Manchmal hat jemand eine wirklich fiese Idee. Die funktioniert. Und die ihm ein ganzes Reich sichert, in dem sich eine Dynastie gründen lässt. Fair ist das nicht. Aber mei, wird man in Monaco meinen. Autorin: Isabella Arcucci
Die Bewohner der Festung von Monaco waren einfach nur blöd. Jedes Kind weiß, dass man Fremden, die an der Haustür klopfen, nicht aufmacht. Denn wer sich durch den Türspion als freundlich grinsender Gasmann vorstellt, ist höchstwahrscheinlich ein Serienkiller…
Der falsche Mönch aus Genua
Die italienischen Burgbesatzer, die es sich an der Cote d´Azur bequem gemacht hatten, wussten nichts von falschen Gasmännern, heizten noch mit Holz und ahnten nichts Böses, als in der Nacht zum 8. Januar 1297 eine Gruppe Franziskanermönche an ihr Tor klopfte. Der Anführer dieser scheinheiligen Truppe hieß Francesco, war aber kein Franziskanermönch, sondern ein Grimaldi. Und er hatte nicht vor, die Burgbewohner zum Rosenball nach Monte Carlo einzuladen. Denn die Vorfahren der heute so feierfreudigen Monegassen wollten lieber prügeln. Das war schon daheim in Genua Francesco Grimaldis Metier gewesen. Dort hatten sich die Grimaldis, im blutigen Konflikt zwischen papsttreuen Guelfen und kaisertreuen Ghibellinen, ordentlich gekloppt. Die Familie Grimaldi kämpfte auf der Seite der papsttreuen Guelfen und musste schließlich aus Genua fliehen.
Die Festung von Monaco schien die ideale neue Heimat für la famiglia Grimaldi zu sein – nur war die Burg noch in der Hand der Feinde, der kaisertreuen Ghibellinen. Aber diese waren blöd genug, um auf Francescos Verkleidung hereinzufallen und die Tür aufzumachen… So zumindest die Legende. Die unter ihren Kutten bis an die Zähne bewaffneten "Mönche" fanden Einlass – und die ghibellinischen Burgbewohner den Tod. Am 8. Januar 1297 wurde die Festung von Monaco erobert. Die Geburtsstunde der monegassischen Grimaldi-Dynastie.
Die Schmuddelkinder des Hochadels
Es folgte eine wechselvolle Historie, in der die Grimaldis Monaco verloren und wiedereroberten, den Fürstentitel errangen, sich unter den Schutz Frankreichs stellten und im Zweiten Weltkrieg mit den Nazi-Besatzern kollaborierten – wofür sich Fürst Albert vor ein paar Jahren offiziell entschuldigte. Monacos internationalem Image als steuerfreiem Spielcasinoparadies tat dieser dunkle Fleck in der Geschichte des Zwergstaates jedoch kaum Abbruch. Trotzdem gelten die Grimaldis als "Piraten-Geschlecht", da sie im Mittelalter die malerische Küstenlage ihrer Festung nutzten, um vorbeiziehenden Handelsschiffen Mautzölle abzupressen und andere unlautere Geschäfte zu treiben.