Er schläft. Friedlich liegt er da. Den Mund ein wenig geöffnet. Wie ein Kind.
Man ahnt nicht, welch brutaler Mörder er ist. So wie er daliegt. Aber ich weiß es.
Unbarmherzig stellt er seinen Opfern nach. Lauert, ruhig abwartend im Dunkel. Nur ein leichtes Zucken verrät seine Anspannung. Dann, während sie sich in Sicherheit wähnen, ist er plötzlich da. Er genießt es, wenn sie flüchten. Lässt sie scheinbar entkommen, stellt sie und lässt sie wieder laufen. Weidet sich an ihren verzweifelten Bemühungen zu entkommen und schlägt schließlich zu. Auf die ihm eigene Weise. Obwohl er scharfe Dolche trägt, ersticht er sie nicht. Der laute Knall einer Pistole schreckt ihn. Nein, er tötet durch Genickbruch. Professionell wie er meint, grausam, wie ich finde.
Nach jedem Mord kommt er nach Hause.
Ich muss ihm dienen. Muss ihm sein Mahl servieren, seine Ruhestätte bereiten.
Oh, es geht mir nicht schlecht dabei. Mir tut er nichts. Nur gelegentlich streift er mit seinen Dolchen über meinen Körper. Mit den nadeldünnen Spitzen sticht er feine Punkte in meine Haut. So, dass es gerade noch nicht blutet.
Liege ich schlafend, wenn er nach Hause kommt, so legt er sich zu mir. Presst seinen schweren Leib an mich. Fordert sein Recht als Herr im Hause. Ich rieche den Geruch des Blutes seiner Opfer und mich ekelt. Doch ich kann ihn nicht von mir stoßen. Ja, ich genieße das Gewicht seines Körpers auf mir, sein lautes Atmen, und dieses tiefe Brummen, mit dem er sein Wohlbefinden ausdrückt.
Wache ich am Morgen auf, ist er schon längst wieder weg.
Ruht er auf einem anderen Lager? Hat er vielleicht irgendwo eine andere? Eine die ihm ebenso verfallen ist?
Bisweilen nehme ich den vagen Geruch fremden Parfüms an seinem Körper war. Hat eine andere weibliche Hand seinen sehnigen Körper gestreichelt? Lag er bei ihr?
Doch ich kann nicht fragen. Wage ich es doch, so schaut er mich nur an und geht. Und wenn er wieder kommt, beeile ich mich, ihm die Mahlzeit hinzustellen und ihn willkommen zu heißen.
So ist das bei uns. Ich diene und er genießt. Er mordet und ich bange.
Manchmal bringt er sein Opfer nach Hause. Bietet es mir an, wie einst die Jäger ihre Beute der hungernden Familie brachten. Angewidert beseitige ich die blutige Leiche. Verscharre sie im Garten.
Ob es eine Liebesgabe sein soll? Sieht er nicht meinen Ekel? Oder ergötzt er sich an meinem Grausen?
Doch dann wieder ist er zärtlich, sanft, verspielt. Zart knabbert sein Mund an meinen Fingern, fordert, dass ich ihn streichle und liebkose. Schmiegt seinen schlanken Leib an mich. Diese Momente sind mein Lohn. Nun ist er wieder mein. Mein kleiner Kater.