Ein solcher unverschambter Auffschneider war jener der bei öffentlicher Taffel sich in Gegenwarth ehrlicher Leuth hat verlauten lassen / daß es ihme selbst widerfahren / als er einsmahls mit seinem Herrn neben einem Fluß geritten / und ein groß Fisch-Garn voller Fisch darin gesehen habe / und weil ihn so sehr nach den Fischen gelüstet / habe er das Pferd ins Wasser gesprengt / seie aber von einem grossen Fisch mit Pferd / und Sattel verschlucket worden; disen Fisch haben etliche Fischer lange Zeit hernach gefangen / und wie sie ihn auffgehauen und den Kopff zerspalten / seie er dem Fisch im Kopff noch in voller Rüstung zu Pferd gesessen / und habe dem Pferd die Sporen gegeben / daß er frisch und gesund zu seinem Herrn geritten / und demselben erzehlt habe / wie es ihm bißher ergangen seie. Unter andern war auch einer gewest / der vorgebracht / daß er vor zwei Jahren zu Constantinopel sich befunden / allwo dazumahl der Groß-Sultan das herrliche Zeug-Hauß visitiert / und weil einige Fähler darinn beobacht worden / und der dazumal gegenwärtige Groß-Vezier solche Nachlässigkeit nicht genugsamb kunte entschuldigen / also habe ihm der Sultan ein solche Ohrfeigen versetzt / daß ihme das Feuer auß den Augen gesprungen / darvon auch ein Funcken in das nechste Pulver-Faß gefallen / worvon das gantze Zeug-Hauß im Rauch auffgangen / und seie der Groß-Sultan kümmerlich mit dem Leben darvon kommen. Ei so lieg / daß dir das Maul erkrumpe! Dergleichen verlogene Narren werden schon erfahren wie theur sie solche Lugen werden müssen bezahlen.
德语文学欣赏:亚伯拉罕·阿·桑·克拉拉-8 Ein Verlogner Narr.
日期:2012-07-27 10:29 点击:0
Die Zahl diser Narren ist über alle massen groß / ihr Zechmeister und Ober-Haupt ist der Teuffel selbst / welcher ein Vatter der Lugen genannt wird: der Lugen aber seind sehr unterschidlich / etliche die in Duodez eingebunden / etliche in Octav, in Quarto, welche aber in Folio, solche seind gar abscheulich. Folianten seind jene Männer gewest / welche Moyses in das Land Canaan geschickt hat / dasselbe zu besichtigen / und außzuspähen / nachdem solche wider zuruck kommen / da haben sie alle ausser Caleb, und Josue erbärmlich auffgeschnitten / ja / sagten sie / das Land ist wol edel / und fruchtbar / aber grausame / und ungeheurige Leuth gibts darinn / Leuth und Männer seind daselbst einer solchen Grösse / daß wir gegen ihnen wie die Heuschrecken außsehen. Num. c. 13. Das heist Auffgeschnitten.
Die Lug hat ihren Ursprung von Paradeiß / dort hat der böse Feind auß der Schlangen zwei batzige Lugen geschmidet: die Erste bestunde in dem Nequaquam, etc. mit nichten werdet ihr deß Todts sterben; die Andere / eritis sicut Dii, ihr werdet sein wie die Götter / etc. Hier ist ein Lug so gesichtig / und so gewichtig wie die andere. Die Eva thätte dazumahl nicht weniger auffschneiden / dann erstlich sagte sie / GOTT hat uns gebotten / wir sollen von disem Baum nicht essen / das ist S. V. eine / dann GOTT nur dem Adam das Gebott geben; ne tangeremus, etc. wir sollen den Baum gar nicht anrühren / das ist schon mehr eine / dann GOtt von Anrühren kein Meldung gethan; ne forte moriamur, etc. daß wir villeicht nicht sterben: Holla! das ist die Dritte / dann GOTT hat das Wörtl villeicht / gar nicht geredt: Von diser Zeit an / da unser erste Mutter also auffgeschnitten / schlagen die Menschen meistentheils nach der Mutter; wenig wenig werden gefunden / die also beschaffen seind / wie der H. Thomas von Aquin; als solcher einstens mit seinem Gespan spatzieren gangen / da kam der Gspan gähe mit diser Lug herauß / ecce Pater, schaut Pater da fliegt ein Ochs: worauff der H. Mann in die Höhe geschaut / sprechend / wo? wo? Der Gespann lachte ihm die Haut voll an / und sagt / ich hab euch für einen so grossen Doctor gehalten / und jetzt glaubt ihr / daß ein Ochs fliegen kan: O mein Frater, gab der H. Thomas, die Antwort / mein Frater, ich hab ehender glaubt / das ein Ochs könne fliegen / als ein Religios liegen. Wenig wenig findt man in der Welt / die also beschaffen seind wie der fromme Loth, bei deme 2. Engel in Gestalt der Frembdlingen die Herberg genommen; als aber bei nächtlicher Weil das Gottlose Volck dise zwei Jüngling mit allem Gewalt gesucht / da hat er es alsobald bestanden / daß sie bei ihme sein / hat es gantz und gar nicht geleugnet / er hette freilich wol können vorgeben / daß sie ihren Weeg haben weiter genommen / ja ein anderer thätte derentwegen dem Teuffel ein Ohr abschwören / daß dergleichen Leuth sein Hauß nie betretten / aber Loth auch in der grösten Gefahr seines Lebens wolte die mindeste Lug nit thun.
Jene Soldaten bei dem Grab deß HErrn / umb weilen ihnen die Juden wacker gespendiert / haben ein unverschambte Lug auff die Bahn gebracht daß nemblich die Jünger hätten den Leichnamb gestohlen / da sie unterdessen erfahren / daß er warhafftig von Todten aufferstanden: dise Gesellen haben umbs Geld gelogen; es seind aber einige so leichtsinnig / daß sie umbsonst / und umb nichts / als wäre es gar kein Sünd / die grösten Lugen aneinander knöpffen / ja sie halten es für ein Kunst / und wol anständige Manier / wann sie zur Vertreibung der Zeit / und zu Erweckung eines ungezähmten Gelächters wacker / und fast ohne Zahl / und ohne Zihl können auffschneiden / dencken aber nicht / was die Göttliche Schrifft sagt: Proverb. c. 12. Abominatio est Domino labia mendacia. Lugenhaffte Mäuler seind GOtt dem HErrn ein Greul.