Wildes Stöhnen und Ächzen war vom Stall der Rentiere her zu hören. Drinnen herrschte große Aufregung. Stallmeister Nils rannte hin und her. Ihm stand der Angstschweiß auf der Stirn. In zwei Tagen wollte der Weihnachtsmann von hier aus mit seinem Rentiergespann in die große weite Welt aufbrechen, um zum Heiligen Abend all die vielen Kinder zu bescheren. Ihm wurde bei diesen Gedanken ganz flau im Magen. Seit gestern stimmte mit den Tieren etwas nicht. Sie hatten bis auf Rentier Alfred alle Durchfall und ihnen war furchtbar schlecht. Nils spurtete von einer Box zur anderen, aber keinem der Tiere ging es besser. Sie schauten ihn mit traurigen Augen an. Offensichtlich hatten sie sich mit dem frischen Heu der letzten Tage den Magen verdorben. Es würde schon seine Zeit dauern, bis sie sich wieder so weit erholt hatten, um den großen Schlitten zu ziehen. Alle hatten die besondere Gabe, sich blitzschnell in die Lüfte erheben zu können und in Sekundenschnelle ihren Besitzer in den entlegensten Teil der Welt zu bringen. Alle waren vom Weihnachtsmann persönlich ausgewählt worden und bisher hatten sie ihm auch jedes Jahr treu gedient.
Stallmeister Nils stöhnte. Es half nichts, er musste dem Weihnachtsmann Bescheid geben. Er stapfte traurig aus dem Stall und ging zum Haupthaus hinüber. Er drückte den Klingelknopf und als sich die Tür öffnete und Agnes, die Haushälterin, ihren Kopf durch die Tür steckte, sprach er leise. "Hallo Agnes, ich muss dringend den Weihnachtsmann sprechen."
"Da hast du aber Glück, er hat gerade sein Mittagsnickerchen beendet und sitzt in der Bibliothek. Er wollte jetzt den Flugplan für seine Reise fertig machen. Komm rein, du weißt ja wo es langgeht. Ich habe gerade einen Kuchen aus dem Ofen genommen. Wenn du möchtest, kannst du uns zum Tee Gesellschaft leisten."
"Danke Agnes, das ist wirklich sehr nett von dir. Ich befürchte aber, ich habe für den Weihnachtsmann keine guten Nachrichten. Außerdem muss ich mich danach sofort wieder um meine Tiere kümmern."
Er öffnete die schwere Tür zur Bibliothek und sah vor sich den Weihnachtsmann in seinem riesigen Ohrensessel sitzen. Mit der kleinen runden Brille, die der Weihnachtsmann auf der Nase hatte, sah er ziemlich lustig aus. Beim Knarren der Tür hob der Weihnachtsmann seinen Kopf und sah Nils fragend an. "Na, Nils, was verschlägt dich denn hier her. Wolltest du schauen, ob ich den Flugplan für deine Tiere schon fertig habe?"
"Aber nein, ich muss Dir leider eine traurige Nachricht überbringen. Bis auf Alfred haben sich alle unsere Rentiere den Magen verdorben und wie es im Moment aussieht, kann keines von ihnen mit dir aufbrechen. Sie sind zu schwach, um solch eine beschwerliche Reise zu schaffen."
Bei diesen Worten hoben sich die buschigen weißen Augenbrauen des Weihnachtsmannes bedrohlich nach oben. "Was soll das heißen, zu schwach? Die können mich doch jetzt nicht hängen lassen. Du weißt doch, was davon abhängt. Ich kann den Kindern doch nicht einfach sagen, dass in diesem Jahr Weihnachten ausfallen muss, weil meine Rentiere krank sind. Es tut mir furchtbar weh, dass sie leiden müssen, aber denkst du nicht, dass sie in zwei Tagen wieder fit sind?"
Traurig schüttelte Nils mit dem Kopf.
"Ach du dickes Ei!", entfuhr es dem Weihnachtsmann. "Dann müssen wir uns so schnell wie möglich etwas einfallen lassen. Ich kann und will die Kinder nicht enttäuschen. Du sagtest doch, dass Alfred noch gesund ist?"
"Ja schon", meinte Nils. "Der ist schon O.K. Aber du hast ihn selbst aus einem Zoo im vergangenen Jahr mitgebracht. Er ist noch lange nicht so weit. Der hat noch den Kopf voller Blödsinn. Es würde Monate dauern, bis er selbständig und vor allem allein deinen Schlitten ziehen könnte."
"Dann lass dir etwas einfallen. Ich starte in zwei Tagen." Die letzten Sätze des Weihnachtsmannes klangen schon sehr ungeduldig. Er erwartete von Nils, dass dieser zum einen den Schlitten für ein Zugtier umrüstete und zum anderen in nur zwei Tagen ein ziemlich ungehobeltes und noch sehr junges Rentier umkrempelte. Dem Stallmeister wurde bei diesen Gedanken schlecht. Wie sollte er das bloß schaffen? Dabei war der Umbau des Schlittens das wohl kleinere Übel.
Im Stall schlich sich Nils bedeppert zu Alfred's Box. Von dort drang ein lauter und krächzender Gesang an sein Ohr. "He, ich bin der Alfred, so schön und groß und jeder der mich kennen lernt, findet mich famous."
Nils musste lächeln, Alfred war ein ziemlicher Kindskopf, sehr von sich eingenommen, eine richtige Großklappe, aber trotzdem hatte er ihn irgendwie in sein Herz geschlossen. Er öffnete die Boxentür und trat zu dem Rentier.
Der sah zu ihm hinüber und kam sofort näher. "Na Alter, schaust du endlich auch mal zu mir? Müssen meine Kollegen immer noch reiern?"
"Alfred, bitte, den anderen geht es ziemlich schlecht. Du könntest etwas mehr Respekt zeigen."
"Ja ja, ist ja schon gut. Es tut mir ja auch leid, aber ich kann es auch nicht ändern. Wären die bei dem Heu nicht so gierig gewesen, würde es ihnen jetzt auch nicht so schlecht gehen. Siehst du, ich habe das Heu lieber zum Wärmen genommen. Apropos Wärmen. Ich friere hier wie ein Schlosshund, letzte Woche schon hab ich Dir gesagt, dass ich die Kälte hier im Norden auf die Dauer nicht aushalte. Ich komme aus einem Zoo und dort war es warm und im Winter hatten wir einen beheizten Stall. Seit ich hier bin, friere ich mir fast den Hintern ab. Versteht du das denn nicht, ich bin für das Leben hier nicht geschaffen. Und bis jetzt durfte ich nicht einmal den Schlitten vom Roten Mann ziehen."
"Alfred, das ist nicht der Rote Mann, sondern der Weihnachtsmann. Begreif das endlich."
"Ja, nun hab dich mal nicht so. Deswegen frage ich mich trotzdem, warum ich eigentlich hierher verschleppt wurde."
Der Stallmeister machte ein ungeduldiges Gesicht. "Sieh mal, das habe ich dir schon so oft erklärt. Du bist jetzt ein Rentier des Weihnachtsmannes, du wirst dich an das Leben hier gewöhnen müssen. Irgendwann macht dir auch die Kälte nichts mehr aus. Und zum Schlittenziehen komme ich gleich. Wie du mitbekommen hast, sind bis auf dich alle Tiere hier im Stall krank. Du hast in diesem Jahr die besondere Ehre, den Weihnachtsmann allein in die Welt zu begleiten."
Alfred stand wie vom Blitz geschlagen im Stall und gab keinen Muckser von sich. Er hatte die Augen weit aufgerissen, nur seine Nüstern zuckten leicht. Nach etwa fünf Minuten entwich ihm ein leichtes und piepsiges "Oh".
Nils räusperte sich "Nun also, dann ans Werk mein Großer. Ich werde dich jetzt einweisen, wie du den Schlitten zu ziehen hast, um den Weihnachtsmann sicher durch die Luft zu führen. Du brauchst keine Angst zu haben, Fliegen kannst du ja schließlich, das hast du uns ja schon bewiesen mit deiner Flugshow vor ein paar Monaten. Natürlich kannst du mit einem Schlitten hinter dir nicht solche gewagten Flugmanöver durchführen, wie du es damals gemacht hast. Komm jetzt, wir gehen nach draußen."
Nils ging voran, trat aus der Box und ging zum Ausgang. Er drehte sich um, aber Alfred war nicht da. Er ging zurück. Alfred hatte sich keinen Millimeter von seiner Stelle fortbewegt. Immer noch regungslos starrte er vor sich hin.
"Na was ist denn, beweg dich, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. In zwei Tagen geht es los."
"Wenn du denkst, dass ich bei dieser Hundekälte mit dir nach draußen gehe, dann irrst du dich gewaltig", sprach Alfred trotzig und stierte weiter vor sich hin.
Nils überlegte kurz und sagte: "Warte, ich komm gleich wieder zu dir."
Er rannte aus dem Stall wieder ins Haupthaus. Er drängelte an der Tür eilig Agnes zurück in die Küche. "Du musst mir jetzt helfen, ich brauche einen warmen Mantel für eines meiner Rentiere."
"Wie bitte?", fragte Agnes.
"Du hast richtig gehört, lass dir etwas einfallen. In einer Stunde komme ich vorbei und hole ihn ab. Denke daran, von uns hängt es jetzt ab, ob die Kinder in diesem Jahr zu Weihnachten glücklich oder traurig sein werden."
Als er nach einer Stunde das genähte Reisekostüm von Agnes in der Hand hielt, war ihm komisch zumute. Sie hatte es zwar gut gemeint, aber was würde der Weihnachtsmann dazu sagen, von einem Rentier in einem Schottenkostüm und noch dazu mit roten Bommeln an der Kapuze durch die Lüfte gezogen zu werden? Oh, Gott, dachte er nur, das wird was werden!
Alfred allerdings war von seinem neuen Outfit mehr als begeistert. Er schaute es sich von allen Seiten an, prüfte die Dicke des Stoffes und meinte, dass es ziemlich cool aussähe und er sicher nicht frieren würde.
An den nächsten zwei Tagen war hartes Training für Alfred und auch für Nils angesagt. Ständig kippte, nachdem sich Alfred in die Lüfte erhoben hatte, der Schlitten um. Nils war am Verzweifeln. Beim zehnten Versuch dann klappte es endlich. Alfred war einfach noch zu jung und ungestüm. Oft baute er in gerade Flugstrecken irgendwelche riskanten Flugmanöver ein, flog Schleifen oder bäumte sich auf gerader Strecke ein paarmal so auf, dass Nils, der inzwischen im Schlitten Platz genommen hatte, dachte, er führe ihn über eine Straße mit Hunderten von Schlaglöchern. Ein paarmal rutschte ihm seine Mütze so weit ins Gesicht, dass er gar nicht sah, wo sie hinflogen. Nach ein paar kräftigen Rügen aber, ließ Alfred auch das sein.
Es war so weit, 8.00 Uhr morgens, stand Alfred in seinem schicken Kostüm, hinter ihm der schöne rote Schlitten des Weihnachtsmannes, vor dem Haupthaus. Der Weihnachtsmann trat mit einem riesigen Geschenkesack aus der Tür. Er sah sein Gespann und ließ mit offenem Mund den Sack fallen. Viele Geschenke purzelten aus der Öffnung des Sackes und fielen dem Weihnachtsmann vor die Füße. Sein Blick glitt nochmals ganz langsam über das Rentier, musterte die grünen Schottenkaros auf dessen Kostüm und zu guter Letzt blieb sein Blick auf der Kapuze mit den roten Bommeln, welche sich Alfred ganz stolz über sein Geweih gezogen hatte, haften. "Was soll denn das bedeuten. Seid ihr alle verrückt geworden?"
Der Weihnachtsmann hatte so laut geschrieen, dass sich Nils und Agnes die Ohren zuhalten mussten.
Nach einer ganzen Weile sprach er mit rauer Stimme: "Wenn ihr denkt, dass ich mit solch einer Witzausgabe von einem Rentier aufbreche, dann habt Ihr euch gewaltig geirrt." Er drehte sich herum und wollte ins Haus zurück.
Da fing plötzlich Alfred an mit den Hufen zu scharren und sprach: "He, Roter Mann, was regst du dich eigentlich so auf? Hast du vielleicht schon mal in den Spiegel geschaut. Die siehst auch ziemlich komisch mit deinem roten Mantel aus und falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, Du hast statt einer roten, eine weiße Bommel an deiner Kapuze. Also stell dich nicht so an. Genau genommen passen wir doch ganz gut zusammen. Du in Rot und ich in Grün; außerdem trage ich dieses Outfit nicht zum Spaß, sondern es soll mich vor der Kälte schützen. Und wenn du dich jetzt nicht gleich ein bisschen beeilst, werden wir zu spät kommen. Ich bin zwar sehr flink, aber zaubern kann ich auch nicht."
Wie immer, wenn der Weihnachtsmann ärgerlich war, hoben sich seine Augenbrauen nach oben. Dieses Mal hatte er sie so weit nach oben gezogen, dass zwischen Augenbrauen und Kapuze kaum noch Platz war. Er sprach: "Erstens bin ich für dich immer noch der Weihnachtsmann und kein Roter Mann, zweitens sehe ich nicht halb so albern aus wie du und drittens lasse ich mir von solch einem Grünschnabel, wie du einer bist, keine Ratschläge erteilen."
Ohne weitere Worte packte er die herausgefallenen Geschenke in den Sack zurück, zog sich seinen Gürtel zurecht und nahm schweigend im Schlitten Platz. Er holte von der hinteren Sitzbank seine Rute hervor und zog damit Alfred kurz übers Hinterteil.
"He, spinnst Du oder was. Mich hat noch keiner geschlagen und Du schon gar nicht. Ich weiß auch ohne die Rute, wenn es losgeht. Also steck sie wieder weg oder ich bewege mich hier keinen Zentimeter weg." Bockig wie ein kleiner Esel stand er da und schaute nach hinten zum Weihnachtsmann.
Der seufzte und warf die Rute wieder nach hinten.
"Na also, geht doch" sprach Alfred. "Dann wollen wir mal. Wo geht es zuerst hin. Du brauchst mir nur das Land zu sagen. Ich habe mit Nils in den letzten zwei Tagen die Flugstrecken in- und auswendig gelernt."
Brummig antwortete der Weihnachtsmann, dass sie zuerst nach Schweden müssten.
Alfred scharrte kurz mit den Hufen und erhob sich so plötzlich in die Luft, dass der Weihnachtsmann Mühe hatte, nicht aus dem Schlitten zu fallen. In der Luft vollzog Alfred die reinsten Kunststückchen. Er wollte vor dem Weihnachtsmann ein bisschen angeben. Zum Schluss machte er mitsamt dem Schlitten einen Salto. Ehe der Weihnachtsmann überhaupt zur Besinnung kam, standen sie schon wieder auf festem Boden. "Ich glaube, du bist nicht normal, was soll das Ganze denn überhaupt. Wir sind hier nicht im Zirkus, mir ist schon ganz übel von all dem Quatsch. Schließlich haben wir einen festen Zeitplan und keine Zeit für deine Kapriolen."
"Ganz ruhig, Chef, reg dich nicht auf. Du wolltest nach Schweden und hier sind wir", antwortete Alfred.
"Wie, Schweden, sind wir etwa schon da?" Der Weihnachtsmann schaute ziemlich überrascht. So schnell war er noch nie zuvor gereist. Flink war das alberne und freche Rentier, das musste er ihm lassen. "Also gut, du wartest hier auf mich, ich bin gleich wieder da. Danach geht es nach Norwegen und dann nach Deutschland." Er packte seinen Sack mit den Geschenken und verschwand.
Als der Weihnachtsmann von der Bescherung zurückkam, erhoben sich beide wieder in die Lüfte.
"He, du alberner Kerl, wo hast du so gut und schnell fliegen gelernt. Im Zoo doch bestimmt nicht" rief er Alfred zu.
"Nein, weiß auch nicht, ich kann es einfach und es macht mir riesigen Spaß. Ich denke, es ist halt meine Bestimmung. Nur an eines kann ich mich bestimmt nicht gewöhnen und das ist die verdammte Kälte hier oben, du hast mich aber auch in ein ziemlich kaltes Land verschleppt."
"Na, na, na ich habe dich doch nicht verschleppt. Du bist ein Weihnachtsrentier, das habe ich damals gleich gesehen. Du wärst in dem Zoo nicht glücklich geworden, glaube mir. Ich habe es nur gut gemeint und irgendwann hast du dich wie deine anderen Freunde an die Temperaturen hier gewöhnt", sprach der Weihnachtsmann.
"Oh, Chef", unterbrach ihn Alfred, "hast du eben das schöne weiße Schloss zwischen den Wolken da drüben gesehen?"
"Ja, natürlich, dort wohnt die Zahnfee. Meistens ist sie aber nicht zu Hause. Sie hat zu viel zu tun. Die Ärmste ist so im Stress, dass sie schon überlegt, sich einige Helfer zuzulegen. Wenn unsere Reise ohne Zwischenfälle abläuft und Du Deine Sache gut machst, werden wir Sie auf dem Rückweg vielleicht besuchen."
"Da würde ich mich wirklich sehr freuen. Ich habe gehört, dass sie sehr nett sein soll."
Auf dem Rückweg von Norwegen kamen beide in einen bösen Schneesturm. Die Flocken peitschten Alfred in die Augen, so dass er kaum sehen konnte, wohin er flog. Es hatte keinen Zweck, er musste landen und warten, bis sich der Sturm legen würde. Bei der Landung dann passierte das Unglück. Alfred hatte solch eine schlechte Sicht, dass er dem kleinen Wäldchen, welches urplötzlich vor ihm auftauchte, nicht mehr ausweichen konnte. Seitlich knallte der Schlitten mit voller Wucht vor einen Baum. Der Weihnachtsmann flog in hohem Bogen heraus und landete sehr unsanft mit dem Kopf voran an einem Stamm.
Der Weihnachtsmann schlug die Augen auf. Er hatte fürchterliche Kopfschmerzen und sah im ersten Augenblick nur viele kleine bunte Sterne vor seinen Augen tanzen.
"He, mein Alter, wie geht es dir", hörte er Alfreds Stimme. "Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich hab dich so gut wie ich konnte verarztet. Nur gut, dass du einen Rot-Kreuz-Kasten im Schlitten hattest."
Der Weihnachtsmann griff sich an seinen schmerzenden Kopf und entdeckte ein großes Pflaster auf seiner Stirn. "Du bist ja wirklich ein pfiffiges Kerlchen, das hätte ich nicht gedacht. Wie bist du aus dem Gespann gekommen?"
"Schließlich bin ich doch nicht von gestern. Das war für mich kein Problem. Aber jetzt sei still und ruh dich noch ein wenig aus." Alfred ging zurück zum Schlitten und holte das schwere Eisbärfell heraus und bedeckte damit den Weihnachtsmann. "Wenn sich der Sturm gelegt hat, brechen wir wieder auf."
Nach zwei Stunden befand sich der Schlitten bereits wieder in der Luft. Dem Weihnachtsmann ging es schon wieder ganz gut und dieses Mal störte es ihn auch nicht, als Alfred zu singen anfing. "He, ich bin der Alfred, so schön und groß und wer mich kennen lernt, findet mich einfach famous." Er zog bei seinem Lied das "famous" so in die Länge, dass es im Ohr des Weihnachtsmannes Schmerzen verursachte. Aber dieser schwieg. Er war Alfred ziemlich dankbar, dass er sich so um ihn gekümmert hatte und sie schließlich ihren Weg zu den vielen wartenden Kindern fortsetzen konnten. Es wurde so noch eine sehr schöne Nacht und zum Schluss hatten sich die beiden während des Fluges einiges zu erzählen.
Auf dem Rückweg in die Heimat sprach dann der Weihnachtsmann zu Alfred. "Ich wollte dir, bevor wir zu Hause ankommen, noch für deine Hilfe danken. Mit dir war es doch noch möglich, den Kindern ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren. Durch meine Wut und Grimmigkeit habe ich mir gar nicht groß Gedanken um dich gemacht. Du bist ein ziemlich wackeres und schlaues Kerlchen und an deine Kostümierung werde ich mich sicher auch noch gewöhnen. Wenn du jetzt noch lernen würdest, mich nicht mit, Alter, Roter Mann oder Chef anzusprechen, könnte ich mir vorstellen, dass du mich auch im nächsten Jahr begleitest."
"Chef, oh Verzeihung, Weihnachtsmann, das wäre einfach supercool. Im nächsten Jahr bin ich dabei, wenn du es möchtest. Da sind wir auch ein paar mehr, da werden wir noch schneller vorankommen als Heute."
"Oh Gott, bewahre", sprach der Weihnachtsmann, "mir ist von deiner Geschwindigkeit jetzt noch ganz schwindlig. Also, vorwärts, mein kleines Schottenrentier. Wir werden jetzt noch schauen, ob wir die Zahnfee antreffen und danach geht's ab nach Hause. Ich freue mich schon auf ein riesiges Stück Apfelkuchen und einen schönen warmen Tee von Agnes."
"Oh ja und ich freue mich auf einen großen warmen und duftenden Haufen Heu, in das ich mich kuscheln kann. Ich bin froh, mein Schottenkostüm loszuwerden, denn wenn ich ehrlich bin, juckt mich dieser Stoff schon eine ganze Weile auf meiner Haut", seufzte Alfred.