In den April geschickt wurde eine Menge der Zuschauer der seriösen BBC. Wenn die Telefonleitungen heiß laufen, weil alle wissen wollen, wie man Spaghetti anpflanzt, dann ... April, April! Autorin: Juli Zöller
Jeder Job ist mal langweilig. Chirurgen gähnen heimlich, wenn sie den 428. Blinddarm rausnehmen. Junge hippe Start-up-Gründer haben von Zeit zu Zeit das Jung- und Hippsein so was von satt. Und erst die Journalisten! Lungern Stunden herum, um zehn Minuten einen Star im Hotel zu interviewen. Oder überhaupt keinen Star, sondern nur Stadträtin Hildburg Fad-Friedrichsen von der unabhängigen Liste.
Die Kunst des geschmackvollen Scherzes
Kein Wunder, dass die Presse gerne lügt. Ja ist doch so: Wie die Aasgeier stürzen sich die Journalisten auf dieses eine Datum im Jahr, an dem sie das tun dürfen, was sie oft am liebsten tun würden: Meldungen einfach erfinden. April, April!
Das geht natürlich gerne sauber daneben. Unter der Rubrik "schlechteste Aprilscherze" finden sich ziemlich viele Journalistenspäße. "Die russische Raumstation Mir ist abgestürzt und rast auf Hamburg zu." Nicht lustig - mahnte die genervte Hamburger Polizei den Lokalsender. Doch erst mal zogen die Moderatoren die Geschichte weiter durch, leider an einem 31. März, was das Niveau weiter senkt.
Die Kunst des geschmackvollen Aprilscherzes beherrschen britische Kollegen - wen wundert's? Wobei die besten auch schon etwas her sind. "Big Ben London wird auf Digitalanzeige umgestellt." Gelungener Scherz der BBC, von 1980, weil alle ja gerade diese flachen Casio-Uhren am Arm hatten. Total unwahrscheinlich war das also nicht.
Natürlich hat auch den besten Scherz aller Zeiten - sowas wissen seriöse Aprilscherzsammler - die BBC ausgestrahlt, am 1. April 1957, in der grundseriösen Fernseh-Sendung "Panorama".
Aufblende, Ukulelen-Geschrammel. Frühlingsbilder: ein Ast voller Blüten, eine sonnige Hausfassade. "It isn´t only in Britain, this year, that spring has taken everyone by surprise".
- Nicht nur in Großbritannien hat der Frühling alle überrascht, spricht Richard Dimbleby, in den 50er Jahren der Jan Hofer der BBC. Mit väterlich milder Stimme erzählt Dimbleby vom warmen Winter. Der habe den Schweizern - Schnitt auf dicht belaubte Bäume - eine außergewöhnlich reiche - Schwenk nach unten - Spaghetti-Ernte beschert. In ihren hölzernen Röhrenfernsehern sehen Millionen Briten: auf dem continent hängen Spaghetti wie Lametta von den Bäumen. Natürlich in schwarz-weiß. Ach. Interessant… Pasta kennt damals kaum jemand… Spaghetti-Bäume. Na wenn der Dimbleby das sagt? Immerhin hat er auch die Krönung der Queen kommentiert.
Wo gibt’s das Saatgut für Spaghetti-Bäume?
Im Sender klingeln die Telefone. Gartenverrückte Briten wollen jetzt auch solche Bäume. Kann man die züchten? Durchaus, die Antwort der BBC: Am besten in einer Dose Tomaten.
Nicht alle Aprilscherz-Opfer haben Humor. Noch nie zuvor hat sich ein Fernsehsender einen Spaß mit seinen Zuschauern erlaubt. Ein "April-Fool" in Panorama. Und dass sich der Dimbleby für sowas hergibt!!!