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德语圣诞故事:Florian K. - eine Weihnachtsgeschichte
日期:2012-02-08 12:49  点击:0
Aus dem Polizeibericht Osnabrück (Stadt) vom 28.12.2006: Am Mittwochmorgen wurde in der Tiefkühltruhe des Karma-Einkaufsmarktes im Stadtteil Sutthausen die Leiche des 38jährigen Schlossers Florian K. gefunden. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ein Fremdverschulden nicht ausgeschlossen werden. Genaueres wird eine Obduktion ergeben. 
 
 
Aus dem Polizeibericht Osnabrück (Stadt) vom 2.01.2007: Bei der in der vergangenen Woche im Karma-Einkaufsmarkt aufgefundenen Leiche des 38jährigen Schlossers Florian K. schließt die Polizei nunmehr nach der Obduktion ein Fremdverschulden aus. Wie sich der tragische Unglücksfall ereignete, wird allerdings vorerst ein Rätsel bleiben. Die Polizei sucht dringend Zeugen, die Florian K. am Samstag, 23.12.2006 beim Betreten des Marktes gesehen haben. 
 
 
 
 
Die Polizei tappt im dunklen! Ich dagegen kann die Vorfälle um Florian K. erleuchten. Ob es sich wirklich um einen Unglücksfall, also bloßes Pech oder gar um Vorsatz handelt? Hmh, die Entscheidung darüber überlasse ich Ihnen. Verfolgen Sie die letzte halbe Stunde im Leben des Florian K. - und sie wissen Bescheid. Danach können Sie überlegen, ob Sie der Polizei einen Tipp geben, - aber lassen Sie bitte mich aus dem Spiel; ich werde alles abstreiten und behaupten, dass ich nichts gesehen habe. 
 
 
 
 
Als der schlaksige Florian K. am frühen Abend des 23. Dezember, kurz nach 19 Uhr und damit knapp vor Feierabend den Karma-Einkaufsmarkt in Sutthausen betrat, schaute er ziemlich verdrossen und gereizt drein. Heiligabend stand bevor und er wusste nicht, was er an diesem Tag mit sich anfangen sollte, wollte. Weihnachten alleine verbringen? Das hatte es bei ihm bisher nie gegeben. Aber in diesem Jahr? Das Blättern in seinem unter Freunden und Trink-Kumpanen gleichermaßen berüchtigten wie bewunderten blauen Notizbuch hatte ihm nichts gebracht. Egal in welche Richtung er suchte, vorwärts, rückwärts oder von der Mitte beginnend: Hier standen zwar unzählige Adressen, Telefonnummern und Namen von jungen, zumeist sehr willfähigen Damen, aber keine, mit der er dieses Jahr das Weihnachtsfest feiern wollte. 
 
 
Keine Nicole, Birgit, Nina, Silvia oder Jasmine lockten ihn, keine Angela, Mandy oder Cathrine. Immerhin hatte er mit jeder der von ihm sorgsam notierten Mädels irgendwann einmal eine sehr schöne Zeit verbracht, - das war es jedoch gewesen. Die ein oder andere hatte sich vielleicht mehr von ihm, mit ihm erhofft, alleine Florian wollte sich nicht binden. Mandy seinerzeit hatte sogar behauptet, von ihm schwanger zu sein, nur um von ihm versorgt zu werden. Rosi übrigens auch, ebenso wie Jeanette, Florian freilich ließ sich auf keine Diskussionen ein; vorbei war vorbei. Schluss. Florian blieb eiserner Junggeselle. Missmut machte sich in ihm breit. Sollten die Weiber doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Er würde ohne sie ein gelungenes Weihnachtsfest feiern. 
 
 
Ein gelassener Trotz folgte auf die Missstimmung. Jawohl. Ein ruhiges Fest sollte es in diesem Jahr geben, jeden Tag ein riesiges Steak mit Backkartoffeln und in Speck gewälzten Böhnchen, dazu Unmengen von Knoblauchbutter und mindestens eine Flasche Wein für jeden Abend. Und frisch aufgebackene Brötchen. Na ja, am zweiten Weihnachtsfeiertag könnte er ja unter Umständen einmal ins Mash, seine bevorzugte Stammkneipe schauen, sehen, ob die holde Weiblichkeit eventuell die Feiertage gut überstanden hätte. Unter Umständen kann etwas laufen, dachte er sich, bereits ein wenig optimistischer in die Zukunft blickend. Den Hormonspiegel brächte er wohl unter Kontrolle. 
 
 
Gedankenversunken schob Florian K. seinen Einkaufswagen in Richtung der Fleischtruhen. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass reichlich Zeit bis Geschäftsschluss war. Glück gehabt! Es fanden sich mehrere sehr gut aussehende riesige Rindersteaks. Florian packte ein. Jetzt ein weiterer Weg in Richtung Gemüseabteilung, Kartoffeln in den Einkaufswagen und dann kurz an den Weinregalen vorbei. Dann ab nach Hause. 
 
 
Ein Kleinkind schrie. Florian schreckte zusammen und sah auf. War das Mädel dort am Ende des Ganges Mandy? Und schob diese nicht eines dieser seltsamen Kindergefährte vorbei, eine so benannte Sportkarre, eher freilich annähernd eine Miniaturausgabe der altrömischen Streitwagen? Dreirädrig, geländegängig, mit großen Profilen an den Reifen. Sollte dieses schreiende Etwas in dem Wagen sein angeblich während der Liebesnacht im vergangenen Herbst gezeugtes Kind sein? Nee, auf eine Begegnung mit Mandy hatte er nun gar keine Lust. Kopf runter, eine Drehung und kehrt, Marsch. Um die Ecke, einmal umgeblickt, die junge Mutter war aus dem Gesichtsfeld verschwunden. . Nichts wie ab in Richtung Kartoffeln und dann raus aus dem Supermarkt. 30 Meter Gang lagen vor ihm, lediglich unterbrochen von zwei Regalkreuzungen. Florian legte einen Schritt zu, wieder ein Blick zurück, kurz gelauscht, Aufatmen. Das Kindergeschrei entfernte sich, von Mandy war nichts zu erspähen. Tempo zugelegt, ab dafür. Jetzt schob er seinen Einkaufswagen in gemäßigter Eile durch den Gang. Schließlich wollte Florian nicht auffallen. 
 
 
Die erste Kreuzung geschafft, keine Mandy in Sicht. Weiter auf die nächste Regalkreuzung zu. Fast hatte er sie bereits passiert, als in seinem Augenwinkel wieder einer dieser gut gepanzerten Streitwagen mit inliegendem Kind auftauchte. Jeanette, - dachte er kurz, glaubte an eine Fata Morgana im Supermarkt. Weiter, bloß raus aus diesem mit Kindern und Karren verseuchten Regallabyrinth. In dem Moment streifte der mit dickem Profil versehene Vorderreifen des Kampf, - äh, Kinderwagens bereits seinen Absatz. Nur mit einem tollkühnen Sprung rettete Florian sich in die nächste Gangreihe, ließ fast den rollenden Einkaufskorb los. Ein Haken in Richtung der Käseprodukte brachte ihn vorläufig aus der Gefahrenzone. Durchatmen. Luft schnappen. Das konnte nicht sein. Irgendetwas spielte seinem Hirn eine üble Posse. Einen ganz schlechten Streich! 
 
 
Wieder lag eine endlose Regalreihe vor ihm, lediglich unterbrochen von zwei Kreuzungen. Florian verfluchte im Stillen die Erfinder der Supermärkte, in einem kleinen Fachgeschäft wäre ihm so etwas nicht passiert. Ein Hauch von Wehmut ließ ihn kurzfristig an die alte Metzgerei Pfanzer denken, in welcher er früher immer seine Steaks gekauft hatte. Gute, saftige, abgehangene Steaks. Übersichtlich und direkt neben einem kleinen türkischen Obst- und Gemüseladen. Zugegeben, samstags abends um diese Zeit lag der Metzger bestimmt mit hochgelegen Beinen auf seiner Couch. Lange Öffnungszeiten waren nichts für kleine Läden. Okay, aber erst mal war jetzt anderes wichtig, nostalgische Gedanken konnte er sich auch morgen machen. 
 
 
Mit langen Schritten hetzte er, den Einkaufswagen schiebend durch die Regale. Zwei Kreuzungen noch, dann wäre er wieder am großen, breiten Gang. Die erste Durchquerung gut geschafft, kein Kinderwagen bemerkbar, auf die zweite zu gesteuert, leicht abgestoppt, nichts zu erspähen. Also, rüber. Vorsichtig einmal rechts, einmal links geäugt; nichts! Doch, dahinten, etwa zwölf Meter entfernt, am rechten Gang rollte langsam ein Kindersulky heran. Weg hier, schnell, fort! Ein langer Schritt brachte Florian aus dem Blickfeld, er atmete auf. 15 Meter bis zum breiten Gang. Kein Streitwagen in Sichtweite. Vorbei an Käse- und Milchprodukten auf der rechten, Pizza und Spinat an der linken Seite. Hinaus aus der Gefahrenzone. Fast stürmte er voran, mit den Augen konzentriert das Ende der Warengestelle fixierend. Er fühlte sich beinahe wieder sicher. 
 
 
Mit jedem weiteren Schritt überzeugte Florian K. sich selbst davon, dass alles nur Einbildung gewesen war, Schimäre, vorgegaukelter Schein eines tristen Weihnachtsfestes und eventueller Sehnsüchte. Acht Schritte noch. Aber einerlei, er hatte es gesehen, folglich mussten die Wagen da sein. Und Mandy und Jeanette ebenso. Sechs Schritte noch. Tief zog Florian die Luft ein. Und genau in diesem Moment schob sich am Ende des Ganges langsam ein dick profilierter Vorderreifen in seinen Gesichtswinkel. Panisch stoppte Florian ab. Blickte sich um. Wie sollte es eine der beiden jungen Mütter jetzt vor ihm hierhin geschafft haben. Erneut ein tiefer Atemzug, er blickte sich um. Hinter ihm war nichts. Wieder nach vorne geguckt. Über dem Vorderreifen sah man bereits die ausgestreckten Beine eines Kindes. Wohin? Zurück? 
 
 
Jetzt kam Florian K. die rettende Idee. Er parkte den Wagen sorgsam neben einer Reihe Gouda-Käse der verschiedensten Marken und hechtete in die Truhe mit den Tiefkühlprodukten. Im Liegen packte er blitzschnell mehrere Lagen Blubb-Spinat und Kohlrabi auf sich, tauchte sozusagen unter die Tiefkühlkost. Schwamm durch Fischstäbchen und Calamares. Noch etwa 20 Minuten, dann würde das Geschäft sowieso geschlossen, dann könnte er auftauchen. Das Bewusstsein verlor er erst, als sein Hinterkopf mit voller Wucht einen tiefgefrorenen Lachs touchierte. Bei Minus 8 Grad Celsius schlief Florian K. mit einem panischseligen Lächeln ein. Er war den Kinderwagen entkommen. 
 
 
Pünktlich um 20 Uhr standen vor Kasse drei des Karma-Supermarktes in Sutthausen drei junge Frauen mit Kinderwägen. Während die eine mehrere Schweinefilets in ihrem Einkaufswagen hatte, bezahlte die zweite diverse Flaschen Wein. Die Dritte dagegen hatte sich für Lachs als Weihnachtsmenü entschieden. Dem Unbeteiligten, der diese drei Damen beobachtet hätte, wäre allerhöchstens aufgefallen, dass ihre Kinder in annähernd identischen Kampf-Cabrios untergebracht waren. 

 


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