Das Mensch aber hat schon mit dem Kochlöffel aufgewartet, den sie selbst gekostet; und indem sie die Mäus' über der Zung ertappte, so hat sie mit aller Stärke drauf geschlagen: »Du Mäusköpfin, ha, du Mäusköpfin!« – und hat die Mäus in der Kammer herumgejagt. Das fremde Feldmeiserl weiß die Gelegenheit nit recht; drum konnt's eine Weil das Loch nit geschwind treffen, und hat das Mensch das g'näscherige Meisl so nahend getroffen und ihm das Schweiferl abgeschlagen. Wie 's wieder zum Stadtmeisl kommt: »Na«, sagt 's, »bhüet mich Gott! Mein Lebtag komm ich nit mehr daher; denn ich will lieber mit wenig verliebnehmen und sicher sein, als einen so guten Tag haben und stets in der Gefahr des Lebens stehen. Na, so teuer zahl ich die guten Tag nit, so teuer zahl ich die Wollust nit!«
Mein, was ist die Welt anders als eine solche Speisekammer, worin das Fleisch und der Satan uns die Wollust als einen Speck vorsetzen; und alle diejenigen, so an diesem Speck nagen, unterwerfen sich dem ewigen Tod. Ei, das sind mir Mausköpf! Wegen einer so geringen Ergötzlichkeit!