Ein Königsdrama im Hause Windsor: Zwei Frauen ringen um die Gunst des Volks: Die Königin setzt auf Traditionalismus, die Schwiegertochter auf Charme und Natürlichkeit. Das Gesamtergebnis - ein Desaster. Autorin: Astrid Mayerle
Das Happy End ist in Verruf geraten. Man traut ihm nicht mehr. Weder in der Literatur noch im wirklichen Leben und schon gar nicht, wenn es um verzwickte Personenkonstellationen in Königshäusern geht. Hoch im Kurs stand das glückliche Finale noch damals bei den Grimms und bei Hans Christian Andersen. Dort wurden Prinzessinnen nur dann um ihren Schlaf gebracht, wenn eine Erbse unter der Matratze lag. Und bei Aschenbrödel durfte auch ein armes Bürgersmädel noch mit ihrem Prinzen glücklich werden. Doch wo siegt heute Gut über Böse, wo brilliert am Ende moralische Integrität? Im Hause Windsor, wo Queen Elizabeth II. seit über einem halben Jahrhundert die Regentschaft führt und nicht ans Aufhören denkt.
"Happy End"…
Entgegen aller journalistischer Ethik sei hier eine vage Vermutung verbreitet, die als alleiniger Handlungsimpuls für die englische Königin herhalten soll, als sie am 6. Juli 2004 im Londoner Hyde Park einen Brunnen für ihre ehemalige Schwiegertochter Prinzessin Diana einweihen ließ: Queen Elizabeth muss sich nachhaltig mit dem Phänomen des Happy Ends auseinandergesetzt haben. Nicht anders ist es zu erklären, dass die "gute Schwiegermutter" der "bösen Schwiegertochter" am Ende doch noch ein Denkmal setzt, gewissermaßen als Versöhnung post mortem.
Vorausgegangen war ein langjähriges Unverständnis zwischen der Prinzessin von Wales, die sich so gar nicht in die höfische Etikette fügen mochte und der Queen, Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien sowie Staatsoberhaupt weiterer Commonwealth Mitglieder Realms wie Antigua, Barbuda, Grenada, Jamaika, St. Kitts und Tuvalu. Mögen diese Orte sogleich märchenhafte Assoziationen wachrufen, anders als bei den Grimms, bei Andersen oder in Tausendundeinernacht bekam Diana Spencer ein Leben zwischen Hofknicks und Kleiderordnung sichtlich schlecht, und im Gegensatz zu ihrer Schwiegermutter wirkte sie immer etwas maskiert, wenn sie sich an die höfische Hutmode und den Schleiertinnef hielt.
Wer hat den Hut - richtig - auf?
Doch die Kleiderordnung war nur einer der Austragungsorte einer beständigen Rivalität, die sich in vielen Situationen manifestierte schließlich ging es darum, die Gunst des Volkes zu gewinnen. Zum Einsatz kamen bei beiden völlig unterschiedliche Mittel: Während die Königin auf Traditionalismus und kühle Autorität setzte, gewann Diana ihre Fans mit Charme und Natürlichkeit - allerdings wohl nicht immer ihren Mann, Prinz Charles. Anders als im Märchen hatten Prinz und Prinzessin denn auch ein paar Affären. Als die Ehe kriselte, intervenierte die um den Ruf des Kensington Palasts besorgte Schwiegermama mit zwei Briefen gleichen Wortlauts - der eine an Charles, der andere an Diana adressiert: Handschriftlich bat sie die beiden um eine baldige Lösung ihres Eheversprechens. Lösung hier im Sinne einer Auflösung. Genau daran muss die Queen denn auch bei der Einweihung des Brunnens gedacht haben, als sie von "Schwierigkeiten" sprach, die es im Lauf der Zeit gab. Am Ende würdigte sie allerdings Diana dann noch als einen "bemerkenswerten Menschen" mit einer "außergewöhnlichen Ausstrahlung".